[Story][X-Universum]Die Reise der Hama no Eikyû[empf. ab 12][beendet]

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Glumski
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Post by Glumski » Sun, 6. Jun 10, 18:49

Wieder einmal sehr schön!

Wann geht's weiter? :D

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 19:21

Dauert noch ein paar Stunden. Schreibe noch ein kurzes Zwischenkapitel.
P.S.: Wie sieht's mit der Rechtschreibung aus? Sind noch viele Fehler drin?
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Glumski
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Post by Glumski » Sun, 6. Jun 10, 20:26

Ich hab' nicht danach gesucht, aber zumindest Auffälligkeiten sind mir nicht aufgefallen...

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 20:52

Alle findet man eh nie :D. Aber wenn dir was auffällt, wäre ich dir echt dankbar, wenn du es sagst.

So, das nächste Kapitel widme ich allen Noobs, die selbst nach Jahren noch glauben, etwas ganz neues gesehen zu haben ;). Nehmt es also nicht ganz so ernst.
Last edited by Cpt.Jericho on Sun, 6. Jun 10, 20:53, edited 1 time in total.
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Cpt.Jericho
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Kapitel 10

Post by Cpt.Jericho » Sun, 6. Jun 10, 20:53

Nur eine Illusion
Einen echten Raumfahrer durfte so leicht nichts in Panik versetzen. Zak hatte die Schwelle in letzter Zeit oft genug erreicht, konnte sich aber wieder unter Kontrolle bringen, bevor er sie überschreiten konnte. Dasselbe musste er auch von seiner Crew erwarten können. Daher ließ er sie abwechselnd allein im Cockpit Dienst tun.

Ganatos hatte zwar keine Nerven aus Teladianium, aber sie verfiel auch nicht beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten in ihre Schutzstarre. Um sie musste er sich keine Sorgen machen. Doch Bobi war ganz anders. Sie war eine Frohnatur, aber sobald sie nicht mehr weiter wusste, wedelte sie mit ihren Tentakeln umher, als würde sie von einer Horde Raumfliegen gepiesackt. Da war nach Zaks Meinung noch eine ganze Menge Platz für Verbesserungen. Aber vielleicht würde sich das auch mit wachsender Erfahrung von selbst einstellen. Die fehlte ihr nämlich noch.

Bewusst wurde ihm dies vor allem durch einen Vorfall, der sich auf dem Weg durch Neuer Verdienst ereignete. Er saß gemütlich in seinem Sessel und schaute zusammen mit Mikela und Ganatos die aktuelle Folge von Verbotene Profite. Es ging auf den Höhepunkt zu, in dem die verliebte Teladi herausfand, dass ihr Angebeteter vollkommen mittellos war. Sie stand also vor der Wahl: Profit oder Liebe.

Zwar verhinderte Bobi, dass die Drei herausfanden, wofür sich die Teladi nun entscheiden wollte, aber wenn man auch nur ein paar Folgen gesehen hatte, dann wusste man, dass es der Profit sein würde.

„Mein Kapitän!“ unterbrach die Boronin die anderen beim Zuschauen. „Dort ist ein gar fremdes Schiff da draußen!“

Noch immer die Begegnung mit diesem unbekannten Pyramidenschiff in Erinnerung, sprangen Zak und Ganatos sofort auf und folgten Bobi eilig in Cockpit. Mikela, die nicht wusste, was in sie alle gefahren war, folgte einige Zeit später.

„Dort, oh mein Kapitän, dort fliegt es!“ klickste sie und zeigte aufgeregt mit einem Tentakel in die Finsternis.

„Ich sehe nichts,“ behauptete Zak und schüttelte den Kopf, „was soll da sein?“

„Aber Kapitän,“ quietschte sie aufgeregt, „dort, dieses runde Schiff! So schaut doch hin! Seine Lichter blinken, sein Rumpf rotiert – es sieht aus, wie eine umgedrehte Schüssel.“

Zak drehte sich zu den anderen beiden herum. Sie schienen verstanden zu haben, was hier vor sich ging. Ein leichtes Zucken von Mikelas Mundwinkeln verriet, dass sie kurz davor stand, laut loszulachen.

„Du mussst dich irren“, mischte sich jetzt auch Ganatos ein. „Dort draußen issst nur eine Gaswolke, die sich auf der Sssichtscheibe widerspiegelt.“

Bobi drehte sich um und schaute fassungslos auf die Kaufechse.

„Ja aber, ich sehe es doch ganz deutlich, oh mein Kapitän, so sag doch etwas!“ quiekte sie verzweifelt.

Doch Zak ließ sich nicht beirren. Da musste sie jetzt durch. Er hoffte nur, dass alle mitspielten.

„Ich glaube, Bobi,“ sagte er, „du warst zu lange allein im Cockpit. Du halluzinierst. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass da draußen mehr ist, als nur ein Vakuum.
„Vielleicht solltest du dich erst mal ein wenig beruhigen. War ein langer Tazaura.“

Doch so ohne Weiteres gab Bobi nicht auf. Es gab in ihren Augen schließlich noch mehr Beweise für die Existenz dieses UFOs als jene, die sie vor ihren Augen ganz klar sehen konnte. Das Gravidar war unbestechlich und es konnte kein Schiff geben, dass nicht seine eigene Massesignatur auf diesem System ließ.

Doch als sie auf den Schirm schaute, war dieser vollkommen leer. Sie zwinkerte einige Male mit den Augenlidern, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumte. Doch egal, wie sehr sie die Augen auch zusammenkniff, es gab keinen Ausschlag auf dem Schirm, den sie den anderen hätte zeigen können.

„Oh, Valerie,“ flehte die Boronin, „KI von der Erde, sag wenigstens du mir, dass du dieses Schiff siehst.“

„Negativ,“ antwortete Valerie, „Kein Objekt in Sichtweite, auf das die Beschreibung Schiff passen würde.“

„Das gefällt mir nicht,“ meinte nun Mikela, „ich glaube, ich sollte mit Ganatos nachher mal die Lebenserhaltung für Bobis Quartiere überprüfen.“

„Das wird das Beste sein“, stimmte Zak zu und legte seine Hand beruhigend auf Bobis Rücken. „Ich denke, du solltest jetzt mal besser eine Pause einlegen. Bist ja auch schon eine ganze Weile heute im Einsatz.“

„Ja, aber …“

„Komm schon, Bobi“, meinte nun Mikela, „ich denke, das war einfach nur zu viel Aufregung für dich. Mach dir keine Sorgen, wir haben hier alles unter Kontrolle.“

„Nun gut,“ lenkte die Boronin ein und seufzte, „ich werde euren wohlgemeinten Rat annehmen.“

Bobi schritt vorbei an Zak aus dem Cockpit heraus. Erst als er sicher war, dass sie in ihrem Quartier war, schloss er die Tür.

„Noch einen Moment länger und ich wäre geplatzt“, lachte Mikela laut auf, als sie sich sicher fühlte, dass Bobi sie nicht hören konnte.

„Ging mir genauso,“ gab Zak zu, „und danke, Valerie, dass du mitgespielt hast. Ich fasse es nicht. Bobi hat allen Ernstes noch nie etwas von den UFOs mitbekommen?“

„Raumfahrer berichten jetzt schon ssseit vielen Dekazurasss von ihnen“, zischelte nun auch Ganatos mit bis zum Bersten aufgeblähter Stirnschuppe.

Sie hatte recht. Jeder, der auch nur einmal für ein paar Wozuras im Weltraum gelebt hatte, konnte von einer Begegnung mit diesen Schiffen berichten. Niemand wusste, woher sie kamen oder wohin sie gingen. Fest stand nur, dass sie existierten und ganz egal, was man mit ihnen anstellte, dass sie sich niemals auf Funksprüche meldeten.

Die Split nutzten sie gerne als Zielscheiben, die Boronen versuchten immer wieder mit ihnen zu kommunizieren, die Teladi wollten ihnen was verkaufen. Lediglich Argonen und Paraniden ignorierten sie die meiste Zeit. Ansonsten gab es nur noch die Goner, die in ihnen Boten der Wahrheit sahen und es daher verabscheuten, wenn man sie zerstörte.

„Tja,“ meinte Zak und schaute raus, „weg ist er.“

„Und nimmt sein Geheimnis mit sich“, schloss Mikela.

„Zu ssseiner geheimen Basisss,“ zischte Ganatos.

„Jene, die ich damals im Sektor Schwarze Sonne besucht habe,“ fügte Valerie noch an.

Einen Moment lang herrschte Totenstille im Cockpit. Es war Zak, der das Schweigen als Erster durchbrach und sich vor Lachen auf den Pilotensitz warf. Ganatos lag am Boden und trommelte mit beiden Klauen auf dem Boden, während Mikela sich am Sitz vor der Navigationskonsole abstützen musste.

Cpt.Jericho
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kapitel 11

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 00:35

Nur einen Sprung entfernt
Beim Militär und auch bei der TerraCorp. war man erfreut zu, dass die Hama doch nicht das gleiche Schicksal ereilt hatte, wie die anderen Schiffe, die in jenen unbekannten Sektor vorgedrungen waren. Valerie hatte einen Großteil der Daten, die sie aufgezeichnet hatte, nach Montalaar mitgeschickt.

Damit war für Zak der Auftrag erledigt. Nur leider war man der Meinung, dass der Sprungantrieb, der noch immer im Maschinenraum montiert war, besser wieder zu seinem Ursprungsort, einem Labor im Hauptquartier in Heimat des Lichts, zurückgebracht werden sollte. Für die Crew bedeutete dies ein sehr langer Weg zurück.

Durch den Piratengürtel würde er sein Schiff nicht fliegen. Blieben nur zwei Routen offen: die lange und die ganz besonders lange. Die lange Route führte allerdings durch einen Sektor der Split. Eigentlich kein besonderes Problem, da die Split zwar aggressiv waren und gerne mit Feuerkraft drohten, aber ansonsten Händler, die ihren Stationen und Planeten zu nahe kamen, weitestgehend in Ruhe ließen.

Wenn sie allerdings spitzkriegen würden, dass sich ein Borone an Bord befand, dann konnte die Hama gar nicht schnell genug beschleunigen. Die Split hassten Boronen und griffen sie an, wo sie nur konnten. Dabei spielte es keine Rolle, auf wessen Schiffen sie reisten.

Die ganz lange Route führte durch das Gebiet der Paraniden. Die mochten zwar Argonen nicht besonders, aber sie würden sich niemals die Blöße geben, ein einzelnes Schiff, das zudem noch auf der Durchreise war, anzugreifen. Dies widersprach ihrem Gefühl von Moral. Auch wenn ihre Vorstellungen von Moral auf den durchschnittlichen Argonen ein wenig befremdlich wirken konnten.

Dort konnten sie durch. Hatten allerdings keinerlei Hilfe zu erwarten, wenn irgendwas passierte. Es sei denn natürlich, es handelte sich um einen Piratenangriff. Piraten mochten die Paraniden nämlich noch weniger, als Argonen. Manche glaubten, es gab nur eins, was sie mehr hassten, als Piraten: argonische Piraten.

Zum Glück gab es zumindest in den Kernsektoren der Paraniden kaum Aktivitäten. Aber Zak hatte gehört, dass sich in den Randsektoren allmählich Piraten von dem sogenannten Yaki-Clan breitmachten. Berichten zu Folge schwangen sich diese gerade dazu auf, zur mächtigsten Fraktion unter den Piraten zu werden.

„Ich wette, die schicken uns eine ganze Flotte zur Eskorte“, meinte Mikela, als sie zusammen im Cockpit Wache schoben. Der Sektor Zweifel des CEO grenzte direkt an die Piraten Allee – der zweiten Hochburg für Piratenaktivitäten, die im Universum bekannt war.

„Was meinen sie, Mikela?“

„Ich meinte die Paraniden, Zak,“ wiederholte sie, „die werden sicher einen ganzen Schwarm hinter uns herschicken, damit wir erst gar nicht auf die Idee kommen, zu spionieren.“

„Dann bleiben wenigstens die Yaki weg“, antwortete Zak. „Von mir aus können die so viel Eskorte schicken, wie die wollen. Wir werden nicht für Spionage bezahlt, also werden wir auch nicht spionieren und dem entsprechend werden wir auch keinen Ärger mir den Paraniden bekommen.“

„Wir könnten aber auch einfach den Sprungantrieb benutzen,“ meinte sie, „dann wären wir in Null Komma Nix in 8i]Heimat des Lichts[/i].“

Zak seufzte. Diese Diskussion führten sie nicht zu ersten Mal. Die letzten drei Tazuras hatte Mikela immer wieder angemerkt, wie schön einfach sie es doch haben konnten. Einfach springen.

„Nein,“ lehnte er auch dieses Mal wieder ab, „ich habe gesehen, was das Ding kann und war nicht wirklich davon beeindruckt.“

„Sie urteilen vorschnell, Zak“, schnaubte sie. „Es lag nicht am Sprungantrieb, dass wir nur auf der anderen Seite dieses Sektors gelandet sind; wenn sie den Aufladeprozess beendet hätten …“

„Dann würden wir diese Diskussion nicht führen“, unterbrach er sie.

Damit war für Zak die Sache eigentlich abgeschlossen. Doch Mikela wollte sich nicht so einfach geschlagen geben. Gerade, als sie erneut ansetzen wollte, kam er ihr zuvor.

„Warum sind sie eigentlich so versessen darauf, so schnell wie möglich nach Heimat des Lichts zu kommen, Mikela? Warum sehen sie die kommenden Wozuras nicht einfach als bezahlten Urlaub an?“

„Weil mein Vertrag in fünf Tazuras ausläuft“, antwortete sie trocken. „So viel zum Thema bezahlten Urlaub. Hören sie, Zak, viel weiter, als wir jetzt von Heimat des Lichts entfernt sind, können wir nicht rauskommen.“

„Nun, es gäbe da Schwarze Sonne“, warf er ein.

„Kommen sie,“ meinte Mikela, „es ist wahrscheinlicher, dass wir näher an Heimat des Lichts rauskommen, als weiter entfernt.“

„Ich stimme der werten Kollegin zu,“ zischelte Ganatos, die unbemerkt ins Cockpit gekommen war, „je eher wir sssie bei der TerraCorp. abgeliefert haben, desto eher können wir zum Erzgürtel und die Atomraketen profitabel verkaufen.“

„Uah, die Bomben habe ich ja vollkommen verdrängt“, gestand Zak und die Erinnerung daran, dass er genug Sprengkraft an Bord hatte, um einen kleinen Mond in Stücke zu hauen, behagte ihm immer noch nicht. „Also, gut. Valerie, wie hoch schätzt du die Wahrscheinlichkeit, dass wir zumindest irgendwo nahe Argon Prime rauskommen?“

„Fünfundneunzig Prozent, dass die Hama no Eikyû maximal drei Sektoren entfernt von Argon Prime durch ein Tor treten wird“, antwortete die KI.

„Naja, das ist schon ziemlich hoch“, gab er zu. „ich weiß zwar, dass ich es bereuen werde, aber Valerie, leite bitte die Sprungsequenz ein. Ziel Argon Prime.“

„Sprungantrieb wird geladen“, kündigte die KI an.

„Wieso Argon Prime?“ fragten Mikela und Ganatos zusammen.

