[X-Roman]Todeshauch - 322 Seiten (ab 18 Jahren)

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Boro Pi
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[X-Roman]Todeshauch - 322 Seiten (ab 18 Jahren)

Post by Boro Pi » Fri, 15. Aug 08, 21:46

FREIGEGEBEN AB 18!

EDIT: Die Beschränkung kommt nur durch vereinzelte Szenen zu stande. Wenn Ihr nur eine Geschichte ab 18 lesen wollt, werdet Ihr bei mir sicher nicht auf Eure Kosten kommen. :P
/EDIT

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Friede,

PDF-Download (Cresh sei Dank):
http://upload.creshal.de/files/20/Todeshauch.pdf
PDF-Download 2 (Überarbeiteter Prolog)
https://uploadnow.io/f/fgfQtYW
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Einleitung:
Seit enera hier kürzlich begonnen hat sein Großprojekt vorzustellen, war ich ins Grübeln gekommen, es ihm gleich zu tun. Nun habe ich mich positiv entschieden und imitierte daher jetzt schamlos den Aufbau seines Eröffnungsposts. :D An einem eigenen X-Roman plage ich mich nun seit Jahren herum, was natürlich nicht heißt, dass ich während dieser lange Spanne beständig daran gearbeitet hätte. Im Gegenteil sind oft Wochen, manchmal Monaten verstrichen, ohne dass ich das Projekt fortgeführt hätte. Das hatte diverse Gründe, mal hatte eine keine Zeit, mal keine Ideen und zugegeben nicht selten auch mal keine Lust.

Darüber hinaus hat bei gleichbleibender Grundhandlung Konzept und Aufbau der Geschichte immer wieder grundlegende Änderungen erfahren. Gerade die Anfangskapitel habe ich des öfteren gänzlich neu verfasst, weil mir dies und das nicht mehr gefiel. Inzwischen kann ich nicht einmal mehr sagen, ob ich bei der fünften, sechsten oder siebten Fassung der Geschichte angekommen bin. Dieser Umstand hat allerdings meine Entscheidung nun doch einmal etwas zu veröffentlichen begünstigst, da ich die Hoffnung hege, es wird 1. meine Scheu erhöhen Kapitel völlig umzuschreiben und mich endlich einmal mit dem fertigen zufrieden sein zu lassen, und 2. angeregt durch positive Reaktionen mich häufiger zum Schreiben motivieren (denn bislang habe ich mir die ganze Arbeit nur für mich alleine gemacht).

Dennoch muss auch ich betonen, dass es lange dauern wird bis neue Kapitel erscheinen werden und Ihr Euch sicher manchmal auch mal ein, zwei Monate werdet gedulden müssen. Und natürlich kann ich Euch keine Garantie geben, nicht irgendwann doch einmal eines der schon veröffentlichten Kapitel zu verwerfen. 8)

Zur Geschichte
Wie bereits ausgeführt hat das Konzept meiner Geschichte sich mehrfach geändert. Ursprünglich einmal unter dem Arbeitstitel Lar Borilaus begonnen, sollte es eine Geschichte mit einer boronischen Protagonistin werden, bei der nur gelegentlich zum besseren Verständnis in die Innensicht eines Split Antagonisten hinübergewechselt werden sollte. Dabei war es von vornherein beabsichtigt nicht in ein Schwarz-Weiß-Schema zu verfallen, sondern beiden Seiten plausible und "gute" Gründe für ihr Tun und Lassen zu geben.

Nun ist es aber so, dass dort wo Boronen sind, es mit der Action meist nicht weit gestellt ist. Mein erster Entwurf für den Prolog bestand sogar ausschließlich aus einer Landschaftsbeschreibung Ni-Sha-Las. :roll: Helge, der so freundlich war diese frühen Entwürfe zu kommentieren, wies mich darauf hin, dass der Beginn meines Romans daher recht langweilig sei. (Höflich wie er ist, hat es das natürlich anders ausgedrückt :wink:). Darüberhinaus gab er mir einige wertvolle Tipps zur Ausgestaltung eines Romans.

Um gleich zu Beginn mehr Action hinein zu bekommen, erhöhte ich also zunächst die Schwenks in die Perspektive der Split. Zudem entschied ich einige Nebenhandlungen einzubauen, um der Geschichte mehr Tiefe und Verstrickungen zu verleihen, und auch diese waren bei den Split leichter zu gestalten. Hier tauchen sie dann übrigens doch auf, die "schwarzen" Figuren, Bösewichter, die nur ihren eigenen Vorteil anstreben. So wurde denn nach und nach aus dem Boronenroman Lar Borilaus der Splitroman Todeshauch, dennoch denke ich, er wird nach wie vor den Gefallen der Fans beider meiner Lieblingsvölker finden.

So habe auch ich mich in der Ausformulierung eines Buchrückens versucht.
Todeshauch

Das X-Universum zwei Jazuras nach dem Trantor-Zwischenfall. Naj t’Srrt, Erster Krieger der Familie Tharka, ärgert sich mit immer neuen Verzögerungen des nächsten Feldzuges herum, da wird die Versuchsanlage, in der die neue Wunderwaffe entwickelt werden soll, von einer verheerenden Explosion vernichtet. Unfall oder Sabotage, diese Frage erscheint schon bald sekundär, denn ein automatischer Notruf lockt die Boronen zum Ort der Katastrophe und droht die verborgenen Kriegsvorbereitungen aufzudecken. Doch damit nicht genug, Verrat und Intrigen überschatten die Operation Todeshauch, derweil sich eine Jahrhunderte alte Prophezeiung zu erfüllen scheint…
Zunächst einmal werde ich Euch den Prolog und die ersten vier (von momentan geplanten 30) Kapitel präsentieren. Das sind schon einmal über 30 DINA4 Seiten und sollte Euch einen schönen Einstieg gewähren. Ich habe mich vorerst für diese Grenze entschieden, weil das kurze Kapitel Vier in den Disziplinen "Leser verwirren" und "Cliffhanger produzieren" hervorragende Qualitäten besitzt. :)

Danksagung
- Helge Kautz aus den oben genannten Gründen und dafür, dass er mich ermuntert hat, nicht allein in der Ausgestaltung der Handlung, sondern auch bei jener des Hintergrundes kreativ zu werden und über den vorgegeben Rahmen hinauszugehen. In diesem Sinne werdet Ihr Euch schon in den ersten Kapiteln auf Details zur boronischen Biologie und der Religion der Split freuen dürfen.
- Meinen drei Probelesern, die allesamt mit dem X-Universum nichts zu tun haben und daher a) diesen Dank wohl niemals zu Gesicht bekommen werden und b) mich sehr gut bezüglich der Verständlichkeit der Geschichte beraten konnten. Auch haben sie einige gute Anregungen beigesteuert.
- Egosoft für dieses "blöde Spiel", zu dem mich mein Bruder einst lange überreden musste, dass ich ihm einen zweiten Blick gönne und das mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. :)

Sir Boro Pi
Last edited by Boro Pi on Thu, 25. Jan 24, 21:52, edited 7 times in total.

Boro Pi
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Prolog und Kapitel Eins

Post by Boro Pi » Fri, 15. Aug 08, 21:57

DIESE GESCHICHTE IST FÜR LESER UNTER SECHZEHN JAHREN NICHT GEEIGNET

EDIT: Korrigiert und Überarbeitet

Prolog

Chins Wolken : 545ZT

In dem dichten Asteroidenfeld war es den Kampfjägern nicht möglich, die Überlegenheit ihrer Triebwerke wirklich zur Geltung zu bringen. Dennoch konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie das Passagierschiff eingeholt haben würden. Inzwischen mussten die Notrufe bei den Familien Chin, Tharka und Quay eingegangen sein, doch Folf t’Rnt hatte längst erkannt, dass deren Flotten nicht mehr rechtzeitig eintreffen würden. Sofern sie in diesen Zeiten denn überhaupt gewillt waren, dem Obersten Krieger der Familie Whi beizustehen.
Fluchend erhob er sich aus dem steinernen Pilotenthron. Mit der einen Hand ergriff er einen mannshohen Stock, seine bevorzugte Nahkampfwaffe, mit der anderen schlug er auf eine Schaltfläche ein, um den Text einer Nachrichtendrohne verschwinden zu lassen, der bislang als Hologramm neben ihm im Cockpit geschwebt hatte. Er wollte die Nachricht nicht mehr sehen, die ihr aller Todesurteil war. Cho t’Nnt war nicht gekommen, um sie wie abgesprochen zu einer verborgenen Familie zu bringen. Er würde auch nicht mehr kommen, wie er Folf nun unterrichtet hatte. Der Patriarch hatte den Kommandanten des Kriegsschiffes Knochenspäher überra-schend mit einer längeren Mission betraut. Cho sollte irgendein seltsames Menschenraumschiff aufspüren. Folf stieß einen weiteren Fluch aus. Unter anderen Umständen hätte er die Suche nach diesem Schiff vielleicht interessiert verfolgt, doch nun erschien es ihm lediglich als ein zynischer Streich des Schicksals.
Er wusste, dass er sterben würde. Der Gedanke bereitete ihm keine Angst, denn wie sagte sein Familienoberhaupt so oft: „Das Schlimmste haben wir hinter uns. Jetzt kommt nur noch der Tod.“ Er war alt, die meisten Krieger starben in viel jüngeren Jahren. In gewisser Weise betrachtete Folf seinen Tod als längst überfällig. Schlimmer erschien ihm sein Scheitern an sich. Ein Leib-wächter, der seinen Herrn nicht schützen konnte, war wertlos, sowohl im Leben als auch im Tode. Und die junge Frau, deren Sicherheit in seinen Händen lag, würde umkommen, er konnte nichts mehr dagegen unternehmen. Vielleicht hatte er sich zu sehr auf die uralte Weissagung verlassen, hatte gemeint, ihre Wahrheit würde sie alle schützen. Es verblieb ihm nur noch die Möglichkeit, ihren Feinden wenigsten einen Teil des Triumphes zu stibitzen und eine vorletzte Interpretation der Prophezeiung offen zu halten. Seine Schutzbefohlene würde heute umkommen. Sie war es nicht, es musste das Kind sein, denn die dritte Möglichkeit hatte er schon lange aus seinen Überlegungen verbannt. Mit schnellen Worten gab er eine neue Botschaft in die Nachrichtendrohne ein und schickte sie an ein Kriegsschiff im Nachbarsektor.

„Ihr habt hier nichts zu suchen, Herr!“, zischte Zhukra. Die alte Züglerin hatte sich im Zugangsschott aufgebaut, um den Obersten Krieger daran zu hindern, die kurzerhand zu einem Kreißsaal umfunktionierte medizinische Sektion zu betreten. Folf spähte an ihr vorbei in den spärlich beleuchteten Raum hinein. Er sah die schattenhaften Umrisse der beiden Dienerinnen, die Zhukra bei der Entbindung der werdenden Mutter assistieren sollten. Die Frauen schienen Dinge fortzuräumen, sie zeigten keine Hast.
„Ist es da?“, fragte Folf.
„Ja, Herr!“, strahlte die Alte. „Eine problemlose Linksgeburt, das …“
Folf schob sie unsanft zu Seite und trat ein. Zhukras wüste Rufe der Empörung folgten ihm, als er zielstrebig den Raum durchschritt. Aus den Augenwinkeln nahm er die junge Mutter wahr. Sie hatte sich in ihrem Bett aufgerichtet und wog ein Bündel in den Armen. Folf schaute bewusst nicht in ihre Richtung und formte mit seiner rechten Hand ein rituelles Abwehrzeichen, denn die Bestien der Geburt waren mächtige Geisterweiber, die jedes männliche Wesen verfluchen konnten, das frevlerisch ihre Wirkungsstätten betrat. Die beiden Geburtshelferinnen wichen dem Eindringling verängstigt aus, als sie merkten, dass dieser zur Prosekturkammer wollte. Der schmale, gekühlte Raum, nicht mehr als ein großer Schrank mit langen Schubladen, wurde fast nie benutzt. Er diente lediglich zur vorübergehenden Konservierung von Besatzungsmitgliedern oder Passagieren, die während eines der kurzen Flüge des Personentransporters verstarben. Dampfende Kälte fiel auf den Boden der medizinischen Sektion, als der Krieger die Kammer öffnete. Zhukras Gezeter verstummte, sie verspürte ebensoviel Angst vor den Mächten des Todes wie der Oberste Krieger vor jenen der Geburt. Ihre Assistentinnen verließen fluchtartig den Raum.
Folfs Hand hielt den Griff einer Schublade umklammert. Er schloss die Augen und zögerte. Die Sicherheit der jungen Mutter, seiner Herrin, hatte oberste Priorität besessen. Er hatte versucht, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten, auch darauf, sie nicht schützen zu können. Er hatte Vorbereitungen getroffen für einen letzten verzweifelten Plan, doch nun fühlte er die Last der zukünftigen Geschichte auf sich ruhen und war sich nicht mehr sicher, ob er den Plan durchführen sollte, ob es wirklich nötig war. Dann spürte er eine plötzlich einsetzende Vibration, die das ganze Schiff erzittern ließ, ein hässliches metallisches Kreischen wurde über die Struktur weitergeleitet. Ihre Verfolger hatten sie eingeholt und begannen, sich mit einem Hüllenschweißer ins Innere des Schiffes vorzuarbeiten. Mit einem Ruck riss er die Lade auf. Es war nötig!
Entsetzt starrte Zhukra den toten Säugling an, den der Krieger in seinen Armen hielt, während er die Prosekturkammer hinter sich wieder verschloss. Immer noch von Furcht davor ergriffen, wie die Geburtsbestien ihn bestrafen würden, trat er an seine Herrin heran, nahm ihr wortlos ihre frisch geborene Tochter ab und drückte ihr stattdessen das tote Kind in den Arm.
„Was tut ihr, Herr! Was tut ihr da?“, stammelte Zhukra. Doch sie erhielt keine Antwort. Die junge Mutter ließ ihren alten Leibwächter gewähren. Erst als dieser im Begriff stand, die medizinische Sektion mit ihrem Neugeborenen zu verlassen, fragte sie mit erschöpfter Stimme: „Sie sind da. Werde ich sterben?“
„Ja!“, antwortete Folf ihr knapp über die Schulter und verschwand.

