[Roman] Nod - Jenseits der Erde

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Glumski
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Post by Glumski » Fri, 21. Sep 12, 22:42

Öhm, yay! *lautlosjubel*
Wirklich viel sagst du ja nicht, abgesehen von den Zitaten und der Kurzbeschreibung. Und natürlich dem Veröffentlichungsdatum, was an sich schon ein Wunder ist. Das letzte mal, dass ich ein authentisches Veröffentlichungsdatum gesehen habe... wow.
Hanfritter wrote:endlich nochmal frischer Wind in den Segeln dieses alten Kahns.
Alter Kahn? Tssh, tssh...
Oh Mensch, ich muss mir gerade unglaublich schlechte Wortwitze über "den Wind aus den Segeln nehmen" verkneifen. Keine Foren mehr nach 22 Uhr...

Ja, ähm. Irgendetwas geistreiches wollte ich noch hinzufügen, aber in der Hitze des Gefechts (mit meinem eigenen Gehirn, so ein Verräter) kommt da nur noch Unsinn raus.

Glückwünsche auf jeden Fall. Und gute Nacht.

Grüße
Glumski

Boro Pi
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Die Winde, die Du heute entfachst, ...

Post by Boro Pi » Sat, 22. Sep 12, 11:36

Glumski wrote:Wirklich viel sagst du ja nicht, ...
Nein, natürlich, Ihr sollt Euch ja auch nicht vorher schon, die Handlung zusammenreimen können. :wink:

Angesichts Deines erwähnten abendlichen Hirnzustandes sollte ich vielleicht nicht zu streng nachhaken, aber:
Glückwünsche auf jeden Fall.
Für was?

Boro

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Westbeam
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Post by Westbeam » Sat, 22. Sep 12, 12:12

Ich konnte mir allein aus dem Kommentar "ein vergessenes Raumschiff aufspüren" eine Handlung zusammenreimen. :wink:

Boro Pi
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Nördliche Nebel

Post by Boro Pi » Sat, 22. Sep 12, 13:59

Ich weiß, und doch garantier ich Dir, dass Dich das Schiff trotzallem überraschen wird. Streng genommen, geht es sogar um zwei Schiffe... :wink:

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Post by Westbeam » Sat, 22. Sep 12, 14:24

Erinnert mich an die Story, die ich für mein Spiel X-the forgotten battles entworfen habe. Dort geht es auch um 2 alte Schiffe, spielt allerdings zeitlich noch vor deiner Geschichte. :wink:

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Bumm Bumm Bumper

Post by Boro Pi » Wed, 7. Aug 13, 22:52

So, ich bin im Nach-Hinten-Schieben von Erscheinungsterminen zwar mindestens so gut wie Egosoft - wenn nicht besser* - aber ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das hier wieder aufzuwärmen, denn...

...die Geschichte ist fertig! Ich möchte mich jetzt nur noch einige Tage auf akribische Fehlersuche begeben und werde sie dann Ende des Monats online stellen. Es sind nicht ganz die 300 Seiten geworden, die ich erst veranschlagt habe, sondern nur 280, aber ich denke, Ihr kommt auch damit zu recht. :wink:

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*Gewonnen :D

kammerjäger
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Post by kammerjäger » Wed, 7. Aug 13, 23:37

Es sind nicht ganz die 300 Seiten geworden, die ich erst veranschlagt habe, sondern nur 280, aber ich denke, Ihr kommt auch damit zu recht. Wink
Nur 280 Seiten? Ist ja furchtbar kurz... :D
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

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Re: Bumm Bumm Bumper

Post by clakclak » Thu, 8. Aug 13, 01:21

Boro Pi wrote:sondern nur 280, aber ich denke, Ihr kommt auch damit zu recht. :wink:
Ich habe auch schonmal 280 Seiten geschrieben........in dem Zeitraum von der fünften bis zur dreizehnten Klasse! Ich glaub ich werde diese Geschichte drucken und binden lassen bevor ich sie lese.

Ich fand es erstaunlich wie die mich schon mit ein paar zusammenhangslosen Zeilen zum lachen gebracht hast. Freu mich auf jeden Fall auf alles was da noch kommt!!! :D :D :D

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Post by Glumski » Fri, 9. Aug 13, 15:06

Also ich melde mich gerne freiwillig, auch die nicht korrekturgelesene Geschichte zu lesen. Um dir zu helfen, natürlich. Nicht aus irgendwelchen anderen Gründen. *hust* :D

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Loyalitäten

Post by Boro Pi » Fri, 9. Aug 13, 18:43

Ah, schön zu sehen, dass es Dich auch noch gibt. :wink:

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Re: Bumm Bumm Bumper

Post by 4of25[FUP] » Mon, 12. Aug 13, 22:03

Boro Pi wrote:So, ich bin im Nach-Hinten-Schieben von Erscheinungsterminen zwar mindestens so gut wie Egosoft - wenn nicht besser* - aber ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das hier wieder aufzuwärmen, denn...

...die Geschichte ist fertig! Ich möchte mich jetzt nur noch einige Tage auf akribische Fehlersuche begeben und werde sie dann Ende des Monats online stellen. Es sind nicht ganz die 300 Seiten geworden, die ich erst veranschlagt habe, sondern nur 280, aber ich denke, Ihr kommt auch damit zu recht. :wink:

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Keine Sorge du bist im aufschieben der Allergrößte^^ Obwohl ich versuche den Abstand zu verkürzen.
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Nodzeit

Post by Boro Pi » Sat, 31. Aug 13, 23:12

Ja, es ist vollbracht! Ich bin endlich (so was von) fertig!

Mein neuer X-Roman ist da (es sind dann doch noch fast 300 Seiten geworden):

NOD - Jenseits der Erde...*

Aber so neu ist er gewissermaßen gar nicht, sondern alt und vergangen. Wie das? Nun, die Handlung spielt in der Vergangenheit. Ihr werdet weit zurück in der Geschichte des X-Universums einsteigen. Lange vor Rebirth, lange vor Terran Conflict, ja sogar lange vor X-Beyond the Frontier. Nod ist ein Roman, der wenige Jahre nach der Boronschlacht angesiedelt ist und Euch ein Universum zeigt, dass erst noch zu dem werden muss, das Ihr kennen und lieben gelernt habt.

Ein X-Universum noch ohne Teladi und natürlich ohne Kha'ak. Ein Universum, in dem die Argon Föderation noch im Aufbau begriffen ist und die Split von Bürgerkriegen zerrissen werden. Alles ist in Bewegung, die Reste irdischer Kultur und Erinnerung kollidieren zunehmend mit dem aufkeimenden argonischen Selbstverständnis und dem neuen argonischen Lebensstil. In diesem Zwiespalt werden aus den Gonern wichtige Akteure, deren Einsatz über den weiteren Weg der Menschheit entscheiden muss.
Klappentext wrote:Das X-Universum 400 Jahre vor der Wiederentdeckung der Erde. Der blutige Krieg zwischen den Spezies ist endlich beendet und einem brüchigen Frieden gewichen. Doch mit den Wegfall äußerer Bedrohungen treten Misstrauen und Hader zwischen den menschlichen Kolonien nur noch deutlicher zu Tage. Während die Spannungen zunehmen, sucht eine unerwartete Krise den Planeten Argon Prime heim und macht die Gefahr eines Bruderkrieges größer als jemals zuvor. Nur eine kleine Gruppe von Gonern könnte dies noch verhindern. In einer Zeit, in der kaum noch ein Mensch an die Existenz der mythischen Heimatwelt glaubt, müssen sie ein vergessenes Raumschiff aufspüren, das dereinst von der Erde gestartet worden sein soll. Gejagt von Maschinenwesen, Außerirdischen und Piraten machen sie sich auf dem Weg, um die Welt der Kolonialplaneten zu retten:

NOD - Das Land jenseits der Erde
Und wenn ich schon einmal dabei bin, Euch neugierig zu machen: Das Dramatis Personae. Für alle, die sich überraschen lassen wollen, als Spoiler:
Spoiler
Show
Schmuggler und Piraten
Samuel Gad Greenwald – Schmuggler
André „Le Requin“ Renard – Anführer der Piraten von Heimat des Lichts
Aki Tom Mazuko – Kopfgeldjäger
Trakh und Zha – Zwei Splitbrüder, Le Requins Leibwächter
Jako – Pirat
Jorge – Eine Legende

Goner und Kirchenvertreter
Pietro Dusic – Hüter der Wahrheit und christlicher Priester
Niklas Rider – Sein Assistent
Gran t'Nnk – Angehender Hüter, zum Christentum konvertierter Split
Fran Foster – Oberster Hüter der Wahrheit
Achrisa Mbombazi – Hüterin der Wahrheit
Vrederik – Christlicher Priester
Sarah B. Greenwald – Hüterin der Wahrheit, Samuels Mutter

Aldrianer
Anthea Demetres – Gouverneurin des Freistaats Solara
Stacia Dubranchowa – Ihre Assistentin
Jules Favino – Antheas politischer Gegner
Toki Reeve – Wissenschaftler
Rolf Mortensen – Noch ein Wissenschaftler
Mari Hendersna – Kabarettistin
Calon Collard – Geheimagent
Schneider – Vizeraummarschall

Argonen
Iaron Yates – CEO des Konzerns DelexCrops
Jack Luvis – Sein Stellvertreter
Frank U. Doreaan – Präsident der Föderation
Zyklos „der Wettergott“ Vantera – Landwirtschaftsminister von Argon Prime
Flot Halter – Bundeskanzler der Drei Welten
„Der Captain“ - Ein rätselhafter Strippenzieher

Außerirdische
Ironkh t'Frrg – Familienoberhaupt
Ochir t'Nrrl – Sein Feind
Lar Binareen – Eine Botschafterin

und
eine geheimnisvolle alte Frau
Also, viel Spaß!

Boro Pi

Noch mehr von Boro Pi:
Todeshauch*
Kurzgeschichten*

*Bei Problemen versucht Rechtsklick "Ziel speichern unter".
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Post by clakclak » Wed, 18. Sep 13, 22:27

Ich hab erst jetzt gesehen, dass du den ganzen Roman schon veröffentlicht hast. Ich freu mich drauf. Es ist auch sehr praktisch das du das ganze als PDF hochgeladen hast. :D Ich werde die Geschichte einfach auf mein Handy ziehen dann hab ich was für unterwegs. :)

kammerjäger
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Post by kammerjäger » Wed, 18. Sep 13, 22:48

Aber ich bin zuversichtlich, Euch den Lesern dennoch ein
gutes Lesevergnügen bereitet zu haben.
Ja, und ja. :D

Nein, ganz ehrlich, die Geschichte (Geschichte ist es ja kaum noch, hat ja schon den Umfang eines Buches) liest sich sehr gut. Ich finde es toll, wenn sich jemand die Zeit nimmt, um so etwas auf die Beine zu stellen.

Was ich ebenfalls toll finde ist, dass ich einmal eine Rezension zu einem deiner Werke schreiben kann. :wink:

Was mir sehr gut gefallen hat:
- Die Geschichte liest sich sehr flüssig (bis auf ein paar Schachtelsätze, die evtl. einen Punkt vertragen hätten)
- Die vielen Anlehnungen an die X-Bücher
- Es ist das Meiste sehr logisch, große Logiklücken konnte ich nicht feststellen. (Die Sache mit dem synthetischen 'Salz' oder dass ein Tor nur mit einem Sprengsatz geöffnet werden kann)
- Rechtschreib- und Grammatikfehler sind mir jetzt nicht aufgefallen (Was mich jetzt auch nicht großartig wundert)

Was mich gestört hat:
- Kapitel 14: Zuerst ist von der Geschichte der Boronen die Rede, dann springt das Geschehen ohne erkennbaren Übergang in die Gegenwart über. Das fand ich etwas verwirrend.
- Du erklärst alles sehr genau und nachvollziehbar, so dass wirklich jeder genau verstehen kann, was du meinst. Das finde ich insofern nicht so gut, weil es
1. den Lesefluss etwas bremst, wenn viele Erklärungen notwenig sind
2. zu wenig zum denken anregt. Das mag jetzt subjektiv sein (ist eine Rezension ja immer irgendwie...), aber ich fand zu sehr aufbereitet. So dass es auch wirklich jeder sfort versteht.
- Samuel, der ja die Hauptfigur darstellt, ist irgendwie immer dabei, aber nie wirklich im Vordergrund. Das hat mich etwas gestört, denn er ist ein sehr interessanter Charakter (ich mag das zynisch kritische)

Schlussendlich wiegen aber die genannten Kritikpunkte nicht schwer und ich finde, dass es eine gute Geschichte ist.
Ich bin mir sicher, dass es eine Menge Arbeit war, sie zu schreiben (insbesondere weil sehr viele Bezüge auf die X-Bücher und weil sehr viele Überlegungen in dem Text stecken - bezüglich Religion usw.)

Ja, das war's eigentlich fürs Erste von mir.
Danke für ein paar kurzweilige Stunden. Ich gehe jetzt mal deine anderen Geschichten lesen... :D

mfg
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Ban
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Post by Ban » Thu, 19. Sep 13, 13:28

Dann will ich mal dem Vorbild meiner Vorposter folgen und auch - endlich - eine Beurteilung des Romans verfassen, nachdem ich eben dies schon seit einiger Zeit erfolgreich aufgeschoben habe. Diese Beurteilung wird hierbei in zwei Teilen erfolgen, namentlich dem formalen (oder sprachlichen) und dem inhaltlichen Teil, wobei letzterer in Spoilern verborgen werden wird, um etwaigen zukünftigen Lesern nicht zu viel zu verraten.

Der genannte erste Teil, Sprache und Formalia, fällt - vermutlich erwartungsgemäß - übersichtlich aus und beschränkt sich vornehmlich auf zwei Aspekte. Der erste ist das Wort "indes", welches im Verlauf des Romans sehr (und damit meines Erachtens zu) häufig und teilweise auch unpassend verwendet wird. Es erzeugte beim Lesen bisweilen den Eindruck eines Sprachticks, womit es gerechtfertigt gewesen wäre, hätte sich die Verwendung auf einen Charakter beschränkt, was jedoch nicht der Fall war. Der zweite Aspekt indes ist die Anrede in der wörtlichen Rede, die zwar nicht immer, aber doch regelmäßig kleingeschrieben ("sie", "ihnen") war, obwohl die Person förmlich angeredet wurde, also "Sie" beziehungsweise "Ihnen" hätte verwendet werden müssen. Die Unterscheidung ist natürlich nicht nur sprachlich, sondern auch beim Verständnis relevant, gerade wenn komplizierte Satzkonstruktionen an der Tagesordnung sind.
Von diesen beiden Fällen abgesehen habe ich sprachlich und formal nur noch eine Kleinigkeit anzumerken: der Abstand zwischen den Seitenzahlen und der letzten Textzeile ist doch recht gering. Wahrlich nichts kritisches, aber eben formal nicht absolut einwandfrei. Aber es sollte auch anhand der vorgebrachten Kritikpunkte auffallen, dass hier auf einem hohen Niveau diskutiert wird.