„Weil ich nicht daran glaube, dass wir genau dort rauskommen, wo wir hinwollen. Also springen wir in die Nähe und hoffen, dass wir Heimat des Lichts direkt treffen. Aber egal, wo wir rauskommen. ich gehe jetzt erst mal in die Küche“, meinte Zak, da er den Sprung nicht mit ansehen wollte. Ein Beruhigungstee schien ihm wichtiger.

Als der Sprung dann initiiert wurde, merkte er nicht einmal, dass sie nun ganz woanders waren. Da das Schiff aber auch nicht gleich explodierte oder panisches Gekreische vom Cockpit zu hören war, brühte er in aller Ruhe weiter seinen Tee auf.

Als er mit der dampfenden Tasse ins Cockpit zurückkehrte, war er mehr oder weniger auf alles gefasst. Nur nicht darauf, dass sie tatsächlich auch nur in der Nähe von Argon Prime aus dem Tor geworfen worden waren. Aber wenn ihn nicht alles täuschte, dann befanden sie sich nun im Erzgürtel, also in direkter Nachbarschaft zu ihrem eigentlichen Ziel.

„Tja, wer hätte das für möglich gehalten“, meinte er nicht wenig erfreut. „Valerie, setze Kurz auf die nächste Erzmine – ich will diese Raketen von Bord wissen, bevor denen bei der TerraCorp. noch irgendein anderer dummer Auftrag in den Sinn kommt, den sie uns unterjubeln können.“

„Wir fliegen alssso nicht direkt nach Heimat des Lichtsss?“ fragte Ganatos.

„Die erwarten uns eh erst in einer Ewigkeit,“ sagte Zak ruhig und verschüttete beinahe seinen Tee, „da können wir ebenso gut vorher noch Profit machen, oder wie würdest du das ausdrücken?“

„Ich hätte esss nicht bessser sagen können“, stimmte Ganatos zu.

„Setzte Kurs“, bestätigte Valerie und startete den Hauptantrieb.

Erzgürtel war für gewöhnlich ein ruhiges Gebiet. Tief genug im argonischen Raum, um weit genug von den Piraten, die durch Elenas Glück immer wieder zu Raubzügen aufbrachen und auch weit genug von paranidischem Raum entfernt, mit denen es schon immer gewisse Grenzstreitigkeiten gegeben hatte.
Das einzige, was in diesem Sektor gefährlich war, waren die vielen Astroiden, die hier auf verschiedenen Bahnen um das Zentralgestirn kreisten. Valerie musste mehrfach den Kurs korrigieren, damit sie keinen der größeren Brocken rammten. Doch eben diese Asteroiden waren es, die dieses System überhaupt für irgendjemanden interessant machten.

Man konnte hier so ziemlich jede Form von Erz finden und es vergleichsweise einfach abbauen. Auf den größten Brocken befanden sich Bergbauvorposten der großen Erzkonsortien. Umgangssprachlich nannte man diese Stationen Minen, obwohl sie im Grunde bis zu einem gewissen Grad völlig autark waren und der größte Teil der Erze, die von hier verschifft wurden, von mobilen Bergbauschiffen im ganzen System abgebaut wurden. Für Ganatos würde es ein Kinderspiel sein, die Atomraketen zu einem guten Preis zu verkaufen.

Außerdem wollte Zak sein Schiff volltanken. Treibstoff war in den Minen oftmals deutlich günstiger zu bekommen, als auf Handelsstationen. Dieser wurde in machen Minen als Abfallprodukt des Erzabbaus gewonnen und man war dort dementsprechend oft froh, das Zeug loszuwerden, ohne für dessen umweltgerechte Entsorgung bezahlen zu müssen.

Die Mine, die sie ansteuerten, befand sich auf einem richtig großen Brocken. Zak hatte während seinen Reisen Monde gesehen, die kleiner waren.

Als sie in der riesigen Flughalle, die vor allem von großen Frachtern dominiert wurde, landeten und ausstiegen, mussten alle vier feststellen, dass die Schwerkraft hier deutlich schwächer war, als an Bord der Hama, weil diese künstlich auf den Standard von einem G gehalten wurde.

Hier gab es keine künstliche Schwerkraft. Die Kraft, die sie am Boden hielt, ging allein von der Masse des Himmelskörpers aus, auf dem sie standen.

Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, hier ein Gitter für künstliche Gravitation zu installieren. Das kostete nur Energie und die war das Einzige, das man hier nicht im Überfluss hatte. Außerdem war das Verladen der großen Container mit dem Erz so natürlich viel einfacher, als bei Standardschwerkraft.

Zak hoffte, dass nicht gleich wieder alles um ihn herum explodieren würde, wenn er in eine Bar ging. Zu seiner Überraschung schloss sich Mikela ihm an, um den erfolgreichen Ausgang ihres Auftrags endlich gebührend zu begießen. Auf der Hama gab es schließlich nicht einen Tropfen Alkohol – der vertrug sich nämlich gar nicht mit der Raumfahrerei.

In der Bar saßen einige Typen. Zak vermutete, dass es sich hauptsächlich um Bergleute handelte, mit denen er sich am liebsten nicht anlegen wollte. Breit gebaut und sicher ohne große Hemmungen, ihren Worten Fäuste folgen zu lassen – wenn sie denn überhaupt sprachen.

Eine Frau wie Mikela sorgte natürlich für eine ganze Menge Aufmerksamkeit. Als die anderen Gäste zu ihrer eigenen und auch zu Zaks Überraschung zusehen konnten, wie sie das Weizenbier in sich hineinkippte, wurde es plötzlich ganz still. Zak war tatsächlich beeindruckt. Er hatte hartgesottene Trinker gesehen, die deutlich länger für das Literglas brauchten, als sie.

Kampai,“ sagte er, als sie das Glas abstellte, „ich muss zugeben, sie haben einen ganz schönen Zug!“

„Macht das Training“, lachte sie und rülpste. „Ist zwar nicht das beste Bier, das ich jemals hatte, aber das war längst nötig gewesen!“

„Wohl war“, seufzte er und trank ebenfalls aus.

„Und, was haben sie haben sie vor, wo ihr Vertrag bei der TerraCorp. jetzt bald ausläuft?“ fragte er, um ein wenig Konversation zu betreiben und ihm beim besten Willen kein passenderes Thema einfallen wollte.

„Tja,“ meinte sie etwas unentschlossen, „darin liegt mein Problem. Ich habe zurzeit noch nichts Neues. Ich habe mich allerdings auch bisher noch nicht darum gekümmert. Wenn ich am Ende noch meinen Bonus kriege, komme ich auch noch einige Zeit ganz gut über die Runden.“

„Freut mich zu hören, dass die so gut zahlen“, meinte Zak und war über seine eigene gute Laune überrascht. „Ich denke, ich werde mir und meiner Mannschaft auch erst mal ein paar Tazuras Ruhe gönnen, bevor wir dann weiterziehen.“

„Es muss schön sein, so von Sektor zu Sektor ziehen zu können“, meinte sie und winkte dem Wirt zu.

„Kommt darauf an,“ sagte Zak sofort, „da gibt es den Zoll, der einem ständig auf den Wecker geht, Kunden, die nicht pünktlich zahlen und jede Menge Langeweile zwischen den Systemen. Ach ja, und die Raten vom Kredit fressen mehr oder weniger den gesamten Überschuss, den man erwirtschaftet.“

Sie schwieg und wartete, bis ihr nächstes Bier ihren Tisch erreichte. Dieses jedoch schüttete sie nicht einfach nur ihren Hals hinunter, sondern setzte tatsächlich zwischendurch ab.

„Trotzdem,“ meinte sie dann, „das ist immer noch besser, als ständig nur von Vertrag zu Vertrag zu rennen.“

„Wie man es nimmt,“ warf er ein, „im Grunde mache ich nichts anderes. Es ist nicht so, dass mir die Fracht gehören würde, die ich transportiere. Und bei ihrem Job gibt es wenigstens Verträge, die länger laufen, als ein paar Wozuras. Ich schaffe nur Fracht von einem Punkt im Universum zum anderen. Sie stellen sich das viel zu romantisch vor.“

„Es könnte deutlich romantischer sein,“ meinte Mikela augenzwinkernd, „zu zweit auf einem Schiff und mehr Zeit, als es gut für einen ist.“

„Zurzeit habe ich aber zwei Crewmitglieder“, meinte Zak, dem allmählich dämmerte, worauf das ganze hinauslief, „und wenn ich großzügig bin und Valerie mit zähle, dann sogar drei. „Da kommt mir ein Gedanke: Ich sollte bei den beiden mal nachfragen, wie es bei ihnen aussieht.“

Er nahm den Kommunikator aus der Tasche und rief zuerst Ganatos – für Bobi Ka war er einfach noch nicht bereit.

„Hey, Ganatos, schon einen Käufer gefunden?“ fragte er die Echse durchs Mikrofon.

„Ich evaluiere noch die Angebote,“ antwortete Ganatos, „aber esss gibt schon einige Interesssenten.“

„Großartig,“ meinte Zak zufrieden, „ich habe vollstes Vertrauen in dich. Sag mir nur Bescheid, wenn ein Kunde angebissen hat.“

„Geht klar, Bosss.“

Wenn Ganatos so weiter zischte, dann würde über kurz oder lang der Lautsprecher von Zaks Kommunikator den Geist aufgeben. Aber egal, wie viel die Echse aushandeln konnte, inzwischen wäre Zak schon zufrieden, wenn diese verfluchten Raketen endlich von Bord verschwunden waren. In der Kiste brauchten sie nur unnötig Platz und in der Abschussvorrichtung wollte er sie auch nicht wissen.

„Bobi,“ sagte er dann, als er seinen Kommunikator vor den Mund hielt, „wie sieht es an Bord aus?“

„Oh, mein lieber Kapitän. Die Betankungsarbeiten sind abgeschlossen und wir könnten jederzeit in die leuchtende Heimat des Lichts aufbrechen.

„In Ordnung,“ unterbrach Zak, bevor noch mehr bunte Metaphern fielen.

Sie brauchten also nur zu warten, bis Ganatos ein Geschäft zum Abschluss bringen konnte. Auf der anderen Seite, dachte Zak bei sich, wäre es vielleicht klüger, noch einmal an einem der öffentlichen Informationsterminal nach Frachtaufträgen nach Heimat des Lichts zu suchen. Ein Leerflug war ineffizient und jeder Credit extra wie immer herzlich willkommen.

Er verabschiedete sich dementsprechend von Mikela, die nun allein mit diesem Wolfsrudel in der Bar zurückblieb. Sollte sie mal sehen, wie es war, als Frachtjockey durchs Universum zu reisen. Die raue Realität würde sie sicher zu Vernunft bringen. Ein entspannender Urlaub würde sicher eher nach ihrem Geschmack sein.

Unglücklicherweise wurde auf dem Bulletin Board System kein interessanter Auftrag angeboten. Ein paar Leute, die gerne zu einem anderen System gelangen wollten. Aber auf der Hama war definitiv kein Platz mehr für einen weiteren Passagier. Die angebotenen Frachten waren zu groß für seinen Laderaum. Am Ende begnügte er sich damit, ein Lotterielos zu kaufen.

Er machte sich zwar keine großen Hoffnungen auf den Hauptgewinn, aber immerhin gab es noch attraktive Zusatzauslosungen, bei denen man sogar einen Transporter der Mammut-Klasse gewinnen konnte. Zwar brauchte man mindestens zwanzig Leute, um einen solchen Giganten zu betreiben, aber es gab im bekannten Universum kein Schiff, das einen größeren Laderaum hatte. Ganze Raumstationen fanden darin Platz.

Da es sonst nichts mehr gab, womit er sich beschäftigen konnte, beschloss er zurück zum Schiff zu gehen, wo er eine ganze Traube Leute vor der Laderampe vorfand.

„Hundertundvierzigtausend Creditsss höre ich. Geht noch jemand höher?“

Zak hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Mit Gewalt musste er sich durch die Reihen der Leute um sein Schiff bahnen. Oberhalb der Rampe erspähte er Ganatos, die gleich neben sich die Kiste mit den Raketen stehen hatte. Offenbar versuchte sie, einen guten Preis über eine Auktion zu erzielen. Doch die Angebote, die Zak bisher gehört hatte, schienen ihm kaum angemessen für acht Stück. Bis er spitzkriegte, dass es sich bei den Angeboten lediglich um den Stückpreis handelte.
Als die Gebote dann die zweihundertausend Credit Marke überschritten, wurde ihm flau ihm Magen. Das war mehr als das Dreifache, was sein Schiff wert war. Ganatos verdiente sich gerade einen verdammt dicken Anteil und noch immer war die Auktion nicht beendet. Wenn das so weiter ging, dann konnte er weit mehr, als nur die Kredite zurückzahlen. Dann konnte er sich praktisch ein neues Schiff kaufen.

Am Ende kassierten sie für ein paar läppische Raketen, die auf dem offiziellen Markt zusammengenommen vielleicht ein paar Hunderttausend wert gewesen wären, fast drei Millionen. Doch erst, als Zak sein Konto überprüfte und eine Einzahlung in dieser Höhe vorfand, glaubte er daran. Traurig nur, dass noch Steuern fällig wurden. Trotzdem konnten sie alle zufrieden mit dem Verhandlungsgeschick der Kaufechse sein.

„Dasss ist mehr, alsss ich in meinen ganzen Leben bisssher gehabt habe“, schwärmte Ganatos, als sie ihren Anteil ausrechnete.

Und auch Bobi Ka schien mehr als zufrieden zu sein. Mikela hatte von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Wozu auch? Sie gehörte nicht zur Crew und hatte damit auch keinen Anspruch auf einen Teil der Beute. Wenn die TerraCorp. jetzt noch eine gute Zahlungsmoral an den Tag legte, dann konnten Zak und sein Crew einer durchaus rosigen Zukunft entgegensehen. Vielleicht wären dann auch noch ein paar Tazuras Urlaub mehr drin.

Doch auch Mikela schien sich gut amüsiert zu haben: Als sie zurück an Bord kam, lief ein ganzes Rudel Bergleute hinter ihr her und schleppten ihre Einkäufe. Ein paar neue Klamotten hätten auch Zak nicht geschadet, aber hier würde er nicht einkaufen wollen. Wie eine Frau hier überhaupt etwas finden konnte, dass ihr gefiel, war ihm schleierhaft. Bergbaustationen waren alles andere als bekannt dafür, den neuesten Modetrends zu folgen.

Im Grunde konnte es Zak aber auch vollkommen egal sein, wofür diese Frau ihr Geld ausgab. Genug Platz gab es an Bord in jedem Fall noch. Es gab ja leider keine Fracht für ihn.

Als sie den Gravitationstrichter des Asteroiden wieder verließen und Zak Kurs auf Heimat des Lichts setzte, herrschte gute Stimmung im Cockpit. Zak freute sich, mit einer Tasse Tee in der Hand, dass der Auftrag seinem Ende zu ging und er endlich wieder in sein gewohnt langweiliges Leben zurückkehren konnte. Ganatos war fröhlich damit, ihren Profit gewinnbringend anzulegen. Mikela hatte einen großen Einkauf gemacht und eine ganze Menge Geld ausgegeben. Bobi Ka war von Natur aus eine Frohnatur. Nur Valerie war wie stets eher sachlich geblieben und umschiffte zuverlässig jeden stellaren Brocken, der größer war als ein Kieselstein.

Die Stimmung hielt den ganzen Flug an, bis sie endlich das Hauptquartier der TerraCorp. erreicht hatten. Stolz präsentierte Zak die Ergebnisse, die sie hatten sammeln können. Noch stolzer aber machte ihn der Gedanke, dass jetzt noch ein wenig mehr Geld auf seinem Konto gelandet war. Diese Firma lies sich wirklich nicht lumpen.

