Hu, Doppelpost.
Hoffentlich erwischt mich keiner...
So, ich habe jetzt eine neue Version von 'Nod' hochgeladen. Mit optimierten Titelbild (leider immer noch nicht wirklich perfekt), korrigierter Groß- und Kleinschreibung der Anrede, vergrößertem Abstand zu den Seitenzahlen und etlichen kleineren Rechtschreibkorrekturen. Inhaltlich wurde jedoch nichts geändert. Nochmal lesen lohnt sich also - zumindest aus dieser Sicht - nicht. Ihr findet die überarbeitete Version über die Links in meiner Signatur und im Eröffnungsbeitrag.
Ansonsten habe ich noch etwas anderes für Euch, vor allem für den Kammerjäger und alle Anderen, die etwas mehr von Samuel lesen wollten. Ich hatte bei Nod - wie eigentlich bei jeden längeren Textprojekt - einige Startschwierigkeiten. Ich brauche immer mehrere Anläufe, bis ich mir sicher bin, nun den rechten Weg gefunden zu haben. Das äußert sich dann darin, dass es reihenweise, höchst unterschiedliche Entwürfe für das ersten Kapitel gibt, die dann wieder recht schnell verworfen werden.
Aber für alle, die es interessiert, sind hier die Entwürfe früher mal gedachter Anfänge von Nod.
Entwurf Eins wrote:Das Salz der Erde
Ein kalter Wind wehte von den Berghängen herab und brachte neuen Schnee.
Samuel zog die Kapuze seines Thermoparkas enger zu. Es war kalt, viel zu kalt. Eigentlich hatte auf der Nordhalbkugel von Salterrae gerade erst der Herbst begonnen. Er schlug sich auf die Oberarme, um das taube Gefühl aus ihnen zu vertreiben. Er musste sich eingestehen, die Bedeutung von Herbstanfang im Hochgebirge und bei kontinentalen Klima falsch eingeschätzt zu haben. Zudem, was wusste er schon wie warm es sonst hier oben in den Tereshkoven war? Für gewöhnlich wickelte er seine Geschäfte auf Salterrae in der planetaren Hauptstadt Portasal ab, und diese lag direkt am Meer – und am Äquator.
„Warum um alles in der Welt, habe ich mich auf diesen Unsinn eingelassen?“
Vrederik wandte den Kopf zu ihm um. Kurz erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, doch es verschwand schnell wieder. Die Anstrengung verzerrte die Züge des größeren Mannes in seiner fast vollständig schwarzen Bergsteigermontur. Er trug schwer an seiner Last. Samuel wusste, Vrederik durfte Thermoparka in jeder Farbe tragen. Dass er sich trotzdem einen schwarzen zugelegt hatte, fand Samuel albern, aber er sagte nichts. Wenn er der Welt alles mitteilen würde, was er an ihr albern fand, würde er wahrscheinlich die nächsten drei Standartjahre ununterbrochen reden müssen.
„Der Trick, Dich für so etwas zu gewinnen,“, setzte Vrederik zu einer Antwort auf die an sich rhetorische Frage seines Begleiters an: „besteht darin, Dich nicht zu fragen. Funktioniert meiner bisherigen Erfahrung nach immer.“
„Nicht zu fragen? Hast Du mich eingeladen, oder nicht?“, protestierte Samuel.
Der schwarzgekleidete seufzte. „Ich hab Dich eingeladen, ein paar Tage hier oben bei uns zu verbringen, nicht dazu, Dich an meiner Bergtour zu beteiligen. Es schien mir nämlich, dass Du Dich in Portasal langweiltet.“
„Und da dachtest Du, Du schleppt mich in Euer verschlafenes Nest, auf dass mir dort nicht langweilig sei, während – ich betone – während Du dann für zwei Tage in die Berge verschwindest, wie?“
Vrederik überging den Vorwurf. „Eigentlich könntest Du mir auch mal tragen helfen.“, meinte er stattdessen.
Der Raumschiffpilot wehrte vehement ab: „Oh nein! Ich schleppe schon einen nicht unerheblichen Teil Deiner Ausrüstung mit mir herum. Genauer gesagt, in meinen Rucksack! Zusammen mit meinen Sachen! Wahrscheinlich hast Du mir aus reiner Boshaftigkeit ein Schinkenbunyo untergejubelt. Ich tue das nur, weil Du mein Freund bist. Aber was Deinen schwerverwundeten Chef angeht...“ Er zeigte auf die kleine reglose Gestalt auf dem Aluminiumgestell: „Der ist Deine Sache. Mit dem habe ich nichts zu schaffen. Warum hast Du Dir keinen von Deinen Jungs mitgenommen, um Dir zur Hand zu gehen.“
„Das ist doch viel zu schwer für die.“
„Zu schwer?“ Samuel starrte ihn an, was Vrederik nicht merkte, weil er ihm wieder den Rücken zugewandt hatte. Für einen Moment erwog er, ob Vrederik einen Witz machen wollte. „Was heißt zu schwer? Die wollen doch Bergleute werden, oder nicht? Dann wird es wohl kaum schaden, wenn sie frühzeitig ein paar Muskeln bekommen.“
„Aber wenn denen was passiert.“, gab Vrederik zu bedenken.