Damit ist der erste Teil dann auch abgeschlossen, so dass nun auf den Inhalt eingegangen wird.
Spoiler
Show
Im Allgemeinen gilt, dass der Spannungsbogen eine 'angemessene' Geschwindigkeit hatte und dass sich die Handlung auf einem qualitativ ansehnlichen Niveau bewegt und entwickelt, so dass sich Nod an keiner Stelle wirklich in die Länge zieht und deshalb flüssig, schnell und interessant lesen lässt. Anders gesagt: als Geschichte in der Kreativen Zone definitiv zu empfehlen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Punkte, auf die ich näher eingehen möchte.
An erster Stelle wäre dies der Auftritt der Kabarettistin, der in seiner Gänze zu sehr Politik und damit gewissermaßen zu wenig Kabarett ist, was jedoch mit Blick auf das politische Kabarett Deutschlands keine absolut unrealistische Konstallation darstellt. Dennoch erscheint es, als erhielte die Kabarett-Komponente mit Hinblick auf den Handlungszweck der entsprechenden Szene nur eine untergeordnete Bedeutung. Das jedoch kann natürlich auch gewollt sein, da die Kabarettistin ganz klar versucht, ein politisches und gesellschaftliches Argument vorzubringen, in welchem Fall meine Kritik dann mehr an die Kabarettistin als Charakter denn an den Autor gerichtet wäre.

Der zweite Punkt ist dann wieder allgemeinerer Natur und bezieht sich auf die Darstellung von Religion und Glauben, die zwar durch die Figur des Samuel Greenwald und gleichsam durch den ein oder anderen Politiker (oder Piraten) auch an der ein oder anderen Stelle kritisch betrachtet wird, aber letzten Endes im Rahmen der Handlung als positiver Einfluss wahrgenommen werden muss. Um es anders zu sagen: die Gläubigen (und wenn sie nur an die Erde glauben) sind in der Endbetrachtung die Guten - und die Ungläubigen sind potentiell die schlechteren Menschen, die Bösen, die Antagonisten. Andererseits ergibt sich dies quasi zwangsläufig aus der Handlung, die über das sie treibende Objekt diese Trennlinien quasi einfordert, indem sie jene Gläubigen, die ihren Glauben ernst nehmen und über ein Gewissen verfügen, auf eine Seite zwingt. Auch stellen die aus Aldrin stammenden Charaktere in diesem Kontext eine gewisse Anomalie dar, wenngleich dies partiell dadurch entwertet wird, dass Aldrin eine größere Nähe zur Erde aufweist und damit wieder in die Nähe dieses 'Glaubens' zu rücken ist. Das hat zwar keine direkte Auwirkung auf die Qualität der Geschichte, hinterlässt aber einen unangenehmen Nachgeschmack, der dadurch verstärkt oder geschwächt wird, dass die behandelte 'Religion' der Goner eine unweigerlich wahre Religion ist, womit eine grundsätzliche Annahme Gläubiger, nämlich, dass sie die Wahrheit kennen und die anderen nicht, über jeden Zweifel erhaben ist.
Es mag freilich auch sein, dass ich in diesen Aspekt sehr viel zu viel hinein interpretiere und dass dementsprechend die zu Beginn vermerkte Aufteilung schlicht die einfachste Auflösung der Frage, wie der Plot zu lösen ist, darstellt.

Der dritte Punkt - und der letzte, der Nod direkt betrifft -, gilt Niklas Rider. So sehr es auch schon relativ früh ersichtlich war, dass Rider mehr war, als er vorgab zu sein, und dass er sicherlich eine Loyalität zu jemand anderem als den Gonern hatte, so sehr die Enthüllung mit dem Auftritt des Kapitäns auch vorbereitet wurde, so enttäuschend waren die finale Auflösung und sein letzter Akt, selbst wenn man die Enthüllung der Existenz der Autochtonie gutheißt. Der Charakter hatte über den gesamten Roman hinweg relativ großes Geschick im Geheimhalten seiner wahren Identität und insbesondere im Überleben gezeigt, verfällt am Ende aber in diese geradezu stereotypische letzte Erklärung seines Plans, anstatt seine letzten verbleibenden Gegner einfach zu erschießen - er müsste es nicht einmal an der Stelle tun, wenn man es genau betrachtet. Das Trio hatte gerade einen Jäger erhalten, also ein bewaffnetes Schiff, und sie hätten die Fernsteuerung gehabt. Er hätte warten können, bis er der Wachhabende gewesen wäre, und die anderen beiden im Schlaf töten können. Stattdessen enthüllt er seine Identität in diesem kritischen Moment und hält erstmal eine Rede, obwohl Samuel das später betont, womit klar ist, dass es dir als Autor durchaus bewusst war. Ich muss sagen, dass ich entweder mehr Geschick oder weniger Verrat von Rider erwartet hatte; vornehmlich letzteres, weil es etwas zu viel Schauspielerei war, betrachtet man seine "wahren" Ansichten. Das ist tatsächlich mein größter Kritikpunkt an der Geschichte - es war ohne Frage eine unerwartete Wendung, aber eben auch eine - aus meiner Sicht - zweifelhafte.

Der vierte und letzte Punkt betrifft bestimmte Plotaspekte, namentlich die Ausgestaltung des Alten Volkes und die der Langlebigen, die bei jeder Erwähnung und Verwendung doch mehr wie Anomalien in der Handlung wirken und von dieser Handlung oftmals fast völlig losgelöst sind, damit im Grunde eine zweite Handlung darstellen, die die eigentliche, "normalere" Handlung stört. Allerdings sprichst du bei den Langlebigen die Problematiken, die sich aus ihnen geben, deutlich an und schaffst es, die beiden Langlebigen in die eigentliche Handlung einzubinden, so dass die Anomalie kleiner ausfällt und vornehmlich den Charakteren als Motivation dient.
Allerdings ist dies kein Vorwurf an dich, denn du greifst damit nur Eigenheiten und Besonderheiten, im Grunde sogar die Beschaffenheit dieses Universums auf, die dir von anderer Seite - namentlich von Helge - vorgegeben wurde. Und meine Kritik hier richtet sich nicht an deine Umsetzung - mit Ausnahme der zuvor genannten und positiven Bemerkungen bezüglich der Langlebigen -, sondern an die Vorgaben und Konzeptionen, die von Helge stammen. Dass ich sie hier erwähne, dient damit mehr der Vollständigkeit (und als Möglichkeit, deine Behandlung der Langlebigen-Problematik zu erwähnen) und dazu, meine Sicht auf das Werk besser einschätzen zu können.