Erleichtert schloss Folf die Frachtluke, auf einem Kontrollbildschirm konnte er beobachten, wie der mit einer Lebenserhaltung versehende Frachtcontainer ausgeworfen und in den Weltraum abgetrieben wurde. Er konnte nur hoffen, dass es zu keiner bedrohlichen Kollision mit einem der Asteroiden käme, bevor der Container gefunden würde, und zwar hoffentlich von der richtigen Person. Mit seiner letzten Nachrichtendrohne hatte Folf dem Vater des Kindes eine kurze Mitteilung gesandt. Er konnte sich noch gut an den Krieger der Familie Tharka erinnern, der ihnen vor einigen Mazuras auf einem Handelshafen der neutralen Familie Thi begegnet war. Folf fragte sich noch immer, wie es dem jungen Mann und seiner Herrin gelungen war, seiner ständigen Wachsamkeit zu entkommen. Aber das Malheur war nun einmal geschehen. Abgesehen von Folf und seiner Herrin kannte niemand die Identität des Vaters, und selbst dieser wusste nicht, wer seine flüchtige Bekanntschaft tatsächlich war. Bei ihm wäre das Kind wahrscheinlich vor den Häschern sicher. Das war für Folf momentan das Wichtigste.
Nun gab es für ihn nichts mehr zu tun als zur medizinischen Sektion zurück zu eilen und seine Herrin bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Hastig schlüpfte er in einen Raumanzug, da die Gefahr bestand, dass die gesamte Bordatmosphäre entwich, wenn sich die vorrückenden Eindringlinge Sektion um Sektion mit ihrem Hüllenschweißer vorarbeiten würden.
Doch offenbar hatten sie, nachdem sie einmal Bord waren, einen anderen Weg gefunden. In der Nähe seines Zieles stieß Folf auf zwei Leichen, diejenige Zhukras und die eines der Angreifer, den die Züglerin mit einem Dolch niedergestreckt zu haben schien, bevor sie selbst mit einer Energiewaffe erschossen worden war. Der besiegte Eindringling trug keinen Helm, und im Korridor herrschte auch kein Druckabfall. Ohne weiter darüber nachzudenken, streifte Folf seinen eigenen Helm ab, weil er ihm ein unangenehmes Gefühl der Beklemmung bereitete. Im selben Augenblick hörte er einen erschütternden Schmerzenschrei seiner Herrin und das wilde Gegröle einer Handvoll junger Männer. Er stürmte weiter und verfluchte seinen schwerfälligen Raumanzug.
Mit wütendem Gebrüll kehrte der Leibwächter in die medizinische Sektion zurück, seinen Kampfstock in der einen Hand, eine Laserpistole in der anderen. Schockiert nahm er die Szenerie in sich auf. Das tote Kind war achtlos auf den Boden geworfen worden. Seine Herrin lag noch immer auf dem Wöchnerinnenbett, war jedoch an einen Apparat angeschlossen worden, der Schwerverletzte eine gewisse Zeit am Leben und bei Bewusstsein halten konnte. Die Häscher hatten dies anscheinend nur getan, um dem Geist der jungen Frau die Möglichkeit zu nehmen, sich in eine gnädige Ohnmacht zu flüchten. Ihr Anführer hatte sich mit einem Laserskalpell in der Hand über sie gebeugt und begonnen die Splitfrau systematisch zu verstümmeln. Er zog es grausam in die Länge, indem er sich an ihren Füßen beginnend hocharbeitete. Folf schnappte nach Luft, wie alle Angehörigen des Kriegervolkes liebte er grausame Hinrichtungen und Folterungen, doch dieses Ausmaß an Brutalität im Rahmen eines ohnehin ehrlosen Überfalls schockierte sogar ihn. Mehr noch entsetzte ihn allerdings, dass er alle diese jungen Krieger kannte. Sie wandten sich nun zu ihm um. Viele von ihnen hatte er selbst ausgebildet.
Er legte alle seine Kraft in seine Stimme: „Krieger der Familie Whi, ich bin der Oberste Krieger und befehle euch, einzuhalten!“
Tatsächlich ließen einige der Eindringlinge ihre Waffen sinken und schauten sich Hilfe suchend zu ihrem Anführer um. Jemand flüsterte ehrfürchtig „Meister Folf“. Doch der Befehlshaber des Enterkommandos ließ sich nicht beirren. Er beendete einen Schnitt mit Skalpell, legte es dann zurück in eine Instrumentenwanne und trat dem alten Recken gegenüber. „Folf t’Rnt, Erster Krieger der Familie …“, nachdenklich schaute er sich um, als könne er sich nicht an dem Namen erinnern. Dann riss er mit einer übertriebenen Gebärde die Brauen hoch, als sei es ihm mit Mühe doch noch eingefallen. „Whi, heißt so nicht der schwächliche, feige Tattergreis, der beim Patriarchen verschimmelt? Ja, es kann sein, dass er einmal Oberhaupt einer Familie gewesen ist. Aber die Familie Whi ist Vergangenheit, die Familie Njy ist die Zukunft. Ich bin Melkin t’Knn, Erster Krieger der Familie Njy. Beuge dich mir Folf, Leibeigener Njy t’Vddns!“
Der Angesprochene antwortete mit einem Kriegsschrei und stürmte auf den ihm weit überlegenden Trupp zu. Er würde aufrecht untergehen. Ehe seine Gegner reagieren konnten, hatte er einen von ihnen mit einem gezielten Schuss in die Immerwährende Nacht ge-schickt und mit seinem herumwirbelnden Stock Melkin seine Strahlenwaffe aus der Hand geschlagen. Er wandte sich den nächsten beiden Gegnern zu und entwaffnete auch diese, doch ein Schuss streifte seinen rechten Arm, so dass er unwillkürlich seinen Stock fallen ließ. Er ignorierte die unvorstellbaren Schmerzen seiner versengten Haut und wollte sich zu dem Schützen umdrehen, als der kräftige Melkin ihn von hinten packte und hochhob. Folf wurde von ihm gegen die Wand geschleudert, wo er mit voller Wucht aufschlug. Er spürte nicht mehr, wie viele seiner Knochen und Rippen brachen, und keine der Platzwunden, die er sich zu-zog. Er merkte nur noch, wie die Luft aus seinen Lungen gepresst wurde. Er versank in Dunkelheit.

Sein Geist wanderte durch eine lichtlose Welt, in die nach und nach Geräusche eindrangen. Da waren die Schreie seiner Herrin, gedämpft, als würden sie aus weiter Ferne kommen und gelegentlich ein elektrisches Knistern. Er versuchte sich zu konzentrie-ren, da waren andere Stimmen, Worte, das plötzliche Piepen eines Komgeräts. Ein vollständiger Satz: „Herr, ein Zerstörer der Familie Tharka nähert sich!“ Weitere Wörter, Flüche, schnelle Schritte metallischer Stiefel. Dann Stille.
Er erwachte vollends und blinzelte. Etwas stimmte nicht mit sei-nem Sichtfeld. Er betastete sein Gesicht und stellte fest, dass ihm ein Auge fehlte. Mühsam richtete er sich auf, sein ganzer Körper schmerzte, sein rechter Arm ließ sich kaum noch bewegen.
Auf dem Bett lag seine Herrin, zumindest das, was von ihr übrig geblieben war. Von ihrer Taille abwärts war ihr gesamter Körper mit schrecklicher Akribie zerstört worden. Ihre Augen waren aufgerissen und starr. Sie schien tot zu sein, doch der Apparat, der sie stabilisieren sollte, arbeitete noch. Folf taumelte auf sie zu.

Zwei Mizuras später hatte Melkin seinen Jäger weit genug von dem trudelnden Transporter entfernt, um sein Werk gefahrlos zu beenden. Eine einfache Salve seiner Plasmageschütze genügte, um den Frachter zu einem Haufen Schlacke verglühen zu lassen. Ehe der Zerstörer der Familie Tharka eintraf, hatten er und seine Schergen sich bereits zerstreut.
Ein junger Krieger an Bord des Kriegsschiffes entdeckte einen herumtreibenden Container, der unverzüglich an Bord genommen wurde. Die Züglerinnen des Schiffes nahmen sich des Neugeborenen an.

Kapitel 1 - Neulinge

Auf dem Asteroiden lande fröhlich,
Wie meine Träume webt Dein Gesang,
Raumfliege, meine Liebe erhöh’ Dich
Und beschützt Dich, sei nicht bang.