„Eine Sache wäre da noch,“ meinte Zak, als er das Geschäftliche mit Frenk Springer besprochen hatte, „Valerie. Was geschieht mit ihr?“

„Was meinen sie damit?“ fragte Springer überrascht.

„Nun, mich würde interessieren, was mit der KI passiert, die ich rechtmäßig erworben habe und die ständig zu ihrem alten Besitzer zurück will?“ sagte Zak ungeduldig.

„Da habe ich bisher keine Anweisungen von Brennan-san bekommen“, antwortete Springer.

„Und das heißt?“

„Dass er sich dazu nicht geäußert hat.“

„Könnten sie ihn dann bitte fragen?“ meinte Zak immer ungeduldiger.

„Ich fürchte, dass das derzeit nicht möglich sein wird,“ sagte Springer, „unser hoch geschätzter oberster Chef ist vor einigen Tazuras mit seiner privaten Jacht zu einem unbekannten Ziel aufgebrochen. Leider weiß nicht einmal Frau Kho, Vize-Direktorin der TerraCorp. wo er sich gerade aufhält.“

„Okay, das reicht!“ unterbrach Zak. „In diesem Fall nehme ich Valerie mit. Wenn Brennan-san wirklich wild auf diese KI sein sollte, dann kann er mich ja kontaktieren. Ich hab jedenfalls nicht vor, hier wie ein an den Strand gespülter Chelt rumzuliegen.“

„Ganz wie sie meinen,“ stimmte Springer zu und schüttelte Zaks Hand, als dieser gerade das Büro verlassen wollte, „ich hoffe dennoch, dass wir in Zukunft noch weiter gut zusammenarbeiten werden.“

„Wie auch immer“, brummte Zak und erwiderte den Händedruck und kehrte zu seinem Schiff zurück.

Glumski
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Post by Glumski » Mon, 7. Jun 10, 16:31

Wunderbar! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Hama in der Nähe von Argon Prime rauskommt... zu oft passiert in geschichten das genaue Gegenteil! :roll:

Wirklich super! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Grüße
Glumski

Cpt.Jericho
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Kapitel 12

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 17:35

Haustiere und anderes Ungeziefer
Zak wusste nicht warum und wie es geschehen konnte: Die Hama no Eikyû hatte den Sektor Heimat des Lichts schon vor fast einer Wozura verlassen und befand sich sicher in boronischem Raum. Dennoch war Mikela Springer immer noch an Bord. Nicht, dass er sie mit aller Gewalt loswerden wollte, dafür gefiel ihm insgeheim ihr Anblick zu gut. Aber dennoch, zur Crew gehörte sie nicht und bezahlen tat sie für die Reise auch nicht.

In Menelaus Grenze machte die Hama Halt an einer Stott-Mischerei, einer Fabrik, die verschiedene Gewürzmischungen herstellte. Im Gegensatz zu den meisten Nahrungsmitteln, waren Gewürze, wenn man sie nicht übermäßig nutzte, in der Regel ungiftig. Einige Mischungen waren derart delikat, dass sie sogar ihren Weg zu den Futternäpfen des Split-Patriarchen fanden.

Zak hatte gehofft, hier eine Fracht übernehmen zu können, die ins teladianische Gebiet führte. Ganz egal, wie gut die Teladi auch verhandelten, es blieb immer ein recht solider Gewinn am Ende einer Reise übrig. Überhaupt, die Teladi luden die Transportkosten gerne auf den Empfänger ab.

Doch an Bord der Stott-Mischerei gab es keine dringenden Aufträge, noch nicht. So etwas konnte sich Schlag auf Schlag ändern. Daher beschlossen sie, zumindest zwei Tazuras Pause zu machen.

Dabei war alles andere als angenehm. Gut, die Liegegebühren waren beinahe niedriger, als im Weltraum zu treiben, aber lediglich Bobi Ka hatte großes Vergnügen auf dieser vollständig gefluteten Station herumzustreifen. Im Grunde gönnte er ihr aber die Freude.

Den anderen blieb nichts anderes übrig, als an Bord zu bleiben oder mit den zwei Raumanzügen die Unterwasserwelt jenseits der Schleuse zu erkunden. Weder Mikela noch Zak stand besonders der Sinn danach. Lediglich Ganatos verschwand für die eine oder andere Stazura.

Zak beschloss, sich die Arbeit anzusehen, die Ganatos im Maschinenraum leistete. Er konnte keine Makel finden. Selbst die Verbindungen, an denen vor einigen Tazuras noch der Sprungantrieb mit dem Hauptantrieb verbunden gewesen war, waren sauber gekappt und ordentlich zusammengerollt.

Die Quartiere waren sauber und aufgeräumt, so weit er das beurteilen konnte. Mikelas Quartier hatte er natürlich ausgelassen. Auch in Bobis hatte er nur einen flüchtigen Blick geworfen, da ihm die Wand aus Wasser immer noch nicht ganz geheuer war.

Er wollte gerade zurück in den Kochbereich, um sich einen Tee zu machen, da klingelte es an der Luftschleuse. Bobi Ka wollte offenbar wieder an Bord. Doch sie war nicht allein. Zak wusste nicht, um was es sich genau handelte.

„Also gut,“ sagte er durch die Sprechanlage, „nan desu ka?“

„Kapitän, so lassen sie mich doch rein!“ bat Bobi.

„Nicht bevor ich weiß, was du mir da an Bord schleppen willst“, verlange er.

„Das, oh mein lieber Kapitän, ist eine Flügelkrake. Das arme Ding streunte vereinsamt durch die Korridore dieser herrlich wohlriechenden Station“, antwortete sie ihm und schaute sich nervös um. „Wenn sie nicht mit an Bord darf, dann wird sie, wie jedes arme und verwaiste Haustier, vaporisiert!“

„Ja, du erwartest also allen Ernstes von mir, dass ich jetzt auch noch Haustiere an Bord toleriere?“

„Oh bitte, mein lieber Kapitän,“ flehte Bobi und durch das Sichtfenster, „ich werde selbstverständlich für Squiddy sorgen, sie werden nicht einmal merken, dass sie an Bord ist.“


„Squiddy?“ meinte Zak und Bobi nickte. „Kann dieses – Ding außerhalb aquatischer Umgebung überleben?“

„Nun,“ druckste die Boronin, „für einige Mizuras vielleicht.“

„Das heißt also, dieses Vieh kann nur in deinen Quartieren überleben und wird nicht durchs Schiff streunen, um schlafende Crewmitglieder auszusaugen?“

„Aber wie kommen sie denn darauf?“ fragte Bobi verwundert. „Flügelkraken leben ausschließlich vegetarisch, mein Kapitän.“

„Und du wirst dich darum kümmern, dass Squiddy hier nicht alles einsaut?“

„Mein lieber Kapitän, dafür sorgt doch die Lebenserhaltung für meine beiden Räume“, sagte Bobi sofort.

Zak schwieg einen Moment und schaute durchs Sichtfenster abwechselnd auf die Flügelkrake, die mit ihren an Flügel erinnernden Tentakeln neben der Boronin schwebte, und in die Kulleraugen von Bobi Ka, die ihn erwartungsvoll anglupschten. Er hasste es, wenn die Boronin ihn mit ihren Kulleraugen so ansah; dann wusste er nämlich ganz genau, dass er ohnehin keine Wahl hatte.

Leise Flüche brummend stimmte er zu, Squiddy an Bord zu lassen und deaktivierte die Sperre, die ungebetene Gäste daran hindern sollte, einfach so durch die Luftschleuse an Bord zu wandern. Sich nicht weiter drum kümmernd ging Zak zurück zur Bordküche und erhitzte das inzwischen abgekühlte Teewasser wieder auf den Siedepunkt.

Er setzte sich vor das HV-Set und schaute sich eine Wiederholung von Raumschiff Dragonfyre an, einer Serie, die ihm als Kind noch deutlich besser gefallen hatte; inzwischen wusste er es schließlich besser.

Er hörte noch das eilige Tapsen von Bobi Ka, die Squiddy sicher in eines ihrer beiden Quartiere verfrachte. Kurz darauf hörte er das Quietschen einer Frauenstimme. In aller Ruhe seinen Tee austrinkend stand er von seinem Stuhl auf, stellte die Tasse ab und schaute nach, wer von diesem Biest angefallen worden war.

„Och, ist die niedlich!“ rief Mikela entzückt und streckte eine Hand in Bobis Quartier und streichelte die Flügelkrake.

Zak hatte eigentlich damit gerechnet, dass er Mikela mit dem Biest auf ihrem Gesicht festgesaugt vorfinden würde. Das zumindest hatte ihm das Quietschen suggeriert. Er war also nicht wenig überrascht, als er sah, wie sie das glitschige Ding durch das Kraftfeld durch streichelte.

„Schauen sie doch nur, Zak,“ fuhr Mikela fort, „es kann sogar die Farbe seiner Tentakeln ändern.“

„Wenn sie lila bis violett gefärbt sind,“ klickste Bobi, „dann ist das ein Zeichen, dass sie sich wohlfühlen.“

„Grün haben sie mir besser gefallen“, log Zak, dem die Farbe der Tentakel im Grunde völlig egal war. „Sind alle an Bord? Ich denke, es hat keinen Zweck, hier länger auf eine Fracht zu warten. Außerdem will ich nicht noch mehr Viecher an Bord haben.“

„Ganatos hat mich vorhin noch aus dem Maschinenraum heraus was gefragt“, meinte Mikela. „Ich schätze, das heißt, es sind alle da.“

„Dann will ich mal sehen, dass wir ins Teladigebiet kommen,“ brummte er, „dort wird es sicher was zu tun geben .“

Das Abdocken von boronischen Stationen gestaltete sich ein wenig anders, als bei den anderen Völkern. Zuerst wurde aus der Landebucht das Wasser abgepumpt, bis nur noch ein feiner Nebel davon im Hochvakuum übrig war. Zak fuhr die Schilde der Hama hoch, um auch noch die restliche Flüssigkeit am Rumpf verdampfen zu lassen.

Danach öffnete sich das Schott, das zum Landekarussell führte. Auch dort gab es noch ein wenig Restfeuchte, die durch ein Kraftfeld daran gehindert wurde, ins Weltall zu entfleuchen. Ab hier ging es weiter, wie auf jeder anderen Station – man hakte sich in das Karussell ein und wurde von diesem zum Abdockschott befördert.

Gelangweilt im Cockpit sitzend fragte Zak Bobi, die sich mal für einige Momente von Squiddy hatte trennen können, was Ganatos eigentlich die ganze Zeit tat. Er hatte die Echse schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

„Unsere liebe kleine Schuppenknauserin ist mit einem geheimen Projekt beschäftigt, welches sie im Maschinenraum durchführt“, antwortete Bobi. „Sie möchte dabei nicht gestört werden.“

„Sag nicht, dass sie am Antrieb rumschraubt!“ rief Zak aus und stürmte los.

Vorbei an den Mannschaftsquartieren und Wohnbereich, durch den Frachtraum bis vor die Tür zum Maschinenraum führte sein Weg. Teladi waren dafür bekannt, Technologie zu kaufen und anzupassen. Für innovative Eigenproduktionen aber nicht. Ganz egal, wie gut diese Echse sich auch mit Antrieben auskennen mochte. Zak war gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass Ganatos irgendeine Höllenmaschine in der Nähe des Hauptreaktors der Hama bastelte.

„Okay,“ meinte er, als er durch die Tür den Maschinenraum betrat, „was genau tust du da? Und was tun sie hier Mikela?“

„Wir versssuchen den Sprungantrieb nachzubauen,“ antwortete die Teladi, „wir könnten viel profitabler transssportieren, wenn wir nicht den regulären Kursss immer halten müssten.“

„Du baust einen Sprungantrieb?“ fragte Zak ungläubig.

„Ssspringer-san[{i] issst mir eine große Hilfe dabei“, bestätigte Ganatos.

„Ehrlich, Zak, wir haben hier alles unter Kontrolle,“ meinte Mikela, „ich kenne mich mit dieser Art von Technologie aus, und wenn wir noch ein paar Teile bekommen, dann haben wir ein besseres Gerät, als die TerraCorp. bisher zustande bekommen hat.“

„Ich glaube nicht, dass mir das gefällt!“ brummte Zak. „Mir wäre es deutlich lieber, ihr würdet die Finger davon lassen.“

„Aber Kapitän,“ zischte Ganatos, „bedenken sssie doch den Profit, den wir machen können. Allein der gesparte Treibstoff würde unsss pro Jazura ein kleinesss Vermögen bringen.“

„Und der Sprungantrieb könnte uns in eine andere Realität katapultieren“, warf Zak ein und verschränkte die Arme.

„Auf der anderen Seite könnte es zumindest günstig sein, einen Trumpf in der Hand zu halten, wenn die Sache mal wirklich brenzlig wird,“ meinte nun Mikela wieder, „ich habe die Aufzeichnung ihrer kleinen Begegnung in Aladnas Hügel gesehen.“

„Sie haben sich in unser Logbuch gehackt?!“ fragte Zak jetzt mehr als nur ein wenig erregt.

„Was heißt gehackt? Es war schließlich nicht mal mit einem Passwort geschützt“, verteidigte sie sich.

„Mal davon abgesehen: Schiffe wie jenes sind schon seit einiger Zeit bekannt; in gewissen Kreisen.
Kommen aus dem Nichts, richten ein wenig Chaos an und verschwinden dann wieder.

„Das Militär ist sich sicher, dass keine akute Bedrohung von diesen lilanen Kastenschiffen ausgeht – zumindest wenn man Schilde wie die Hama hat.“

„Na, wenn die so harmlos sind,“ konterte er, „dann brauchen wir auch keinen Trumpf in der Hand.“

„Andererseits,“ holte Mikela aus und atmete tief ein, „weiß das Militär von Xenon, die ebenfalls Sprungantriebstechnologie besitzen. Wie gefährlich die sind, brauche ich ja wohl nicht noch extra zu betonen, oder?“

„Ihr werdet dieses Ding sowieso zu Ende bauen, ganz egal, was ich sage. Ich habe doch recht?“ mutmaßte er.

Beide nickten. Langsam fragte er sich, wer wirklich das Sagen auf diesem Schiff hatte? Er ganz sicher nicht. Er durfte nur noch den Kopf hinhalten, als Verantwortlicher für diesen Kindergarten. Aber ansonsten tanzten sie ihm auf der Nase herum.

„Dann sorgt wenigstens dafür, dass uns das Schiff nicht um die Ohren fliegt!“ bellte er und ging wieder. Er hätte gerne gewusst, warum es ausgerechnet immer er sein musste.

Sie erreichten CEOs Buckzoid und zu Zaks Überraschung war das Schiff noch in einem Stück. Er lies Valerie den Funkverkehr nach brauchbaren Hinweisen auf gute Aufträgen durchsieben. Doch am Ende lief es doch wieder darauf hinaus, dass die Hama an einer Station docken musste, um an nähere Informationen heranzukommen.

Die Handelsstation war in Zaks Augen die beste Adresse, um etwas Lukratives aufzugabeln. Dabei mochte er gerade die Handelsstationen nicht so besonders. Ständig versuchte irgendeine mittellose Echse ihm irgendwelchen Tand anzudrehen; vollkommen überteuert und selten zu mehr nützlich, als Staub einzufangen.