Boro Pi
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Ein Teil des Teils

Post by Boro Pi » Thu, 19. Sep 13, 19:05

Ah gut,

ich begann schon zu befürchten, es würde keiner mehr reagieren.
kammerjäger wrote:Bis auf ein paar Schachtelsätze, die evtl. einen Punkt vertragen hätten
Ja, ich versuche es zu reduzieren, aber es scheint unausrottbar in mir drin zu sein.
Rechtschreib- und Grammatikfehler sind mir jetzt nicht aufgefallen (Was mich jetzt auch nicht großartig wundert.
Das liegt weniger an mir als an den Korrekturlesern. Ich finde nur dann alle Fehler, wenn es nicht mein eigener Text ist.
Kapitel 14: Zuerst ist von der Geschichte der Boronen die Rede, dann springt das Geschehen ohne erkennbaren Übergang in die Gegenwart über. Das fand ich etwas verwirrend.
Die Idee war eigentlich eine Art Einleitung zu schreiben, die der Invasion der Split eine höhere Dramatik geben sollte. Insofern der Schnelldurchlauf durch die boronische Geschichte mit den Endpunkten "Erstkontakt mit den Split" und "Boronschlacht". Und ich gebe zu, die Einleitung sollte auch dazu dienen, das doch recht kurze Kapitel etwas mehr zu unterfüttern.
Du erklärst alles sehr genau und nachvollziehbar, so dass wirklich jeder genau verstehen kann, was du meinst. Das finde ich insofern nicht so gut, weil es
1. den Lesefluss etwas bremst, wenn viele Erklärungen notwenig sind
2. zu wenig zum denken anregt. Das mag jetzt subjektiv sein (ist eine Rezension ja immer irgendwie...), aber ich fand zu sehr aufbereitet. So dass es auch wirklich jeder sfort versteht.
Die Handlung von Nod ist recht kompliziert, deswegen habe ich durchaus bewusst etwas mehr erklärt. Gerade auch für den Fall, dass nicht jeder so einen Roman in einem Rutsch runterliest und sich dann wieder zurechtfinden muss. Aber gut, es mag sein, dass ich über das Ziel hinausgeschossen bin.
Samuel, der ja die Hauptfigur darstellt, ist irgendwie immer dabei, aber nie wirklich im Vordergrund. Das hat mich etwas gestört, denn er ist ein sehr interessanter Charakter (ich mag das zynisch kritische).
Das ist ein Phänomen der Überarbeitung. In den frühen Fassungen verloren sich die weiblichen Hauptfiguren fast schon in Statistenrollen. Da das aber Kanon-Figuren sind, gefiel mir das nicht so recht. Insofern gingen nach und nach zahlreiche Handlungen Samuels in die Initiative dieser beiden über. Und auch Gran sollte ja nicht nur die ganze Zeit zuschauen.
Ich gehe jetzt mal deine anderen Geschichten lesen... :D
Tu das, aber ich warne Dich, je älter die sind, desto schlechter werden sie. :wink:

Boro

PS: Bans Antwort kommentiere ich natürlich auch noch, habe jetzt allerdings nicht die Zeit dazu.

EDIT: Aber jetzt!
Ban wrote:Der zweite Aspekt indes ist die Anrede in der wörtlichen Rede, die zwar nicht immer, aber doch regelmäßig kleingeschrieben ("sie", "ihnen") war, obwohl die Person förmlich angeredet wurde, also "Sie" beziehungsweise "Ihnen" hätte verwendet werden müssen.
Ursprüchlich waren alle Anreden in der wörtlichen Rede groß. Allerdings beharrte einer meiner Probeleser darauf, dass man das nur in Briefen machen würde. Das erschien mir insofern logisch, als das ein Ausdruck von Höflichkeit ist, die man in der Rede nicht wiedergeben kann. Ich habe demgemäß dann alles in Kleinschreibung geändert - es aber eventuell hier und dort übersehen.
Spoiler
Show
An erster Stelle wäre dies der Auftritt der Kabarettistin.
Gut, nur werde ich das nicht an erster Stelle behandeln. Die Gründe dazu werden sich noch aufzeigen.

Der zweite Punkt ist dann wieder allgemeinerer Natur und bezieht sich auf die Darstellung von Religion und Glauben, die zwar durch die Figur des Samuel Greenwald und gleichsam durch den ein oder anderen Politiker (oder Piraten) auch an der ein oder anderen Stelle kritisch betrachtet wird, aber letzten Endes im Rahmen der Handlung als positiver Einfluss wahrgenommen werden muss. Um es anders zu sagen: die Gläubigen (und wenn sie nur an die Erde glauben) sind in der Endbetrachtung die Guten - und die Ungläubigen sind potentiell die schlechteren Menschen, die Bösen, die Antagonisten. Andererseits ergibt sich dies quasi zwangsläufig aus der Handlung, die über das sie treibende Objekt diese Trennlinien quasi einfordert, indem sie jene Gläubigen, die ihren Glauben ernst nehmen und über ein Gewissen verfügen, auf eine Seite zwingt. Auch stellen die aus Aldrin stammenden Charaktere in diesem Kontext eine gewisse Anomalie dar, wenngleich dies partiell dadurch entwertet wird, dass Aldrin eine größere Nähe zur Erde aufweist und damit wieder in die Nähe dieses 'Glaubens' zu rücken ist. Das hat zwar keine direkte Auwirkung auf die Qualität der Geschichte, hinterlässt aber einen unangenehmen Nachgeschmack, der dadurch verstärkt oder geschwächt wird, dass die behandelte 'Religion' der Goner eine unweigerlich wahre Religion ist, womit eine grundsätzliche Annahme Gläubiger, nämlich, dass sie die Wahrheit kennen und die anderen nicht, über jeden Zweifel erhaben ist.
Es mag freilich auch sein, dass ich in diesen Aspekt sehr viel zu viel hinein interpretiere und dass dementsprechend die zu Beginn vermerkte Aufteilung schlicht die einfachste Auflösung der Frage, wie der Plot zu lösen ist, darstellt.

Du sagst es bereits, die Verteilung ist gewissermaßen durch die Handlungsprämissen definiert. Es wäre allerhöchstens möglich gewesen, den Antagonisten ebenfalls einen stärkeren religiösen Hintergrund zu verleihen. Das wiederum hätte jedoch den ohnehin hohen Anteil religiöser Figuren zusätzlich erhöht.
Ansatzweise haben ich versucht das aufzubrechen. Die 'Anomalie Aldrin' ist in dieser Hinsicht durchaus bewusst gewählt. Umgekehrt sollte der SacreCoeur dahin deuten, dass sich unter den Piraten, die den Gonern nicht helfen, sprich den Antagonisten, ebenfalls mehr Religiöse befinden als nur Mazuko. Letzteres wird aber vielleicht dadurch in seiner Wirkung geschmälert, als dass diese Piraten eine namenlose Masse bleiben.
Ob Nod eine Aussage trifft über die Wahrheit dessen, woran die Gläubigen glauben, möchte ich mit einem dezenten Fragezeichen versehen. Sicherlich, die Interpretation liegt nahe, dass in Nod die Frage nach der Erde zur Allegorie der Frage nach Gott wird. Da erstere zweifelfrei zu bejahen ist, kann Nod so verstanden werden, dass auch eine positive Beantwortung der zweiten Frage intendiert ist. Zumal wir aus dem Munde Vrederiks eine recht kritische Bewertung, nicht nur des Atheismus, sondern auch des prinzipiell logisch solideren Agnostizismus hören.
Aus diesem Grunde habe ich auf wesentliche Dinge zu achten versucht. Zunächst einmal wird die Handlung niemals metaphysisch. Es greift kein höheres Wesen in das Geschehen ein - anders als beim Todeshauch, wo dies neben dem Wahnsinn Njys zumindest als alternative Erklärung möglich ist.
Zweitens setze ich durchaus bewusst auf Vertreter unterschiedlicher Religionen als Figuren. Nun ist es dem Christentum seinem Ursprung nach theoretisch problemlos möglich, die Lehre des Judentums als wahr zu betrachten. Umgekehrt funktioniert das aber schon einmal nicht. Und spätestens der Shintoismus eines Mazukos zersplittert das Religiöse in Nod zu etwas, das in seiner Gesamtheit nicht mehr aufgehen kann. Da alle Religionen 'die Wahrheit' beanspruchen, können Christentum und Shinto nicht gleichzeitig wahr sein. Die Interpretation, Nod würde 'das Religiöse' als wahr andeuten, ist demnach letztlich nur möglich, wenn man 'das Religiöse' als monolithischen Block auffasst. Nur ist es dies weder in der Realität, noch im Roman der Fall.
Drittens enthält Nod mit Astrana und vor allem Jorge durchaus Motive, welche Religion karikieren. Freilich sind diese nicht handlungsrelevant und deswegen nur marginal in Szene gesetzt.
Dessen all ungeachtet bleibt die Interpretation legtim, in Nod grundsätzlich ein eher positives Urteil über religiöse Ansichten zu erkennen. Auch das ist mir bewusst. Da ich aber, wie im Nachwort angedeutet, der Meinung bin, dass Science-Fiction eine überwiegend klar atheische Spielwiese ist, halte ich das Setzen eines gewissen Kontrapunktes durchaus einmal für berechtigt.
Das ist - wenn man so will - literarische Provokation.