LA’A-IR MAKOL RIKHATI (LIED DER KLEINEN RAUMFLIEGE)
Alte boronische Weise

31.395 Lichtjazuras entfernt : 17 Jazuras später


Die Sektorhüterin sah sich um. Die Hangargrotte war ein rätselhafter Ort. Während der vier Strömungswechsel, die sie inzwischen an Bord der Königlichen Handelsstation Gestade der Seligkeit die Geschicke des Sternensystems Meer der Fantasie leitete, war sie oft hierher gekommen, wenngleich selten dienstlich, denn die Grotte wurde nur noch selten genutzt, seitdem die Boronen dem Vorbild der anderen Völker folgten und Schiffe außen an ihren Stationen andocken ließen. Sie verstand die Vorzüge dieser Vorgehensweise, dennoch, dachte sie, während sie ihre Tentakel abwesend durch die langen Fransen der Dunkelalgen streifen ließ, war es ein ästhetischer Verlust. Daher hatte sie – anders als viele andere Sektorhüter – es abgelehnt, die Grotte zu demontieren. Funktionalität war wichtig, durfte aber niemals die Schönheit verdrängen.
Meer der Fantasie war einer der Sechs Tentakel des Königinnenreichs, wie die Boronen ihre wichtigsten Kolonialsysteme zu nennen pflegten. Sie musste daran denken, wie ungewöhnlich jung sie für eine Hüterin eines solchen Sektors war. Es waren gerade einmal 23 Strömungswechsel verflossen, seitdem sie in den Brutgewässern von The-Me’e aus ihrer Keimkapsel geschlüpft war. Unwillkürlich musste sie amüsiert klicken, als sie sich bewusst machte, dass sie nach der in der Gemeinschaft gültigen zuranischen Zeitrechnung der Teladi noch keine acht gewesen wäre. Ein Kind nach den Begriffen der Luftatmer, die allesamt eine so wundersam lange Lebensspanne besaßen. Aber sie war kein Kind mehr, sie hatte nicht nur die beiden Metamorphosen durchlaufen, die jeden Boronen von einer pilzförmiger Larve in seine filigrane Seepferdchengestalt verwandelten, sondern auch die dritte Metamorphose erlebt und war von Bori La zu Lar Borilaus erblüht. Sie gehörte zu den Nachkommen der Otupaus, der mythischen ersten Königin ihres Volkes, sie war nicht männlich, aber auch nicht mehr weiblich, sie war larid. Ihr Geschlecht war so selten wie ein Regentag auf Paranid Prime, von der Evolution konzipiert die Schwärme der Boronen zu führen.
Der Druckausgleich in der Schleuse war erfolgreich abgeschlossen und das innere Schleusentor fuhr auf, um einen Transporter hineinzulassen. Borilaus und ihre Begleiter bewunderten das Farbenspiel, das die in der Grotte herumtanzenden bunten Lichtgloben auf die Schiffshülle zauberten. Obwohl das Schiff dunkelgrün lackiert war, funkelte es in einem tanzenden Wechselspiel aus allen Tönen des Boronischen Regenbogens, von Infrarot bis Ultraviolett. Farben die außer den Meeresbewohnern nur Paraniden sehen konnten. Besonders hell erstrahlte, weil aus reflektierendem Material gefertigt, das Zeichen der zwei Keimkapseln, das alte Symbol der Liebe ihres Schöpfergottes, des Schleimigen Boron, und Symbol des Lebens. Seit einigen hundert Jazuras war es das Zeichen des Königinnenreiches und der Königlichen Sternenmarine.
Vor etwas mehr als einem Jazura war sie selbst in jenem Transporter hierher gereist, voller unbändiger Neugierde auf ihr neues Leben. Boronen liebten Abwechslung und Reisen. Auf ihrem Heimatplaneten Ni-Sha-La und den Kolonien lebten sie bis heute nomadisch und zogen in großen Gruppen den Fischschwärmen oder der Algenblüte hinterher. Ihrem Wandertrieb Rechnung tragend wurde die Sternenmarine daher alle vier Strömungswechsel munter durcheinander gewirbelt. Zu diesen Zeitpunkten durften die Angehörigen der Flotte ihre Dienststellen wechseln, wenn sie es wünschten. Manche wanderten so ihr ganzes Leben durch das Universum, doch die meisten fanden recht bald einen Ort und eine Aufgabe, die sie länger sesshaft werden ließen. Nur den Lar war dieses Wechselspiel verwehrt. Sie erhielten ihre Aufgaben von der Königin zugewiesen und hatten sie auf Lebzeit zu erfüllen.
Nun brachte der Transporter all jene her, die fortan ihren Dienst auf der Gestade leisten wollten. Langsam sank er dem Grund der Grotte entgegen. Der Hangar wurde inzwischen eigentlich nur noch für Schiffe verwendet, an denen größere Reparaturen durchgeführt werden mussten. Ansonsten diente er den Besatzungsmitgliedern zur Erholung, denn die künstliche Höhle war der Falagrotte auf Ni-Sha-La nachempfunden, man hatte sie sogar mit echtem Felsen ausgekleidet, der aus den Steinbrüchen von Uxor-Ni stammte. Borilaus fand es erstaunlich, wie realistisch Gestein einer wasserlosen Welt die geologischen Strukturen in der Tiefsee ihres Heimatplaneten wiedergeben konnte. Lediglich die hohe Anzahl von Lichtgloben und die zur Sauerstoffproduktion benötigten und nahezu alle Wände überwuchernden Dunkelalgen unterschieden die Hangargrotte von ihren natürlichen Vorbildern.
In der Mitte des Hangars lag ein halb verrottetes Frachtschiff vom Typ Seeigel auf der Seite. Es war jenes Schiff gewesen, das vor drei Generationen die letzten Bauteile zur Errichtung der Handelsstation herbeigeschafft hatte. Man hatte den Antrieb entfernt und es auf Grund gesetzt als Mahnung der Vergänglichkeit des Schönen und als Sinnbild der Schönheit des Vergänglichen. Eine Umsetzung einer der vielen Weisheiten, welche die Boronen ihrem großen Märtyrerphilosophen Lati Ma verdankten. Inzwischen war das Schiff vollständig von Korallen und Algen überwachsen und ein bevorzugtes Versteck der vielen farbenfrohen Zierfische, die es hier gab, um Besatzung und Gäste zu erfreuen. Der Transporter pendelte sich in einem ehrfürchtigen Abstand zu diesem kleinen Hort des Lebens in die künstliche Strömung ein und entließ seine pflanzlichen Anker, deren Wurzeln sich tief in das Bodengemisch aus Sand, Kieseln und Schlamm eingruben.
Aufgeregt schwammen Borilaus und ihre Begleiter heran. Sie hatte die Besatzung nur mühsam davon abhalten können, vollständig zu erscheinen, denn jeder wollte die neuen Freunde und Kollegen umgehend in Augenschein nehmen und deren Erinnerungswolken schmecken. Die Lamellen der Lar registrierten die Erinnerungsspuren an ihre eigene Ankunft an Bord, die im Wasser noch deutlich zu erkennen waren. Wie alle Boronen empfand sie es als ungemein lustig, die Erinnerungen anderer an sich selbst zu schmecken, wenngleich für sie wenig alltäglicher war als die Erinnerungswolken ihrer Artgenossen. Aber letztlich empfanden Boronen nahezu alles ungemein lustig.
Im Heck des Schiffes glitt die semiorganische Membran der Personenschleuse elegant auf. Umgehend purzelten etwa drei Dutzend munterer Boronen hinaus, beäugten die Hangargrotte neugierig, stoben auseinander und tollten beglückt über ihre nach einer langen Weltraumreise wieder gewonnene Bewegungsfreiheit wild umher. Doch ihre Blicke schwenkten alle nach und nach zu Borilaus, da sie die Präsenz der Lar schmeckten. Einige begegneten zum ersten Mal in ihrem Leben einer Vertreterin dieses Geschlechtes. Borilaus nahm in den frischen Erinnerungsspuren die typische Mixtur aus Ehrfurcht, Ergebenheit, Bewunderung, unschuldiger Liebe und hormoneller Verwirrung wahr, mit welcher die Boronen instinktiv auf die Lar reagierten. Ihr schlug eine sprichwörtliche Welle der Sympathie entgegen. Die Liebe zu den Lar, die Grundlage der boronischen Zivilisation.
Entsprechend dauerte es nicht lange, bis sie die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ankömmlinge besaß. Lar Borilaus verdrehte nun ihre beiden vorderen Tentakel zu einem langen Trichter, den sie sich vor den Rüssel schob. Alle anderen folgten ihrem Beispiel und formten ebenfalls eine Rüsselschraube. Es war ein altes Begrüßungsritual ihres Volkes. Die Lar stieß nun einen Schrei aus, der durch den verlängerten Klangkörper tiefer und dröhnender klang. Die anderen stimmten ein und die Wände der Grotte verursachten einen seltsamen Halleffekt, so dass sich ein dumpfer, lauter Ton bildete, den Borilaus´ Fantasie unwillkürlich mit einem liebeskranken Grünwal assoziierte. Die anderen schienen ähnliche Verbindungen gezogen zu haben, denn nach und nach verdrängte erheitertes Klackern das laute Dröhnen.
Plötzlich wurde unter ihnen der Sand aufgewirbelt, als sich ein Maslar aus dem Schlick wühlte. Der zahme, flache Knorpelfisch mit seiner großen Spannweite hatte die Freude der Boronen geschmeckt und näherte sich interessiert, was umgehend neue Begeisterung hervorrief. Alle wollten das riesige Tier streicheln und mit ihm spielen. Einige begaben sich zurück zum Transporter, um in ihren Sachen nach einer Leckerei für den Maslar zu suchen.
Borilaus hielt sich zurück, sie war die Verwalterin eines Sternensystems, eine Respektsperson, und war während ihrer Ausbildung darauf konditioniert worden, den unbekümmerten Impulsen ihrer Spezies zu widerstehen. Einzig und allein weil es die Luftatmer von jemandem in ihrer Position erwarteten. Diese hielten die unbändige Faszination der Boronen für schöne und spaßige Dinge für kindisch, was sie zur großen Verwunderung der Meeresbewohner zudem negativ meinten. Sie hielt sich also zurück, schaute den anderen bei ihrem Treiben einige Mizuras zu und wollte sich dann abwenden. Erst jetzt bemerkte sie einen weiteren Neuankömmling. Eine Teladi stand einsam vor der Personenschleuse des Transporters. Als sie bemerkte, dass Borilaus sie entdeckt hatte, sah sie schüchtern weg und zwirbelte ihr Ohr nervös zwischen einer Kralle. Eine Teladi an Bord eines Fluges der Sternenmarine? Borilaus war erstaunt, doch ihre Verwunderung steigerte sich noch, als ihr die bunten Bilder auffielen, die den Schuppenpanzer ihres Gegenübers zierten. Es handelte sich nicht um eine Teladi, sondern um einen Teladi.

Dayaleos Onnalas Kosiris wich in vielerlei Hinsicht von der Norm ab. Er war nicht nur ein männlicher Teladi, was ungewöhnlich genug war, sondern er hatte sich zudem dazu entschieden, seiner Heimat Adieu zu sagen und den Weltraum zu bereisen, obwohl sich eigentlich alle männlichen Teladi Ianamus Zura so tief verwurzelt fühlten, dass sie den Planeten niemals verließen.
Kosiris interessierte Lar Borilaus ungemein, und alsbald schwamm sie neben ihm durch die Grotte in einem angeregten Gespräch vertieft. Als Kosiris ihr offenbarte, dass seine Mutter eine Kaufechse aus der Gemeinschaft der Planeten war, zeigte sie sich überrascht: „Heißt es etwa nicht und wird denn nicht gesagt, dass die kuscheligen Schuppenknauserinnen sich vermittels der Gentechnik fortpflanzen und sich durch Klonen vermehren?“
„Tssh, ja schon.“, antwortete Kosiris, ohne seine Schnauze zu öffnen. Die Teladi hatten eine amphibische Vergangenheit und konnten fast eine volle Stazura unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. Zur einfacheren Kommunikation mit den Boronen hatten die Wissenschaftler des Reptilienvolkes schon vor Jahrhunderten eine effektive Methode gefunden, ein Gerät, welches direkt über die Gehirnströme gesteuert wurde und gedachte Sätze in die raschen Klicklaute der boronischen Sprache umsetzte. Es wurde Wasserhändler genannt, weil sich seine profitorientierten Entwicklerinnen keinen anderen Verwendungszweck hatten vorstellen können als wirtschaftliche Verhandlungen unter Wasser. Und wie bei allem, was die Kaufechsen nutzten, folgte das Design der Wasserhändler funktionalen Erwägungen. Es war eine kleine selbsthaftende Halbkugel in dem aufdringlichen Giftgrün des Teladi Unternehmens. Auf der Stirnschuppe aufgetragen wirkte es wie eine eitrige Beule oder ein fauliges Geschwür. Sehr zum Leidwesen von Kosiris, der - wie alle männlichen Teladi - sehr auf sein Aussehen Wert legte.
„Meine Mutter“, fuhr er nach langem, nachdenklichen Zögern fort: „gehörte zu den ersten Kaufechsen, die Ianamus Zura bereisten, nachdem das Unternehmen den Kontakt mit uns wieder hergestellt hatte. Wie so viele kam sie, um etwas zu suchen. Ihre Wurzeln, Ausgeglichenheit, was weiß ich.“
Seine Stimme klang mit einem Mal belegt. Borilaus merkte, dass es Kosiris nicht leicht fiel, diese Geschichte zu erzählen. Er wandte den Kopf ab und ließ sich auf den weichen Grund hinabsinken. Einige Augenblicke verweilte er schweigend und beobachtete die Fische, die durch das Schiffswrack huschten. Dann griff er seinen Faden unvermittelt wieder auf: „Was es auch gewesen sein mag, sie hat es nicht gefunden. Sie verließ Ianamus Zura nach wenigen Tazuras wieder. Aber sie hat ...“ wieder stockte er, in seinen Zügen war eine seltsame Mischung aus Qual und Heiterkeit zu lesen. „Sie hat etwas ... anderes gefunden, was ihr vorher nicht bekannt gewesen war, und musste schließlich feststellen, dass sie ein Ei legen würde.“
Erneut entstand eine kurze Pause nachdenklicher Stille, bis Kosiris fort fuhr. Schmerz war nun in seinen gelben Augen zu lesen, unterdrückte Wut schwang sogar in der künstlichen Stimme mit: „Sie wollte das Ei nicht haben, es hätte sie behindert bei ihren Geschäften.“
Das letzte Wort hatte er fast schrill betont. Augenblicklich nahm seine Stirnschuppe eine seltsame Blaufärbung an, die seine Scham anzeigte. Hastig versuchte er, die ungewollt harten Worte abzuschwächen: „Sie kannte es nicht anders, so machten es die beim Unternehmen schon immer. Die Großmütter ziehen die Schlupflinge groß.“
„Und so kamst auch Du, farbenfroh bunter Dayaleos Onnalas Kosiris ohne Zahl und Ziffer, zu Deiner Großmutter in Obhut, Sorge und Pflege?“, hakte Borilaus nach.
Kosiris blickte auf und sah in unbestimmter Richtung an der Lar vorbei. Erinnerungen an Phobass IV überkamen ihn. Dort lebte die gestrenge Großmutter. Allein unter weiblichen Teladi hatte er dort niemals gleich gesinnte Spielgefährten gefunden. Viele unangenehme Erinnerungen waren mit dem Planeten verbunden, aber auch viele schöne. Auf Phobass hatte er erstmals in seinem Leben Boronen getroffen, welche die Ozeanwelt oft besuchten. Sie hatten ihm seinen Weg gezeigt.
„Nicht nur.“, beantwortete er die Frage. „Mein Vater verlangte, dass ich auf Ianamus Zura bleibe. So ging es immer hin und her, Zura, Phobass, Phobass, Zura und immer weiter.“
Borilaus war sich unschlüssig, wie sie seine letzte Erklärung und die Bitterkeit, die seine Rede angenommen hatte, verstehen sollte. Auch hätte sie gerne etwas Aufmunterndes oder Tröstliches von sich gegeben, doch da wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem in Beschlag genommen.
Neben ihr flammte eine holographische Kugel in leuchtendem Magenta auf. Eine Mitteilung von der Kommandobrücke an die Sektorhüterin. Die Farbe kennzeichnete die äußerste Dringlichkeit der Nachricht. Die Lar ließ einen Tentakel durch den Lichtball gleiten, woraufhin sich dieser in eine schriftliche Botschaft verformte. Hätte Kosiris ihre Hormone schmecken und interpretieren können, hätte er den wachsenden Schreck wahrgenommen, welchen die Nachricht Borilaus bereitete. Doch ihre Mimik genügte ihm, zu erkennen, dass etwas Furchtbares vorgefallen sein musste. Die Lar eilte zur Brücke, nach kurzem Zögern folgte ihr der Teladi.
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Boro Pi
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Kapitel Zwei bis Vier