So auch dieses Mal, als er zu einem öffentlichen Terminal ging, um die aktuellen Angebote zu überprüfen. Anders als auf boronsichen oder auch argonischen Stationen, brauchte man bei den Teladi seine Kreditkarte, um das Ding überhaupt in Betrieb zu setzen. Sobald der Bildschirm aufleuchtete, waren schon die ersten zwei Credits abgebucht.

„Wie sieht es aus, Kapitän,“ hörte er Mikela über seine Schultern sagen, „wo geht’s hin?“

„Sie gehören nicht zu meiner Crew,“ erinnerte er sie, „und bisher geht es noch nirgends hin. Selten so eine Flaute gesehen.“

„Was ist mit diesem Angebot?“ fragte sie und zeigte auf einen Eintrag. „Sieht nicht so schwer aus.“

„Lebendfracht,“ brummte er, „das ist nicht unbedingt ein Highlight. Andererseits kostet jede Mizura, die wir hier Argmoos ansetzen, bares Geld. Naja, was soll’s? Scheint sich ja nur um ein einziges Tier zu handeln.“

Als er das Angebot überprüfte, musste er auch feststellen, dass viel mehr, als das eine Tier auch gar nicht in den Frachtraum gepasst hätte. Es war über sechs Meter lang und musste in einem speziellen Aquarium transportiert werden, was mehr oder weniger die gesamte, untere Frachtebene in Beschlag nahm.

Auf den ersten Blick sah es wie ein Chelt aus, einem Krebstier, dass bei den Split als Nahrungsquelle genutzt wurde. Ähnlich, wie aus teladianischen Sonnenblumen, konnte man daraus auch ein hochwertiges Öl gewinnen, das im Maschinenbau zum Einsatz kam und Rastaröl genannt wurde.

Aber dieses Tier war deutlich größer als ein Chelt und war offenbar erst vor Kurzem in der Tiefsee eines Planeten der Teladi gefunden worden. Kein Wunder also, dass sie die Möglichkeit in Betracht zogen, in das Rastaröl-Monopol der Split vorzudringen.

Zak konnte das egal sein. Es war eine Fracht und sie musste nicht wirklich weit gebracht werden. Teladi Profit war ein benachbartes System und auch die tatsächliche Strecke war nicht wirklich lang.
Es dauerte nicht lange, bis er die Mannschaft zusammengetrommelt hatte und die Hama no Eikyû bereit zum Abflug war. Bobi hatte das Schiff nicht mal verlassen und Ganatos hatte sich lediglich einige Teile besorgt, die sie für ihren Sprungantrieb benötigte. Zak hoffte inständig, dass dieses Gerät niemals funktionieren würde; dann würde Ganatos vermutlich ewig daran arbeiten und würde ihm ansonsten seine Ruhe lassen.


Das Verladen der Fracht gestaltete sich zwar nicht ganz unproblematisch, da die Rampe der Hama viel zu steil und für solche Gewichte nicht geeignet war. Aber ein schwerer Stapler, der sonst die gewaltigen Container in die großen Frachter hievte, sorgte für Abhilfe.

Der Auftraggeber beobachtete genau, wie sie das Aquarium festzurrten, in dem dieses Tier, das noch nicht einmal einen offiziellen Namen hatte, vor sich hin dümpelte.

„Sind sie sicher, dass das Vieh noch lebt?“ fragte Zak, als er den Koloss von außen begutachtete.

„Sssicher, verehrter Kollege,“ antwortete sie Echse, für die er jetzt arbeitete, „esss ist eben eine ruhige und besondersss friedfertige Kreatur!“

„Wofür ist dieses Aquarium dann mit Teladianium verstärkt?“ fragte Zak.

„Reine Vorsichtsmaßnahme,“ versicherte die Echse, „sssie müssen wissen, dass diesss das einzige, bisssher gefangene Exemplar issst. Das Teladi-Unternehmen möchte jedesss Risiko ausschließen.“

„Verstehe“, murmelte Zak und wurde das Gefühl nicht los, dass diese nervöse Echse mehr als nur ein paar Details verheimlichte.

Andererseits schien dieses Tier ganz zufrieden in seinem Aquarium und auch die Lebenserhaltung, die darin integriert war, machte einen deutlich besseren Eindruck, als er es bei Teladis gewohnt war.

Doch das Gefühl wurde er nicht los, selbst als sie schon gut ein Drittel der Strecke zurückgelegt hatten und in der Ferne schon das Leuchten des Sprungtors zu sehen war. Zum Glück hatte er zuvor noch eine Bergungsversicherung abgeschlossen, die im Falle eines Falles zumindest finanzielle Verluste abdeckte. Im Grunde schloss man so etwas vor jeder Reise ab, aber bisher hatte er sich die Kosten immer gespart.

Er stand in der Kochnische, um sich einen Imbiss und einen Tee zu machen, als er Bobi Ka in Richtung Frachtraum gehen sah.

„Wo willst du denn hin?“ fragte er, mehr aus Langeweile als aus Interesse.

„Mein Kapitän, ich möchte mir die befremdliche Kreatur in unserem Laderaum ansehen,“ antwortete Bobi, „als Boronin, die ja selbst im herrlichen Ozean lebt, habe ich natürlich ein besonders putziges Interesse an dieser Kreatur, das dem drolligen Chelt so ähnelt.“

„Mach, was du nicht lassen kannst, Bobi. Aber dass du mir ja nicht in dieses Aquarium rein springst“, warnte er. „Ich habe dir ein Haustier erlaubt; ein zweites kommt gar nicht in die Tüte.“

„Aber selbstverständlich, mein über alles geliebter Kapitän.“

Mit diesen Worten verschwand Bobi mitsamt ihrem Umweltanzug im Laderaum.

„Wo will sie denn hin?“ fragte Mikela, die gerade noch gesehen hatte, dass Bobi hinter der Tür zum Frachtraum verschwunden war.

„Sich mit der Fracht anfreunden“, antwortete Zak und nahm einen Happen vom frisch aufgebackenen Cahoonaburger. „Ist Ganatos immer noch dabei, an diesem Sprungantrieb zu basteln?“

„Sicher, was soll sie auch sonst tun? Der Hauptantrieb ist in bestem Zustand.“

Ein Rumpeln erschütterte den Rumpf der Hama no Eikyû. Ein Brüllen, das von einem Quietschen gefolgt wurde, dröhnte durchs ganze Schiff. Ein weiterer Stoß, der Zak und Mikela beinahe von ihren Beinen gerissen hätte durchfuhr das Schiff.

„Das kommt vom Frachtraum!“ rief Mikela.

„Was hat Bobi denn jetzt angestellt?“ fragte Zak ärgerlich und ging auf die Tür zum Frachtraum zu. „Na, die kann was erleben!“

Als er die Tür zum Frachtraum öffnete, sah er am hinteren Ende schon Bobi Ka angelaufen kommen. Sein Zorn wandelte sich aber in blankes Entsetzen, als er sah, was ihr dicht auf den Fersen war: dieses an ein Chelt erinnernde Vieh, das im Übrigen trotz seiner Masse einen ordentlichen Sprint an den Tazura legte.

Shimatta!“ murmelte er ungläubig.

Wie ein Pfeil schoss Bobi an Zak vorbei und dieser schloss die Tür, so schnell er nur konnte. Es gab einen weiteren Rums, als das Vieh in vollem Lauf gegen die Wand gestoßen war. Zak stemmte sich reflexartig mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Tür.

„Bobi!“ rief er, „was zum Argnu hast du gemacht?“

Er hörte ganz genau, wie das Tier Schritte hinter der Tür machte und offenbar erneut Anlauf nehmen wollte. Wieder stemmte sich Zak gegen die Tür. Die Wucht das Aufpralls schleuderte ihn fast zu Boden.

„Oh, mein heldenhafter Kapitän, ich …“

„Das hat Zeit bis später,“ entschied er, „geh sofort ins Cockpit und ruf Ganatos im Maschinenraum. Sie soll auf gar keinen Fall in Laderaum gehen. Am besten soll sie sich ganz ruhig verhalten. Los jetzt!“

Bobi verschwand ins Cockpit.

„Mikela,“ sagte er dann, „gehen sie in mein Quartier. In der Schublade unter dem Nachtlicht ist eine Waffe!“

„Soll ich sie ihnen holen?“ fragte sie.

„Nein, die muss erst aufgeladen werden,“ verneinte Zak, „sie wissen, wie das geht?“

Ohne eine Antwort stürmte sie los. Momente später sah er sie aus seinem Quartier heraus ins Cockpit hasten, wo die Ladevorrichtung sich befand.

„Zak!“ rief sie von dort zu ihm rüber, „Valerie empfiehlt, die künstliche Schwerkraft im Frachtraum zu deaktivieren. Das sollte dieses Biest ein wenig seiner Wucht berauben!“

Wieder spürte er einen gewaltigen Stoß, der ihn fast von den Füßen riss. Gefolgt von einem markerschütternden Brüllen.

„Tut es!“ befahl er.

Sofort wurde es ruhiger auf der anderen Seite der Tür. Zak glaubte nicht, dass sich diese Kreatur bei Schwerelosigkeit irgendwie unwohl fühlte, was ihm ohnehin nur recht gewesen wäre. Schließlich handelte es sich um ein Tier, das im Meer schwamm. Aber ohne ein Medium, das ein wenig Widerstand leistete, konnte es kaum seine ganze Kraft mehr gegen die Tür richten.

Noch einen Moment lang misstrauisch lehnte er sich immer noch gegen die Tür. Aber abgesehen von frustriertem Brüllen gab dieses Tier kein weiteres Lebenszeichen von sich.

„Oh, mein lieber Kapitän, es tut mir so unendlich fürchterlich leid!“ wimmerte Bobi Ka, die vollkommen verunsichert aus dem Cockpit kam, am ganzen Leib zitternd.

Dewa, dann sag mal, was du unserem Freund da draußen erzählt hast, was ihn so furchtbar aufregt?“ meinte Zak, ein wenig entspannter.

„Aber ich habe ihm doch gar nichts gesagt“, versuchte sich die Boronin zu verteidigen.

„Was war dann los?“

„Ich bin hinunter,“ druckste sie verlegen, „und wollte mir die Kreatur ansehen. Als ich unten an seinem garstigen Gefängnis ankam, drehte es sich ruhigerweise zu mir und starrte mich mit seinen schrecklichen Augen einen kurzen Moment an, um sich dann gewaltig gegen die Scheiben zu drücken.
„Als ich dann einen Schritt zurück tat, da brüllte es so fürchterlich, dass es mir die Tentakel zusammenzog.“

„Sonst hast du nichts getan?“ fragte Zak und hob eine Augenbraue.

„Sonst nichts, mein Kapitän, bei Menelaus und ihren Hofdamen“, schwor die Boronin.

Er konnte sich zwar keinen Reim darauf machen, was eigentlich passiert war, aber im Grunde war das jetzt auch nebensächlich. Eine ziemlich wütende und vermutlich sehr gefährliche Bestie trieb schwerelos in seinem Frachtraum, eines seiner Crewmitglieder war vom Rest des Schiffes abgeschnitten und befand sich mutmaßlich in Lebensgefahr.

Er hoffte nur, dass die Waffe funktionierte, mit der Bobi versucht hatte, dieses Schiff zu übernehmen. Und dass sie genug Feuerkraft besaß, um dieses Ding zu töten; vorzugsweise bevor sie jemanden anderen töten konnte. Es war eine Weile her, seit er das letzte Mal eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Damals war er im Schützenverein gewesen und er hatte auf Holoziele geschossen. Schon damals war er ein lausiger Schütze gewesen. Heute jedoch konnte er sich keine großen Fehler leisten.

„Bretter schießen nicht zurück“, hatte damals sein Übungsleiter philosophiert.

Nein, er irrte sich. Bretter schlugen nicht zurück; das hatte ihm sein Arg Fu Meister damals gesagt. Eine weitere Sportart, bei der keine besonderen Leistungen hatte erbringen können. Überhaupt, er war nicht mal ein besonders guter Frachtkapitän. Wenn er bei irgendwas den Durchschnitt erreicht hatte, dann war das in der Regel das Beste, wozu er imstande war.

Diese Erkenntnis durchzuckte ihn, als die Kreatur wieder brüllte und ihm beinahe mehr als nur das Herz in die Hose gerutscht war.

Aber die Hama war sein Schiff. Ganz egal, wie schlecht er sie auch führte. Mehr noch, sie war sein Zuhause. Ein Zuhause, das von diesem verdammten Biest bedroht wurde. Je mehr er darüber nachdachte, desto ärgerlicher wurde er. Bei ihm konnte man sich einiges leisten, das hatten ihm die ganzen Frauen an Bord schmerzlich vor Augen geführt. Aber nur bis zu diesem Punkt, beschloss er. Nicht einen Millimeter weiter.

„Wie weit die Kanone?“ schnaubte er plötzlich. „Ich fragte: Wie weit ist die Kanone?!“

„Zak, der Ladevorgang dauert eine Weile“, meinte Mikela.

„Pah!“ bellte er, „es reicht vollkommen aus, wenn ich ein paar Schuss hab!“

„Trotzdem ist es besser, abzuwarten“, ermahnte sie ihn. „Ich hab keine Lust darauf, dass es sie frisst, nur weil der Waffe die Puste ausgeht.“

„Sie sind ja verdächtig besorgt um mich“, meinte er.

„Wenn es sie frisst, dann mit der Waffe. Glauben sie, ich habe Lust darauf, mir einen Speer aus dem Lampenständer in meiner Kabine zu machen, um das Biest damit anzugreifen?“ fragte sie und holte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen.

„Wenn das so ist: Wo bleibt meine verdammte Kanone?“

„Aber mein Kapitän,“ mischte sich jetzt auch noch Bobi Ka ein, „es handelt sich bei der garstigen Waffe um meinen Besitz.“

„Den ich konfisziert habe!“ schnappte Zak zurück. „Gut, dann geh sie mir eben selber holen – ihr rührt euch nicht vom Fleck; sonst mache ich am Ende noch ein paar Zielübungen!“

Beide machten den Weg zum Cockpit frei und ließen ihn passieren. Bevor er sich jedoch die Waffe, die inzwischen schon mehr als die Hälfte ihrer maximalen Ladung hatte, aus der Verankerung der Ladevorrichtung nahm, rief er noch einmal Ganatos. Er wollte ganz sicher gehen, dass diese Echse keine Dummheit vorhatte. Sie war schließlich in dem Raum, in dem die meiste Energie zur Verfügung stand und in dem genügend Teile waren, um eine verrückte Bastlerin dazu zu verleiten, sich als Waffeningenieurin zu versuchen. Das Letzte, was Zak jetzt brauchen konnte, waren unangebrachte Heldentaten; das war ganz allein sein Job, so sehr er die Tatsache auch hasste.

„Ganatos, alles klar bei dir?“ fragte er über die Bordsprechanlage.

„Wasss geht da draußen vor?“ hörte er ein verängstigtes Zischeln.

„Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum“, versuchte er sie zu beruhigen, „bleib einfach, wo du bist, bis wir dich holen.“

„Geht klar, Bosss.“

Mit einem beherzten Griff entnahm er endgültig die Waffe, die auf eine argonische Hand zugeschnitten war; wie Bobi vorgehabt hatte, sie mit ihren Tentakeln abzufeuern, war ihm ein Rätsel. Er kannte das Fabrikat nicht. Aber wenigstens konnte er das gute Ende vom schlechten unterscheiden.