Der dritte Punkt - und der letzte, der Nod direkt betrifft -, gilt Niklas Rider. So sehr es auch schon relativ früh ersichtlich war, dass Rider mehr war, als er vorgab zu sein, und dass er sicherlich eine Loyalität zu jemand anderem als den Gonern hatte, so sehr die Enthüllung mit dem Auftritt des Kapitäns auch vorbereitet wurde, so enttäuschend waren die finale Auflösung und sein letzter Akt, selbst wenn man die Enthüllung der Existenz der Autochtonie gutheißt. Der Charakter hatte über den gesamten Roman hinweg relativ großes Geschick im Geheimhalten seiner wahren Identität und insbesondere im Überleben gezeigt, verfällt am Ende aber in diese geradezu stereotypische letzte Erklärung seines Plans, anstatt seine letzten verbleibenden Gegner einfach zu erschießen - er müsste es nicht einmal an der Stelle tun, wenn man es genau betrachtet. Das Trio hatte gerade einen Jäger erhalten, also ein bewaffnetes Schiff, und sie hätten die Fernsteuerung gehabt. Er hätte warten können, bis er der Wachhabende gewesen wäre, und die anderen beiden im Schlaf töten können. Stattdessen enthüllt er seine Identität in diesem kritischen Moment und hält erstmal eine Rede, obwohl Samuel das später betont, womit klar ist, dass es dir als Autor durchaus bewusst war. Ich muss sagen, dass ich entweder mehr Geschick oder weniger Verrat von Rider erwartet hatte; vornehmlich letzteres, weil es etwas zu viel Schauspielerei war, betrachtet man seine "wahren" Ansichten. Das ist tatsächlich mein größter Kritikpunkt an der Geschichte - es war ohne Frage eine unerwartete Wendung, aber eben auch eine - aus meiner Sicht - zweifelhafte.
:roll: Ja, ich war eigentlich auch der Meinung, genug Hinweise eingestreut zu haben, die den Leser in Hinblick auf Rider stutzig machen sollten. Tatsächlich bist Du aber der Erste, der sie gefunden hat. Kein Probeleser hat Rider vor dessen Selbstenttarnung mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als dieser vordergründig verdiente.
Ansonsten muss ich offen zugeben, dass die Enttarnung seiner Person in der von Dir geschilderten Variante merklich eleganter gewesen wäre. Nur bin ich da schlicht nicht drauf gekommen. Aus diesem Grunde hatte ich niemand anderen zur Hand, der Riders Handeln (und dasjenige von Ironkh) erklären konnte, außer ihm selbst. Gleichzeitig musste sein plötzlicher Seitenwechsel ein für den Leser verständliches Motiv haben. Ich konnte ergo die Erklärung hier auch nicht auslassen.
Die einzigen Alternative, die ich gesehen habe, bestand darin nach einem zunächst unverständlichen Verrat Riders, noch dessen Hintermänner zu enttarnen. Das hätte indes^^ eine zusätzliche Nebenhandlung erfordert, die erst eingesetzt hätte, wenn der zentrale Spannungsbogen schon zum Abschluss gekommen wäre.
Aber, wie gesagt, Deine Variante wäre besser gewesen.

Der vierte und letzte Punkt betrifft bestimmte Plotaspekte, namentlich die Ausgestaltung des Alten Volkes und die der Langlebigen, die bei jeder Erwähnung und Verwendung doch mehr wie Anomalien in der Handlung wirken und von dieser Handlung oftmals fast völlig losgelöst sind, damit im Grunde eine zweite Handlung darstellen, die die eigentliche, "normalere" Handlung stört. Allerdings sprichst du bei den Langlebigen die Problematiken, die sich aus ihnen geben, deutlich an und schaffst es, die beiden Langlebigen in die eigentliche Handlung einzubinden, so dass die Anomalie kleiner ausfällt und vornehmlich den Charakteren als Motivation dient.
Allerdings ist dies kein Vorwurf an dich, denn du greifst damit nur Eigenheiten und Besonderheiten, im Grunde sogar die Beschaffenheit dieses Universums auf, die dir von anderer Seite - namentlich von Helge - vorgegeben wurde. Und meine Kritik hier richtet sich nicht an deine Umsetzung - mit Ausnahme der zuvor genannten und positiven Bemerkungen bezüglich der Langlebigen -, sondern an die Vorgaben und Konzeptionen, die von Helge stammen. Dass ich sie hier erwähne, dient damit mehr der Vollständigkeit (und als Möglichkeit, deine Behandlung der Langlebigen-Problematik zu erwähnen) und dazu, meine Sicht auf das Werk besser einschätzen zu können.

Nod hat zwei Handlungen: Edda und das Sprungtor. Dabei liegt ein deutlich höheres Gewicht auf die Geschichte um Edda (weil die andere dem engagierten X-Fans nichts Neues erzählt). Damit hat aber das Alte Volk mit der Haupthandlung nichts zu tun. Es steht außen vor. Es steht grundsätzlich außen vor, seine Beziehung zum Geschehen im X-Universum ist immer vage gewesen. Das sind, wie Du schon sagst, vorgaben.
Das Alte Volk hat mir in der Tat einiges Kopfzerbrechen bereitet. Allerdings mehr deswegen, als die Szenen, die wegen der Vorgaben aus 'Hüter der Tore' unweigerlich auf einem Sohnenschiff spielen mussten, Gefahr liefen exakt diese Vorgaben zu kopieren. Die Erlebnisse Antheas an Bord des Schiffes mussten sich irgendwie von denen unterscheiden, die in Helges Roman beschrieben werden. Das ist übrigens der tiefere Sinne hinter dem Illiriten.

Die Vorgaben haben mir aber auch anderweitig Schwierigkeiten bereitet. Und damit kommen wir zu Hendersna.
[...] der in seiner Gänze zu sehr Politik und damit gewissermaßen zu wenig Kabarett ist, was jedoch mit Blick auf das politische Kabarett Deutschlands keine absolut unrealistische Konstallation darstellt. Dennoch erscheint es, als erhielte die Kabarett-Komponente mit Hinblick auf den Handlungszweck der entsprechenden Szene nur eine untergeordnete Bedeutung. Das jedoch kann natürlich auch gewollt sein, da die Kabarettistin ganz klar versucht, ein politisches und gesellschaftliches Argument vorzubringen, in welchem Fall meine Kritik dann mehr an die Kabarettistin als Charakter denn an den Autor gerich tet wäre.
Der Satz, in dem Hendersnas Ausführungen gipfeln, findet sich in 'Hüter der Tore' als Zitat (S. 52). S. 115 erklärt, die Sache mit der Prinzessin und dem Königshaus hätte eine Satirikerin im Wahlkampf erfunden.
Nun habe ich mal geschlossen, dass die "Satirikerin" von S. 115 und die "Satirikerin" von S. 52 identisch sind, damit musste ich beides, Satz und Aussage, in ihrem Auftritt unterbringen. Gleichzeitig konnte dies kein gewöhnlicher Kabarettauftritt sein. Er muss große Wellen geschlagen haben, selbst auf Argon, sprich im Ausland. Denn wenn man bedenkt, dass die Überzeugung, Anthea sei wirklich Prinzessin und Aldrin wirklich Monarchie gewesen, später fester Teil der offiziellen argonischen und(!) gonerischen Geschichtsüberlieferung geworden ist, wäre alles andere nicht logisch. Deswegen konnte ich Hendersna keine locker flockigen Politwitzchen erzählen lassen, sondern benötigte schon einen kleineren Skandal von ihrer Seite.
Boro

