Neue Geschichte---Titel: "AN DICH"

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Valkenswaard
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Neue Geschichte---Titel: "AN DICH"

Post by Valkenswaard » Fri, 9. Jul 04, 16:22

Hallo,

Vor nicht allzulanger Zeit habe auch ich eine Geschichte geschrieben. Allerdings warne ich im voraus dass diese Geschichte nicht im X-Universum angesiedelt ist. Es ist eine Sci-Fi Geschichte die eine sehr persönliche Note hat und an dem Game System Shock 2 orientiert ist.

Hier ein Auszug (Einleitung + 1. Kapitel):

Einleitung

Kennen Sie den Unterschied zwischen Realität und Fiktion? Glauben Sie zu wissen was real ist und was nicht? Glauben Sie eigentlich an Zauberei oder Geister? Was wäre wenn das Leben nur ein Traum ist und der Tod das Erwachen aus einem tiefen Schlaf? Kennen Sie nicht auch das Gefühl im Bauch wenn man während des Schlafes in eine Tiefe fällt, oder vergebens versucht, sich von der Stelle zu bewegen?

Stellen Sie sich mal eine Welt vor, die nicht von den Menschen beherrscht wird! Wer ergriffe dann die Macht? Irgendwer oder Irgendwas müsste es doch tun! Vielleicht die Affen, weil Sie dem Menschen am ähnlichsten sind? Oder aber vielleicht die Mikroorganismen wegen ihrer Überzahl? Es könnte aber gerade so gut eine künstliche Intelligenz sein! Neulich erst bin ich einem Protokolldroiden der neueren C3 Klasse begegnet als ich eine Reisegruppe zur Citadel-Station im Orbit der Venus begleitete. Keine große Sache sagen Sie? Nun das dachte ich auch in jenem Augenblick. Aber wissen Sie was dann geschah? Der Droide sprach mich mit seiner rostigen, aus dem Sprachprozessor hervorzischenden Stimme an:
— Guten Tag, Sir. Die Venus vermag einen wundersamen Anblick, finden Sie nicht auch mein Herr?
Ich war zugleich erstaunt und ein wenig beängstigt von dem unerwarteten Verhalten des Droiden. Es war erschreckend, wie sehr sich die neuen C3 Modelle in Sachen menschlichem Verhalten weiterentwickelt hatten. Ich glaubte sogar ein Blitzen in den Augen des Droiden wahrgenommen zu haben, die nichts weiter als Optiksensoren bestehend aus einem fluoreszentem Plasmaschirm waren. Er wies erstaunlich viele menschliche Merkmale auf. Er weckte, na ja, wie soll ich sagen, gewisse...Gefühle in mir. Ich fühlte mich wie bei einer Begegnung mit einem Menschen aus Fleisch und Blut. Alleine schon die Tatsache dass eine Maschine im Stande ist menschliches Verhalten zu imitieren, lässt diese umso unkontrollierbarer erscheinen. Wie bei einem Menschen werden dessen Taten unvorhersehbar. Die Maschine wird unabhängig und selbständig.
Oder aber entscheiden Sie sich dann doch für eine vollkommen andere Variante der Weltbeherrschung? Vielleicht glauben Sie an Außerirdische mit überdimensionierten Köpfen und hageren, kleinwüchsigen, grünen Körpern die mit ihrer überlegenen Technologie die Menschheit ausradieren? Aber haben Sie nicht schon mal daran gedacht, dass wir die Fremden sein könnten? Was glauben Sie?

Alle diese Fragen habe ich mir auch gestellt. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr, als ich auf der noch nicht überbevölkerten Erde lebte, befasste ich mich mit dem Übernatürlichen und dem Was-Wäre-Wenn. Ich war nicht wie die anderen Kinder. Ich war ein Einzelgänger, sprach selten und ging nie nach draußen spielen. Ich war kein Menschenfreund und bin es wohl immer noch nicht. Die Sterne und die Stille waren meine einzigen Begleiter. Beide schweigen, sind regungslos, fast tot und doch von einer unbegreiflichen Kompliziertheit und Majestät gezeichnet.

Ich werde ihnen nun eine außergewöhnliche Geschichte erzählen. Viele halten Sie nur für ein Schauermärchen, das man sich nachts am Lagerfeuer erzählen würde. Andere wiederum behaupten, diese Geschichte habe einen wahren Kern. Aber beurteilen Sie selbst. Unterscheiden Sie zwischen Unerklärlichem und Realität. Viele Dinge und Geschehnisse lassen sich auf wissenschaftliche Art und Weise erklären. Andere sind deswegen umso unbegreiflicher und faszinierender. Vielleicht finden Sie ja dort die Antwort auf alle ihre Fragen!

Kapitel I

Am 13. September 2402 sollte ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit aufgeschlagen werden. Es sollte die größte Entdeckung werden, sogar noch größer als die Reise Christopher Columbus’ und das Erforschen des Weltalls. In allen Holomagazinen flackerten heroisch wirkende und aufputschende Ausrufe, die Nil Armstrongs berühmten Satz in den Schatten stellen sollten, über die Plexischirme. Sätze wie „Der Mensch steht an der Schwelle des Unentdeckten“ oder „Ein weiterer großer Schritt für die Menschheit“ entsprangen der faden Fantasie der Journalisten.

Der Mensch hatte es wiederum geschafft die Gesetze der Natur zu brechen. Er erschuf das erste interstellare Sternenschiff, das die Fähigkeit besaß, die Lichtgeschwindigkeit zu übertreffen und stellte somit Einsteins Relativitätstheorie in Frage, die besagt, oder vielmehr besagte, dass es unmöglich sei, sich schneller als das Licht zu bewegen.
Das Raumschiff ähnelte keinem schon dagewesenen Raumkreuzer. Es war ein noch nie erschienenes Modell. Viereckige, in ovaler Form angebrachte Triebwerke umringten das zentrale, kreisförmige Antriebsaggregat, das es dem Schiff ermöglichte, die Lichtmauer zu überwinden. Das Herz des Schiffes war ein völlig neuartiger Reaktorkern, der die Fähigkeit besaß, kurzweilig ein Schwarzes Loch in das Raum-Zeit-Kontinuum zu reißen. Das Schiff konnte dann durch dieses künstlich erzeugte Wurmloch fliegen „und auf der anderen Seite wieder herauskommen“, wie ein Spezialist es grob erklärte. Auch das Design des Schiffes war revolutionär. Der lang gezogene, abgerundete Rumpf des Raumschiffes war von gondelartigen, mit Fenster überzogenen Seitenschiffen flankiert und mit zahlreichen Sensoren und blitzenden Lichtern überdeckt. Das Schiffsinnere stellte eine komplexe, wohldurchdachte Konstruktion dar, die von einer neuartigen Metallhülle, die zum Schutze vor den Gravitationszerrungen während des Sprunges diente, umgeben war. Das „Lichtschiff“, wie es einige Fanatiker scherzhaft nannten, wurde nach seinem Erbauer auf den Namen Von Braun getauft. Braun war ein brillanter Wissenschaftler gewesen. Man verglich ihn sogar mit Einstein selbst. Manche gingen sogar so weit zu behaupten er sei ein noch brillanteres Genie gewesen. Mit den Worten „Alles ist möglich wenn man es sich nur vorstellen kann“ wagte er es Einsteins Theorie in Frage zu stellen. Er überarbeitete sie und fand schließlich einen Weg, die „Lichtschwelle“ zu umgehen, wie er das Problem zu nennen pflegte. Viele glaubten zu dieser Zeit, Braun sei dem Wahnsinn verfallen, und man ließ ihn sogar in eine Irrenanstalt sperren. Aber das konnte ihn nicht von seinem Bestreben abhalten. Immerzu trug er das Buch mit der Relativitätstheorie mit sich und studierte es wann immer er die Gelegenheit dazu hatte. 2350 dann schaffte er schließlich den Durchbruch. Aber auch da wollte ihm keiner Glauben schenken, und wiederum tat man ihn als Geisteskranken ab. Aber in seiner Sturheit und Selbstsicherheit fing er mit ein paar Kollegen ein geheimes Projekt an. Das Projekt sollte sich letzten Endes als das „Lichtschiff“ Von Braun entpuppen.
Entgegen vieler Spekulationen war die Von Braun kein Militärschiff. Sie war ein reines Forschungsschiff, angetrieben von wissenschaftlichen Motiven. Die Besatzung der Von Braun bestand daher auch ausschließlich aus Wissenschaftlern, Technikern und Ärzten. Kurz gesagt war die Von Braun ein fliegendes Labor angefüllt von Suchgeräten, medizinischen Geräten und anderen Laborutensilien.
Wahrscheinlich stellen Sie sich jetzt die Frage, weshalb man ein so innovatives und vor allem kostspieliges Raumschiff ohne Begleitschutz auf eine Reise voller unbekannter Gefahren schickte. Nun, man ließ das Schiff nicht ohne Schutz fliegen, was allerdings für viel Aufruhr sorgte. Vielleicht wäre es hier angebracht etwas von der Vorgeschichte der Menschheit im dritten Jahrtausend zu berichten, um die Beweggründe dieser Entscheidung besser verstehen zu können.