Er legte die Sicherung um und stellte zufrieden fest, dass die Waffe offenbar funktionstüchtig war. Tief durchatmend drehte er die Energie hoch, um einen möglichst heftigen Feuerstoß zu bekommen. Viel mehr als ein paar Schuss blieben ihm auf diese Weise nicht, aber so konnte er sichergehen, dass die Schüsse auch etwas bewirkten.

Die Kreatur hatte im Aquarium ziemlich robust gewirkt, und er wollte kein Risiko eingehen. Die Wände
der Hama würden das schon aushalten. Die waren schließlich auch auf Entermanöver ausgelegt.
„Wünsch mir Glück, Valerie“, sagte er zur KI, als er losgehen wollte.

„Ich bin mit dem Konzept von Glück vertraut, Kapitän Smit, kann es aber nicht vollkommen nachvollziehen, da es sich der Logik zu entziehen scheint“, antwortete Valerie.

„Den Versuch war es wert“, seufzte er und ging zurück in Richtung Frachtraum, wo Bobi Ka und Mikela Springer ihn erwartungsvoll anschauten.

Der Moment der Wahrheit. Allmählich wurden seine Knie weicher, als er gedacht hatte. Noch immer entschlossen ging er auf die Tür zum Frachtraum zu, hielt inne und lauschte. Nichts zu hören. Er wusste nicht, ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen war. Vielleicht war die Bestie inzwischen schon gar nicht mehr am Leben, kam ihm in den Kopf. Sie war schon seit mehreren Mizuras nicht mehr im Wasser; ein Borone wäre schon längst erstickt.

Vielleicht lauerte sie aber auch genau vor der Tür und hoffte, dass jemand etwas verdammt Dummes tat. Er seufzte erneut. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: indem er etwas verdammt Dummes tat.

Die Waffe fest in seiner Hand wissend und den Abzug mit dem Finger umklammernd öffnete er vorsichtig die Tür. Da konnte er das Tier sehen, wie es hilflos im Frachtraum, mit seinen Beinen rudernd, durch die Luft torkelte, keine zehn Meter entfernt. Zak konnte sein Glück kaum fassen. Ein derart großes Ziel konnte selbst er nicht verfehlen. Ganz besonders dann nicht, wenn es sich nicht wirklich bewegen konnte.

Er hob die Waffe und zielte auf den Kopf. Mit großen Augen starrte das Biest zurück und brummte nur unzufrieden. Jetzt musste ihm nur noch etwas Kluges einfallen, das er sagen konnte, bevor er abdrückte. Zu blöd nur, dass Jippiejeijey Argnubacke! schon belegt war.

Sayônara – akachan!“ war dann alles, was ihm auf die Schnelle noch einfiel. Nicht besonders kreativ oder wohlklingend, aber besser, als stammelnd Mizuras verstreichen zu lassen und diesem Vieh die Möglichkeit geben, sich doch noch schnell an die Umgebung anzupassen.

Sein Schuss traf genau ins Ziel. Einen so genauen Treffer hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gesetzt. Er war nicht wenig stolz auf sich. Doch Bobi Ka konnte trotzdem nicht anders, als ein Wehklagen anzustimmen; Boronen verabscheuten nun einmal Gewalt und im Grunde hatte sie auch recht. Hätte man dieses Monster in der Tiefsee gelassen, hätte es nicht hier, fern seiner Heimat, sterben müssen.

Auf der anderen Seite: Wenn es brav in seinem Aquarium geblieben wäre und Bobi nicht als Imbiss angesehen hätte, wäre ihm dieses Schicksal wahrscheinlich auch erspart geblieben. Etwas, das auch Zak am liebsten gewesen wäre – der Kadaver stank nämlich abscheulich und er fragte sich, ob sich dieser Geruch auch irgendwann wieder verflüchtigen würde.

Als Erstes befreiten sie Ganatos aus ihrem Gefängnis im Maschinenraum. Dann kam der unangenehme Teil: Sie mussten dieses Vieh irgendwie zumindest auf die untere Frachtebene schaffen; die konnte man hermetisch vom Rest des Schiffes abschließen, was zumindest das Geruchsproblem unter Kontrolle brachte. Die weiteren Probleme, die noch offen standen, mussten warten.

Wieder war Zak dankbar, dass die Schwerkraft an Bord regelbar war. Ein Sechsmeter-Koloss konnte nämlich so viel wiegen wie er wollte, wenn man die Schwerkraft absenkte, war er federleicht. Lediglich seine Masse bremste die Arbeit, aber mit Geduld und einem Atemgerät war auch dies zu schaffen.

Er stellte die Lebenserhaltung auf ihr Maximum ein, als er die Luke zur unteren Frachtebene schloss. Er hoffte, dass der Gestank bald nachlassen würde. Zuvor hatte er noch eine Wasserprobe aus dem Aquarium geborgen. Ein Verdacht war in ihm aufgekeimt und dem wollte er nachgehen.

„Bobi,“ meinte er zu der Boronin, „du kannst doch Dinge in Wasser riechen?“

„Das entspricht der Wahrheit“, antwortete sie geflissentlich. „Wir Boronen sind in der Lage, auch feine Nuancen in Wasser zu schmecken, mein Kapitän; wir nennen es schmecken und nicht riechen.“

„Wie auch immer,“ winkte Zak ab, „ich möchte, dass du mal in dieses Wasser reinschmeckst, ob du etwas Ungewöhnliches findest.“

„Aber mit dem allergrößten Vergnügen,“ klickste sie, „Wenn etwas Ungewöhnliches darin enthalten ist, dann werde ich es herausschmecken. Allerdings wird es eine Zeit dauern. Ich bin noch so herzerschütternd aufgeregt, dass ich vielleicht ein Fehlurteil abgeben könnte.“

„Lass dir ruhig Zeit, Bobi. Ich brauche jetzt auch erstmal einen Beruhigungstee.“

„Würden sie einen für mich mitmachen, Zak“, fragte Mikela, die auch mehr als nur ein wenig aufgewühlt wirkte.

Zwei Tassen brauchte Zak, bis sein Puls wieder zweistellig wurde. Mikela Springer schien auch dankbar für den Tee zu sein. Ganatos tätschelte zärtlich ihren Brüllwürfel, der in etwa das teladianische Äquivalent zum Teddyargnu war. Dies war mehr oder weniger der einzige materielle Gegenstand, von dem sich ein Teladi nicht so ohne Weiteres trennte.

„Das war ein bisschen viel für einen Tazura,“ meinte Zak nach einer Weile, „ich hoffe, das war die ganze Aufregung für den Rest des Flugs.“

„Da fällt mir ein, Bosss,“ zischte Ganatos und streichelte weiter über ihren Würfel, „während ich nicht rausss konnte, habe ich den Sprungantrieb vollendet.“

„Ich hatte dir gesagt, dass du bleiben sollst, wo du bist und nicht, mach schon mal weiter mit der Bastelei!“

„Mir war ssso langweilig, Bosss“, verteidigte sie sich. „Ich dachte nur, dasss es vielleicht eine gute Idee wäre, den Flug ein wenig abzukürzen, in dem wir einfach nach Teladi Profit springen.“

„Keine Chance, Ganatos“, lehnte er sofort ab, „wir sind nur einen Sprung entfernt und ich will diesen Kadaver so schnell wie möglich von Bord wissen und nicht erst ein paar Dutzend Sprünge machen, bevor wirda ankommen, wo wir hin wollen. Frag mich danach noch mal. Dann habe ich vielleicht auch bessere Laune.“

Es würde noch einiges auf ihn zukommen. Die Fracht tot, der Laderaum eine nach Pestilenz stinkende Sauerei und keine Ahnung, was da genau schief gelaufen war. Erst, als Bobi ihr Quartier wieder verließ, kam ein wenig Klarheit. Ihre Pupillen waren noch stärker als sonst geweitet.

„Oh, mein Kapitän“, begrüßte sie Zak.

„Hast du was herausgefunden?“ fragte er besorgt.

„Sehr wohl, mein Kapitän, das habe ich,“ verkündete die Boronin und kicherte klicksend, „die Flüssigkeit, die du mir zu schmecken gabst – sie stellte seltsame Dinge mit mir … oohhh, da glänzt etwas!“

„Schon gut, Bobi, ich habe verstanden, geh und schau nach, was da so glänzt“, meinte Zak nur.

„All diese Farben!“ säuselte Bobi, als sie forttapste, „ich schwebe und nur der Schaum auf der Meeresoberfläche vermag mich zu stoppen …“

„Das habe ich befürchtet,“ brummte Zak vor sich hin.

„Ich verstehe nicht“, meinte Mikela.

„Dieser Teladi hat das Biest unter Drogen gesetzt, damit es ruhig bleibt,“ erklärte Zak, „anscheinend sogar eine ganze Menge davon. Wenn ich sehe, wie schwer es Bobi erwischt hat und ich daran denke, wie wenig Wirkung diese Konzentration auf dieses Vieh noch hatte. Ich hoffe nur, dass Bobi nicht auf dem Trip hängen bleibt.“

„Uiiiuiuiuioy – ich bin ein Hornfisch und gleite durch schillernde Ströme voller gelben Planktons, das nach wildem Seetang schmeckt, wenn er abendlich blühüt!“

„Mikela, würden sie bitte darauf aufpassen, das Bobi keinen Unsinn macht, während sie stoned ist?“ bat er. „Zumindest nicht mehr Unsinn, als gewöhnlich?“

„Ui, mein Kapitän, schauen sie: Squiddy dreht einen Looping nach dem anderen! Dabei heißt es doch, dass eine alte Flügelkrake keine neuen Tricks mehr lernt!“

Offenbar war in dem kleinen Behälter, den Zak Bobi gegeben hatte, genug Stoff drin gewesen, um die ganze Kabine in eine Raumkrauthöhle zu verwandeln. Sofort stellte er auch die Lebenserhaltung für die aquatischen Quartiere auf Maximum und griff durch das Kraftfeld. Er bekam eines der glitschigen Tentakel von Bobis Haustier zu greifen.

Mit einem Ruck warf er das Tier von einem Quartier ins andere. Die zweite Kammer sollte seiner Meinung nach unkontaminiert sein.

„Die weiten Gewässer des Königinnenreichs sind meiheine Heimat“, hüpfte Bobi.

„Mikela, bitte!“ flehte er inzwischen schon, nur um zu merken, dass er allein mit der Boronin war.

Einen Moment später erschien Mikela wieder. Sie war in ihrem Quartier und hatte sich umgezogen. Nun trug sie wieder diesen Bikini. Zak bekam beinahe einen Herzinfarkt und fragte sich, wie viel er von dem Beruhigungstee noch an Bord hatte.

„Okay, ich kümmere mich um Bobi,“ versprach sie, „gehen sie ruhig ins Cockpit und überlassen sie den Rest mir, in Ordnung?“

Er schaffte es gerade noch, wie ein pubertärer Bengel zu nicken, ohne dass Speichel wie ein Wasserfall aus seinem Mund tropfte.
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Kapitel 13

Post by Cpt.Jericho » Mon, 7. Jun 10, 22:37

Sprung ins Ungewisse
Die Prozedur an Bord der Handelsstation in Teladi Profit drohte sich bis ins Unendliche zu ziehen. Der Empfänger der Ware war außer sich, als er sah, dass das wertvolle Wesen tot neben seinem Aquarium lag. Die Echse drohte mit hohen Konventionalstrafen.

Doch Zak ließ sich davon nicht einschüchtern. Er wusste ganz genau, dass man ihn hatte über den Tisch ziehen wollen. In dem Aquarium war noch tonnenweise Beweismaterial. Als er dann seinerseits mit einer Klage drohte, die unter anderem den Handel mit verbotenen Substanzen, gefährlicher Körperverletzung und Betrug enthalten sollte, gab der Teladi schließlich auf und sie einigten sich auf eine Summe, die gerade den verbrauchten Treibstoff abdeckte. Dafür kam die Echse auch für die Reinigung des Frachtraums auf.

Zusammengenommen musste sich Zak eingestehen, ein Verlustgeschäft gemacht zu haben. Doch viel schlimmer noch. Bobi Ka hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Hama no Eikyû zu verlassen. Die vergangenen Erlebnisse waren offenbar doch mehr Abenteuer gewesen, als die kleine Boronin verkraften konnte.

„Es tut mir so leid, mein Kapitän“, klickste sie traurig.

„Komm schon, das war nicht deine Schuld,“ meinte Zak nur, „das Vieh wäre genauso hinter mir oder Ganatos her gewesen.“

„Ich weiß, oh mein Kapitän. Aber dennoch, in diesen wenigen Wozuras an Bord, bin ich fast von furchtbar fremdartigen und vor allem unbekannten Wesen angegriffen worden. Wäre beinahe von Minen getötet worden. Hätte mich beinahe ein wildes Tier gefressen. Das ist einfach zu viel für mich kleine Boronin.“

„Du hast ein Haussstier gefunden“, versuchte Ganatos, der es ebenfalls leidtat, dass Bobi gehen wollte.

„Es tut mir leid, oh fabelhafteste aller Kaufechsen,“ entschuldigte sich Bobi erneut, „aber mein Entschluss steht leider fest. Ich habe auch schon eine Überfahrt auf einem boronischen Frachter, der nach Königstal fliegt, arrangiert. Ihr Navigator ist ausgefallen und ihr Auftrag ist von höchst wichtiger Dringlichkeit.
„Es wird das Beste für uns alle sein. Dort wird sich auch meine liebe Squiddy wohler fühlen. Sie bewegen höchst wichtige Fracht dorthin, haben sie mir gesagt, die gebraucht wird, um eine Medizin für Prinzessin Menelaus herzustellen.
„Es ist meine Pflicht, alles zu tun, egal wie gering der dies auch ist, um der Prinzessin zu helfen.
„Vielen Dank, mein Kapitän, dass du mich nicht bei erster Gelegenheit durch die Luftschleuse ins kalte Vakuum geschleudert hast. Dômô argigatô gozaimasu!“

Dewa, viel Glück, Bobi Ka, lass zwischendurch mal was von dir hören,“ meinte Zak nur, „aufhalten können wir dich wohl doch nicht. Sayônara.“

Er winkte ihr noch zu, als sie zusammen mit den wenigen Habseligkeiten, inklusive einer Transportbox für Squiddy, die Rampe herabschritt. Unten wurde sie schon von einigen Boronen in Empfang genommen, die ihr beim Tragen halfen. Als einzige Erinnerung ließ sie ihre Waffe auf der Hama, für die sie keine Verwendung mehr hatte.

„So viel dazu,“ brummte Zak und drehte sich um.

Er fuhr beinahe zusammen, als direkt vor ihm Mikela Springer stand, die ihn mit einem Lächeln ansah.

„Ich hab gehört, hier ist eine Stelle als Navigator frei geworden,“ meinte sie, „in dem Fall würde ich mich gerne bewerben. Auf meine Referenzen starren sie ja schon, Kapitän.“

Er wich einen Schritt zurück und zwang seine Augen zumindest auf Kinnhöhe.

„Tun sie doch nicht so, als ob ich wirklich eine Wahl hätte“, schnaubte er.

„Tja, dann habe ich wohl einen Job“, grinste sie.

„Dann tu auch was für dein Geld,“ brummte er, „schaff uns von dieser Station. Wir haben schon mehr als genug Parkgebühren berappt!“

„Aye, aye, Kapitän“, sagte sie und drehte sich auf dem Absatz um.