Ban
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Re: Ein Teil des Teils

Post by Ban » Sat, 21. Sep 13, 18:37

Boro Pi wrote:Ursprüchlich waren alle Anreden in der wörtlichen Rede groß. Allerdings beharrte einer meiner Probeleser darauf, dass man das nur in Briefen machen würde. Das erschien mir insofern logisch, als das ein Ausdruck von Höflichkeit ist, die man in der Rede nicht wiedergeben kann. Ich habe demgemäß dann alles in Kleinschreibung geändert - es aber eventuell hier und dort übersehen.
Meines Wissens - offensichtlich, sonst hätte ich nicht entsprechend kommentiert - wird auch in der wörtlichen Rede mit Großschreibung angeredet - und sei es nur zur besseren Zuordnung und Verständlichkeit. Zumal solch Höflichkeit oder Respektbekundung durchaus in der Rede, wenngleich indirekt, Anwendung findet, im Text vergleichbar etwa mit kursiver Schreibweise zur Betonung. (Zugegebenermaßen habe ich es bisher auch noch nicht anders gelesen.)
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Gut, nur werde ich das nicht an erster Stelle behandeln. Die Gründe dazu werden sich noch aufzeigen.
Ich gebe zu, dass meine Anordnung der Punkte nicht allzu ... geordnet war.
Du sagst es bereits, die Verteilung ist gewissermaßen durch die Handlungsprämissen definiert. Es wäre allerhöchstens möglich gewesen, den Antagonisten ebenfalls einen stärkeren religiösen Hintergrund zu verleihen. Das wiederum hätte jedoch den ohnehin hohen Anteil religiöser Figuren zusätzlich erhöht.
Es wäre zugegebenermaßen mit menschlichen Charakteren auch schwierig gewesen, denn es würde einem Gläubigen durchaus schwerfallen, an die Inhalte irdischer Religionen zu glauben, nicht jedoch an die Erde an und für sich. Machbar wäre dies nur dann, wenn der Glauben weltlicheren Belangen (bewusst gewählte Formulierung) untergeordnet wird, also persönliche Vorteile einen Kompromiss zwischen Glauben und Handeln ermöglichen.
Letzteres wird aber vielleicht dadurch in seiner Wirkung geschmälert, als dass diese Piraten eine namenlose Masse bleiben.
Das ist an dieser Stelle das Problem, ja. Die jetzt auch im Detail zu behandeln, hätte jeden Rahmen gesprengt, aber so bleibt dieser Aspekt, wenngleich erwähnt, doch nebensächlich. Denn da keine Informationen über diese Piraten vorliegen, kann es durchaus sein, dass sie den Konflikt mit ihrem Glauben nicht erkennen, handelt es sich bei ihnen doch nur um einfache Fußsoldaten in einem größeren Plan.
Es greift kein höheres Wesen in das Geschehen ein
Das allerdings kommt darauf an, wie man das Alte Volk betrachtet. Andererseits entspricht das Alte Volk definitiv nicht den Vorstellungen, die die heutigen Religionen von höheren Wesen haben.
Da alle Religionen 'die Wahrheit' beanspruchen, können Christentum und Shinto nicht gleichzeitig wahr sein. Die Interpretation, Nod würde 'das Religiöse' als wahr andeuten, ist demnach letztlich nur möglich, wenn man 'das Religiöse' als monolithischen Block auffasst. Nur ist es dies weder in der Realität, noch im Roman der Fall. [...]
Dessen all ungeachtet bleibt die Interpretation legtim, in Nod grundsätzlich ein eher positives Urteil über religiöse Ansichten zu erkennen. Auch das ist mir bewusst. Da ich aber, wie im Nachwort angedeutet, der Meinung bin, dass Science-Fiction eine überwiegend klar atheische Spielwiese ist, halte ich das Setzen eines gewissen Kontrapunktes durchaus einmal für berechtigt.
Um meine Antwort minimal übersichtlicher zu halten, zitiere ich hier nur Auszüge, auch wenn ich mich auf die gesamte Antwort beziehe.
Inhaltlich liegst du damit natürlich richtig, denn die Religionen sind nicht gleich - insbesondere nicht für jemanden, der mit einer involviert ist beziehungsweise an die ihr zugrunde liegende Erzählung glaubt. Für jemanden, der außerhalb dieses religiösen Konzepts steht, fallen diese Unterschiede aber deutlich geringer aus, wodurch aus Sicht einer solchen Person jene Interpretation, dass Nod die Wahrheit des Religiösen andeutet, an Gewicht gewinnen würde (oder zumindest könnte). Völlig ungeachtet dessen, dass diese Diskussion im Roman faktisch nicht behandelt wird, sondern eben nur die ungleich einfachere über die Existenz der Erde (vergleichbar eher mit der Frage nach dem Fixpunkt des Sonnensystems als einer theologischen Diskussion), während die Frage nach der Wahrheit der Religionen offen gelassen wird. Die entsprechende Assoziation wird schlussendlich ermöglicht.
Das war freilich auch nicht die zentrale Kritik, auch weil diese Schlussfolgerung ("Religion ist wahr" - stark vereinfacht) nicht getroffen wird. Der zentrale Punkt war der moralische Effekt von Religion, der sich - wie inzwischen mehrfach erwähnt - auch aus dem Handlungskontext ergibt. Das Nachwort klärt an dieser Stelle auf, dennoch verbleibt der ebenfalls erwähnte Beigeschmack, das Religion "zu gut wegkommt", um es mal umgangssprachlich zu sagen. Aber es ist vom Autor nicht zu verlangen, dass er politisch korrekt, repräsentativ und ausgeglichen über jeden Sachverhalt berichtet - und solange das Positive des Religiösen nicht aggressiv propagiert wird, sind Tendenzen wie diese explizit erlaubt.