Post by Boro Pi » Fri, 15. Aug 08, 22:12

EDIT: Korrigiert und überarbeitet

Kapitel 2 - Hrogs Hochmut

Alles Gold und ein Herz ohne Ehre
sind zusammen so wertlos wie das Herz.

GHUS T’GLLT,
„Er sollte wissen“

FAMILIE RYK : HROGS HOCHMUT : 562ZT


Individualität besaß unter den Teladi keinen besonders hohen Stellenwert. Kitamendis stolperte durch die Dunkelheit. Als die Treppe urplötzlich aufhörte, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte. „Eiersalat!“ Sie rieb sich fluchend die Schnauze und richtete sich wieder auf. Alle Handelsstationen ihres Volkes verfügten über exakt denselben Grundriss, der einen effizienten und zügigen Warenumschlag gewährleistete und die Baukosten für das Unternehmen gering hielt. Unruhig tastete sie die Wände ab. Schwaches Licht des Zwergsternes Thra-Zalim zwängte sich zwei Etagen höher durch einen schmalen Fensterschlitz. Dieser war eine Reminiszenz an die Schießscharten längst vergessener Zeitalter. Unten am Treppenansatz war von dem Licht jedoch nur so viel übrig, dass die Teladi gerade so etwas wie die Ahnung ihrer eigenen Kralle wahrnehmen konnte. Letztlich waren die Raumstationen der Teladi wie ihre Erbauer, unauffällig, nüchtern, langweilig und effizient, und immer gleich, der Klon eines Klons eines Klons. Kitamendis ertastete ein Schott und erwartungsgemäß links davon einen Hebel, um es manuell zu öffnen. Leider, so musste sie wieder einmal feststellen, bestand das Universum nicht allein aus Teladi. Sie brauchte die Kraft beider Arme, um den Hebel zu bewegen. Sie fragte sich, ob sie jemals aus dieser profitverlassenen Splitstation herausfinden würde.
Der Raum, den sie nun betrat, war kubisch, seine Ausmaße – wie alles an Bord – gigantomanisch. Etwa zwanzig Meter breit, lang und hoch. In jede der vier Wände war ein rundes Schott aus vulkanischem Gestein eingelassen. Die einzige arbeitende Lichtquelle war ein matter Scheinwerfer, der eine Projektilwaffe anstrahlte, welche auf halber Raumhöhe von einem Haken herabbaumelte. Es gab weitere Haken und Halterungen links und rechts davon, weiter oben und unten. Der ganze Raum war mit ihnen übersäht. Kitamendis hatte auf ihrer Odyssee durch den Handelshafen andere Räume dieser Art gesehen, allesamt leer. Erst die einsame Waffe hier offenbarte ihr den Sinn der Hallen. Es waren Schatzkammern für Beutestücke. Als Hrog t’Nllt die Station als das Symbol seiner Macht entworfen hatte, hatte er reichlich Platz für die späteren Triumphe seines ruhmreichen Kriegerlebens eingeplant. Nur war Hrog kein Krieger und auch nicht ruhmreich, vor allen Dingen aber war er nicht mehr am Leben.
Ihr Blick blieb einige Sezuras an dem kleinen Lichthof, der das Gewehr umgab, haften. Licht. Die Dunkelheit war das Schlimmste, schlimmer als die Stille und die Leere.
„Die Station ist noch im Aufbau, einige Bordsysteme sind noch nicht angeschlossen. Die Kreatur hat sich also nicht zu wundern, wenn vielleicht irgendwo eine Lampe nicht funktioniert.“, hatte sich der Arsenalkrieger ihr gegenüber entschuldigt, als er sich nach Durchsicht der Frachtpapiere von ihr verabschiedet hatte. Offenbar hatte er nicht daran gezweifelt, dass die Teladi zu den Andockschleusen zurückfinden würde. Kitamendis hatte schließlich selbst auch nicht daran gezweifelt.
Der Krieger hatte sie von der Schleuse aus in sein Büro geleitet, welches sich in überraschender Entfernung zu den Frachträumen befand. Sie hatten einen Lift genommen. Doch als sie sich alleine auf den Rückweg gemacht hatte, hatte der Lift nicht auf ihre Befehle reagiert. Neben dem Lift entdeckte sie den Zugang zu einer Stiege. Und diese hatte sie in ein chaotisches Labyrinth aus langen Gängen, großen Hallen und abrupt endenden Treppen entführt. Einige Bordsysteme sind noch nicht angeschlossen. Nirgends hatte sie Zugriff auf das stationsinterne Kommunikationssystem oder den Bordcomputer bekommen können. Wann und wo die Beleuchtung funktionierte, schien völlig willkürlich zu sein. Alle Decks, die sie bislang aufgesucht hatte, waren verlassen. Dennoch musste sie sich im Groben auf dem richtigen Weg befinden. Die Andockschleusen für die Frachter befanden sich auf den untersten Ebenen des Handelshafens. Also nach unten.
Kitamendis untersuchte die anderen drei Schotts der trostlosen Schatzkammer. Eines verbarg den Zugang zu einem Lift, der – sie wunderte sich nicht – nicht reagierte, das zweite führte zu einer weiteren Treppe. Das dritte fuhr automatisch auf, als sie sich ihm näherte und offenbarte einen hell erleuchteten Raum. Die Teladi blinzelte der plötzlichen Helligkeit entgegen und wich erschreckt einen Schritt zurück. Dass sie auf einmal auf einen funktionierenden Teil der Station gestoßen war, kam so überraschend, dass sie instinktiv den Drang zur Flucht verspürte. Doch sie kämpfte das Gefühl nieder und trat durch das Schott.
Der Raum unterschied sich von den anderen, die sie bisher passiert hatte. Er war schmal und lang und erinnerte Kitamendis an teladianische Konferenzräume. Doch anstelle eines langen Konferenztisches reihten sich viele kleinere Tische und Stühle, wie so viele Gebrauchsgegenstände der Split aus Stein gefertigt, entlang einer Fensterfront, die eine komplette Längsseite ausfüllte. Von der anderen Längsseite, in deren Mitte sich das Zugangsschott befand, standen dreistöckige Metallbetten ab, dazwischen lehnten sich Spinde an die Wand. Auf einigen Betten lagen unordentliche Knäuel grauer Slotrakhfelle. Leere Verpackungen bedeckten eine Handvoll der Tische. Ein Mannschaftsquartier; und es wurde benutzt. Kitamendis war erleichtert. Sie kam sich vor, als sei sie von einer langen Reise durch unerforschte Sektoren ins Gebiet der Gemeinschaft der Planeten zurückgekehrt. „Computer?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Ghav ch’t t’nilgh Splitu!“, antwortete eine künstliche Stimme, die es erstaunlicherweise schaffte noch bedrohlicher zu klingen als ein richtiger Split. Ein Stationscomputer, der die argonische Handelssprache nicht beherrschte? Kitamendis wunderte sich, hatte aber nicht vor sich dadurch entmutigen zu lassen, denn sie war auf den richtigen Weg. Sie fühlte es. „Sseh tikrassh, ussh messhnokgassh.“ Vielen Dank für Ihre Hilfe, murmelte die Teladi in ihrer Muttersprache. Ihre Schuppenfinne richtete sie auf, was ihre Erheiterung über diesen kleinen Scherz anzeigte.
Kitamendis trat an das Fenster und blickte hinaus. Drei oder vier Decks unter ihr befanden sich die Andockschleusen, sie hatte es fast geschafft. Ein teladianischer Frachter löste sich gerade von den Andockklammern der Station. Manövrierdüsen schoben das Schiff langsam zurück, während an seinem Heck ein blauer Lichtschimmer auf das Warmlaufen des Ionentriebwerks hinwies.
Der Anblick beruhigte Kitamendis. Frachter kamen und gingen, der Alltag einer Handelsstation, die vertraute Welt der Teladi. Das Schiff begann nun in sicherer Entfernung zur Station zu wenden und entblößte seine Seite, die von harmlosen Schrammen und Beulen übersäht waren, welche Mikroasteroiden und Weltraumschrott über viele Jazuras hinweg hinterlassen hatten. Kitamendis presste ihren Kopf gegen die Scheibe und starrte auf die Muster der Kratzspuren. Das war ihr Schiff!
Aus der Richtung eines Seiteneingangs hörte sie plötzlich Stimmen. Jemand schien sich zu streiten.