Vor ungefähr dreihundert Jahren wurde ein neues Projekt von den noch damals existierenden Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Es trug den Namen Tri-Optimum. Wie der Name schon andeutet, war es das Ziel dieses Projektes ein Maximum an Profit und Vorteil aus einer Vereinigung von drei Wirtschaftssektoren zu schlagen. Man kombinierte die Effektivität des Militärs mit dem Fortschritt der Wissenschaft und dem Wohlwollen des Konsums. Dieses Prinzip wurde anfangs, wie alles andere Neue auch, stark kritisiert. Zu Beginn schien es auch nicht zu funktionieren, doch nach und nach erwies sich Tri-Optimum als äußerst rentabel. Es katapultierte die Vereinten Nationen in ein völlig neues Zeitalter. Arbeitslosigkeit und Kriminalität nahmen rapide ab. Die Forschung hingegen, auf die man sich hauptsächlich konzentrierte, brachte viele neue erstaunliche Erkenntnisse. So wurden zum Beispiel Medikamente gegen unheilbare Krankheiten entwickelt und neue Energieressourcen entdeckt.
Die Vereinten Nationen, darunter ganz besonders die Vereinigten Staaten, bekamen dadurch viel Ansehen von den restlichen Ländern der Erde. Im Laufe der Zeit schlossen sich eine Nation nach der anderen dem Prinzip von Tri-Optimum an, und so erlangte das Projekt ein weltweites Niveau. Daraufhin erfuhr die Erde ein neues Zeitalter, das Zeitalter der UNN.
Die UNN war die Vereinigung aller Länder zu einer großen, universellen Regierung. Die Idee des nationalen Denkens wurde aufgelöst, die Grenzen von den Weltkarten ausradiert, die Flaggen der einzelnen Nationen verbrannt; aus der Asche klomm eine neue Regierung empor, die UNN. Aber die UNN war keinesfalls eine kommunistische Regierung. Jedes „Land“ behielt seinen Namen, seine Sprache und auch seine Sitten bei. Auch behielt jeder Einzelne sein Privateigentum und musste es nicht mit dem Staate teilen. Die einzelnen Abteile, so wurden die „Länder“ genannt, mussten lediglich einer einzigen Regierung gehorchen und deren Gesetze annehmen.
Seit der Gründung der UNN verschwanden sämtliche Konflikte und Kriege von der Bildfläche, da die Definition von Nation und Land nicht mehr existierte. Dies führte zur Vernichtung sämtlichen militärischen Materials, einschließlich der Aufzeichnungen der zwei Weltkriege aus der Vergangenheit. Man wollte den Krieg und den Hass endlich vergessen.

Tri-Optimum existierte weiterhin. Obwohl der Name jetzt nicht mehr der Realität entsprach, behielt man ihn doch bei, weil er die Menschheit in eine Zeit von Glückseeligkeit und Frieden führte. Viele neue Innovationen, die das Leben einfacher gestalten sollten, wurden nun seit der Gründung der UNN ins Leben gerufen. Hausroboter, Protokolldroiden, Wartungsroboter und eine Vielzahl anderer künstlicher Intelligenzen wurden erschaffen, um dem Menschen lästige Arbeiten wie das Kochen oder Putzen abzunehmen, oder ihm das Erlernen fremder Sprachen zu ersparen, sodass dieser sich auf die Entwicklung seiner selbst konzentrieren konnte.
Auch die Medien entwickelten sich weiter. Interaktives Fernsehen revolutionierte die zwischenmenschliche Kommunikation. Die Verwendung des Ausdrucks „Fernsehen“ ist hier wohl nicht mehr zutreffend. Wohl eher sollte man es Interaktives-Holonet-Erlebnis nennen.
Sogar der Journalismus wurde revolutioniert. Gedruckte Zeitungen und Zeitschriften aus Papier wurden zu einer Seltenheit, von Handgeschriebenem ganz zu schweigen. Die Zeitungen bestanden nun aus einem Minirechner der jeden aktuellen Klatsch und Tratsch aus dem Tri-Optimum Netz anzapfte und auf einen Plexischirm, ein Bildschirm aus Kunststoffglas, projizierte. Auch das Telefon wurde durch das Holokomm, ein Gerät, das eine 3D Bildübertragung in Echtzeit ermöglichte, ersetzt.
Viele andere Banalitäten des alltäglichen Lebens wurden durch moderne Technik ersetzt: Aufzüge wurden zu anti-grav Schächten in denen man mit einem Sprung bis zu fünf Etagen hoch springen kann. Schlüssel wurden abgeschafft und durch Bioscanner ersetzt, welche die DNS des Besitzers analysieren. So startet man sein anti-grav Auto nun nicht mehr per Schlüssel sondern indem man einfach die Hand aufs Lenkrad legt.
Die Wissenschaft griff sogar in die Wirtschaft ein. Das Geld wurde abgeschafft und der Tauschhandel wieder eingeführt. Anstelle von Geld besaß man nun so genannte Naniten. Naniten haben einen sehr hohen Wert wenn man sie mit den Währungen des zweiten Jahrtausends vergleicht. Naniten bestehen aus einer sehr instabilen und seltenen Substanz, die in einem armbanduhr-großen Behälter aufbewahrt wird. An diesem Behälter ist eine komplizierte Apparatur befestigt, die ein Transformgitter über die Substanz legen kann und es ihr so ermöglicht, sich in fast jedes beliebige Objekt umzuwandeln, das nicht größer als eine Hand ist. Allerdings kann diese Apparatur nur von wenigen Banken bedient werden die eine besondere Berechtigung dazu besitzen. Auf der gesamten Erde gibt es auf jedem Kontinent nur eine Bank welche diese Berechtigung besitzt, also insgesamt sechs Banken. So wuchsen die Naniten zur neuen Weltwährung an. Will man sich zum Beispiel einen Apfel kaufen, bezahlt man mit Naniten. Der Verkäufer schickt diese Naniten dann an eine dieser sechs Banken. Dort werden die Naniten dann, in diesem Fall in Äpfel, umgewandelt und dem Verkäufer zurückgesandt. Um Naniten umwandeln zu lassen, muss man mehrere Verträge mit diesen sechs Banken abschließen. Unter anderem muss man zum Beispiel den Beruf eines Verkäufers oder eines Dienstleistungsanbieters ausüben um diese Verträge abschließen zu können. Werden diese Verträge gebrochen oder fälschlicherweise gebraucht, wird einem untersagt zu arbeiten und man verliert seine Wohnung sowie die Staatsangehörigkeit der UNN. Im Klartext bedeutet das, dass man nicht mehr existiert! Seit der Einführung der Naniten gab es nur wenige Vertragsbrüche. Diese neue Technologie ist besonders dann von Vorteil, wenn ein medizinischer Eingriff bei einem Patienten vorliegt. Die Naniten werden dann entweder dazu verwendet, genetisch identische Fleischsubstanzen herzustellen, oder sie werden als Nanobots in die Blutlaufbahn des Patienten injiziert, um ihn dann von Innen zu heilen. Dies erklärt auch die immer seltener werdenden Narben und Infektionskrankheiten, sowie das Verschwinden von Spenderorganen und deren Risiken.