Der dritte Punkt - und der letzte, der Nod direkt betrifft -, gilt Niklas Rider. So sehr es auch schon relativ früh ersichtlich war, dass Rider mehr war, als er vorgab zu sein, und dass er sicherlich eine Loyalität zu jemand anderem als den Gonern hatte, so sehr die Enthüllung mit dem Auftritt des Kapitäns auch vorbereitet wurde, so enttäuschend waren die finale Auflösung und sein letzter Akt, selbst wenn man die Enthüllung der Existenz der Autochtonie gutheißt. Der Charakter hatte über den gesamten Roman hinweg relativ großes Geschick im Geheimhalten seiner wahren Identität und insbesondere im Überleben gezeigt, verfällt am Ende aber in diese geradezu stereotypische letzte Erklärung seines Plans, anstatt seine letzten verbleibenden Gegner einfach zu erschießen - er müsste es nicht einmal an der Stelle tun, wenn man es genau betrachtet. Das Trio hatte gerade einen Jäger erhalten, also ein bewaffnetes Schiff, und sie hätten die Fernsteuerung gehabt. Er hätte warten können, bis er der Wachhabende gewesen wäre, und die anderen beiden im Schlaf töten können. Stattdessen enthüllt er seine Identität in diesem kritischen Moment und hält erstmal eine Rede, obwohl Samuel das später betont, womit klar ist, dass es dir als Autor durchaus bewusst war. Ich muss sagen, dass ich entweder mehr Geschick oder weniger Verrat von Rider erwartet hatte; vornehmlich letzteres, weil es etwas zu viel Schauspielerei war, betrachtet man seine "wahren" Ansichten. Das ist tatsächlich mein größter Kritikpunkt an der Geschichte - es war ohne Frage eine unerwartete Wendung, aber eben auch eine - aus meiner Sicht - zweifelhafte.
:roll: Ja, ich war eigentlich auch der Meinung, genug Hinweise eingestreut zu haben, die den Leser in Hinblick auf Rider stutzig machen sollten. Tatsächlich bist Du aber der Erste, der sie gefunden hat. Kein Probeleser hat Rider vor dessen Selbstenttarnung mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als dieser vordergründig verdiente.
Ich fühle mich geehrt.
Ansonsten muss ich offen zugeben, dass die Enttarnung seiner Person in der von Dir geschilderten Variante merklich eleganter gewesen wäre. Nur bin ich da schlicht nicht drauf gekommen.
Es ist aber meist auch leichter, bei bereits bestehenden Ideen und Konzepten noch ein ergänzendes Detail zu finden, als sich die gesamte Sache auszudenken.
Aus diesem Grunde hatte ich niemand anderen zur Hand, der Riders Handeln (und dasjenige von Ironkh) erklären konnte, außer ihm selbst. Gleichzeitig musste sein plötzlicher Seitenwechsel ein für den Leser verständliches Motiv haben. Ich konnte ergo die Erklärung hier auch nicht auslassen.
Ja, die Problematik besteht natürlich, zumal mit Sicht auf die Leser ein Ende, bei dem Rider gewinnt, und das noch ohne Erklärung, höchstwahrscheinlich sehr unbefriedigend gewesen wäre. Gut, ein Verhör wäre natürlich auch eine Möglichkeit gewesen - wobei dann Rider entweder entkommen oder sterben müsste, um die Enttarnung der Hintermänner zu vermeiden, die einerseits - wie du schreibst - die Handlung gesprengt und andererseits auch zu weit geführt hätte (auch im Sinne des Erfolgs der Goner).

Der vierte und letzte Punkt betrifft bestimmte Plotaspekte, namentlich die Ausgestaltung des Alten Volkes und die der Langlebigen, die bei jeder Erwähnung und Verwendung doch mehr wie Anomalien in der Handlung wirken und von dieser Handlung oftmals fast völlig losgelöst sind, damit im Grunde eine zweite Handlung darstellen, die die eigentliche, "normalere" Handlung stört. Allerdings sprichst du bei den Langlebigen die Problematiken, die sich aus ihnen geben, deutlich an und schaffst es, die beiden Langlebigen in die eigentliche Handlung einzubinden, so dass die Anomalie kleiner ausfällt und vornehmlich den Charakteren als Motivation dient.
Allerdings ist dies kein Vorwurf an dich, denn du greifst damit nur Eigenheiten und Besonderheiten, im Grunde sogar die Beschaffenheit dieses Universums auf, die dir von anderer Seite - namentlich von Helge - vorgegeben wurde. Und meine Kritik hier richtet sich nicht an deine Umsetzung - mit Ausnahme der zuvor genannten und positiven Bemerkungen bezüglich der Langlebigen -, sondern an die Vorgaben und Konzeptionen, die von Helge stammen. Dass ich sie hier erwähne, dient damit mehr der Vollständigkeit (und als Möglichkeit, deine Behandlung der Langlebigen-Problematik zu erwähnen) und dazu, meine Sicht auf das Werk besser einschätzen zu können.

Nod hat zwei Handlungen: Edda und das Sprungtor. Dabei liegt ein deutlich höheres Gewicht auf die Geschichte um Edda (weil die andere dem engagierten X-Fans nichts Neues erzählt). Damit hat aber das Alte Volk mit der Haupthandlung nichts zu tun. Es steht außen vor. Es steht grundsätzlich außen vor, seine Beziehung zum Geschehen im X-Universum ist immer vage gewesen. Das sind, wie Du schon sagst, vorgaben.
Eben deshalb beschrieb ich die Anomalie als "kleiner". Sie ist und bleibt ein Nebenschauplatz, der sich nur begrenzt auf die zentralen Geschehnisse auswirkt. In den jüngeren Helge-Romanen wurde diese Abgrenzung (das "außen vor stehen") schwächer beziehungsweise die Einbindung des Alten Volkes größer, was in der Form, in der es geschehen ist, aus meiner Sicht eher negativ zu bewerten ist, weil es die eigentliche Geschichte, die aus dem X-Universum, in die Irrelevanz treibt, obwohl sie der Fixpunkt der Romane sein sollte. Aber das führt an dieser Stelle zu weit.
Nun habe ich mal geschlossen, dass die "Satirikerin" von S. 115 und die "Satirikerin" von S. 52 identisch sind, damit musste ich beides, Satz und Aussage, in ihrem Auftritt unterbringen. Gleichzeitig konnte dies kein gewöhnlicher Kabarettauftritt sein. Er muss große Wellen geschlagen haben, selbst auf Argon, sprich im Ausland. Denn wenn man bedenkt, dass die Überzeugung, Anthea sei wirklich Prinzessin und Aldrin wirklich Monarchie gewesen, später fester Teil der offiziellen argonischen und(!) gonerischen Geschichtsüberlieferung geworden ist, wäre alles andere nicht logisch. Deswegen konnte ich Hendersna keine locker flockigen Politwitzchen erzählen lassen, sondern benötigte schon einen kleineren Skandal von ihrer Seite.
Gut, das ist eine Argumentation, der ich durchaus zustimmen kann. Wenn man die beiden Aussagen und die Folgen auf die Geschichtsschreibung auf diesen Auftritt zurückzuführen beabsichtigt, muss es sich bei dem Auftritt fast zwangsweise mehr um einen Skandal als um ein Kabarettprogramm handeln.
An der Stelle sei dann einmal generell vermerkt, dass die argonischen Geschichtswissenschaften offensichtlich sehr schlecht ausgestattet und ausgebildet sind. Ob nun Erde oder Aldrin. Aber auch das wieder ist dem Konzept des Universums geschuldet - und wer Geschichte durch den Gründungsmythos der Föderation ersetzen kann, vermag es sicherlich, eine verlorene Kolonie falsch zu betrachten.

Ferner: meinen Respekt für die Detailarbeit mit Hinblick auf die Zitate, Verweise und Verknüpfungen.