Naj t’Srrt war – wie nahezu immer – unsagbar schlecht gelaunt. Seit Mazuras versauerte er nun in diesem nutzlosen Blechhaufen, welcher der Familie Ryk als Handelshafen diente. Laut Ryk war Hrogs Hochmut die größte Raumstation im Großpatriarchat der Split. Und angesichts der Tatsache, dass es weder dem alten Schwächling Hrog, noch Ryk, der diesem Leben, Sektor und Leibeigene genommen hatte, jemals gelungen war auch nur die Hälfte der Station sinnvoll zu nutzen, war Naj geneigt, es zu glauben. So oder so interessierte es ihn nicht. Die militärische Bedeutung der Handelshäfen war gering. Nicht zum ersten Mal fragte sich der Oberste Krieger daher, warum sein Volk sie überhaupt errichtete.
Er stand auf einer erhöhten Plattform und schaute in die Halle hinab, die groß genug gewesen wäre, eine Fregatte darin unterzubringen, und beobachtete wie die neuen Tanks angeschlossen wurden. Wie so oft, wenn er gleichzeitig gelangweilt und verärgert war, summte er das Heldenlied Cho t’Nnts mit absichtlich falschen Tönen. Demonstrativ hielt er Abstand zum Geländer, er wollte sich nicht daran anlehnen, sich nicht darauf stützen. Geländer galten ihm als verweichlichend, sie passten zu den Menschen und Teladi, nicht aber zu den Split. Denn nichts bedurfte der Krieger dringender als Aufmerksamkeit. Jemandem, der ein Geländer benötigte, um nicht hinunterzufallen, fehlte die nötige Aufmerksamkeit, um sich in einer Kampfsituation zu behaupten. Geländer und Krieger passten nicht zusammen.
Sie waren zu sechst. Rechts und links flankierten ihn Ryk t’Ghhn und Fogtor t’Bnnc, beide – Naj fühlte sich bestätigt – lässig über das Geländer gelehnt. Hinter ihnen standen die steinalte Züglerin Ryks und Uklin, Najs Tochter, die dieselbe Aufgabe für ihren Vater ausübte. Fogtor hatte keine Züglerin, der Agent erklärte, er könne seine Aggressionen selber kontrollieren. Etwas abseits stand Zhu t’Gffn und berichtete von den jüngsten Fortschritten der Experimente. Zhu war wahrscheinlich der seltsamste von ihnen allen, dachte der Oberste Krieger. Als Mitglied der Familie Thi als freier Leibeigener geboren, war er wie viele junge Männer seiner Generation freiwillig Wissenschaftler geworden. Als Naj in seinem Alter gewesen war, wäre derartiges noch undenkbar gewesen, Forschung war die Arbeit von Sklaven. Doch nach fast zwei Dekazuras der Herrschaft Rhonkars zeigten dessen Reformen erste Früchte. Naj hatte dem lange skeptisch gegenübergestanden, hatte aber einsehen müssen, dass die Weisheitskrieger, wie die jungen Forscher genannt wurden, besser arbeiteten als die alten Wissenschaftssklaven und die Raumkriegerschaft regelmäßig mit neuen Waffen erfreuten. Tatsächlich mochte Naj Zhu, hielt ihn aber nichtsdestotrotz für einen Schwächling und ließ sich niemals dazu verleiten, seiner Sympathie Ausdruck zu verschaffen. Und er hörte Zhu nicht zu. Der Weisheitskrieger berichtete in Variationen ohnehin jedes Mal dasselbe: Die Effizienz des Gasgemisches konnte weiter gesteigert, die Einsatzrisiken weiter gesenkt werden.
Er sah zu Fogtor hinüber, der seinen Blick zu spüren schien und sich ihm zuwandte. Ein spöttisches Funkeln blitzte in den Augen des Agenten auf, das zu sagen schien: ‚Ich weiß, dass Du nicht zuhörst, und selbst, wenn Du es tätest, nicht einmal die Hälfte verstehen würdest.’
Naj hasste ihn, Fogtor war arrogant und behandelte alle Angehörige der Raumkriegerschaft mit Herablassung. Dabei sah er selbst, zumindest nach Najs Meinung, völlig lächerlich aus. Ihm fehlte die bullige Gestalt eines Split, und seine Stirn setzte nicht mit V-förmigen, sondern geraden Brauen über seinen Augen an. Wären nicht seine zwölf Finger und die platte Nase gewesen, man hätte Fogtor für einen Menschen halten können. Und entsprechend schwach und weich schätzte Naj ihn ein. Sie starrten sich voll gegenseitiger Feindseligkeit an, Fogtors Mundwinkel schoben sich zu einem hämischen Grinsen hinab und Naj platzte der Kragen: „Hat er mir etwas zu sagen, Fogtor t’Bnnc?“, knurrte er.
„Herr?“, fragte Zhu, sichtlich verwirrt darüber abrupt in seinem Vortrag unterbrochen worden zu sein.
„Vater!“, mahnte Uklin mit ruhiger Stimme.
Doch Fogtor winkte ab: „Nein, Nein, Kind, ich wollte dem Obersten Krieger wirklich etwas sagen.“
Naj versteifte sich unbewusst in Kampfpose, er war auf alles vorbereitet. Seinem Gesicht war seine Überraschung nicht anzusehen. Immer noch grinsend, erklärte Fogtor: „Die Paranidkreaturen kommen.“
Naj formte mit der rechten Hand das Zeichen für Wertlose Kriegsbeute, um zum Ausdruck zu bringen, dies für eine uninteressante Nachricht zu halten. Was nicht stimmte, doch das brauchte Fogtor schließlich nicht zu wissen. Seine Linke wanderte derweil zu seinem Dolch hinab, für einen Augenblick erwog er, Fogtors dämliches Grinsen dem Agenten aus dem Gesicht zu schneiden, doch er fing einen ernsten Blick seiner Tochter auf und unterließ es.
„Sie wollen ihn sprechen, Naj t’Srrt.“, fuhr Fogtor fort.
„Warum?“ Najs Misstrauen war geweckt.
Fogtor spreizte die Finger beider Hände, um zu verdeutlichen, dass er es nicht wisse. „Sie werden erst danach entscheiden, ob sie uns helfen.“, fügte er mündlich hinzu.
Natürlich weiß er, warum sie es wollen, dachte Naj. „Wir brauchen die Dreiaugen nicht.“, beschied er.
„Wir sollten uns diese Möglichkeit offen …“, schaltete Ryk sich ein. Doch Naj ließ ihm mit finsterer Miene verstummen und erklärte energisch: „Ich will nicht mit den Kreaturen sprechen!“
Fogtor richtete sich auf. Ein fruchtloses Bemühen einen stattlichen Eindruck zu erwecken. Er grinste noch breiter, während er wütend zischte: „Der Patriarch will, dass er mit ihnen spricht! Werdet ihr also tun, was ich sage, Naj?“
Dieser stand regungslos da und dachte nach. Irgendwie hatte es Fogtor einmal wieder geschafft, ihn in eine auswegslose Position zu manövrieren. Er konnte sich nicht einer Weisung des Patriarchen verweigern, er würde Schande über sich und seine Familie bringen. Rhonkar mochte ihm den Befehl über den geplanten Feldzug entziehen oder gar schlimmer bestrafen. Anderseits wollte sich der Kriegsherr aber auf keinen Fall Fogtor vor den Augen Dritter unterordnen. Doch dazu gab es keine Alternative. Aber als Naj zu einer Antwort ansetzen wollte, geschah etwas Unerwartetes. Zunächst gewahrte er nur einen verblüfften Ausdruck in Zhus Zügen. Er folgte der Blickrichtung des Wissenschaftlers und war umgehend ebenso verwundert wie dieser. Eine Teladi war über einen der oberen Zugänge in die geheime Versuchshalle gelangt und watschelte nun auf der Plattform auf sie zu.
„Profit, Kollegen Split.“, grüßte sie. „Mein Name ist Hihundras Reguloas Kitamendis VII. Ich muss mein Schiff als gestohlen melden. Es, tssh?“ Die Echse war nun so nah an das Geländer herangetreten, dass sie die Halle überblicken konnte. Neugierig bückte sie sich vor. Rasch entdeckte Kitamendis die Sauerstofftanks, die sie selbst angeliefert hatte, daneben Tanks, die andere Gase enthielten, sowie einige umfunktionierte Komponenten herkömmlicher Lebenserhaltungssysteme. Doch die meisten Apparaturen und Geräte, die allesamt untereinander in einem Wirrwarr von Röhrchen, Schläuchen und Kabeln verbunden waren, entzogen sich ihrer Kenntnis.
„Was ist das denn?“, fragte sie unbekümmert.
Naj und Ryk hatten ihre Laserpistolen gezogen. Die Stirnschuppe der Teladi erbleichte augenblicklich: „Aber werte Split, ich … ich …“, stammelte sie.
„Wer hat die Kreatur geschickt?“, fragte Naj.
„Geschickt? Mich? Tssh, niemand, ich …“
Ryk feuerte. In wenigen Millisezuras verglühte Kitamendis zu einem hässlichen Klumpen, der hinab in die Halle fiel. Zhu sah besorgt hinterher, in Angst, empfindliche Geräte könnten getroffen worden sein. Naj fuhr erbost zu Ryk herum: „Warum hat er das getan, Ryk t’Ghnn?“
„Die Kreatur hat gelogen.“, erklärte dieser lapidar.
Naj entging nicht der Blick, den Ryk und Fogtor tauschten. Ryk wirkte nervös, der Agent zufrieden. Was ging hier vor? „Das Verhör war nicht beendet!“, protestierte der Oberste Krieger.
Ryk war es nicht gewohnt Widerworte zu erhalten und geriet nun selbst in Zorn: „Ich bin das Oberhaupt der Familie Ryk, er hat nicht in diesem Ton mit mir zu reden, Naj t’Srrt, Leibeigener Tharkas!“
„Leibeigene werden Oberhäupter, indem sie Oberhäupter töten.“ Najs Stimme war so kalt wie ein Wintermorgen auf Polaris XI. Beide erhoben ihre Waffen erneut, doch die Züglerinnen intervenierten sofort und verhinderten eine weitere Eskalation. Fogtor wirkte enttäuscht.
Naj schob seine Waffe zurück in den Halfter und schaute zu den Resten der Teladi hinab. Zhu war aller Aufregung zum Trotz hinunter gestiegen, um sicherzugehen, dass nichts beschädigt worden war. ‚Ich muss mein Schiff als gestohlen melden’, hatte die Echse gesagt. Eine schlechte Geschichte für einen Spion. Sollte sie tatsächlich nur zufällig über die Versuchsanlage gestolpert sein?
„Immerhin kann die Kreatur nun auch niemanden mehr erzählen, was sie uns geliefert hat.“, meinte Fogtor an seiner Seite. Naj musterte ihn. War es das? Hatte der Agent die Teladi gezielt in eine Situation gelockt, wo Ryk oder Naj sie töten mussten, nur damit auch nicht der kleinste Hinweis auf die Experimente nach draußen drang? Der Oberste Krieger nahm sich zum wiederholten Male vor, Fogtor t’Bnnc niemals den Rücken zuzuwenden und ihn bei der ersten Gelegenheit zu töten. Fogtor registrierte Najs hasserfüllten Blick und lächelte wissend.

Kapitel 3 - Im Namen der Bestien

Information ist die Grundlage allen Handelns.
Kenne Deine Verhandlungsposition, Deine Ware,
Dein Kapital und Deine Unkosten. Vor allem aber:
Kenne Deinen Kunden und alle seine Geheimnisse.