Tri-Optimum und dessen wissenschaftliches Interesse entwickelte sich schließlich soweit, dass es bald zur Konstruktion der ersten Raumschiffe kam. Interplanetare Reise war das Resultat. Schon bald wurden Kolonien auf dem Mars und dem Jupitermond Io errichtet. Es war keine Seltenheit mehr, dass Familien ihr Wochenende auf einer planetaren Orbitalstation verbrachten, oder eine Besichtigungstour zur Sonne buchten. Auch die Industrie profitierte von dieser neuen Errungenschaft. Neue Mineralien wurden aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter gewonnen. Der Mensch profilierte sich im gesamten Sonnensystem.
Aber das fliegen quer durch das Sonnensystem genügte dem Menschen schon bald nicht mehr. Er wollte Neues entdecken. So beschloss man, benachbarte Sonnensysteme zu erforschen. Doch diese waren zu weit weg, als dass eine Generation es bis dorthin schaffen würde. Interstellare Reise blieb also noch unerforschtes Territorium. Man versuchte neuartige Bioimplantate zu entwickeln, mit dem Ziel die Lebensdauer des Menschen zu verlängern. Doch es reichte immer noch nicht um benachbarte Sonnensysteme zu erreichen.
Die Entwicklung dieser Bioimplantate hatte jedoch einen verheerenden Nebeneffekt, den man erst viel zu spät erkannte. Nicht nur die Lebensdauer, sondern auch andere Merkmale wie Stärke, Resistenz und Reaktionsfähigkeit wurden optimiert. Die mit solchen Implantaten ausgestatteten Menschen gerieten außer Kontrolle, unfähig dem mentalen Druck standzuhalten. Sie verbreiteten sich, wurden aggressiv und obwohl es keinerlei Waffen mehr gab, töteten sie. Sie besaßen die Fähigkeit ihre Gedanken zu bündeln und zu materialisieren. Meine Mutter hatte mir mal davon erzählt. Sie erzählte mir wie diese, sich der Psionik nutzbar machenden „Mutanten“ durch die Straßen zogen und alles und jeden vernichteten.
— Ihre Arme haben sie ausgestreckt, sagte meine Mutter dann, die Handflächen nach außen gerichtet. Mit hellen, blauen, knisternden Energiebällen haben sie dann umhergeschmissen.
Man nannte es die K.I.-Pest. Ganze Legionen von diesen „infizierten“, wütenden Individuen bildeten sich, und bald brach ein Krieg aus, der eigentlich keiner war, da niemand die Mittel besaß, sich zu verteidigen.
Um diese Seuche auszulöschen rief die UNN das Protektorat, oder kurz UNP, ins Leben. Die UNN entwickelte umfangreiche Waffensysteme und rüstete das Protektorat mit modernster Technik aus. Ein erbitterter Krieg brach zwischen der UNP und den „Viren“, wie diese Menschen sich selbst nannten, aus. Nach zweijährigem Morden dann war die Seuche schließlich unter Kugelhagel erstickt worden.
Die UNN beschloss das Protektorat weiterhin aufrecht zu erhalten damit es als Garde des Friedens diente und dass ein weiteres Fiasko gar nicht erst zu Stande kommen würde. Niemand erkannte aber dass man das Prinzip der UNN aufs Schärfste verletzt hatte, nämlich das friedliche Zusammenleben aller Menschen auf der ganzen Welt. Die Prinzipien der letzten Jahrhunderte wurden endgültig verworfen. Wissenschaft und Fortschritt war das Einzige worin man noch ein gemeinsames Ziel sah. Mit welchen Mitteln man allerdings Fortschritt betrieb, muss erst gar nicht erläutert werden.
Allmählich fingen Tri-Optimum Anhänger an, die UNN zu kritisieren, und gaben diesem Namen eine Definition, die derer des Militärs glich. Die UNN wurde als unterdrückende und militaristische Regierung abgestempelt. Dies hatte zur Folge, dass sich ein großer Konzern bildete, der ausschließlich aus Tri-Optimum Anhängern bestand. Folgerichtig erhielt dieser Konzern der Ehre wegen den Namen Tri-Optimum. Im Laufe der Jahre wuchs der Konzern immer weiter an, bis er schließlich genug Anhänger hatte, um selbst zu einer Regierung aufzusteigen. Diese neu gegründete Regierung spaltete sich dann von der UNN ab. Um jedoch den jahrelangen Frieden vor der Zeit der K.I.-Pest aufrecht zu erhalten, beschloss Tri-Optimum mit der UNN in Frieden zu koexistieren.

Die Von Braun lief drei Jahre nach dem Friedensvertrag zwischen Tri-Optimum und der UNN vom Produktionsband. Da die Von Braun ein Forschungsschiff war, stammte sie aus dem Hause Tri-Optimum. Die UNN verlangte verständlicherweise einen Anteil an diesem revolutionären Raumschiff, das nun eine Reise zu einem anderen Sonnensystem ermöglichte. Tri-Optimum gewährte der UNN den Anteil indem man in Zusammenarbeit ein Begleitraumschiff entwickelte das man auf den Namen Rickenbacker taufen ließ.
Die Rickenbacker war ein kleines Raumschiff, bestückt mit einem herkömmlichen Antrieb, der gleichen Hülle wie die der Von Braun, sowie unzähligen Waffen und Verteidigungssystemen. Die Besatzung bestand, neben Technikern und Wartungspersonal, ausschließlich aus UNN Sicherheitsleuten. Die Rickenbacker besaß jedoch nicht die Wurmlochtechnik der Von Braun. Tri-Optimum gewährte der UNN zwar einen Anteil, wollte aber auch die Kontrolle über die Weltwirtschaft beibehalten. Daher bestückte man die Rickenbacker mit einem völlig neuen Andocksystem das es ihr ermöglichte an die Von Braun anzudocken, um mit ihr zusammen den Wurmlochsprung durchzuführen.

Viele Menschen waren empört darüber, dass man die Rickenbacker, ein Militärschiff, mit auf eine so historische Reise schickte. Andererseits war es verständlich, denn man wusste nicht, was draußen in der Weite des Weltalls auf die Besatzung der Von Braun wartete.
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James T.
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Post by James T. » Mon, 12. Jul 04, 04:28

Ich finde, die Geschichte klingt gut. Das Spiel, auf das du dich beziehst kenne ich nicht, aber das wird ja nicht so wichtig sein. Kommt da noch mehr davon ? Und warum bin ich eigentlich der erste, der hier eine Antwort drauf schreibt ? :roll:

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Post by Valkenswaard » Mon, 12. Jul 04, 11:25

Danke! :)

Klar kommt noch mehr. Ich hab bis jetzt insgesamt 38 Seiten geschrieben.

