[F4A] Nazibazi [Kurzgeschichte]

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Teladi Profit
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[F4A] Nazibazi [Kurzgeschichte]

Post by Teladi Profit » Sun, 16. Sep 12, 19:25

Nazibazi I

Es war peinlich so in die Schule zu gehen. Als ich in den Spiegel sah und neben meinen grauen Augen und den langen, aber gepflegten dunkelbraunen Haaren auch noch geschwollene Backen sah. Sie leuchteten nicht nur in allen erdenklichen Farben, sondern sie schmerzten auch. Vor allem dann, wenn man sie berührte. Doch Schmerzmittel sorgten dafür, dass aus dem Ziehen und Stechen nur noch mehr ein dumpfes Pochen wurde. Doch meine Eltern meinten nur lapidar, dass gezogene Backenzähne kein Grund wären zu Hause zu bleiben.
Also ging ich in die Schule und meine Befürchtungen wurden erfüllt. Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht Sorgen. Dieser Spruch traf es wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Kommentare wie „Regenbogengesicht“ oder „Hamsterbacke“ waren nichts ungewöhnliches. Das wäre schon Grund genug für mich gewesen zu Hause zu bleiben, doch es gab da noch einen und der hieß Klassenfahrt.
Ich war ein Einzelgänger und mochte andere Menschen nicht besonders. Das mochte vor allem daran liegen, dass ich nur schlechte Erfahrungen mit ihnen gesammelt habe. Auch dieses Mal war ich von der menschlichen Art und Weise nicht enttäuscht worden. Die Klassenfahrt hatte uns nach Berlin gebracht. Ich für meinen Teil fand Reisen lästig. Es gab Zuhause genügend andere Sachen zu tun.
Wir waren in einer U-Bahn Station, um eben mit jener diverse Lokalitäten in der Stadt zu besuchen. Da kamen plötzlich zwei seltsame Gestalten auf uns zu. Und wie es das Schicksal will, fiel ihr Augenmerk auf mich.
„Na du Gras rauchender, langhaariger Hippie? Wohl zuviel Drogen intus!“
Es waren Neonazis. Ihre kurz geschorenen Haare, die Springerstiefel, Bomberjacken und diverse Aufnäher ließen sie leicht erkennen, zu welcher Gruppierung sie gehörten.
Ich ahnte den Schlag mehr, als dass ich ihn sah. Leicht wich ich ihm aus und trat mehrere Schritte zurück. Meine Klassenkameraden und die Lehrer wichen automatisch zurück. Von ihnen würde ich keine Hilfe bekommen, denn sie waren geschockt und mit der Situation überfordert. Hätte ich keine Schmerzen und würde ich nicht so aussehen, so hätte ich die Situation sicherlich friedlich lösen können. Doch da ich leicht entstellt war und mir keine weiteren Schmerzen einfangen wollte, reagierte ich wie immer, wenn ich krank oder verletzt war: Aggressiv.
Ich packte den Arm des Angreifers und verdrehte ihn ihm hinter seinem Rücken. Vor Schmerzen schrie er auf, als ich ihm den Arm auskugelte. Sein Kamerad zog ein Butterfly Messer und ging auf mich los. Wie ein Tänzer wich ich ihm aus, schlug ihm die Klinge aus der Hand und brach ihm anschließend den Arm.
Zu der Peinlichkeit meines Aussehens kam nun auch noch hinzu, dass meine mühsam aufgebaute Maskerade der Schwächlichkeit und Unscheinbarkeit zusammengebrochen war. Wieso kann ich nicht einfach im Erdboden versinken?
Ich schaute auf die beiden armseligen Gestalten, die in mir Abscheu hervorriefen und meinte an meine Klasse gewandt nur lapidar: „Habe fertig.“


Nazibazi II

Christine betrachtete sich im Spiegel und befand, dass sie es wagen würde. Ihre blauen Augen strahlten vor Freude und ihre langen blonden Haare glänzten richtig. Auf der Klassenfahrt würde sie Thomas fragen, ob sie nicht ein Paar werden sollten. Beide waren sie schon von Kindesbeinen an miteinander aufgewachsen. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es gefunkt hatte. Wenn Christine so darüber nachdachte, dann hatte es schon von Anfang an geknistert. Sie hatte Thomas immer wieder Avancen gemacht, doch anscheinend nicht direkt genug, denn er hatte sie bis heute nicht einmal um ein Date gefragt. Er ist so schüchtern, dachte sie. So ruhig, still und zurückhaltend. Ich muss direkter werden, wenn ich ihn nicht verlieren will. Und genau das schien gerade zu passieren. Sie waren mit einer befreundeten Klasse aus einer anderen Schule auf Abschlussfahrt in Berlin und nun sah Christine, wie zwei Mädchen sich bei Thomas eingeklinkt hatten. Ihre Eifersucht war geweckt, jedoch verkniff sie sich irgendwelche bissigen Kommentare. Ich mach ihn mir damit nur zum Feind. Bleib cool, Christine.
Die Chance war schneller da, als erwartet. Sie waren in eine U-Bahnstelle hinabgestiegen und warteten nun. Christine hatte vor sich an Thomas ranzuschmeißen, wenn der Zug einfahren würde. Wer konnte schon einem verängstigtem und hilfsbedürftigen Mädchen widerstehen? Zumal Christine auch wusste, dass Thomas sie schon lange beobachtete und ihr immer wieder verstohlene Blicke zuwarf.
Doch die Situation änderte sich von einem Augenblick zum anderen rasant, als zwei dunkle Gestalten der Gruppe entgegen kamen. Obwohl sie nur zu zweit waren, hatten sie keine Angst einer Gruppe von sechzig Leuten gegenüber zu stehen. Vor allem, weil es nur Jugendliche waren. Fast noch Kinder. Ihr selbstsicheres Auftreten und ihr gefährliches Aussehen, kombinierten sie mit einer einschüchternden Verhaltensweise, die auf alle Anwesenden Wirkung zeigte.
Christine hatte Angst. Nicht nur um sich, sondern auch um Thomas, der gerade von den beiden Neonazis belästigt wurde. Wieso muss ausgerechnet immer er das Opfer sein? Ein Ruck ging durch ihren Körper, als die Situation eskalierte und die beiden Männer gewalttätig wurden. Wieso tat niemand von den anderen etwas? Verzweifelte sah sich Christine um, war jedoch selbst vor Schock gelähmt. Schockierend war auch, wie sehr sich Thomas´ Verhalten auf einmal änderte. Während er noch vor Kurzem den jammernden Waschlappen gespielt hatte, wurde er jetzt zum Schlägertypen. Eine Charakterdrehung um 180 Grad. Natürlich war Christine klar, dass hinter Thomas weit mehr steckte, als wie er sich in der Schule gab. Doch so eine gravierende Änderung?
Die Lehrer kamen in die Hufe und begannen den Schülern Anweisungen zu geben. Christine hörte ihnen nicht zu, sondern ging auf Thomas zu. Dann umarmte sie ihn und hörte nur noch mehr seinen Schmerzensschrei. Sie war aus versehen an seine Wunde gekommen. Verdammt!


ENDE

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