HURILIS HOHINDRAS HOKATIS III
CEO 474-506ZT

NIF-NAKH : 562ZT


„Tut es nicht, Herr, sie ist eine Dämonin.“
„Er schweigt, Thro! Auf der Stelle!“, zischte Rhonkar den Alten an. Mühsam unterdrückte er den Impuls, den Stein, den er wie alle Anwesenden in der rechten Hand trug, in Thros Richtung zu werfen. Er war froh, dass er und sein Zeuge gemäß dem Ritus abseits stehen mussten und niemand den greisen Krieger gehört hatte. Der Patriarch aller Split hätte eine solche Respektlosigkeit hart bestrafen müssen, wenn sie vor den Ohren anderer geäußert worden wäre. Auch so war es eine ungeheuerliche Anmaßung Thro t’Mggts, über welche Rhonkar nur deswegen hinwegsah, weil er den alten Kampfgefährten und ehemaligen Obersten Krieger seiner Familie nicht verlieren wollte. Sein Rat war ihm teuer, auch wenn der Greis in letzter Zeit der Welt um ihn herum und insbesondere der jungen Tchil immer häufiger mit unergründlichem Misstrauen begegnete.
Rhonkar senkte den Kopf und brachte Thro mit einem kurzen Stoß in die Rippen dazu, es ihm gleich zu tun. Andächtig lauschte er den Worten des Feuergeweihten. Er kannte die alte Litanei von den Kriegen der Vorzeit zur Genüge, doch wollte er sie so konzentriert in sich aufnehmen, als höre er sie heute zum ersten Male. Denn dieser Tazura war schließlich bedeutsam.
„Und als Zaghrok das zweite Licht zerschlagen hatte, griffen die Bestien des Himmels wieder zu ihren Waffen und die Flammen des Krieges überzogen erneut die Welt.“, rezitierte der Geweihte den uralten Text. Er hockte, eine Hand auf der Erde ruhend, in der Mitte des Palastvorplatzes auf einer Wiese roten Rhukgrases, während sich die wenigen Teilnehmer der Zeremonie in festgelegten Abständen um ihn herum gruppierten. „Sie fochten große Schlachten und schlugen der Welt tiefe Wunden. Das Schwert Gradonkhs fuhr hinab und riss die blutige Vrak aus dem Schoss der Mutter Hodie. Auch Thorgs Klinge schnitt ihr ins Fleisch und brachte die eiternden Kriv hervor. Meere von Blut füllten die klaffenden Wunden Hodies und bedeckten ihr Antlitz. Doch sie wich nicht, noch ließ sie nach in ihrer Kraft. Da floh Zaghrok der Feige, doch Gradonkh wich nicht und Thorg nicht, Lhutrak wich nicht und Krulkin nicht, nicht Hrun und nicht Razie und auch all die anderen Bestien des Todes und des Lebens nicht und die Kämpfe gingen weiter und wurden gewaltiger denn je.“
Plötzlich brüllte Rhonkar wie von Sinnen auf und alle Anwesenden fielen ein, um die kräftige Stimme des Geweihten zu übertönen. Denn nun erzählte der, wie Zaghrok die Bestien des Todes verriet, um den Blutschwur mit den Dämonen einzugehen. Diese ehrloseste aller Untaten durfte nicht vernommen werden, denn wem das Gift von Zaghroks Verrat ins Ohr geträufelt wurde, der wurde selbst zum Verräter an seiner Familie.
Schließlich gab der Feuergeweihte der Kultgemeinde vermittels des Handzeichens Vom Blut gesäubertes Schwert zu verstehen, dass die gefährliche Passage zu Ende gesprochen worden war. Die Split verstummten und der Priester fuhr fort: „Da sahen die Bestien, dass sie jeweils alleine den Dämonen nicht standhalten konnten. Und es trafen sich Vrak und Kriv, die Töchter Hodies zum ersten Male und die Schwestern sprachen über den Kampf der ruhmreichen Bestien. Da rief Kriv die Bestien des Krieges, des Feuers und des Ruhmes, die sich unter dem Banner des Todes gesammelt hatten, zu sich und zügelte sie. Und Vrak rief die Bestien der Geburt, des Blutes und der Jagd, die sich unter dem Banner des Lebens gesammelt hatten, zu sich und zügelte sie. Da nun sprachen die Bestien miteinander, und die Bestien des Todes erkannten, dass sie ohne die Bestien des Lebens nicht sein konnten, und die Bestien des Lebens erkannten, dass sie ohne die Bestien des Todes nicht sein konnten. So leisteten sie sich feierlich den Blutschwur, um fortan als Waffengefährten unter dem Banner des Himmels Seite an Seite zu kämpfen und die Welt vor den Heerscharen der Dämonen zu behaupten. Und so haben es die Bestien gefügt, dass jene, die Tod bringen, und jene, die Leben bringen, durch den Blutschwur vereint sein sollen.“
Nachdem er geendet hatte, schloss der Priester die Augen. Nun rezitierte er die heiligen Verse des Feuerkultes von Tonekhlan. Ehrfürchtig lauschte die Gemeinde dem alten Tonekhlu, einer Sprache die keiner von ihnen mehr beherrschte. Es waren nur kurze Verse, und auch nicht sonderlich viele, doch der Geweihte wiederholte sie beständig, in einem rätselhaften, unrhythmischen Singsang, der gespenstisch genau dem Wispern von Flammen glich. Während er sang, glitt ihm unvermittelt ein Ritualdolch aus dem weiten Ärmel in die Hand. Die feine Klinge war aus Silber und Nividium gearbeitet und mit Ghokfratzen verziert. Auch winzige Edelsteine waren eingearbeitet, die das bloße Auge kaum wahrnahm, den Dolch im Licht der Abendsonne jedoch hell aufblitzen ließen. Weiterhin in gehockter Haltung und mit verschlossenen Lidern, stieß der Priester den Dolch in die grasbewachsene Erde und drehte sich, einen Ring um sich herum ziehend, im Kreise. Dann verstummte er, öffnete die Augen, stand auf und vergewisserte sich, einen perfekten Kreis abgesteckt zu haben.
„Es ist gut!“ beschied er und kniete sich hin, um nun mit dem Dolch die Erde aus dem Ring herauszuschaufeln und eine kleine Mulde zu schaffen. Dies dauerte einige Zeit, doch niemand wagte zu sprechen. Nur die Klänge des nahen Urwaldes mischten sich in die leisen Grabgeräusche.
Schließlich war das Loch ausgehoben und die Erde daneben zu einen ordentlichen Kegel aufgeschichtet. Der Priester trat zurück, während alle Anwesenden näher kamen. Jeder hatte eine Stein in der rechten, kleinere Äste oder etwas Laub in der linken Hand. Mit den Steinen wurde der Rand der Mulde kreisförmig ausgelegt, die Äste und das Laub in der Mitte aufgehäuft. Dann griff sich ein jeder in sein Gewand und riss ein Stück davon herab, um es ebenfalls auf den Haufen zu werfen. Danach kehrten alle auf ihre Positionen zurück. Indes entfachte der Geweihte den Stoß mit zwei Feuersteinen und hielt den Dolch in die Flammen, bis er zu glühen begann. Den metallenen Knauf hielt er fest umschlossen, die Hitze schien seine Hand nicht anzugreifen.
Dann ergriff er einen großen Klumpen der frischen Erde und ging, den Dolch in der anderen Hand, auf die drei Frauen zu, die von Rhonkar und Thro aus gesehen in der gegenüber liegenden Ecken des Platzes warteten. Es handelte sich um eine junge Split, eine mittleren Alters und eine Greisin. Ein Zufall, doch der Priester hatte es vor Beginn der Zeremonie als günstiges Zeichen ausgelegt. Rhonkars Herz krampfte sich kurz zusammen. Könnte jetzt doch nur seine Tochter Hatrak hier sein.
Der Feuergeweihte baute sich vor der Frau mittleren Alters auf, die von den beiden anderen flankiert wurde. Sie trug eine weite ungegürtete Robe aus rotem Stoff. Die Farbe des Gewandes war dem des Grases so ähnlich, dass es wirkte als sei die Split eine dem Boden entwachsene Blume. Dennoch glich sie nicht mehr wirklich einer Blume. Man konnte zwar sehen, dass sie früher eine wahre Schönheit gewesen sein musste, doch ein anstrengendes Leben hatte seine Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen und sie vorzeitig altern lassen. Ihre langen weißen Haare, die dem Ritual gemäß in dreizehn Zöpfe geflochten waren, wiesen lange vor der Zeit erste Spuren von Schwarz auf.
„Tchil t’Snn, Tochter von …“, setzte der Priester an, um dann mit einem verwirrten Blinzeln abrupt abzubrechen. Erst jetzt ging im auf, dass ihm niemand die Abstammung der Braut erläutert hatte und augenblicklich wurde ihm bewusst, wie klein der Kreis der Anwesenden war und dass diese nur aus Mitgliedern der Familie Rhonkar bestand. „Zhalkri“, flüsterte die Rotgewandete.
Der Priester blickte sie einen Moment misstrauisch an, Zhalkri war einer der häufigsten Frauennamen bei den Split und entsprechend beliebt, wenn man seine Herkunft zu verschleiern gedachte. Etwas stimmte nicht. Der Patriarch aller Split war im Begriff eine Fremde, vielleicht sogar eine Ausgestoßene zu ehelichen. Sein Körper versteifte sich, er zögerte fort zufahren. Er suchte den Blick der Braut mit strenger Miene und versuchte so, ihr Geheimnis zu ergründen. Doch entgegen seinen Erwartungen hielt sie seinem Blick stand und in ihren Augen erkannte er ein loderndes Feuer von Stolz und Kraft, wie er es niemals zuvor gesehen hatte. Eine Kraft, die nur von den Bestien des Himmels kommen konnte. Es war ihr Wille, der sich hier vollführte. Er senkte das Haupt und murmelte: „Tochter von Zhalkri, bist Du bereit den Blutschwur zu leisten?“
Feierlich sprach sie die traditionelle Formel: „Ja, ich will das Blut geben, das mein Leben ist, für den, der mein Leben sein soll, um mit ihm eines Blutes zu werden.“
Ihr Gegenüber reichte ihr den Erdklumpen und sprach: „Tchil t’Snn, bewahre Du nun das Andenken an Hodie, die Mutter, Oberste Kriegerin des Lebens, die ihre Kinder unter Schmerzen und Qualen gebar.“ Tchil führte den Erdklumpen zu ihren Mund, biss hinein und schluckte einen Teil der fruchtbaren Erde hinunter. Am anderen Ende des Platzes zischte Thro etwas, Rhonkar brummte zurück. Nur wenige Anwesende wussten, dass Tchil keine Kinder mehr zur Welt bringen konnte.
Der Priester zog indes den rechten Arm der Frau zu sich heran und vollzog jeweils einen Schnitt in Ober- und Unterarm, dann drehte er die heiße Klinge und brannte mit der flachen Seite die frischen Wunden zu. Hässlicher Geruch verbrannten Fleisches stieg in die Luft. Dann ließ der Geweihte den Arm fahren, ging in die Knie und setze den blutenden Dolch zu zwei Schnitten im linken Bein an. Ein seltsam schabendes Geräusch erklang, und als er die Klinge wieder heranzog, stellte er verwundert fest, dass kein neues Blut hinzukommen war. Irritiert schob er den Dolch langsam ein weiteres Mal nach vorne, um den scheinbar missglückten Schnitt zu wiederholen, doch da spürte er Tchils Griff auf seiner Schulter und ließ sich von ihr widerstandslos aufrichten.
Er wandte sich um und erhitzte den Dolch erneut in den Flammen, ehe er auf den Patriarchen zu schritt. Die drei Frauen waren ihm bis zur Feuerstelle gefolgt, wo sie zurückblieben. Bei Rhonkar angekommen, vollführte der Priester auch an ihm den Ritus des Blutschwurs. Der Patriarch blutete aus allen vier Wunden. Seltsamerweise war sich der Geweihte nicht sicher, ob ihn dies beruhigen oder beängstigen sollte. Erneut kehrte er zur Mitte des Platzes zurück, Rhonkar und Thro folgten ihm. Die Brautleute blieben im Abstand von einem Meter voneinander stehen, zwischen ihnen stand der Geweihte.
„Nun, muss das Orakel der Bestien bestimmen, welche Probe ihr bestehen müsst, Rhonkar t’Ncct, um zu zeigen, dass ihr den Geist der ruhmreichen Aqhn bezwungen habt.“
Er sah den Patriarchen nicht an, sondern starrte direkt in die Sonne. Er hob den Dolch und ließ das vermischte braune Blut der beiden durch das gleißende Licht in das prasselnde Feuer tropfen, wo es mit scharfen Zischlauten verdampfte.
„Das Orakel hat die Prüfung bestimmt.“, sagte er schließlich mit seltsam ferner Stimme. Dann setzte er sich in Bewegung und verschwand im nahen Urwald. Es dauerte etliche Mizuras bis er zurückkehrte, doch keiner der Anwesenden rührte sich in der Zwischenzeit oder sprach ein Wort. Schließlich trat der Geweihte wieder aus dem Dschungel heraus und näherte sich dem Paar. Er barg etwas in seinen großen Händen, doch war es für niemanden zu erkennen bis er zwischen die Brautleute getreten war und sein Geheimnis lüftete. Eine einzelne Blüte der Blauen Züglerin ruhte auf seinen Handflächen, der Lieblingsblume Rhonkars vor langer Zeit verstorbener Frau Aqhn.
Unvermittelt musste Tchil niesen, mit angstvoll geweiteten Augen riss sie den Mund auf, das grässliche Röcheln der Atemnot entfuhr ihr und sie klappte kraftlos zusammen. Erschreckt und überrascht von der allergischen Reaktion warf der Priester die Blume weit von sich und beugte sich wie alle anderen über die Ohnmächtige.
Es dauerte nicht lange bis Tchil wieder zu Besinnung kam. Sie gab vor, das hässliche Getuschel, was für eine erbärmlich kränkliche Gefährtin sich der Patriarch erwählt hatte, nicht zu hören. Zufrieden sah sie zu Rhonkar hinauf. Im Tumult um ihre vorgetäuschte Ohnmacht hatte außer ihr niemand die Tränen des Erinnerungsschmerzes in seinen Augen gesehen. Er hatte die Prüfung nicht bestanden, doch keiner hatte die Schwäche des Patriarchen wahrgenommen, die ihn nicht nur die Heirat, sondern auch seine Herrschaft hätte kosten können. Während sie sich wieder aufrichtete, tauschte sie mit ihrem Gemahl verstohlen ein Verschwörerlächeln.

Kapitel 4 - In Schwarzen Flammen

Manchmal ist Borons Wunder so tief,
So unendlich weit, so unendlich enge,
Dass hinab Er das Licht nie rief,
So Seine Liebe mitunter Strenge.
Schön ist’s da, doch auch gefährlich,
Viel verbergend, aber immer ehrlich.
Von der Wundertief Du hast ein Stück,
Trägst sie in Dir als Deinen Geist,
Ihre Quellen Liebe, Freude, Glück,
Doch Acht! Eine davon Wahn heißt.