Also bitte hier ist Kapitel 2:

Kapitel II

Am 13. September 2402 war es dann soweit. Die Von Braun brach zu ihrer Jungfernfahrt auf. Wie es der Brauch so wollte, startete sie von Port Norton, der größten planetaren Orbitalstation des Sonnensystems, in der Umlaufbahn der Erde. Alle Jungfernflüge von neu erbauten Sternenschiffen starteten von der Erde aus. Es war wohl vermutlich so etwas wie Aberglaube, der besagte, dass es Glück bringe wenn man von Mutter Erde aus startete. Auch bei der Von Braun wurde keine Ausnahme gemacht.

Hier beginnt nun die eigentliche Geschichte. Sie fragen sich wohlmöglich, was meine Wenigkeit mit dem historischen Ereignis der Von Braun zu schaffen hat? Nun dazu muss ich noch ein paar Worte über meinen persönlichen Lebenslauf verlieren.

Wie jeder andere vor mir, bin auch ich ein Kind gewesen. Die Erwachsenen behaupten immerzu, die Kindheit sei die schönste Zeit in ihrem Leben gewesen. Bei mir war das anders. Ich hatte keine Freunde, ging nie nach draußen oder baute die Modellantigravbahn auf, die ich von meinem Großvater zu Weihnachten geschenkt bekam. Ich sprach selten zu anderen und mied sogar wenn es ging meine Eltern. Ich fand mein Glück im Schweigen und im Alleinsein. Ich schottete mich von der Außenwelt ab. Dies erklärte wohl meine immer zunehmendere Schlaflosigkeit, und das nur seltene Vorhandensein von Träumen. Kam es mal vor dass ich träumte, dann war es oftmals nur wirres Zeug. Zusammenhanglose Bilder zogen dann an meinen geschlossenen Augen vorbei. Aber es gab da einen Traum. Er war so klar wie kein anderer und wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Ich ging durch einen engen, endlosen Tunnel. Eigentlich war es kein Tunnel, es glich mehr einem Korridor eines Sternenschiffes oder einer Raumstation. Die Wände bestanden aus silbernen Metallplatten, die in einem geordneten, sich immer wieder wiederholenden Muster, angebracht waren. Die Decke und der Boden waren ebenfalls aus silbernem Metall. Sie bestanden jedoch nicht aus Platten, sondern aus einem Gitter, der den Blick auf rote Leitungsrohre mit unlesbarer Aufschrift freigab. In regelmäßigen Abständen hingen dreieckige, nach oben gerichtete Lampen an den Wänden, die das silberne Metall zum blitzen brachten.
Ich lief den Korridor entlang, nur das Zischen meines Atems und das Pochen meiner nackten Füße auf dem glänzenden Metall hörend, vergebens nach einem Ausweg suchend. Aber es gab keine Türen oder Abzweigungen. Der Korridor verlief immer nur geradeaus und schien sich im scheinbar Unendlichen, in einem grauen Nebel zu verlieren. Doch nach einiger Zeit veränderte er sich. Die Metallplatten der Wände verliefen allmählich ineinander und ließen das regelmäßige Muster verschwinden. Der silberne Glanz des Metalls verblasste und wechselte zu einer bräunlichen Farbe über. Obwohl ich immer noch über ein metallenes, silbrig glitzerndes Gitter lief, schien der Rest des Korridors sich in ein schleimiges, blubberndes, fleischiges Etwas zu verwandeln. Menschliche und roboterähnliche Stimmen fingen an von allen Seiten unverständliches Zeug verdreht herum zu flüstern. Dann wurde es auf einmal immer heller, bis nichts mehr zu erkennen war, und dann...dann bin ich aufgewacht. Noch am selben Morgen zeichnete ich meinen Traum in meinem Tagebuch auf. Ich beschrieb jede Einzelheit und jedes emotionale Gefühl das ich dabei empfunden hatte. Seitdem versuchte ich den Traum zu deuten, doch ich erkannte keine Logik dahinter. Aber ich blieb der festen Überzeugung dass dieser, mein einziger Traum eine Bedeutung haben musste. Doch das sollte ich erst viel später herausfinden.

Was mein schulisches Leben betrifft, so war es das gleiche wie bei allen anderen. Sechzehn Jahre Grundschule mit Ausbildung. Jeder musste sechzehn Jahre Grundschule pauken um eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. So schrieb es die UNN vor. Danach konnte man entweder arbeiten gehen, das heißt man wurde den ganzen Tag hinter eine Computerkonsole mit Zugang zum Tri-OpNet gesteckt, oder man absolvierte eine weitere Ausbildung und wurde Direktor eines Unternehmens oder sogar Sternenschiffpilot.
Ich verbrachte meine sechzehn Jahre Grundschule wie jeder andere auch. Ich las meine Bücher, schwänzte die eine oder andere Stunde, fing an molekularmanipulierte Zigaretten zu rauchen, fand Gefallen an Mädchen, bekam mein erstes anti-grav Auto und schaffte schließlich meinen Abschluss. Danach besuchte ich die Universität für Raumschifftechnik und Weltraumforschung. Ich erwies mich als „engagierter und talentierter“ Raumschiffmechaniker, wie mein Professor mich zu loben wusste. Nach sechs Jahren Universität spazierte ich dann, mit einem Raumschiffingenieursdiplom in der einen Hand und einer Empfehlung meines Professors in der anderen, in das Verwaltungszentrum von TerraCorp. Der Leiter dieser Gesellschaft empfing mich mit offenen Armen und lobenden Worten und ließ mich dann sofort nach Kubus IV, im Ring des Saturns versetzen. Kubus IV war die größte und bekannteste Raumwerft im Sonnensystem. Raumschiffe wie die Avenger, die das erste bemannte Langstreckenraumschiff war, oder die Van Haagen, die der Hitze der Sonne trotzen und die Sonneneruptionen in unmittelbarer Nähe betrachten konnte, kamen vom Produktionsband der Kubus IV Werft. Mein Flug dorthin war, im Gegensatz zur restlichen Menschheit, mein erster interplanetarer Flug gewesen. Als begeisterter Sternenliebhaber war ich zum ersten Mal in meinem Leben von etwas fasziniert. Ich konnte den Blick nicht von den zu Linien verzogenen Sternen wenden, als unser Raumschiff sich mit fast hundertfacher Überschallgeschwindigkeit dem Saturn näherte. Als wir dann zur Landung ansetzten, stockte mir der Atem vor dem Anblick des riesigen Gasriesen, umringt von seinen magisch glänzenden Ringen.

Ich verbrachte zehn Jahre mit dem Entwerfen neuer Triebwerke, Montieren von Schwerkraftgeneratoren, Konfigurieren von Meteorschutzschilden, Reparieren von alten Sternenschiffen und Formatieren von neuen Computersteuersystemen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an den Anblick des Saturns, wenn ich morgens aufstand, und an den zu stark geratenen Kaffee aus dem Replikator. Ich pflegte keine sozialen Kontakte und sprach nur aus Arbeitsgründen. Wenn die Techniker und Flugingenieure an den Wochenenden Freibiersaufen veranstalteten, zog ich mich in mein Quartier zurück, bewunderte die tanzenden Felsbrocken des Saturnringes und dachte immer noch über meinen Traum nach.