Boro Pi
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How not to be seen

Post by Boro Pi » Sat, 21. Sep 13, 19:33

Ban wrote:
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An der Stelle sei dann einmal generell vermerkt, dass die argonischen Geschichtswissenschaften offensichtlich sehr schlecht ausgestattet und ausgebildet sind. Ob nun Erde oder Aldrin. Aber auch das wieder ist dem Konzept des Universums geschuldet - und wer Geschichte durch den Gründungsmythos der Föderation ersetzen kann, vermag es sicherlich, eine verlorene Kolonie falsch zu betrachten.
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Das Merkwürdige ist, dass es diesen Gründungsmythos nicht wirklich gibt. Laut Helge - und ich habe ihn im Vorfeld dazu befragt - gibt es keinen argonischen Gegenentwurf zur tatsächlichen Geschichte, sondern nur eine Nicht-Behandlung dieser Geschichte. Ob nun aber in 400 oder in 800 Jahren, ich halte es nicht plausibel, dass die irdische Vergangenheit der Menschheit so schnell nur 'vergessen' werden konnte, sofern dies nicht aktiv befördert wurde. Die Vorgabe aber ist, dass dies von offizieller Seite nie geschehen ist, sieht man von der Nicht-Behandlung (etwa im Schulunterricht) ab. Die Autochtonie habe ich in diesem Sinne auch nur erfunden, um diese Vorgabe gewissermaßen umgehen zu können. Wenn die irdische Vergangenheit von offizieller Seite nicht aktiv bekämpft wurde, kann dies schließlich immer noch von inoffizieller Seite her geschehen sein.
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Re: How not to be seen - "Declassified"

Post by Ban » Sun, 22. Sep 13, 20:35

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Boro Pi wrote:Das Merkwürdige ist, dass es diesen Gründungsmythos nicht wirklich gibt. Laut Helge - und ich habe ihn im Vorfeld dazu befragt - gibt es keinen argonischen Gegenentwurf zur tatsächlichen Geschichte, sondern nur eine Nicht-Behandlung dieser Geschichte. Ob nun aber in 400 oder in 800 Jahren, ich halte es nicht plausibel, dass die irdische Vergangenheit der Menschheit so schnell nur 'vergessen' werden konnte, sofern dies nicht aktiv befördert wurde. Die Vorgabe aber ist, dass dies von offizieller Seite nie geschehen ist, sieht man von der Nicht-Behandlung (etwa im Schulunterricht) ab. Die Autochtonie habe ich in diesem Sinne auch nur erfunden, um diese Vorgabe gewissermaßen umgehen zu können. Wenn die irdische Vergangenheit von offizieller Seite nicht aktiv bekämpft wurde, kann dies schließlich immer noch von inoffizieller Seite her geschehen sein.
Dem kann ich mich nur anschließen. Es gibt ja keinen wirklichen Grund, das zu vergessen, wenn es nicht eine ausreichend mächtige Institutition gibt, die sich davon einen Vorteil verspricht, etwa eine Regierung, die über einen entsprechenden Gründungsmythos eine bestimmte Denkweise oder einen gewissen Stolz schaffen möchte. Und selbst dann ist und bleibt es schwierig, die Geschichte einfach auszulöschen, denn es ist geradezu unmöglich zu verhindern, dass die Menschen ihre Lebensgeschichte ihren Nachkommen anvertrauen, dass sie dabei bestimmte Gegenstände oder Berichte (gerade im digitalen Zeitalter) weitergeben und somit der Nachwelt Indizien und Beweise für diese andere Vergangenheit liefern. Selbst ohne all die Hilfsmittel, die wir heute haben und die die Überlebenden des Terraformerkrieges zweifelsohne auch gehabt haben, war es manchen Menschen möglich, ihre Stammbäume - und damit einen, wenngleich persönlichen, Teil der Geschichte über Jahrhunderte zu bewahren.
Aber so sind dann wohl die Vorgaben...

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jorganos
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Post by jorganos » Thu, 26. Sep 13, 09:47

Moin.

Da ich das Buch gerade erst zuende gelesen habe, konnte ich vorher auch kein Feedback geben.

Das Lesen hat Spaß gemacht, war flüssig, und es gab keine Längen, die mich zum Beiseitelegen animiert hätten. Schachtelsätze haben mich nicht irritiert, aber ich selbst gehe mit den Satzpunkten auch sparsamer als mit Kommata um.

Zum Handwerklichen - fast völlig fehlerfrei (mir sind nur auf Seite 200 ein überzähliges s und auf Seite 221 eine Kleinigkeit aufgefallen), aber die Seitennummer so dicht am Text irritiert ein wenig.

Das Coverbild hast du leider dadurch ruiniert, dass du es mehrfach im jpeg-Format abgespeichert hast - hättest du z.B. png verwendet, wären die Schlieren und Artefakte nicht so stark ausgeprägt.


Zum Thema Elektrolytmangel in den Ozeanen von Sonra kann ich als Chemiker nur sagen, dass dies eigentlich nur durch einheimische Organismen entstehen konnte, die die Elektrolyte gezielt und langfristig einlagern. Die Elemente Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Chlor, Schwefel, Phosphor und Sauerstoff sind im normalen Sternenstaub und dessen Aggregaten (Planeten) in so großer Menge vorhanden, dass sie bei der Verwitterung von Mineralien freigesetzt werden und durch Wassertransport ins Meer gelangen müssen, sofern sie nicht vorher abgefangen werden.

Der Salzgehalt der Körperflüssigkeiten ist wegen des osmotischen Effekts, auf dem der gesamte Energiehaushalt aller irdischen Lebensformen basiert, extrem wichtig. Eine physiologische Lösung ohne Mineralstoffe nur durch Enzyme im Weizen ist schwierig vorzustellen. Eine Züchtung, die die Mineralstoffe aus bereits postuliertem einheimischem Leben auf Sonra aufnimmt und anreichtert, hätte aber für deine Geschichte einen ähnlichen Effekt.


Das Thema Religion in der argonischen Gesellschaft hast du interessant aufgegriffen. Tatsächlich haben alle Buchreligionen Hinweise auf heilige Stätten, und alle enthalten archaische Bezüge auf eine nicht-technisierte Lebensweise, wie es sie auf Sonra nie gegeben hat.

Ich frage mich, wie die Argonen zur Frage der Evolution des Menschen stehen. Andererseits sprechen alle bekannten Fakten (richtigerweise) für das Eingreifen einer technologisch überlegenen Zivilisation bei der Besiedelung der argonischen Kolonien. Die gesamte bekannte Menschheit befindet sich in einer Diaspora ohne die Möglichkeit, einen früheren besiedelten Ort zu erreichen. Die jüngste Verteilung auf die argonisch besiedelten Planeten erfolgte mit eigenen Schiffen, aber frühere Ansiedelungen können genauso gut auf fremden Schiffen erfolgt sein.

Eine Organisation, die aktiv alle Beweise für die Existenz der Erde unterdrückt, muss es irgendwann einmal gegeben haben - und sei es in einer Form, die den Kreationisten in den Vereinigten Staaten (und teilweise leider auch schon wieder in Europa) ähnelt.

Die Leugnung der Erde (oder zumindest ihrer Relevanz) muss das Resultat einer diktatorischen Phase zumindest im argonischen Bildungssystem gewesen sein, und das Überleben der Goner in einem solchen System ist nur als belächelte Randgruppe denkbar. Mit anderen Worten, eine Art Reservathaltung derjenigen, die auf die Erdherkunft bestanden, ähnlich wie z.B. die Amish, und eine strenge Zensur aller Schriften (und Datensätze) außerhalb dieser Reservate wäre erforderlich, und das Gonertum muss im gesellschaftlichen Leben alle möglichen Schwierigkeiten aufgeworfen haben. Der strikt pazifistische Ansatz könnte durch aktive Selektion der Goneraktivisten durch ihre Gegner ausgebildet worden sein.

Die Langlebigen wären ein weiteres Problem, und es stellt sich die Frage, ob alle diese "Selbsttötungen" wirklich solche waren.


Ich habe mich auf diese allgemeineren Statements zum Hintergrund beschränkt, weil ich die Spoiler auf meinem Mobilgerät nur mit Mühe und lästiger Aktivität lesen kann. Eure Diskussion ist inzwischen auch schon weit genug vom Buch entfernt, dass sie vielleicht unverspoilert weitergeführt werden könnte.

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