LAR MENELAUS,
Gedichtband „Träume verflossen“

FAMILIE RYK : HROGS HOCHMUT : 562ZT


Plötzlich erwachte er aus seinen wirren Träumen. Er seufzte erleichtert. Dies war die einzig angenehme Stelle. Zufrieden stellte er fest, dass ihm noch genug Zeit blieb, etwas zu lesen, bevor er in die Versuchsanlage zurückkehren musste. Er brauchte seinen Chronometer nicht zu konsultieren, er wusste, wie spät es war. Niemals würde er diesen Zeitpunkt vergessen. Nachdem er sich entschlossen hatte, zu lesen, verschwand seine Pritsche und das Regal reichte ihm freundlicherweise einen Wälzer über organische Raumnebel. Als er das Buch ergriff, war er auch schon angekleidet. Er erkannte keine Schriftzeichen und nahm keine Information auf. Er las einfach, befand sein Gehirn, und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln.
Da begann die Kommunikationskonsole seiner Kabine zu piepen. Er sah zu ihr hinüber und sie wanderte von ihm fort. Nein, der Raum streckte sich und wurde zu einem langen Tunnel, dessen Enden er selbst und die Konsole bildeten. Das Regal verschwand und das Buch, auch alle anderen Einrichtungsgegenstände. Sie hatten nun keine Bedeutung mehr. Das Grauen ergriff ihn. ‚Schon Wieder?’, fragte er sich, eher unangenehm berührt als verwundert darüber, den Moment erneut zu durchleben. Ob es nicht geschähe, wenn er die Konsole ignorierte? Doch der Gedanke hatte keinen Einfluss auf sein Handeln. Er sah sich selbst an das Gerät herantreten und seinen Namen sagen. „Flieh!“, wollte er sich selbst zuschreien, doch er schien sich nicht zu hören.
Da vernahm er die Meldung. Der aufgeregte Laborassistent war kaum zu verstehen, so laut war das Zischen im Hintergrund: „Ein Leck, Herr! Wir versuchen es zu schließen, kommt schnell!“
Energisch schritt er zur Tür und hinaus auf den Korridor. Dieser war in fremdartiges gelbes Licht getaucht, schien sich in die Unendlichkeit zu erstrecken und krümmte sich mit der langsamen Eleganz einer Schlange. Immer noch konnte er sich selbst beobachten. Ohne sich zu bewegen, gelang es ihm mühelos, seinen schnellen Schritt mitzuhalten. „Nicht dorthin!“ Doch wieder vernahm er seine Warnung nicht.
Er hörte das infernalische Brüllen eines grässlichen Untieres. Es kam näher. Schon schlug ihm eine Titanenhand aus Luft entgegen und warf ihn zu Boden. Hätten nicht die Sicherheitsschotts schließen müssen? Er wollte sich aufrappeln, doch seine Lungen schienen in Flammen zu stehen. ‚Das Gas, sogar hier!’ erkannte er in panischem Schrecken. Bei allen Bestien, was war das für ein Leck? Plötzlich wurde er sanft aufgehoben. Die künstliche Schwerkraft war ausgefallen. Neben ihm schwebte ein Laserpointer. Er musste ihm beim Fallen verloren haben. Irritiert registrierte er, dass das Utensil noch gar nicht auf den Boden aufgeschlagen war. Seitdem ihn die Wucht getroffen hatte, konnte noch keine Zehntel Sezura verstrichen sein. Alles lief unglaublich langsam ab. Wie jedes Mal an dieser Stelle, fragte er sich, ob man wirklich so schnell denken konnte, ob er so schnell gedacht hatte.
So oder so, es würde nichts ändern. Es brachte ihm allein den zweifelhaften Vorteil ein, sich noch einmal klar bewusst zu machen, was in wenigen Millisezuras geschehen würde. Und tatsächlich hatte ihn die Feuerwand in Bruchteilen eines Augenzwinkerns überrollt. Jedoch hatte er sie kommen sehen, hatte ihre tödliche Majestät, das Tanzen filigraner Flämmchen auf der massiven lodernden Walze bewundern können. Er hatte sie Länge um Länge näher kommen sehen und spürte, wie sie Millimeter um Millimeter seines Körpers an sich riss, wie sie ihn gänzlich umhüllte und hinabriss in ein Meer aus dunklem Feuer und gleißender Finsternis.
Dann trieb er umher in einer Leere ohne oben und unten, ohne Raum und Zeit. Es war nichts dort außer einem kümmerlichen Rest dessen, was er vormalst ‚ich’ genannt hätte, und schwarzem Schmerz, aus dem die gesamte Welt zu bestehen schien. Eine Ewigkeit nach der nächsten verstrich und er wusste, gleich würde er zu erwachen glauben und den Albtraum noch einmal durchlaufen. War dies die Immerwährende Nacht? War man dort gefangen in einem dämonischen Kreislauf, die einen den eigenen Tod immer wieder sterben ließ? Oder hatten die Bestien des Himmels seinen Geist an einen Dämonenghok verfüttert als Strafe, weil er sich niemals als Krieger Ruhm errungen hatte? Er wusste es nicht.
Plötzlich war da ein Licht, es war rot und blau zur gleichen Zeit. Es bereitete ihm keine Schmerzen und quälte ihn auch nicht in anderer Hinsicht. Im Gegenteil, es begann, das Universum der Pein zu verdrängen. Doch es beunruhigte ihn ungemein. Er war nun schon so oft an dieser Stelle angelangt, doch das Licht war neu. Er wollte vor dem Licht zurück in das vertraute Leiden fliehen, doch er konnte sich in keine Richtung bewegen, denn er befand sich außerhalb jeder Dimension. Das Licht hingegen breitete sich unaufhaltsam aus und begann, mit kalten Fingern nach ihm zu tasten.

Plötzlich erwachte er aus seinen wirren Träumen. Doch diesmal waren da nicht seine Kabine, seine Pritsche, sein Regal und das Buch über Raumnebel. Kleine, vielarmige Kreaturen von ausgesuchter Hässlichkeit beugten sich über ihn. Sie hantierten mit unheimlichen fremdartigen Gerätschaften an ihm herum. Just als eines von ihnen eine spitze Nadel in seinen Körper versenkte, erkannte sein erwachender Geist, um welche Wesen es sich handelte. Aufgepeitscht von Zorn, Angst und Ekel wollte er um sich schlagen und treten. Doch seine Arme und Beine gehorchten ihm nicht mehr. Nein, korrigierte er sich selbst, sie waren nicht mehr da. Dafür war da ein Geräusch. Ein so unsäglich schriller Laut, wie ihn kein Lebewesen wohl auszustoßen vermocht hätte. Und er war laut, er zerriss sein Trommelfell und verschwand doch trotzdem nicht, denn er war sein eigener Schrei.

EDIT: Alle weiteren Kapitel werden nur noch als PDF vorgestellt.
Last edited by Boro Pi on Sun, 19. Oct 08, 15:22, edited 1 time in total.

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enenra
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Post by enenra » Fri, 15. Aug 08, 23:34

Whoa! :o

Da fällt mir ja nur eins ein: Nachmacher!

ehrm, ich meine: Yay! Lesematerial! :D

Ich hab' erst deinen Anfangspost gelesen aber das sieht schon gut aus. Über mehr Details von Split und Boronen freue ich mich immer - erst recht wenn sie "offiziell abgesegnet" sind. :)

Wäre es dir möglich, das Ganze im PDF-Format anzubieten? Weisse Schrift auf schwarzem Hintergrund war noch nie das Beste für die Augen. ^^

EDIT: Mir ist eben aufgefallen, dass da Bindestriche mitten im Text sind - musst du erst in den Optionen ausschalten und dann C&P-en. ;)

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DeiNaGoN
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Post by DeiNaGoN » Sat, 16. Aug 08, 05:42

Hmm, eine Möglichkeit einen Kritiker von Berufswegen zu kritisieren ergreif ich doch gerne :D

Fangen wir also mal mit dem Schreibstil an. Der ist wie gewohnt sehr angenehm zu lesen und detailreich. Einzige Auffälligkeit waren diese Bindestriche, die ich zuerst für eine Art Stilmittel gehalte habe, dessen Sinn mir noch nicht ganz aufgegangen ist.
Die Handlung find ich bis jetzt auch sehr interessant und spannend, denn die verschiedenen Handlungsbögen, die du bis jetzt angerissen hast, machen neugierig auf mehr.
Die zwei, drei Rechtschreibfehlr, die ich da lesen durfte, verblassen dabei.
Alles in allem ein hervorragender Start, wobei ich bald auf Nachschub hoffe. :)

Übrigens, willkommen im Club der Schreiber epischer Fortsetzungsstories :D

Greetz, DeiNaGoN

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Da sind stimmen...

Post by Boro Pi » Sat, 16. Aug 08, 09:52

Friede,
enenra wrote:Über mehr Details von Split und Boronen freue ich mich immer - erst recht wenn sie "offiziell abgesegnet" sind. :)
Ich bitte vielmals um Verzeihung, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Diese Dinge sind von Helge "nicht abgesegnet", er hat mich nur ermuntert sie auszugestalten. Wenn Du so willst, werden sie von ihm "huldvoll geduldet".
Konkret: Er selber hat einmal vage angedeutet, dass er sich die Entwicklung der Boronen in mehreren Phasen vorstellt, daher also bei mir die Metamorphosen. Und er hat mir gesagt, dass Boronen keine Strukturen a la Vater-Mutter-Kind kennen, also keine Familien bilden. Daraus habe ich geschlossen, dass es wohl auch keine Brutpflege geben wird und daraus die Sache mit den (abgelaichten) Keimkapseln entwickelt, die nach und nach am Meeresgrund heranreifen. Den jetzigen Entwurf zu den Metamorphosen hat er nicht gesehen, den Vorgänger (abgesehen von einer dritten Larmetamorphose identisch) für "interessant" befunden, festgelegt hat er sich nicht.
Zur Religion: Helge hat meine Überlegung für gut befunden, dass sich die Bestien, bzw. überweltliche Wesen in der Splitreligion allgemein, in Parteiungen zerfallen, die sich bekämpfen. Die jetzige Ausgestaltung dieser Überlegung habe ich ihm nicht vorgestellt. (Er ist so freundlich mir trotz all einer arbeitsreichen Projekte hin und wieder Ratschläge zu erteilen, er liest das bei weiten nicht alles gegen. :wink: )

Ich glaube meine einzige Überlegung, die er tatsächlich einmal abgesegnet hat, war meine Einschätzung zur durchschnittlichen boronischen Lebenserwartung.

EDIT: Achso ja, und er hat mir zumindest die Erlaubnis gegeben, Aqhn sterben zu lassen und Rhonkar neu zu verheiraten.
/EDIT
Wäre es dir möglich, das Ganze im PDF-Format anzubieten? Weisse Schrift auf schwarzem Hintergrund war noch nie das Beste für die Augen. ^^
Ich hätte wohl die Möglichkeit es in ein PDF umzuwandeln, aber keinen Ort zum Hochladen.
EDIT: Mir ist eben aufgefallen, dass da Bindestriche mitten im Text sind - musst du erst in den Optionen ausschalten und dann C&P-en. ;)
Ja, irgendwie hat er die Bindestriche der Word-Silbentrennung mit kopiert. Nachdem es mir aufgefallen ist, habe ich auch die Silbentrennung bei den Kapiteln 3 und 4 vorher abgestellt. Wenn es zu sehr stören sollte, werde ich die anderen Kapitel entsprechend nachkorrigieren.
DeiNaGoN wrote: Hmm, eine Möglichkeit einen Kritiker von Berufswegen zu kritisieren ergreif ich doch gerne :D
Tust Du das denn? :P
Rechtschreibfehlr
Ein Kleinkunstwerk. :lol:
Übrigens, willkommen im Club der Schreiber epischer Fortsetzungsstories :D
Richtig, ich erinnere mich daran, Dir einmal gesagt zu haben, derartige häppchenweise Veröffentlichungen nicht zu mögen. Naja, irgendwann fallen wir alle um.

Ansonsten, um es mit Dante zu sagen (Übersetzung O. Gildemeister)
Kehrten zu mir gleich mit Grüßen sich.
Sie aber ehrten noch viel höher mich:
Zu einem ihrer Schar ward ich erlesen,
Und unter solchen ging als sechster ich.
So führten mich zum Licht die hohen Wesen.
Sir Boro Pi

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Post by enenra » Sat, 16. Aug 08, 11:25

@Boro Pi

Okay, aber ich bin eh' überzeugt davon, dass du deine Story so zu schreiben weisst, dass sie sich nahtlos in das X-Universum einfügen lässt. :)

Wegen des PDF-Uploads: Da Creshal so ein gütiges und wohltätiges Wesen hat ( :lol: ) stellt er Uploadspace zur Verfügung. Den Uploader findest du hier, du musst dir nur noch einen Acc erstellen. :)

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Post by DeiNaGoN » Sat, 16. Aug 08, 14:54

Tust Du das denn?
Kritik ist ein wertfreies Wort, hier bekommt es einen positiven Beigeschmack :)
Ein Kleinkunstwerk.
:mrgreen: Naja, um 05:45 war ich nicht mehr sooo wach...