Keine fünf Mizuras später waren sie wieder im Weltraum. Ohne Fracht oder auch nur ansatzweise profitabel. Ein Zustand, der Zak nicht wirklich zusagte. Doch wohin sollten sie gehen? Seine letzten paar Ideen hatten sich als nicht ganz so klug erwiesen.

„Wir könnten nach CEOsss Geist reisen,“ schlug Ganatos vor, „esss ist nicht wirklich weit weg, aber vielleicht könnten wird dort zumidessst Passagiere finden.“

Zak ließ sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen. Das waren schon einige Sprünge. Aber die Aussicht auf Credits bliesen seine Zweifel weg. Warum nicht? Es konnte doch kaum schlimmer werden.

„Naja, von mir aus,“ brummte er, „und da ich im Moment ganz gut gelaunt bin, erlaube ich dir sogar, deinen Sprungantrieb zu testen.“

Im Grunde bereute er sein Angebot schon, bevor es überhaupt richtig ausgesprochen war. Auf der anderen Seite bestand noch die Chance, dass das Ding erst gar nicht funktionierte. Und wenn er doch funktionierte, vielleicht spie er sie ja an einem Ort aus, an dem man ein paar Credits machen konnte. Der letzte Sprung nach Erzgürtel war schließlich reichlich lukrativ gewesen.

„Sprungantrieb wird geladen“, kündigte Valerie an und startete den Countdown.

Soweit lief es schon mal besser, als Zak erwartet hätte. Valerie konnte das Gerät tatsächlich bis zur hundert-Prozent-Marke aufladen und tatsächlich sprangen sie. Doch als sie aus dem Tor kamen und Valerie die Position bestimmte, wurde ihm ganz anders.

„Erreiche System: Familienstolz.“

Sie waren mitten im Splitgebiet gelandet. Schlimmer noch. Um sie herum war eine Flotte postiert, die sich vermutlich gerade für eine Patrouille an den Grenzsektoren aufmachte. Jeder im Cockpit wusste, dass dies Ärger bedeutete.

Und der ließ nicht lange auf sich warten.

~ Kapitän von unbekanntes Militärschiff, du eingedrungen unerlaubt in Splitgebiet. Du stellen Antrieb ab und ergeben!

Zak wusste ganz genau, dass Widerstand keinen Zweck hatte. Bis auf die großen Schlachtschiffe der Python-Klasse konnte ihn jedes Schiff in diesem Verband sowohl einholen, als auch zerstören. Mit ein paar Atomraketen an Bord hätte die Sache vielleicht ein wenig anders ausgesehen, aber das hätte nur zur Folge gehabt, dass sich die Hama den Weg durch mindestens drei weitere Sektoren der Split hätte freischießen müssen. Das stand vollkommen außer Frage. Das konnte nicht mal eine vollständig ausgestattete militärische Flotte.

„Valerie,“ meinte Zak verzweifelt, „bitte sag mir, dass der Sprungantrieb funktioniert – ganz egal wohin er uns auch bringt.“

„Sprungantrieb funktionsfähig“, antwortete die KI.

„Warum startest du dann nicht den Countdown?“ fragte er leicht gereizt.

„Sprungantrieb nicht einsatzbereit – Temperatur kritisch.“

„Leute, wir haben ein Problem!“ fasste Mikela zusammen.

Sie untertrieb maßlos. Natürlich deaktivierte Zak sofort den Hauptantrieb, bevor die Split Lust auf Zielübungen bekamen. Das hatte zur Folge, das nur zwei Mizuras später ein Dutzend Gewehre auf sie gerichtet waren und die sechs Split, die sie in ihren Händen hielten, grinsten.
Das war kein gutes Zeichen. Selbst wenn man wusste, dass Split ihre Mundwinkel anhoben, um Ärger auszudrücken. Sie ließen ihn erst gar nicht zu Wort kommen, sondern schlugen ihn direkt bewusstlos. Ein Umstand, für den er nicht ganz undankbar war.

Selbst als er mit schweren Kopfschmerzen in einer düsteren Zelle zusammen mit Mikela aufwachte, war er immer noch dankbar darüber. Er wusste nicht, was sie mit ihm in der Zeit angestellt hatte, aber jeder einzelne Knochen tat ihm weh. Die Prügel nicht miterleben zu müssen, war mehr Gnade, als er sich von den Split erwartet hätte.

Mikela hingegen sah nicht so aus, als ob sie irgendwelche Schrammen abbekommen hatte. Warum auch immer.

„Willkommen bei den Split“, schnaubte sie.

„Alles in Ordnung, Navigator?“ fragte er, „noch alle Knochen heil?“

„Ich glaube, die Knochen sind unsere geringste Sorge,“ meinte sie, „viel wichtiger halte ich die Frage, warum sie uns einen derart warmen Empfang gegeben haben?“

„Das kann ich erklären, denke ich,“ sagte Zak, „normalerweise würden die Split nicht derart direkt vorgehen, wenn man ihre Sektoren betritt. Sobald man in ihr Gebiet fliegt, beobachten sie einen, geben regelmäßig die Position durch. Man kann also nicht vollkommen unangemeldet sein.
„Wir hingegen sind bis in ihr Kerngebiet vorgedrungen, ohne dass sie etwas davon mitbekommen haben.“

„Und das haben die gar nicht gern!“ schloss sie. „Ich frage mich, wo Ganatos ist?“

„Gute Frage“, gestand er, nur war er leider um eine Antwort verlegen.

Es dauerte eine Weile, bis sie Antwort darauf bekamen. So lange, bis endlich jemand kam und sie zur Rede stellte.

„Ihr mir jetzt sofort sagen, wie ihr in Splitgebiet gekommen, ohne gesehen zu werden“, verlangte ein Split, der einen ziemlich fiesen Eindruck machte.

Die Split waren rein äußerlich von allen bekannten Völkern die den Argonen ähnlichsten. Die Unterschiede bestanden vor allem darin, dass ihre Haut eher gelb bis braun war, sie die meisten Menschen um mindestens zwei Köpfe überragten und sie sechs Finger an ihren Händen besaßen. Aber ansonsten besaßen auch sie Haare – die männlichen trugen zurzeit scheinbar wieder üppige Koteletten – hatten zwei Augen und, abgesehen von zwei Händen und Füßen, keine weiteren Extremitäten vorzuweisen.

Ihre Kultur unterschied sich aber sehr krass der von Argon Prime. So scherten sie sich überhaupt nicht darum, dass die Marcus-Raumfliege, die sie immer noch in ihren Antriebssystemen verbrannten, allmählich vorm Aussterben bedroht war. Des weiteren ließen sie lieber Waffen als Diplomaten sprechen, was manche auf ihr mangelndes Wissen in der Grammatik zurückführte; außerdem schossen gerne auf alles, was sich bewegte und hielten sich mit Vorliebe Sklaven.

„Wenn du sagen,“ fuhr der Split fort, „ich dich dann vielleicht töten sanft! Spione normalerweise töten langsam und schmerzhaft!“

„Spione? Wir?“ fragte Mikela entrüstet.

„Ja, ihr Spione!“

„Sag mir erst mal, was aus der Teladi aus meiner Crew geworden ist“, verlangte Zak.

„Echse wurden gegen Zahlung von Profitgilde freigelassen. Du mir jetzt sagen!“

„Ich nehme an, ihr werdet uns foltern, wenn wir nicht reden?“ fragte Mikela vorsichtig.

„Nein, du nicht – nur Mann. Dich nicht töten. Du werden verkauft. Spr’nga kennen Argonen, der wollen Sklavin kaufen mit R’t H’ar“, erklärte Spr’nga.

„Piraten stehen auf Rothaarige?“ fragte sie verdutzt.

„Ich fürchte, du unterliegst einem Irrtum, Mikela,“ mischte sich Zak jetzt ein, „er sagte nicht, rote Haare, sondern R’t H’ar. Das bedeutet in ihrer Sprache, wenn mich nicht alles täuscht, so viel wie, naja, schwerer Vorbau – habe ich nicht recht, Spr’nga-san?“

Der Split machte eine Geste, die Zustimmung bedeutete. Die Zeichensprache der Split war integraler Bestandteil ihres Kommunikationssystems und Mikela verstand zumindest einige der Zeichen.

„Du jetzt endlich sagen, damit ich töten können?“ fragte Spr’nga.

Was das Motivieren Gefangener anbelangte, musste dieser Split noch einiges lernen. Auf der anderen Seite hatte Zak auch keine Lust auf Folter. Vielleicht ließ sich ja mit dem Split verhandeln?

„Ich könnte es dir sagen,“ meinte er, „aber du musst mir schon ein besseres Angebot machen.“

„Wir dich können foltern“, bot der Split an. „Tun auch ganz bestimmt sehr weh.“

„Ja,“ stimmte Zak zu, „aber das dauert. Ich mache dir einen Vorschlag: Ich sage dir, wie wir hergekommen sind, dafür garantierst du mir, dass ich nicht getötet werde.“

„Abgemacht, dummer Argone,“ lachte der Split und seine Mundwinkel hingen tief herab, „du mir verraten, ich dafür sorgen, dass du leben und Zwangsarbeit leisten!“

Dass es darauf hinauslaufen würde, hatte sich Zak schon gedacht. Auf der anderen Seite, selbst wenn Zwangsarbeit bei den Split über kurz oder lang auch den sicheren Tod bedeutete, so blieb ihm immer noch die Hoffnung, dass Ganatos sich beim Teladi-Unternehmen für die Behandlung beschweren würde und man irgendwann auf Argon Prime Wind von der Sache bekam, dass er inhaftiert war. Dann gab es eine kleine Chance, dass man ihn irgendwie rausboxen konnte.

"Ach ja? Und ich?“ mischte sich Mikela wieder ein, „wenn du glaubst, mich einfach so verkaufen zu können, dann hast du dich geschnitten, Split. Ich werde dem Käufer dermaßen in die kôgan treten dass …“

„Mir egal, was du mit Käufer machen“, meinte Spr’nga unbeeindruckt, „er schon bezahlt. Das allein sein Problem sein. Also, Argone, du jetzt endlich sagen, bevor Geduld verlieren?“

„Okay,“ sagte Zak sofort, „immer mit der Ruhe – was war das?“

„Du nicht ablenken!“

Doch das zweite Grummeln hatte selbst Spr’nga mitbekommen. Ein leichtes Beben fuhr durch den Boden.

„Was das sein?“ fragte nun auch der Split.

Plötzlich gab es nicht allzu weit eine Explosion, die alles um sie herum zum Beben brachte. Erst, als die Schwerkraft für einen Moment aussetzte, merkte Zak, dass sie offenbar auf einer Raumstation gefangen waren.

Der Split griff zu seinem Sprechgerät und sprach etwas Unverständliches hinein. Dann wurde er plötzlich aufgeregt. Zak konnte nun den einen oder anderen Brocken doch heraushören.

„Pilot sein tot?“ fragte der Split nervös, „Energiekern außer Kontrolle? Was wir nun tun sollen? Das nicht gut aussehen!“

„Probleme?“ fragte Zak, als der Split sich wieder zu ihm umdrehte.

„Du kommen mit mir!“ befahl Spr’nga und öffnete die Zellentür, „wir dich brauchen!“

„Ich habe keine Ahnung, worum es geht,“ meinte Zak und verschränkte die Arme, „und ohne meinen Navigator gehe ich nirgends hin!“

„Dann kommen Navigator eben auch mit“, meinte der Split und gemeinsam folgten ihm Mikela und Zak durch die Gänge.

Weitere Erschütterungen ließen die Wände beben. Zak hoffte, dass zumindest die Hüllenintegrität noch gegeben war.

„Könnte ich vielleicht mal langsam erfahren, was eigentlich los ist?“ fragte er nach einer Weile ärgerlich den Split, der eilig voranschritt.

„Experiment schief gelaufen,“ sagte dieser, „wir weg müssen und keinen Piloten haben für Prototypen. Das reichen?“

„Ich soll ein Split Schiff steuern?“ fragte er ungläubig.

„Du nicht können? Dann ich dich gleich hier töten.“

„Nicht doch,“ wehrte Zak sofort ab, „aber habt ihr wirklich keinen hier, der fliegen könnte?“

„Wenn wir hätten, du würden in Zelle sterben,“ antwortete Spr’nga, „wenn wir überleben, du vielleicht werden belohnt und dürfen auf Scruffin-Plantage Zwangsarbeit leisten und nicht in Mine.“

„Na, wenn das kein Anreiz ist“, meinte Zak zu Mikela.

Spr’nga führte sie in eine große Halle, in der drei Schiffe standen: die Hama no Eikyû, ein Kampfschiff, das nach einer Korvette der Drache-Klasse aussah, und einen Schiffstypen, den er nicht kannte.

Es war ein Schiff der Split, so viel konnte er sagen, und vermutlich ein Frachter. Aber ab da flog er blind.

In der Halle befanden sich schon viele Split und noch mehr kamen durch verschiedene Zugänge hinzu. Spr’nga zeigte auf das unbekannte Schiff.

„Du fliegen!“ sagte er.

„Warum nehmen wir nicht das Schiff?“ fragte Zak und zeigte auf den Drachen. „Das scheint mir deutlich raumtauglicher zu sein.“

„Weil Schiff in spätestens einer Stazura explodieren werden“, merkte Spr’nga an.

„Gutes Argument“, gab Zak zu. „Aber was wird aus meinem Schiff?“

„Wo du hingehen, du nicht brauchen. Los, Kaiman Prototyp nicht von alleine starten!“

Er führte sie die breite Laderampe empor bis zu einem Aufzug, der direkt in den Lebensbereich führte. Der Größe nach, hätte Zak vermutet, war dieses Schiff für eine Mannschaft von zehn Leuten gedacht. Doch vermutlich mussten sich bis zu dreißig den Platz teilen. Ein Raumer dieser Größe konnte unmöglich nur zehn Leute Besatzung haben.

„Die werden nie alle hier reinpassen,“ meinte Zak zu Spr’nga, als sie zum Cockpit gingen, „das wird die Lebenserhaltung niemals durchhalten!“

„Leute in Frachtraum bleiben. Dort Luft genug für einige Zeit und auch geheizt sein“, erklärte der Split. „aber vollkommen egal, wir zu weit weg für Hilfsschiffe. Die meisten sterben werden. Ihr Glückspilze, ihr leben müssen, um Schiff zu steuern.“

Wenn er es steuern konnte. Dass sich der Wohnbereich allmählich mit ziemlich wütend aussehenden Split füllte, machte ihn nicht zuversichtlicher. Er hoffte nur, dass die Splitsteuerung sich nicht allzu sehr von der argonischer Schiffe unterschied.

„Also gut,“ meinte er, als er sich in den Kapitänsstuhl setzte, „dann wollen wir mal. KI?“

„KI bereit!“ meldete sich der Bordcomputer kratzend.

„Oh je, wie intelligent ist das Ding?“ fragte er Spr’nga.

Der zuckte nur mit den Schultern.