Als das Kühlwasser der Reaktorkerne und der Schwefelgeruch der Triebwerke allmählich zu meinem Alltag wurden, fand ich eines Abends einen weißen Briefumschlag neben meinem Periskop auf dem Werkzeugtisch in meinem Quartier liegen. „An Herr Anatoly Malone“ stand mit großen, schwarzen, handgeschriebenen Buchstaben unter dem vertrauten Siegel von Tri-Optimum, einem grünen Dreieck, bestehend aus drei parallel liegenden Linien pro Seite. Was ich da auf meinem Tisch vorfand, war ein antikes, längst vergessenes Kommunikationsmittel, noch dazu von Hand beschrieben, was man nun wirklich nicht jeden Tag zu sehen bekam. Entweder war der Brief von ungeheurer Wichtigkeit, oder ich würde zum neuen Präsidenten der UNN ernannt.
Mit äußerster Vorsicht öffnete ich den von unschätzbarem Wert zeugenden Briefumschlag. Angespannt zog ich ein Blatt weißen Papiers aus dem Umschlag. Es war ein echter Brief, beschrieben mit fettgedruckten Buchstaben und sogar von Hand unterzeichnet. Mit zitternden Händen hielt ich den Brief in meinen ölverschmierten Fingern und fing an zu lesen:

Herr Anatoly Malone,

Sie haben sich in den letzten zehn Jahren als überdurchschnittlich begabten Sternenschiffingenieur erwiesen und eine Menge an Erfahrungen während ihrer Dienstzeit gesammelt. Ihr Wissen über die Flugsysteme unserer Raumschiffe steht ohne Zweifel außer Frage.
Wie Sie vielleicht wissen, hat der berühmte Wissenschaftler Braun vor zweiundfünfzig Jahren ein gewagtes Projekt, von dem bis heute umstrittene Spekulationen umgingen, in die Wege geleitet. Heute, nach zweiundfünfzig Jahren haben Braun und seine Mitarbeiter das Projekt fertig gestellt und dem Tri-Optimum Senat vorgestellt. Braun hat ein Forschungsschiff entwickelt, das die Möglichkeit besitzt, Wurmloch-Sprünge durchzuführen und so benachbarte Sonnensysteme zu erreichen.
Dies ist ein historischer Augenblick für die Menschheit, und Sie wurden aus über zehntausend qualifizierten Schiffsingenieuren ausgewählt an dem historischen Jungfernflug der Von Braun teilzunehmen.
Sollten Sie einverstanden sein, bitten wir Sie sich unverzüglich auf den Weg zur Port Norton Station zu machen, wo die Von Braun am 13. September um 0:00 SMT (Solar Main Time) ablegen wird.

Mit bestem Glückwunsch
Tri-Optimum Senatskammer

Tausend Gedanken schossen mir in ungeordneter Reihenfolge durch den Kopf, als ich den Brief zusammenfaltete und mich auf mein Bett niedersinken ließ. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ein überlichtschnelles Sternenschiff. Dabei bin ich doch kaum mit konventionell angetriebenen Schiffen gereist. Und ausgerechnet ich wurde ausgewählt...aus mehr als Zehntausenden. Ich konnte den Gedanken an eine Reise zu den Sternen einfach nicht realisieren. Es war immer mein größter Wunsch gewesen zu anderen Sternen zu reisen und sie zu bewundern...Und jetzt ging er in Erfüllung.

Ja es stimmte, ich hatte von Braun, dem großen Nachbild von Einstein gehört. Aber von einem geheimen Projekt hatte ich keine Ahnung. Man bedenke dass ich damals noch ein Kind war. Es war doch schon etwas ironisch. Als Kind träumte ich von den Sternen, während Braun an der Erfüllung meines tiefsten Wunsches bastelte...

Ich blieb noch einige Stunden wach auf meinem Bett sitzen, und betrachtete vor meinem inneren Auge die Reise mit der Von Braun zu fremden Sternensystemen, während draußen die Felsbrocken des Saturnringes ihren nie endenden Tanz fortsetzten. Dann schlief ich ein und seit langer Zeit fing ich wieder an zu träumen.
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James T.
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Post by James T. » Wed, 14. Jul 04, 03:52

Ein paar klitze-kleine Fehler sind drin, da will ich jetzt aber nich drauf rumreiten. Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut, einer der besten die ich bisher auf dem Board gelesen habe. Ich will weiterlesen. Bin ich da immer noch der einzige ? :D

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Post by Valkenswaard » Wed, 14. Jul 04, 11:23

Also das mit den Fehlern....jedesmal wenn ich die Geschichte verbessere find ich neue Fehler, und dann sind nachher wieder misteriöserweise neue drin :o :D.

Danke für das Kompliment :)
Wenn du fertig bist mit lesen, sag bescheid. Dann folgt sofort das nächste Kapitel :D

Also hier ist Kapitel 3:

Kapitel III

Es war früh am Morgen, als die durch die Saturnringe schimmernde Sonne in meine Augen blitzte und mich weckte. Ich hatte am vorigen Abend wohl vor lauter Aufregung vergessen, die Fenster zu verdunkeln.
Mich streckend öffnete ich die Augen und blickte Richtung Decke. Wie Wasser tanzte das durch die Saturnringe gebrochene, funkelnde Licht durch mein ganzes Quartier. Ich schob die Thermodecke zur Seite, richtete mich auf und rieb den Schlaf aus meinen blassen Augen. Erst jetzt entsinnte ich mich wieder an den Brief vom gestrigen Abend und dessen frohe Botschaft. Als wieder Energie in meinen noch schlafenden Körper zurückfloss, sprang ich aus meinem Bett und ging quer durch mein Quartier Richtung Hygieneeinheit. Ich hatte nur noch eines im Sinn: sofort zu Port Norton.

Als ich dann meine Morgendusche und mein zu wünschen übrig lassendes, aus dem Replikator stammendes Frühstück genommen hatte, marschierte ich geradewegs zur Kommstation auf Deck fünf (Auf Orbitalstationen sowie auf Sternenschiffen der UNN ist es üblich die einzelnen Decks in steigernder Reihenfolge zu nummerieren. In der Regel beinhaltet das höchst gelegene Deck die wichtigste Sektion (Kommando-Brücke etc.)). Ich brauchte fast eine halbe Stunde, um von den unteren Bereichen der Mannschaftssektion zum höher gelegenen Rechenzentrum der Raumstation zu gelangen. Ich ging durch ein Labyrinth von überbevölkerten Gängen, passierte unzählige Schleusen und benutzte ein halbes Dutzend anti-grav Schächte. Als ich die letzte Schleuse passierte und in den Gang der zur Kommstation führte einbog, rempelte ich fast einen Mitarbeiter um. Er sah mich nur flüchtig an, als ich ihn um Verzeihung bat, und ging dann unbeirrt weiter, als würde er das jeden Tag erleben.
Es stimmte wahrlich. Die Angestellten auf Kubus IV schienen sich, vom Alltag beherrscht, wie Arbeiterdrohnen zu verhalten. Jeden morgen rennen sie durch die von aus Lautsprechern stammenden Stimmen durchzogene Gänge zu ihren Arbeitsstellen um ihre Pflichten zu erfüllen, um dann wieder abends zu ihren Quartieren zu hetzen, um sich etwas Schlaf zu gönnen, damit sie wieder genug Energie hatten um am nächsten Tag die gleiche Arbeit zu verrichten. Es war doch schon etwas traurig dass niemand sich mehr Zeit nahm um zu leben. Alles lief immer schneller. Und das Erschreckende dabei ist, dass es noch schlimmer kommt. Die Arbeitgeber förderten sogar diesen immer schneller werdenden Lebensstil indem sie überall an den Wänden der Station Elektroplakate aufhängen ließen auf denen Parolen wie „Arbeitet schnell und effizient“ oder „Qualität braucht keine Kontrolle“ in den unterschiedlichsten Farben aufflackerten.