Greetz, DeiNaGoN

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Post by Boro Pi » Sat, 16. Aug 08, 20:49

Friede,
enenra wrote:Da Creshal so ein gütiges und wohltätiges Wesen hat ( :lol: ) stellt er Uploadspace zur Verfügung.
Gütig und wohltätig? Ich dachte der Gute gehört zu den knuffeligen Schuppenknauserern. :D Oder ist der etwa Mitglied in t'Nops ETNO...

Für das PDF wär vielleicht ein Titelbild schön. Da ich selbst X3-los bin... Vielleicht könnte einer von Euch mir einen schönen Screen machen. Ein Raptor und ein Elefant, gern auch mit Kleinschiffgewusel, auf dem Weg zu einem großen Asteroiden, der über das Bild hinausragt.

*ganzganzliebguck*

Sir Boro Pi

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Post by enenra » Sun, 17. Aug 08, 01:05

Beim Titelbild kann ich dir nicht helfen, aber ich habe hier etwas gefunden:
Anfang Kapitel 1 wrote:Seit jahrhunderten Zeichen des Königinnenreiches und der Königlichen Sternenmarine.
Das müsste doch "Seit einigen hundert Jazuras" heissen. ;)

EDIT:
Etwas weiter unten wrote:Manche wanderten so ihr ganzes Leben durch das Universum, doch die meisten fanden recht bald einen Ort und eine Aufgabe, die sie länger sesshaft werden fließen.
Ist das Absicht (was sich komische anhören würde) oder ein Schreibfehler?
Der Hangar wurde inzwischen
eigentlich nur noch für Schiffe verwendet, an denen größeren Reparaturen durchgeführt
werden mussten.
Es dauerte entsprechend nicht lange bis sie die ungeteilte Aufmerksamkeit besaß.
"entsprechend nicht lange" hört sich komisch an. ^^
Die Lar eilte zur Brücke,
nach kurzem Zögern wollte ihr der Teladi.
Das müsste wohl "folgte" heissen. ;)

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Post by Boro Pi » Sun, 17. Aug 08, 09:11

Friede,
enenra wrote:Das müsste doch "Seit einigen hundert Jazuras" heissen. ;)
Hey, das ist eine gute Idee. Eigentlich wollte ich es nur vermeiden einen problematischen neuen Begriff wie Centazuras einzubringen.
"entsprechend nicht lange" hört sich komisch an. ^^
Hmm, da hast Du, werde es in "Entsprechend dauerte es nicht lange" ändern.

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Post by enenra » Sun, 17. Aug 08, 13:39

Boro Pi wrote:Friede,
enenra wrote:Das müsste doch "Seit einigen hundert Jazuras" heissen. ;)
Hey, das ist eine gute Idee. Eigentlich wollte ich es nur vermeiden einen problematischen neuen Begriff wie Centazuras einzubringen.
Häufig finden sich Umschreibungen für Zeitbeschreibungen in teladianischen Einheiten recht schnell. Man darf nur nicht zu nahe am original bleiben wollen. :)

Zur weiteren Kritik - Kapitel 2:
Demonstrativ hielt
er Abstand zum Geländer, er wollte sich nicht daran anlehnen, sich nicht darauf stützen.
Geländer galten ihm als verweichlichend, sie passten zu den Menschen und Teladi, nicht
aber zu den Split.
Wären nicht seine zwölf
Finger und die platte Nase gewesen, man hätte Fogtor für einen Menschen halten können.
Hier sollte es "Argonen" heissen. Der Begriff "Menschen" wird im X-Universum iirc nicht (mehr) benutzt.

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Schweizermensch

Post by Boro Pi » Sun, 17. Aug 08, 14:09

Friede,

Kommt "Mensch" auch in Helges Romanen nirgends vor?
Ich verwende den Begriff aus unterschiedlichen Gründen. Einmal schlicht als Synonym, um Wiederholungen von "Argone" zu vermeiden und um die Geschichte auch für X-Außenseiter verständlich zu halten. Bei Helge treten am Anfang immer Menschen aktiv auf, da ist es nicht schwer die Bezeichnung "Argone" für sie dem Leser unterzuschieben.
Da bei mir vor Kapitel Zehn jedoch keine Argonen auftreten werden, kann ich den Begriff in dieser Form nicht einführen. An der zweiten vor Dir zitierten Stelle dient der Begriff zudem dazu, dem "fremden Leser" zu erklären wie ein Split aussieht, indem aus Najs Sicht geschildert wird, was Fogtor einem Menschen ähneln lässt und was ihm davon unterscheidet.

"Mensch" könnte im X-Universum ja auch als antiquierter oder wissenschaftlicher Begriff im Gebrauch sein, so wie wir gelegentlich vom Homo sapiens sprechen. :wink:

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Post by enenra » Sun, 17. Aug 08, 19:48

Soweit ich mich erinnern kann wurde "Mensch" nie von einem Einwohner des X-Universums benutzt, nein.

Zu meinen Funden in Kapitel 3:
Man konnte zwar
sehen, dass sie früher eine wahre Schönheit gewesen sein musste, doch ein anstrengendes
Leben hatte seine Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen und sie vorzeitig altern lasse.
Da gehört noch ein "n" hin.

Dann etwas zu deinem Gebrauch von "Hai". Bis jetzt hast du es immer wieder verwendet, wenn angehörige eines Volkes sich untereinander verständigt haben. Besonders Split. Aber ich denke, dass gerade Split sich eher in ihrer eigenen Sprache unterhalten würden, als in der Handelssprache. Da die Split-Sprache aber nicht auf einem Neo-Japanischen basiert, ist es unpassend, wenn du dann japanische Begriffe verwendest. Gerade in der ersten Szene in Kapitel 3 fällt das auf, wo Tchill damit auf die Frage des Feuergeweihten antwortet. (Meiner Meinung nach sowieso zu kurz für so eine rituelle Feier.)
Die Brautleute blieben im Abstand von einem Meter voneinander stehen,
zwischen stand der Geweihte.
Das müsste "dazwischen" heissen.

Und gleich im nächsten Satz:
„Nun, muss das Orakel des Bestien bestimmen, welche Probe ihr bestehen müsst, Rhonkar
t’Ncct, um zu zeigen, dass ihr den Geist der ruhmreichen Aqhn bezwungen habt.“
Da stimmt der Fall nicht ganz. ;)
Er hob den Dolch und
ließ das vermischte schwarze Blut der beiden durch das gleißende Licht tropfen.
Wenn ich mich recht erinnere, haben Split braunes Blut. Steht in Nopileos in der Szene wo Elena Aqhn (glaub' ich) zu überreden versucht, zurück zum Patriarchen zu gehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob du das schon weiter oben einmal erwähnt hast (schwarzes Blut)

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Blut und Feuer

Post by Boro Pi » Sun, 17. Aug 08, 20:46

Friede,

Offenbar muss ich meine Probeleser stärker darauf ansetzen auf Rechtschreibfehler zu achten. Und mich selbst natürlich auch, aber wer findet schon alle eigenen Fehler. Danke, für Deine Mitarbeit in dieser Hinsicht. Das die Farbe des Splitblutes schon festgelegt war, habe ich übersehen.

Und Hai, Denkfehler meinerseits. Alle Split sprechen Handelssprache, aber sicher nicht untereinander.
Was das Ritual angeht. Bislang ist man weder in den Spielen, noch in den Büchern rituellen Handlungen und Priestern begegnet. Da wollte ich nicht gleich mit einem komplexen, durchstrukturiertem Kult aufwarten. Aber etwas mehr wäre sicher angebracht. Ein Feuergeweihter sollte auch irgendwann mit Feuer hantieren. :gruebel: Werde mir dazu noch ein paar Gedanken machen, vielleicht spreche ich darüber auch einmal mit einer befreundeten Ethnologin, (sofern sie beim Begriff Science-Fiction nicht die Flucht ergreift :D ).

Zudem wissen wir ja nicht wie lange das Ritual schon im Gange ist, wenn wir zu "zuschalten".

Sir Boro Pi

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Post by enenra » Sun, 17. Aug 08, 22:01

Mit meinem Kommentar über die Länge habe ich mich auf die Länge der Antwort Tchills bezogen, nicht auf die Länge des Rituals im allgemeinen. ^^ :D

Ich muss an dieser Stelle noch die Zitate am Anfang deiner Kapitel loben. Atmosphärisch passend und ideenreich. Da verblassen die Zitate in Blue Sculpture ja zur Kindlichkeit. :D

In Kapitel 4 hab' ich keine Fehler gefunden - sehr gut geschrieben, man kann sich die Situation richtig vorstellen. Das einzige, was mich an dem vierten und dem dritten Kapitel ein wenig stört, ist, dass sie ein wenig unzusammenhängend sind - was sich aber wohl mit den nächsten Kapiteln legen wird, nehme ich an. Ausserdem sind sie ein wenig kurz im Vergleich zu den vorangehenden.

PS: Hast du einen Instant-Messenger? (MSN, ICQ, Skype, etc.)
Und falls ja - könntest du mir deine Kontaktinformationen per PM zukommen lassen? :)

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Dumdidum

Post by Boro Pi » Sun, 17. Aug 08, 22:36

Friede,
Mit meinem Kommentar über die Länge habe ich mich auf die Länge der Antwort Tchills bezogen, nicht auf die Länge des Rituals im allgemeinen. ^^ :D
Achso. Ersteres habe ich in meinen Text schon verlägert als ich das "Hai" ausgetauscht habe und mir dann auch ein einsames "Ja" allein nicht gefiel. Auch für die Einbindung von Feuer in das Ritual sind mir schon zwei nette Ideen gekommen. Werde diese Änderungen und Korrekturen in die PDF-Version einbauen.
Kleine Vorschau, Tchills neue Antwort:
Feierlich sprach sie die traditionelle Formel: „Ja, ich will das Blut geben, das mein Leben ist, für den, der mein Leben sein soll, um mit ihn eines Blutes zu werden.“
Dass die Zitate gefallen, freut mich. Insbesondere bei meinen dichterischen Ergüssen war ich auf die Reaktionen neugierig. Das Kapitel Vier steht in der Tat etwas außerhalb des Zusammenhangs, es ist nämlich bewusst zeitlich falsch eingeordnet, "vorgreifende Rückblende" nennt man das glaube ich. Nach dem nächsten Kapitelblock (fünf bis acht) wird der Leser darin aber schon einen gewissen Sinn erkennen. Hoffe ich zumindest. :wink:

Einen Messenger habe ich nicht, würde mich zu sehr ablenken.

Sir Boro Pi

Teladi Profit
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Post by Teladi Profit » Sun, 24. Aug 08, 09:13

Ästhetik und fließendes Wasser!

Ich möchte dir sagen, dass ich mich den Meinungen meiner Vorredner anschließen kann.
Die Geschichte ist gut geschrieben und an manchen Stellen wird ein sehr guter Einblick auf das Wesen der Rassen geworfen. Ich hoffe, dass du (wenn du mal Zeit haben solltest) dich und deine Ideen bei der X-Jishi einbringen möchtest.
An ein paar Stellen muss ich sagen, passen ein paar Dinge nicht. Zum Beispiel das bereits angesprochene "Hai!" der Split. Das hat die ganze Atmosphäre zerstört, da sie ja untereinander bestimmt nicht die Handelssprache benutzen, sondern in ihrer eigenen Sprache miteinander kommunizieren.
Kreativität ohne Grenzen!
http://forum.bosl.info

XVII
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Post by XVII » Tue, 26. Aug 08, 12:56

Hab zwar nur angelesen, aber trotzdem ne gute Story :!:

mfg XVII

PS: Wenn noch die Idee eines PDF mit Deckblatt besteht, mal ne PN an mich, da lässt sich bestimmt was machen, auch mit dem Upload :wink:

Boro Pi
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Die Verflixte Sieben

Post by Boro Pi » Sun, 19. Oct 08, 15:05

Friede,

So, es ist soweit.
Todeshauch bis Kapitel Sieben ist verfügbar.
Link veraltet
75 Seiten! Und das ist erst ein Viertel des geplanten Romans. :)

Zu danken habe ich dem "gütigen und wohltätigen Wesen".

Den anderen kann ich nur viel Spaß wünschen.

Sir Boro Pi
Last edited by Boro Pi on Tue, 20. Jan 09, 16:33, edited 1 time in total.

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