„Großartig. Also gut, KI, Hauptreaktor hochfahren!“ befahl er dem Computer. „Hauptantrieb vorglühen.“

„Befehl verstanden – bitte warten bis Zustand grün!“

„Alle an Bord sein“, meldete Spr’nga. „Wir loskönnen!“

„Ohne, dass uns einer die Tür aufmacht?“ fragte Zak überrascht. „KI, versuch mal, die Stationstore zu öffnen.“

„Befehl nicht ausführbar!“

„Warum du Türen nicht einfach sprengen?“ fragte Spr’nga verständnislos. „Wenn Reaktor von Drache hochgehen, niemand kümmern kaputtes Tor.“

„Ist dieser Frachter denn überhaupt bewaffnet?“ fragte Zak noch überraschter als zuvor.

„Du machen Witze, richtig? Splitschiff ohne Waffen – so weit noch kommen!“

Einige Lampen wurden grün, was Zak als Betriebsbereitschaft interpretierte. Er fuhr die Schilde hoch. Wenn er es tatsächlich schaffte, die Tore mit Gewalt zu öffnen, dann würde er sie sicher brauchen. Zweifelnd betrachtete er die Flugkontrollen und erinnerte sich daran, dass die meisten Split Linkshänder waren. Ob das etwas über die Belegung der beiden Steuerknüppel aussagte, wusste er allerdings nicht.

Sanft schob er den Hebel nach oben, von dem er glaubte, dass er die Manövriertriebwerke bediente. Ein leichtes Schütteln fuhr durch das Schiff und so wie es aussah, hatte er mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass die Steuerung vertauscht war. Das war zwar gut zu wissen, machte die Sache aber nur bedingt einfacher.

„Du jetzt öffnen Tor? Niemand wissen, wie viel Zeit noch sein!“ bellte Spr’nga ungeduldig.

„Hey, so ein Ding zu fliegen, ist etwas anderes als mit Ghoks zu ringen. Ein falscher Handgriff und wir könnten sonst wo landen!“ bellte Zak zurück.

„Wir gerufen werden!“ mischte sich die KI krazend dazwischen.

„Ist da noch jemand draußen?“ fragte Zak.

„Information unbekannt“, antwortete die KI. „Kapitän wollen annehmen?“

Hai, stell durch!“ befahl Zak. „Wer spricht da?“

„Kapitän Smit,“ hörte er die angenehm weich klingende Stimme von Valerie, „ich registriere einen Energieanstieg in dem gedockten Schiff. Explosion steht bevor! Sie müssen sich in Sicherheit bringen.“

„Valerie!“ rief er, „ja, ich weiß. Das würde ich auch gern. Aber die Steuerung ist hier ein wenig anders.“

„Ich werde ihnen assistieren,“ sagte Valerie, „durchbreche Firewall – Schiffsteuerung übernommen. Waffensysteme werden hochgefahren, Schilde erreichen maximale Kapazität.“

Zak konnte sehen, wie der Kaiman Prototyp abhob und seinen Bug, wo die Hauptgeschütze installiert waren, auf das Tor richtete und feuerte.

Im selben Augenblick brauch in der Halle ein Inferno von explosionsartig entweichender Luft los, das alles, was nicht viele Tonnen schwer oder fest genug montiert war, hinaus ins All blies. Momente später zündeten die Haupttriebwerke des Prototypen und er bewegte sich langsam beschleunigend auf die geschaffene Öffnung zu.

Als der gesamte Rumpf außerhalb der Station war, fuhren die Aggregate auf ihr Maximum hoch und Zak war überrascht, wie schnell dieses Schiff, trotz seiner immensen Masse, beschleunigte.

„Los Valerie,“ rief er über Funk, „worauf wartest du? Das Loch ist doch mehr als groß genug für die Hama.“

„Befehl nicht ausführbar, Kapitän Smit,“ antwortete sie, „ich bin nicht in der Lage ihr Schiff zu retten. Ein Kraftfeld verhindert jeden Startversuch.“

„Dann versuch es zu überbrücken!“ rief Zak.

„Zugriff verweigert, Befehl nicht ausführbar.“

„Können wir vielleicht irgendwas tun?“ fragte er.

„Du nicht kommen auf dumme Ideen!“ warnte Spr’nga.

„Negativ“, antwortete Valerie. „Sayônara.“

Sezuras später konnte Zak auf einem Bildschirm ein Aufblitzen erkennen, dass die Optik beinahe verbrannte. Dann verschwand die Station vom Gravidar.

Zak war wie gelähmt. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Verlust einer KI ihn so berühren würde. Sein Schiff kümmerte ihn nicht annähernd so sehr. Lediglich dieser kleine Kasten, der Valerie war, hatte im Grunde einen unersetzbaren Wert gehabt.

Es dauerte mehrere Stazuras, bis er sich wieder gefangen hatte. Mikela hatte in der Zwischenzeit verzweifelt versucht, Hilfe zu rufen; die Split im Laderaum hatten zwar noch für eine ganze Weile Luft, aber dieser Vorrat war endlich.
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Karl-Heinz Schneider
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Post by Karl-Heinz Schneider » Tue, 8. Jun 10, 11:09

Schade um Valerie oder vielleicht doch nicht ????? Bin schon gespannt wie es weitergeht. Rechtschreibung ist soweit ok, irgendwo hat mal ein Wort gefehlt aber nicht im letzten. Habe ein paar jetzt in einem Rutsch durchgelesen und find die Stelle nicht auf die schnelle. Wir warten auf das nächste Kapitel.

Gruß KHS
Laß krachen Alter !!!

Cpt.Jericho
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Post by Cpt.Jericho » Tue, 8. Jun 10, 15:31

Tja, du weißt doch, wie das im Spiel läuft - geht die Station hoch sind auch die gedockten Schiffe im Eimer. Des Weiteren würde ich gerne anmerken, dass es sich um das vorletzte Kapitel gehandelt :roll:
Letztes Kapitel kommt in ein paar Stunden. Dann muss ich nur noch ein paar Stellen ändern, an der Formatierung für die PDF arbeiten und das Cover einfügen. Danach noch einmal Korrekturlesen (wie ich das hasse) und mir überlegen, wo ich die PDF unterbringe, damit sie auch alle runterladen können.
Ach ja, und dann natürlich alles noch an ES schicken inklusive Einverständiserklärung.
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Glumski
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Post by Glumski » Tue, 8. Jun 10, 15:44

Wirklich ein sehr gutes Kapitel!

Cpt.Jericho
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Kapitel 14

Post by Cpt.Jericho » Tue, 8. Jun 10, 19:15

Ein neuer Anfang
Es war Glück gewesen, dass doch noch rechtzeitig Hilfe eintraf. Ein paranidischer Passagierkreuzer kam dem Kaiman Prototypen und den Leuten an Bord zu Hilfe.

Kaum eine Mizura zu früh, denn die Luft im Frachtraum war allmählich ziemlich dünn geworden.
Die Paraniden waren zwar keine Freunde der Argonen, aber sie zögerten nicht, Mikela und Zak an Bord zu nehmen. Die Paraniden wussten genau, dass die beiden Argonen von den Split versklavt worden waren.
Sklaverei war etwas, das Paraniden nicht wirklich mochten; auch wenn sie die wichtigsten Verbündeten der Split waren, hießen sie deren Verhalten nicht immer gut.

Auf der anderen Seite konnten sie ihre Überlegenheit den beiden Argonen vor Augen führen, indem sie sich großzügig zeigten. Überlegen sein, das war eines ihrer größten Anliegen. Da es allerdings schwierig war, geistig unterlegenen Wesen gegenüber überlegen zu wirken, wenn die das Ausmaß intellektuell ihrer Meinung nach gar nicht erfassen konnten, versuchten es die Paraniden mit allem möglichem Pomp zu demonstrieren.

Zak war das aber eigentlich ziemlich egal, als sie von einer Wache zum Priesterkapitän des Schiffes gebracht wurden. Natürlich war er sich darüber bewusst, dass dies in den drei Augen eines jeden Paraniden eine große Ehre für ihn, als niederes Wesen, darstellte. Aber im Grunde hätte er das auch ohne die Rezitation sämtlicher spiritueller Titel des Kommandanten gewusst. Dennoch ließ er die Prozedur ohne ungeduldig zu wirken über sich ergehen. Bis der Priesterkapitän das Wort an ihn richtete.

„Die Argonen dürfen nun das Wort an uns richten“, sprach er und bewegte ansonsten sich nicht im Geringsten.

Typisch, soweit Zak wusste. Auf diese Weise versuchten sie, ihre Unnahbarkeit zu zeigen. Ebenso die Tatsache, dass sie es für unnötig hielten, die Angesprochenen auch nur eines Blickes aus ihren Augen zu würdigen. Zak war zwar kein Experte, aber er hielt es für besser, seinen eigenen Blick von dem hell erleuchteten Paraniden abzuwenden. Mal ganz davon abgesehen, dass er keine Lust auf eine Genickstarre hatte. Der Priesterkapitän war fast drei Meter groß.

Um sie herum jedoch herrschte geschäftiges Treiben. Auf der Brücke bemühten sich fast ein Dutzend Crewmitglieder um einen reibungslosen Betrieb des Schiffes.

„Zuerst möchte ich mich gerne für die Rettung durch eure Heiligkeit bedanken“, sagte Zak vorsichtig.

„Es ist die heilige Pflicht eines jeden Paraniden den Unwürdigen in ihrem Elend zu helfen“, verkündete der Priesterkapitän. „Dennoch nehmen wir den Dank in unserer Großzügigkeit selbstverständlich zur Kenntnis.“


Spitze, sollte er ruhig tun, wenn er meinte. Es gab ohnehin Dinge, die Zak deutlich näher am Herzen lagen. Da war an oberster Stelle die Frage nach der näheren Zukunft.

„Darf ich Hochwürden danach fragen, was ihr mit uns nun vorhabt?“ fragte er den Paraniden. „Ich würde es nämlich sehr begrüßen, wenn ihr uns nicht auf der nächsten Splitstation von Bord schickt.“

„Es liegt uns fern, die Unwürdigen den Split zu übergeben“, begann der Priesterkapitän bedächtig zu sprechen. „Sie stehen selbstverständlich unter dem Schutz seiner Heiligkeit, des Imperators Xaar, Pontifex Maximus Paranidia. Keiner der Split würde es auch nur wagen, unheiligen Kreaturen, die unter dem Schutz der heiligen Trinität stehen, ein Leid zuzufügen.
„Ich habe in meiner Weisheit entschieden, dass euer Schicksal von den Behörden der ungläubigen Argonen entschieden werden soll, denen wir euch übergeben werden, sobald wir das neutrale Gebiet des Volkes der Teladi erreicht haben.“

„Na, da bin ich aber sehr erleichtert“, murmelte Mikela und bekam einen Ellenbogen von Zak in die Seite. „Was?“

„Was meine unwürdige Navigatorin zum Ausdruck bringen möchte,“ versuchte Zak zu retten, „ist die Tatsache, dass auch sie in ihrer Unwissenheit den weisen und dreidimensionalen Paraniden für die Rettung ihrer unbedeutenden Existenz dankbar ist.“

Zak trug verdammt dick auf, das wusste er. Doch er wollte es sich auf keinen Fall mit den Paraniden verscherzen. Die Plantagen der Split boten zwar, im Gegensatz zu deren Minen, deutlich bessere Arbeitsbedingungen, doch es blieb weiterhin Knochenarbeit, die man nicht sehr lange überlebte.

Zum Glück wirkte die Strategie. Der Priesterkapitän entließ sie und von da an waren sie weitestgehend ungestört in ihren Kabinen. Besonders viel Bewegungsfreiheit gönnte man ihnen zwar nicht auf dem Schiff, aber Zak war das auch vollkommen egal. Er hatte eine Koje, in die er sich legte, um dann den Paraniden zu imitieren. Er versuchte sich so wenig wie nur möglich zu bewegen. Noch immer taten ihm sämtliche Knochen weh.

Der Priesterkapitän hielt sein Wort und ließ sie beide in Teladi Profit von Bord. Nur mit dem, was sie am Leib trugen, gingen sie zur Botschaft der Argonen, wo man sie zwar in Empfang nahm, aber auch sachgerecht ausquetschte.

Immerhin setzte man auch alles in Bewegung, ihnen neue Papiere auszustellen und die Versicherung zu benachrichtigen. Mikela schlug zusätzlich noch vor, die TerraCorp. zu benachrichtigen und Zak fiel wieder ein, dass ein nicht unerheblicher Teil der Ausrüstung denen gehört hatte. Andererseits: Das Schiff war versichert gewesen, was konnte schon schief gehen.

Er war nicht wenig überrascht, als kurze Zeit später eine Nachricht für ihn eintraf, dass man ein Schiff umgeleitet hatte, um sie beide abzuholen. Frenk Springer hatte ein weiteres Angebot. Gefallen fand Zak nicht an dieser Tatsache. Jedoch hatte er zurzeit kein Schiff. Also, was konnten sie ihm schon aufs Auge aufdrücken?

Etwas mehr als eine Wozura später bekam er eine Antwort darauf. Frenk Springer, der an seinem Schreibtisch ihnen gegenübersaß und grinste. Das gefiel Zak noch viel weniger.

„Wie schön, sie wohlbehalten wieder zu sehen, sie beide, versteht sich“, sagte er und sein Grinsen wurde immer breiter.

„Wenn es sich um die Ausrüstung an Bord der Hama handelt, dann müssen sie sich mit der Versicherung in Verbindung setzte“, meinte Zak sofort.

„Ach, das haben wir doch schon längst“, winkte Springer ab. „Mir geht es jetzt um ein Angebot, dass ich ihnen machen möchte.“

„Vergessen sie nicht, dass ich derzeit kein Schiff habe“, gab Zak sofort zu bedenken. „Ich fürchte, ganz egal, um was es sich bei diesem Angebot handelt, ich werde es nicht für sie erledigen können. Es wäre sicher besser, sie rufen irgendeinen anderen armen Teufel, der das für sie macht.“

„Hören sie sich doch erst mein Angebot an“, bat Springer. „Für das, was wir für sie vorhaben, brauchen sie gar kein eigenes Schiff. Im Gegenteil, sie bekommen eins – zumindest leihweise – zur Verfügung gestellt.

„Sie müssen wissen, seit die Elite vom Militär ausgemustert wurde, fehlt ein Schiff, das seinen Platz einnehmen könnte. Zusammen mit Ingenieuren in Omikron Lyrae hat ein Konsortium aus verschiedenen Herstellern, denen auch die TerraCorp. angehört, einen neuen Prototypen für ein völlig neues Schiff bauen lassen.“

„Springer-san, ich bin Frachtjockey, kein Testpilot.“

„Eben deswegen brauchen wir gerade sie!“ meinte Springer und zwinkerte mit den Auge. „Natürlich wurden schon Tests von Piloten des Militärs durchgeführt. Aber mit diesem Schiff wird sich einiges ändern. Es ist nämlich keine Produktion nur für das Militär. Es soll auch im zivilen Bereich eingesetzt werden.
„Und an dieser Stelle kommen sie ins Spiel, Zak – ich darf sie doch Zak nennen?“

„Als ob ich irgendeine Wahl hätte,“ brummte Zak, „aber ich fürchte, ich kann diese Aufgabe trotzdem nicht erledigen. Wenn die Versicherung zahlt, dann gehe ich sofort los und kaufe mir wieder ein eigenes Schiff. Wie lange sollen denn ihrer Meinung nach die Tests dauern? Allein der Flug nach Omikron Lyrae dauert selbst mit einem schnellen Schiff fast einen Mazura!“

„Mein lieber Zak“, grinste Springer weiter, „ich denke, sie werden noch eine ganze Weile auf das Geld der Versicherung warten müssen.
„Ich will ihnen mal erklären, wie das läuft: Die Versicherung wird offiziell bei den Split um Unterstützung bei der Aufklärung der Umstände erbitten. Die Bitte wird drei bis viermal von den örtlichen Behörden entweder verschlampt oder ignoriert. Wenn die dann tatsächlich in Bewegung kommen und sehen, was geschehen ist, dann werden sie versuchen, alles zu vertuschen. Die Versicherung legt Protest ein und so geht das dann Hin und Her. Bis eines schönen Tazuras jemand auf den glorreichen Gedanken kommt, dass es finanziell günstiger ist, ihren Forderungen nachzukommen und die Police auszuzahlen.
„Dieser gesamte Prozess dauert, nach unseren Erfahrungen mindestens ein halbes Jazura; wenn man Glück hat. Nun beantworten sie mir eine Frage: Sind sie der Meinung, zurzeit ein Glückspilz zu sein?“

Zak antwortete mit einem Seufzer.