Aber das brauchte mich jetzt nicht mehr zu interessieren. Ich hatte mein Ziel fast erreicht und war meinem Traum greifbar nahe gekommen. Als ich den Arbeiter also fast umgerannt hatte und mich dafür entschuldigt hatte, trat ich erneut meinen Weg zur Kommstation an. Es war nicht mehr weit. Nach weiteren zwei Abbiegungen erreichte ich schließlich ein hexagonförmiges Schott auf dem mit großen schwarzen Buchstaben Kommunikationszentrale geschrieben stand. Ich trat näher ran, damit die Bewegungssensoren mich erfassen konnten um das Schott zu öffnen. Mit einem Zischen begleitet von dem Summen der Motoren, glitt die Tür zur Seite und gab den Blick auf einen kleinen hellen Raum frei. Zahlreiche Rechner, Schalttafeln und Tastaturen, die piepende Laute von sich gaben und an denen unzählige Lämpchen blinkten, füllten den Raum aus, sodass kaum Platz für mehr als vier Personen war. Als ich eintrat, bemerkte ich dass die Luft etwas kühler als in den Gängen war, vermutlich um die vielen Maschinen vor dem Überhitzen zu schützen. Als ich mich noch umsah, kam schon ein Protokolldroide in einem etwas unbeholfenen Schritt auf mich zugedackelt. Sein roter Photorezeptor befestigt an dem gelben, zylinderförmigen, sich immerzu drehenden Kopf blinkte in unregelmäßigen Abständen. Der Droide fuchtelte mit seinen steifen Armen umher als er mich ansprach.
— Womit kann ich Ihnen dienen Sir?
Offensichtlich war der Droide mit einem Standard-Chip zur humanoïden Kommunikation ausgestattet worden, denn er redete mich wie fast alle älteren C Modelle mit der gleichen formellen Floskel an.
— Ich möchte eine Kommlinkverbindung zur TerraCorp Zentrale auf der Erde aufnehmen, wenn das möglich wäre.
— Jawohl Sir. Bitte folgen Sie mir Sir.
Der Droide drehte sich um und watschelte in ungleichem Schritt zu einem Steuerpult. Ich folgte ihm. Er betätigte einige Tasten, dabei blinkte sein rotes Auge unaufhörlich in abwechselndem Tempo. Dann mit einem Male wurde es dunkel und vor mir schoss lautlos ein Holo-Emitter aus dem mit weißen Platten bedeckten Boden.
— Verbindung hergestellt! drang eine weibliche Stimme aus dem vom Droiden bedienten Steuerpult.
Ein durchsichtiges, grünes, dreidimensionales Bild flackerte über dem kegelförmigen Emitter auf, begleitet von Störgeräuschen und tauchte den jetzt dunklen Raum in einen grünen Schleier. Innerhalb von Sekunden wurde das Bild klar und auch die Hintergrundstatik verschwand. Ein grüner Kopf hing jetzt vor mir in der Luft. Schnurrbarthaare bedeckten die dünnen, feinen Lippen die zu einem Lächeln angewinkelt waren. Eine kleine Nase hing zwischen zwei, in tiefen Höhlen liegenden großen Augen. Die Wangenhaut hing etwas herunter und zog tiefe Falten in das älter wirkende Gesicht. Die spärliche Frisur entblößte eine hohe Stirn. Der Kopf sah mich mit seinen grünen Augen an und begann zu sprechen.

Das Gespräch war nur von kurzer Dauer. Zwar versuchte der grüne Kopf, an dessen Anblick ich mich einfach nicht gewöhnen konnte, andauernd ein Gespräch anzufangen, aber ich blockte stets ab. Zum Beispiel fragte er mich dann und wann über mein Privatleben aus, welches allerdings kaum existierte. Dann schnitt ich ihm einfach das Wort ab und kam gleich zur Sache. Als Antwort lächelte der grüne Kopf nur noch mehr und sein Gesicht schien sich dann noch weiter auszudehnen als es schon war und ließ dabei die Wangenfalten wie tiefe Narben aussehen. Ich kam also gleich auf den Punkt. Denn Gespräche mit anderen Menschen langweilten mich nur, und um den heißen Brei reden konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Alles sinnlose Zeitverschwendung! Ich erzählte also dem vor mir in der Luft hängenden Gesicht die Geschichte mit dem Brief, und sagte ihm, dass ich vorhatte gleich zur Port Norton Station aufzubrechen. Alles natürlich in nüchternem Ton und knapp gehaltenen Sätzen. Das Hologramm starrte mich darauf nur mit seinen grünen Augen an und lächelte wieder dabei. Dann antwortete es. Es sagte, es wisse schon über alles Bescheid, weil der Brief sein Verdienst war und weil es ihm zu verdanken war, dass ich für dieses historische Unterfangen ausgewählt wurde. Und dann sagte der Kopf das, weswegen ich überhaupt hier stand: Natürlich hätte ich die Erlaubnis sofort zur Erde zu fliegen, er bitte sogar darum. Danach hörte ich nicht mehr zu, denn alles Wichtige war gesagt worden. Aus reiner formeller Höflichkeit blieb ich noch vor dem grünen Gesicht stehen, und wartete bis es seine Rede abschloss. Es plapperte noch irgendetwas von Moral und Pflicht, und dass ich TerraCorp mit allem nötigen Respekt auf dieser Mission vertreten solle. Dann war das Gespräch zu Ende.

Der Droide unterbrach die Verbindung. Mit einem Male wurde es wieder hell und der kegelförmige Holo-Emitter verschwand wieder, wie er gekommen war, lautlos im Boden. Dann führte mich der Droide zwischen Computerkonsolen hindurch zum Ausgang. Wieder öffnete sich das Schott unter zischendem und summendem Geräusch, jedoch diesmal begleitet von der unverkennbaren Abschiedsfloskel des Protokolldroiden.

Ich stand wieder in dem von Menschen und Droiden überfüllten Korridor. Jetzt erst bemerkte ich, dass es wesentlich wärmer in den Gängen der Station war, denn ich fing an zu schwitzen, da mein Körper sich nun an die kühle Luft in der Kommzentrale gewöhnt hatte. Ich ging den gleichen langen Weg wieder zurück den ich erst vor zehn Minuten gekommen war. Ich hatte noch einiges zu erledigen, bevor ich meine Abreise antreten konnte.
Als ich wieder im Mannschaftsbereich war und den gewohnten Weg in mein Quartier einschlug, bemerkte ich dass ein halbes Dutzend Besatzungsmitglieder der Station vor meinem Quartier standen. Ich dachte zunächst ich hätte mich in der Sektion geirrt, aber es stellte sich dann doch heraus dass es tatsächlich mein Quartier war vor dem das halbe Dutzend stand. Als ich etwas näher trat konnte ich erkennen dass sie Kisten und Handtaschen aus meinem Quartier schleppten und auf eine schwebende Transportbahre stapelten. Ich fragte nach was das Ganze sollte, denn ich war doch schon etwas irritiert darüber, was ich da vorfand. Man sagte mir, man würde mein Gepäck zu meinem Shuttle bringen und ich sollte mich doch gleich auf den Weg dorthin machen, denn es wäre bereits alles geregelt. Offensichtlich hatte mein Arbeitgeber für die Abreise schon vorgesorgt. Mit einem knappen Kopfnicken und einem nichtsbedeutenden Lächeln verabschiedete ich mich und machte mich dann auch gleich auf den Weg zur Abflugrampe.