„Achso, dass mir was passieren könnte, dass stört Dich nicht, wie?“, spielte Samuel den Beleidigten.
Der Weg wurde breiter und er konnte nun neben seinem Freund hergehen. Er sah, wie dieser schmunzeln musste und leicht rot wurde. Samuel kannte das, Vrederik wollte irgendeinen harmlosen Scherz machen, den er selber aber für zu frech hielt. Nach kurzem stillen Mitsichringen meinte Vrederik schließlich: „Nunja, dann bekomme ich immerhin Dein Kopfgeld.“
Samuel blinzelte eine Augenblick überrascht, dann musste er schallend lachen. „Ich fürchte, ein kleiner Schmuggler wie ich ist nicht allzu viel wert.“
„Kein Mensch ist ohne Wert, Samuel!“, mahnte Vrederik in gespieltem Schulmeisterton und musste dann ebenfalls lachen.
Unter ihren Stiefeln knirschte der frische Schnee, immer mehr Flocken tanzten um sie herum. Lange würden sie nicht mehr weiterwandern können. Samuel begann sich verstohlen nach einen möglichen Unterstand umzusehen. Vrederik entging dies nicht, er versicherte seinen Begleiter, dass sie innerhalb der nächsten halben Stunde eine Berghütte erreichen würden. Doch der Raumfahrer war skeptisch, da er momentan nichts dergleichen sehen konnte. Er aktivierte das Navkommgerät an seinem Armgelenk und ließ sich die Angabe bestätigen. Vrederik, seit jeher Bergbewohner, schüttelte den Kopf.
Schweigend stampften sie weiter und tatsächlich tauchte bald ein brauner Fleck, in der weiß-grauen Landschaft auf. „Jetzt mal ernsthaft,“, meinte der Schmuggler plötzlich als der Fleck schon die erkennbaren Konturen eines Bauwerks angenommen hatten: „Hast Du Fleisch unter Deinem Proviant.“
Vrederik verdrehte die Augen. Dann überkam ihm wieder dieses schelmische Schmunzeln und er sagte schwärmerisch: „Nunja, Gorrum IV exportiert diese unwiderstehlichen Blutwürste...“
„A********!“, brummte Samuel und bemühte sich mit mäßigen Erfolg, ein Lachen zu unterdrücken.
„Nein, keine Sorge. Mein Proviant ist immer noch in meinem Rucksack, abgesehen davon ist Fastenzeit.“
„Achja!“, erinnerte sich Samuel: „Noch eines von Euren absurden Ritualen, so wie Kreuze an allen nur denkbaren und undenkbaren Plätzen aufzustellen.“
„Oder einen Tag in der Woche seine Schritte zu zählen.“, konterte der Priester. Sie lachten.
Als sie die Hütte erreichten, hatte das Schneetreiben gerade wieder aufgehört. Aber der Himmel war noch immer wolkenverhangen und auch die Nacht würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie entschieden daher, wie geplant an diesem Tage nicht mehr weiterzuziehen.
Vrederik legte das Kruzifix einfach neben der Hütte nieder, da es nicht durch die enge Tür passte. Ab dem folgenden Tag würde es für Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte den Gipfel des Botherhorns zieren, da kam es auf eine Nacht mehr in Wind und Wetter nicht an. Der Priester prägte sich lediglich ein, wie weit er das Kreuz von der Außenwand der Blockhütte abgelegt hatte, um es morgen auch dann wiederzufinden, wenn es eingeschneit werden sollte.
Samuel inspizierte inzwischen die Hütte. Sie schien nur aus drei Räumen zu bestehen. Von draußen gelangte man zunächst in den größten Raum, rechts führte eine Tür in ein anderes Zimmer, hinten links war ein sehr kleiner Raum abgegrenzt. Bei ihm konnte es sich nur, um die Toilette handeln. An der Stirnseite des Hauptraumes stand ein großer, aus sauber ineinandergefügtem Felsgestein gemauerter Kamin, daneben ein ordentlicher Stapel Brennholz. Linkerhand stand ein grobgezimmerter Tisch, rechts und links flankiert von je einem dreistöckigen Bett. Samuel strich mit der Hand über die Wand. Wände aus Holz. Irgendetwas in Inneren des alten Raumfahrers befand, dass es gut war. Eine Erinnerung an seine Kindheit. Wände aus Holz. Unwillkürlich fragte er sich, wie viele Jahre er inzwischen in Raumschiffen und Raumhäfen gelebt hatte.