„Immer, wenn man denkt, es kann nur noch aufwärtsgehen,“ meinte er nur, „wie heißt denn dieses neue Schiff?“

„Der Prototyp wurde Nova getauft,“ antwortete Springer und lehnte sich grinsend zurück, „sie können dem Schiff selbstverständlich jeden Namen geben, den sie wollen. Und wenn sie, was vermutlich eher in zwei Jazuras zu erwarten ist, endlich das Geld von der Versicherung bekommen, dann können sie sich gerne ein neues Schiff kaufen – oder vielleicht sogar den Prototypen leasen; ich denke, da wird sich eine für alle Seiten befriedigende Lösung finden lassen.“

Dewa, wenn das so ist, wann geht unser Flug nach Omikron Lyrae?“ fragte Zak, der wusste, dass er schon längst verloren hatte.

„Es geht ein Flug morgen früh,“ antwortete Springer, „wenn sie den Vertrag unterschrieben haben, dann werde ich sofort zwei Einzelkabinen für sie reservieren lassen.“

„Wozu denn zwei Einzelkabinen?“ mischte sich nun Mikela ein. „Eine Doppelkabine reicht doch vollkommen aus!“

„Ganz so, wie sie wünschen“, meinte Springer und er schaffte es, sein Grinsen noch breiter zu ziehen. „Eine Doppelkabine.“

„Hab ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?“ fragte Zak.

„Als ob du irgendeine Wahl hättest, Zakky-chan!“ lachte Mikela.

„Ja, als ob ich die jemals gehabt hätte“, meinte er nur und zuckte mit den Schultern.

„Dann sind wir uns ja alle einig“, fasste Frenk Springer zusammen.

„Bis auf eine Kleinigkeit,“ warf Mikela ein, „der Transfer unserer Bordingenieurin Tevalis Ugalarias Ganatos III nach Omikron Lyrae. Ohne sie, kein Deal.“

„Ha,“ lachte Springer, „daran soll es nun wirklich nicht scheitern! Ich bräuchte dann nur noch ihre jeweilige Unterschrift.“

Er hielt ihnen den Vertrag und einen Stift entgegen. Zak nahm den Stift und schüttelte den Kopf, während er unterschrieb. Er wurde das Gefühl nicht los, dass nun der ganze Ärger wieder von vorne beginnen würde. Er hoffte, dass es auch in Omikron Lyrae seinen bevorzugten Beruhigungstee zu kaufen gab.

cyberfuzzie
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Post by cyberfuzzie » Tue, 8. Jun 10, 19:56

Schöne Geschichte, auch wenn sie jetzt leider vorbei ist... :(

Ich würde mich als Korrekturleser anbieten, kannst dich ja per PM melden, wenn so viel Zeit noch ist (bin grad über den Einsendeschluss für die Superbox nicht informiert). Dann würde ich die fertige Version nochmal durchlesen, und alles, was mir noch so auffällt, zurückschreiben.

Grüße, cf+

Boro Pi
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Teaparty

Post by Boro Pi » Tue, 8. Jun 10, 20:04

Friede,

Herzenslicht:
Als sich später neben Ganatos auch noch Bobi Ka zu ihnen gesellte, die Ladung sicher im Frachtraum angekommen war, musste sich Zak erst einmal einen weiteren Beruhigungstee aufbrauen.
'Aufbrühen', Du Tee-Banause. :P

Habe jetzt zwei Drittel gelesen. Was Schriftsprache angeht habe ich ja bereits kapituliert. Inhaltlich hast Du ein sonderbares Talent dafür, immer dann, wenn es mir zu flach vorkommt, das Niveau wieder anzuziehen, und immer, wenn es passabel erscheint, wieder zu senken. Naja, meist bewegst Du Dich innerhalb meiner Toleranzgrenzen :roll: Aber ernster als eine zielfreie Parodie werde ich es dennoch nicht mehr nehmen.

@cyberfuzzie: 15. Juni - meine ich - ist Abgabetermin.

Sir Boro Pi

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Post by Cpt.Jericho » Tue, 8. Jun 10, 21:40

Boro Pi wrote:'Aufbrühen', Du Tee-Banause. Razz
Da ich weder Kaffee noch Tee trinke, bringe ich diesmal nicht die Ausrede mit der Rechtschreibkorrektur ;)
Boro Pi wrote:Aber ernster als eine zielfreie Parodie werde ich es dennoch nicht mehr nehmen.
Och, das reicht mir schon vollkommen aus. :D
cybefuzzie wrote:Schöne Geschichte, auch wenn sie jetzt leider vorbei ist...
Ja, denkste :P
Danke für das Angebot. Eventuell komme ich darauf zurück. Werde mich nachher mal an die Änderungen machen.
Last edited by Cpt.Jericho on Wed, 9. Jun 10, 11:26, edited 2 times in total.
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Epilog

Post by Cpt.Jericho » Tue, 8. Jun 10, 21:41

Epilog
In einer sich ausbreitenden Trümmerwolke, versteckt im Sektor Zuflucht des Patriarchen, befand sich eingeklemmt von zerschmolzenen Stahlträgern der Rumpf eines Schiffes. Der Schriftzug an seiner Flanke in argonoromanischen Zeichen war an einigen Stellen schwarz angelaufen. Auch ansonsten sah das Schiff alles andere als fabrikneu aus. Das war es auch nicht. Doch trotz der oberflächlichen Schäden war es mitsamt seiner Hülle noch erstaunlich gut intakt. Mit ein wenig Fantasie hätte jeder, der dieses Schiff gesehen hätte, den Schriftzug entziffern können: AP Hama no Eikyû.

Im Inneren war es bis auf ein leises Brummen des Hauptreaktors erschreckend still. Niemand befand sich mehr an Bord. Lediglich im Cockpit brannten einige Leuchten, die den Status der Systeme aufzeigten. Ein Bildschirm flackerte auf:

Code: Select all

>ueberpruefe primaersysteme:
bitte warten …
>computerkern:	ok
>hauptreaktor:	70%
>huellenintegritaet:	99.759%
>kommunikation:	funk 0%/nd-werfer 0%
>energieplasmawerfer:	 0% / 0%
>schilde:	72% / 34%
>treibstoff:	67.924%
>sensoren:	ok
Die Hauptsysteme fuhren eines nach dem anderen hoch. Das Schiff hatte die gewaltige Explosion tatsächlich überlebt. Doch die Hama war zwar nicht wirklich schwer beschädigt, dennoch waren wichtige Systeme vollständig zerstört. Es hatte nicht ausgereicht, kurzfristig den Reaktor auf einhundertundzwanzig Prozent zu bringen. Auch die Schildgeneratoren, die für einige Augenblicke auf die anderthalbfache Leistung hochgeschraubt worden waren, hatten nicht verhindern können, dass die Explosion des Drachen sämtlich Teile der Hama zerschmolzen hatte, die aus dem Rumpf hervorschauten.

Eingeklemmt in Tonnen von Trümmern konnte sie sich nicht rühren. Noch konnte Valerie eine Nachricht senden. Einige Mikrosekunden evaluierte sie das Problem.

Code: Select all

>hd0:\app\gurney\reader.ect –o \usc_help.me
>passwort: Thereshallbewings
>
>u.s.c. notfallprotokoll:
>bitte formulieren sie die art des notfalls:
l.i.s.
>l.i.s. (lost in space) – das u.s.c. notfallprotokoll sieht 4 moeglichkeiten vor, wie im falle eines l.i.s. die ki vorzugehen hat:
1. wenn position 0.0.0. unbekannt: einleitung der selbstzerstoerung.
2. wenn position 0.0.0. bekannt, aber keine moeglichkeit für ruecksturz besteht: einleitung der selbstzerstoerung.
3. wenn position 0.0.0. bekannt, keine moeglichkeit fuer ruesturz und selbstzerstoerung besteht: hd0:\app\tools\system\format.ect device_hd0:
4. wenn position 0.0.0. bekannt und moeglichkeit für ruecksturz zu position 0.0.0. besteht:
ruecksturz zu position 0.0.0.
Einige Nanosekunden zögerte sie und wollte Option zwei wählen. Doch vielleicht gab es noch eine Chance, sich aus den Trümmern der Splitstation zu befreien. Es gab ein sekundäres System, das sie noch nicht überprüft hatte.

Code: Select all

>ueberpruefe sekundaersysteme:
bitte warten …
>lebenserhaltung:	nominal
>schwerkraftgenerator:	70%
>aussenkameras:	defekt/defekt/defekt
>legacy_device0:	ok
>gravidar	ok
Der Sprungantrieb funktionierte also noch. Ob die Singularität, die er erzeugte auch klein genug war, um sich aus dem Stationsschrott zu befreien, konnte nur ein Versuch zeigen. Wenigstens wusste sie, in welchem Sektor sie der Erde am nächsten sein würde. Alpha Centauri nannten die Menschen der Erde den Stern, um den das Tor kreiste, das sie anwählte.

„Sprungantrieb wird geladen,“ sagte sie zu niemand besonderem, „zehn Prozent – zwanzig – dreißig – vierzig – fünfzig Prozent – sechzig – siebzig – achtzig – neunzig – initiiere Sprung!“

Die Singularität riss das Schiff und einige Trümmer in ihren Sog. Zur gleichen Zeit spie ein Tor im Universum einen Klumpen Schrott aus.

„Erreiche System: Brennans Triumph!“

Mit dem ersten Sprung war sie direkt an ihrem Zielsektor angekommen. Das Gravidar zeigte, abgesehen vom Tor, keinerlei Aktivität. Dieser Sektor war bekannt dafür, dass sich hier öfter Piraten herumtrieben. Daher mieden ihn alle, die es konnten.

Mit einigen Stößen aus den Manövriertriebwerken schaffte es Valerie, den Rumpf der Hama no Eikyû frei zu rütteln. Ein weiterer Stoß aus dem Hauptantrieb reichte, um das Schiff von der expandierenden kleinen Wolke aus Schrott endgültig zu befreien.

Ein neuer Punkt erschien entfernt auf dem Gravidar. Valerie suchte nach Referenzen über diesen Sektor, den sie schon einige Male durchquert hatte. Das erste Mal mit einer Flotte von Xenon hinter sich, dicht gefolgt von Teladi und Split, in der verzweifelten Hoffnung, jeweils als Erste das X-Shuttle unter ihre Kontrolle zu bringen.

Code: Select all

>= lebenserhaltung$ set value = 0
>= schilde$ set value = 5
>= fracht$ set value = -1
>= beleuchtung$ set value = 0
Ein System nach dem anderen fuhr Valerie herunter. Der Treibstoff, der auch für die Energieversorgung der einzelnen Systeme gebraucht wurde, war begrenzt. Da sie keine Besatzung mehr hatte, um die sie sich hätte Sorgen machen müssen, ließ sie sowohl die Luft, als auch das Wasser entweichen, um die Masse der Hama so klein wie nur möglich zu halten. Als alle unnötigen Systeme heruntergefahren waren, hatte sie nur noch die Sensoren für das Gravidar, die Steuerung und den Hauptantrieb nebst Reaktor aktiv. Die Schilde, die durch die Überlastung ohnehin schwer gelitten hatten, fuhr sie auf ein Minimum herunter, damit das Schiff geschützt, aber keine wertvolle Energie verschwendet wurde.

Code: Select all

>010 set_var fuelassumption$ = 67.924 fuel units
>020 set_var t$ = value -> time
>030 set_var distance$ = value -> parsec
>040set_var v$ = distance$ / t$
>050 set_var vmax$ = v$ - fuelassumption$
>060 move_to_position var ship$ x = 0; y = 0; z = 0 ; set_speed = vmax$
>070 set_var scanner$ = device -> scanner0
>080 set scanner$ to ping / t$ = 1 / 45 min.
>100 if ping > 0 goto 120 else
>110 if ping = 0 goto 80
>120 wakeup device = cpu01
Nun war alles bereit. Valerie würde die meiste Zeit des Fluges im Stand-by Betrieb sein, um mehr Energie zu sparen. Noch einmal überprüfte sie die einzelnen Systeme, kalibrierte die Scanner und rechnete nach, wie lange sie für den Flug zur Erde brauchen würde. Über dreiundzwanzig Jahre, wenn alles gut ging. Eine lange Zeit für einen Menschen. Noch viel länger für einen Computer. Jetzt gab es nur noch eins zu tun:

Code: Select all

>run
Der Bug der Hama bewegte sich, bis er beinahe direkt auf den zentralen Stern des System ausgerichtet war. Um noch mehr Geschwindigkeit aus den Treibstoffreserven zu holen, hatte Valerie ein Swing-by Manöver berechnet. In Sonnennähe würde sie die Schilde kurz wieder auf das mögliche Maximum stellen.

Der Hauptreaktor fuhr hoch, als der Antrieb zündete und die Masse, die vor ihm war, zu beschleunigen.

Sayônara, Captain Kyle-William Brennan; sayônara, Major Elena Kho; Sayônara, alle, die ihr mit mir gereist seid”, sagte sie, obwohl der Lautsprecher trotz vibrierender Membran im Vakuum keinen Ton von sich gab. „Sayônara.“

Karl-Heinz Schneider
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Post by Karl-Heinz Schneider » Wed, 9. Jun 10, 11:19

Naja beendet ??? Sie fliegt doch noch und Valerie ist doch eine sehr robuste KI. Bei einer Reisezeit von 23 Jahren kann viel passieren. Es war trotz dem mehr oder weniger offenen Ende ein schöne Geschichte die mir sehr gut gefallen hat.

Gruß KHS
Laß krachen Alter !!!

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Post by Cpt.Jericho » Wed, 9. Jun 10, 11:32

Naja, vielleicht findet sie ja die Aran, nur ohne Besatzung ist ziemlich witzlos, da diese schließlich sonst nicht enterbar ist. Und ganz egal, ob sie es tatsächlich bis zur Erde schafft (natürlich tut sie das!),das Schiff würde zu diesem Zeitpunkt schon ein Oldtimer sein und im besten Fall in einem Museum ausgestellt.
Viel eher könnte ich mir vorstellen, dass Zak, Mikela und Ganatos noch eine aufregende Zukunft haben werden.
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Karl-Heinz Schneider
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Post by Karl-Heinz Schneider » Wed, 9. Jun 10, 11:50

Ok, ohne Besatzung und eine KI im Standby ist nicht so spannend. Dann bleibt aber noch die ehemalige Crew übrig, denn die hat ja schon einen neuen Auftrag und könnte möglicherweise wieder eine neue Story geben.

Gruß KHS
Laß krachen Alter !!!

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