Als ich mich von der ganz in Schwarz gekleideten Besatzung entfernte und schon fast um die Ecke gebogen war, kamen mir zwei Männer in schnellem Schritt entgegen und winkten mir zu. Sie waren beide von großer Statur. Der eine kräftiger als der andere. Beide trugen eine weiße Uniform. An ihren Gelenken trugen sie jeweils zwei schwarze, nebeneinander liegende Bänder. Womöglich um ihre Gelenke zu stützen und zu kräftigen. Die Hände waren mit grau-weißen, dünnen Lederhandschuhen bedeckt. Ein grauer Brustpanzer geziert vom UNN Symbol, zwei rote nach oben gerichtete offene Handflächen, lag schwer auf ihren Schultern und überdeckte das reine Weiß der Uniform. An ihren silbrig glitzernden, metallenen Gürteln hing an der rechten Seite ein Schockstab und an der linken Seite eine leichte, handlich aussehende Laserpistole. Ein weißer Helm, geziert von in diagonalem Muster angebrachten, schwarz-weißen Streifen, diente als Kopfbedeckung. Die schweren, bis über das Schienenbein reichenden Stiefel gaben klimpernde Laute von sich, als die beiden Männer sich mir in synchronem Schritt näherten. Es waren unverkennbar UNN Sicherheitsbeamte.

Ich blieb stehen und wartete, bis die beiden Männer vor mir standen. In bedrohlich aussehender Haltung machten sie vor mir Halt und sahen von oben herab durch ihre undurchsichtigen Visiere hindurch auf mich nieder. Ein leichter Geruch von Leder und Gummi ging von den Uniformen aus und drang in meine Nase ein. Und dann übertönte der links von mir stehende Mann mit seiner tiefen Kontrabassstimme das ständig präsente Summen des Reaktorkerns der Station, als er anfing zu sprechen.
— Folgen Sie uns!
Ohne weitere Worte flankierten die Beiden mich und trabten in gleichem Schritt los. Mir blieb nichts anderes übrig als ihnen zu folgen.
Gods last name is not dammit!


"Fiery the angels fell; deep thunder rolled around their shores, burning with
the fires of Orc"
...quote from Blade Runner...

literary allusion to Blake's 'America, A Prophecy'

Harry Hammond
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Post by Harry Hammond » Wed, 14. Jul 04, 11:45

Ich habe fertig :lol:

Bitte Umblättern :D

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Valkenswaard
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Post by Valkenswaard » Wed, 14. Jul 04, 12:26

Voilà
Frisch aus dem Ofen:

Kapitel IV

Immerzu in gleichem Schritt eilten die beiden Gestalten zielbewusst, unter Klimpern ihrer zum Hochglanz polierten Stiefel, mit mir im Schlepptau, durch zahllose Gänge. Ich musste mir Mühe geben mit ihnen Schritt zu halten.
Die Beiden schienen einen anderen Weg zur Abflugrampe zu kennen, denn sie führten mich an Orten vorbei die mir unbekannt waren. Nach einer Weile erreichten wir schließlich eine große Schleusentür. Sie war schwarz, gewölbt und in viereckiger Form. An der rechten Seite war eine Art Kartenleser in die Wand eingebettet. Der kleinere der beiden Männer brachte eine Sicherheitskarte hervor und zog sie mit einer gekonnten Handbewegung durch den Schlitz des Kartenlesers. Das rote Lämpchen neben dem Schlitz sprang sofort danach auf grün, begleitet von einem bestätigenden Pfeifton. Dann begann die schwere Tür sich zu öffnen. Die Motoren gaben ein lautes Getöse von sich, als die schwere Tür zur Seite glitt und schließlich in der Wand verschwand.
Ich hatte so ein Gefühl, als sei die Schleusentür nicht das, was sie zu sein schien, denn dahinter war nur ein kleiner Raum, in dem knapp vier Personen Platz hatten. Als der Kleinere dann seine Karte wieder eingesteckt hatte, betraten die beiden Männer den Raum. Ich folgte.

Der Boden war mit einem orange-goldfarbenem Teppich bedeckt und passte überhaupt nicht zu den angerosteten, kahlen Metallplatten, welche die restliche Station schmückten. Die Decke war etwas mehr als zwei Meter vom Boden entfernt und beherbergte eine glühende, weiße Plasmaröhre die den gesamten Raum in hellem Licht badete. Die Wände links und rechts von mir waren ebenfalls mit dem orange-goldfarbenem Teppich bedeckt, jedoch gesäumt mit dem Emblem von Tri-Optimum auf der rechten und dem der UNN auf der linken Seite. Die Wand vor mir war ein einziger, großer Plexischirm, auf dem mit grünen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund MANNSCHAFTSDECK geschrieben stand, geschmückt mit dem gleichaussagenden Symbol; ein Bett neben Gabel und Messer platziert auf einem Teller. Jetzt wurde mir alles klar. Die Schalttafel am Innenrahmen der Tür bestätigte nur noch meine Ahnung. Ich befand mich in einem Turbolift.
Diesmal war es der größere Mann, der die Schalttafel bediente. Er gab ein vierstelliges Kennwort ein und drückte dann auf die Taste mit der Aufschrift Deck Zehn. Daraufhin begann die Tür sich wieder mit tosendem Lärm zu schließen. Und dann, als sie geschlossen und eingerastet war, ging ein leiser Ruck durch die Turboliftkabine und sie begann mit leisem Summen nach oben zu schnellen. Jetzt erst bemerkte ich die schmalen, langgezogenen Fenster an der Tür, denn sie ließen in regelmäßigen Abständen Licht aus dem Schacht in die Kabine eindringen. Mit der zunehmenden Geschwindigkeit des Lifts wurden die Abstände immer kürzer bis die schmalen Fenster schließlich zu flackern schienen.
Die ganze Fahrt verlief schnell und ohne Worte. Bis auf das leise Summen des Lifts und ein Husten einer meiner Begleiter war nichts zu hören. Und dann begann der Lift wieder langsamer zu werden, während die schmalen Fenster an der Tür wieder in immer länger werdenden Abständen blinkten. Als der Lift abbremste spürte ich förmlich wie die Schwerkraft etwas nachließ und meinen Körper für Sekunden um einige Pfunde leichter machte. Schlussendlich kam der Lift dann mit einem kleinen Hops zum Stillstand.

Der Plexischirm hinter mir wies nun ein Bild auf, auf dem eine Raumfähre neben einer Satellitenschüssel abgebildet war. Daneben stand in fettgedruckten Buchstaben ABFLUG/ANKUNFT. Als ich noch die Information las, ging im gleichen Augenblick die Tür auf. Zuerst hatte ich es gar nicht bemerkt, da die Tür nicht den leisesten Laut von sich gab, im Gegensatz zur anderen auf dem Mannschaftsdeck. Aber spätestens das Klimpern der Stiefel meiner stummen Begleiter machte mich darauf aufmerksam, als jene im Synchronschritt aus der Turboliftkabine traten. Und wieder musste ich mich bemannen um mit den beiden Figuren Schritt zu halten.
Mir stockte fast der Atem vor dem Anblick des Korridors in den wir traten. Nicht etwa war ich erstaunt von seiner Schönheit...nein...ich war eher erschreckt über den zu krassen Unterschied zu den Korridoren auf dem Mannschaftsdeck. Man glaubte plötzlich in ein vier Sterne Hotel geraten zu sein. Die Wände und der Boden waren mit weichen Teppichen bedeckt die mit ihren Rot- und Gelbtönen eine warme Atmosphäre schafften. Sie waren mit komplizierten, ineinander überlaufenden Mustern versehen, die einen Kontrast zu der Reinheit der Wand- und Bodenbedeckung schafften. Die Decke war mit edelweißen Platten bedeckt, die in regelmäßigen Abständen rautenförmigen Lampen platz machten. Hier und da diente zu Weilen eine Pflanze oder eine abstrakte Figur zur Verschönerung. An den Wänden hingen ab und zu Elektro-Bilder auf denen Landschaften der Erde abgebildet waren, die man übrigens per Knopfdruck in ein beliebig anderes Bild umwandeln konnte. Die linke Wand war ein riesiges Fenster das einen atemberaubenden Blick auf den Saturn bot.
Der Korridor folgte einer leichten Rechtskurve. In schnellem Schritt marschierten wir den Korridor entlang, während sich hinter uns die Turboliftkabine, ohne einen Mucks von sich zu geben, schloss.
Mittlerweile hatte ich ganz die Orientierung verloren. Hinzu kam, dass ich mir nicht mal mehr sicher war wo diese beiden Riesen mich eigentlich hinführen wollten. Ich konnte es nur erahnen. Wahrscheinlich brachten sie mich zu einer Raumfähre, die mich zur Erde bringen sollte. Immerhin wurde mir ja gesagt „es sei schon alles geregelt“. Aber sicher war ich mir nicht, denn den freundlichsten Eindruck machten meine beiden Begleiter auch nicht. Und dennoch folgte ich ihnen. Mir blieb ja im Grunde genommen nichts anderes übrig. Wir gingen also immer weiter, bogen an manchen Kreuzungen ab und traten ab und zu auch durch eine Schleuse. Mir fiel auf, dass wesentlich weniger Menschen und Droiden dieses Deck bevölkerten als es auf dem Mannschaftsdeck der Fall war. Des weiteren bemerkte ich die Richtungsweiser an der Decke auf denen die einzelnen Sektionen in neonblauem Licht vermerkt waren. Offensichtlich folgten wir einem Schild mit der Aufschrift Shuttle Halle, denn immer wenn wir eine Kreuzung erreichten, folgten meine beiden Leibwächter dem Wegweiser mit dieser Aufschrift. Also hatte ich doch recht gehabt. Man ließ mich zu einer Raumfähre eskortieren. Jetzt sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen.

Nach ungefähr zehn Minuten pausenlosem Umhermarschieren, erreichten wir schließlich ein großes, ovales Schott mit der Aufschrift Abflug. Dann, ganz plötzlich, unterbrach einer meiner beiden Leibwächter die Stille und sagte mir, ich solle immer geradeaus weitergehen. Daraufhin drehten sie sich um und marschierten ohne weitere Worte wie Automaten davon. Ihre Gesichter würde ich wohl nicht in Erinnerung behalten.
Also tat ich was von mir verlangt wurde und trat näher an das Schott. Die große Tür öffnete sich mit einem Seitwärtsrollen und machte den Blick auf einen niedrigen, langgezogenen, ausschließlich mit weißen Platten bedeckten Korridor frei. Die Decke konnte geradeso gut den Boden darstellen oder umgekehrt, da jede Wand absolut identisch war. Ich trat also ein und musste ungefähr fünfzig Meter geradeaus durch diesen monotonen, Kopfschmerzen verursachenden Gang gehen, bis ich schließlich das Ende erreicht hatte. Das Ende war ein aus roten Lichtstrahlen bestehendes Gitter, das den Blick auf eine kleine Startrampe teilweise verdeckte. Das Gitter war eine Art Metalldetektor der präventiv zu möglichen Weltraumpiraterien diente. Die Funktion bestand nicht etwa nur darin Metall zu entdecken, wie es vor vierhundert Jahren der Fall war, sondern das Gerät reagierte auf ganz bestimmte plasma-elektrische Ausstöße wie sie nur in Handfeuerwaffen vorkamen. Man musste nur durch dieses Gitter treten und schon gab es mit einem lauten Pfeifton sowie einer lähmenden Impulsladung Kund ob die betreffende Person im Besitz einer Waffe ist.
Ich trat ohne irgendwelche Bedenken durch das Gitter. Nichts Verdächtiges geschah. Dann, als ich durch das Gitter getreten war, stand ich in einem kleinen Hangar. Die Luft war dick und der Gestank der Triebwerksabgase erschwerte das Atmen. Der Boden war ein riesiges Gitter, ungefähr fünfzig Quadratmeter groß und total von Ölflecken beschmiert. Links von mir ersetzte ein ovales Energiefeld, das zum Schutze vor der Kälte und dem Vakuum des Weltalls diente, die Wand. Auf der rechten Seite stand eine zwanzig Meter hohe Wand, in die ein großes Fenster eingelassen war. Dahinter befand sich die Kontrollstation. Kein Mensch außer mir war hier. Mir fielen noch die zahlreichen Werkzeuge und Apparate auf, die verstreut über den ganzen Boden verteilt waren. Die Decke des Hangars wies eigentlich keine Besonderheiten auf, mit Ausnahme einiger Schläuche, die in der Mitte herunterhingen und mit einer kleinen Raumfähre, die in der Mitte auf einer gelben Markierung auf dem Boden stand, verbunden waren. Die Raumfähre war weiß, bedeckt mit zahlreichen Sicherheitshinweisen und Warnzeichen. Sie war nicht größer als vier Meter hoch und zehn Meter lang. Eigentlich sah sie gar nicht nach einem Shuttle aus, sondern eher nach einer Privat-Raum-Yacht. An den diagonal abfallenden, spitz zulaufenden Tragflächen hingen je zwei runde Antriebsdüsen. Das Heck des Raumschiffs bestand aus vier kleineren Beschleunigungsdüsen, die dazu dienten das Schiff in kürzester Zeit auf Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Der Bug des Schiffes glich dem Kopf eines Hammerhais. An der spitz zulaufenden Nase waren drei unterschiedlich lange Antennen angebracht die wie gefährliche Waffen aussahen. Das Raumschiff war an seinen Extremitäten mit blinkenden Positionslichtern gekennzeichnet und ruhte auf drei Landekufen, eine Kufe unter dem Bug und zwei weitere unter den Tragflächen. In der Mitte des weißen Raumschiffes war eine Rampe runtergelassen und riss eine klaffende Öffnung in die Hülle.
Ich blieb zunächst vor dem Schiff stehen und sah mich nach irgendeiner Bezugsperson um. Doch ich war alleine. Bis auf den Fluglotsen hinter dem großen Fenster war kein Mensch zu sehen. Also wartete ich noch eine weitere Minute. Und wieder kam keiner. Ich ging dann einmal um das Raumschiff herum und betrachtete es von allen Blickwinkeln. Als dann immer noch niemand da war, schlenderte ich zu dem ovalen Energiefeld hin, hinter dem der offene Weltraum lag. Ich ging ganz nahe heran bis ich fast mit der Energiebarriere in Kontakt geriet. Sie knisterte und summte nun mehr als normalerweise, denn sie spürte die elektrischen Ladungen in meinem Körper. Die Barriere war von blauer Farbe. Ab und zu zuckten winzige, weiße Blitze durch das Feld und schienen die Barriere aufreißen zu wollen, aber dann war sie wieder glatt und fehlerlos. Die Oberfläche glich einem ruhigen Bergsee, sie war spiegelglatt und doch sah sie wie Wasser aus. Hinter dem blauen Schleier des Energiefeldes sah ich die Weite des Weltalls mit allen seinen Sternen und Mysterien, das es beherbergte. Bald würde ich diese Mysterien sehen...und auch die Sterne. Irgendwie glaubte ich eine fremde Macht zu spüren als ich da so stand. Immer mehr verspürte ich Lust in die Schwärze des Alls reinzuspringen. Es war als würden die Sterne nach mir rufen: “Komm, komm!“ Ich schloss meine Augen und das Gefühl wurde immer intensiver. Ich glaubte fast zu schweben als mein Verlangen rauszuspringen ins Unermessliche anstieg. Und dann spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Nasenspitze der mich nach hinten taumeln ließ. Ich öffnete wieder meine Augen, sah dann einen hellen Blitz und hörte ein leises Zischen. Es roch nach verbranntem Fleisch.
Ich bin mit meiner Nasenspitze gegen das Energiefeld geraten als ich in meiner Extase hin und her getaumelt bin.
Gods last name is not dammit!


"Fiery the angels fell; deep thunder rolled around their shores, burning with
the fires of Orc"
...quote from Blade Runner...

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