Ein mechanisches Surren riss ihn aus seinen Gedanken. Ein weißer Roboter rollte aus dem dunklen Schatten zwischen rechten Bett und der Zwischenwand zum Toilettenraum heraus. Samuel hatte ihm zuvor nicht bemerkt, was ihm beunruhigte. Früher hatte er messerscharfe Instinkte besessen. Damals im Krieg gegen die Maschinen, Leutnant Greenwald das Fliegerass. Wo war die Zeit geblieben?
Der Roboter war indes herangekommen. Er hatte Ähnlichkeit mit einem aufrechtgehenden Insekt mit seinen sechs Armen und dem sich nach oben verbreiternden Kopf. Seine 'Augen' leuchteten rot auf, was ihm einen feindseligen Ausdruck verlieh. Samuel wusste aber, dass der Bot lediglich seine Sensoren für Wärmestrahlung aktiviert hatte, sowie eine Reihe weiteren Sensoren, deren Arbeiten von außen nicht sichtbar war. Er lehnte sich an die Wand und wartete bis der Roboter feststellte: „Sie sind gesund. Werden Sie von anderen Homo Sapiens begleitet?“
Homo Sapiens? Samuel musste grinsen, die MedicBots beim Militär drückten sich nicht so gewählt aus. Er erinnerte sich an eine Bauserie, die ihr Vokabular durch selbstständiges Lernen erweitern sollte. Nach den ersten zwei Monaten des Krieges sprachen diese Modelle nur noch in Kraftausdrücken. „Ja, da ist noch so'n Homo Sapiens da draußen. Der ist auch gesund. Kannst Dich also abschalten, Kleiner.“
„Bestätige, Ruhemodus wird wieder aufgenommen.“ Er drehte seinen Oberkörper herum und fuhr wieder in seine Ecke. „Ich weise Sie darauf hin, dass Ihr Körper leicht unterkühlt ist.“
„Wo Du es sagst, hast Du einen Schnaps für mich?“
„Das ist medizinisch gesehen nicht sinnvoll.“, bemerkte der MedicBot, der wieder in seiner Ecke angekommen war.
„sch**** Zivilroboter.“, brummte Samuel.
„Gern geschehen.“, antwortete dieser und deaktivierte sich dann. Der Raumfahrer sah ihn verblüfft an, mit so einer schnippigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Erst nach einem Augenblick ging ihm auf, dass dem Bot wahrscheinlich nur wenige Sätze einprogrammiert sein dürften, eine Konservation zu beenden. Umso besser fand die Antwort. Er musste wieder lachen.
Vrederik betrat nun ebenfalls die Hütte. „Sag mal, stehst Du hier die ganze Zeit hinter der Tür herum und amüsierst Dich am Muster der nichtvorhandenen Bettbezüge?“
Der Priester erwartete keine Antwort. Er legte seinen Rucksack auf das untere Bett rechts und ging dann zielstrebig zum Kamin, um ihn anzustecken. Samuel nahm nun ebenfalls seinen Rucksack ab und ging auf das linke Etagenbett zu. Welche Etage sollte er nehmen? Bei den unteren Beiden würde man sich morgens mit Sicherheit den Kopfstoßen und für das Obere musste man vermutlich Kampfpilot sein, um darin keine Höhenangst zu bekommen. Entschlossen warf er seine Tasche hinauf. Er war schließlich ein Kampfpilot.
„Wohin führt eigentlich diese Tür da?“, fragte er beiläufig Vrederik, der im Kamin das Holz aufschichtete.
„Sieh doch nach.“, schlug dieser vor, während er sein Feuerzeug aus der Tasche fingerte.
Naheliegend, dachte Samuel und ging zur Trennwand hinüber. Er öffnete die Tür und spähte in den dämmrigen Raum hinein. Eine Reihe von Holzpfeilern durchzog den deutlich kleineren Raum. Jeder dieser Pfeiler war von einer Trommel umhüllt, die ebenfalls aus Holz zu bestehen schien und mit sonderbaren Schriftzeichen bedeckt war.
„Eh, was ist das, Vrederik?“
„Das sind, glaube ich, Gebetsmühlen für die Buddhisten. Bei besseren Wetter kommen die regelmäßig hier rauf.“
Samuel machte ein Gesicht, als versuchte er aus Höflichkeit über einen an sich schlechten Witz zu lachen. Er schloss die Tür wieder und fing an sein Bett zu beziehen. Gebetsmühlen und Gebirgskreuze. Und die Bevölkerung dieses Planeten wunderte sich ernsthaft darüber, warum sie auf NR-Gunne-Prime für völlig meschugge gehalten wurde.
Wehrkraftzersetzung
„Art. 12,1: Es ist dem Lehrpersonal aller Schulen, Universitäten und sonstigen Bildungseinrichtungen in öffentlicher oder privater Trägerschaft untersagt, wissenschaftlich nicht beweisbare Theorien zu lehren, ohne über den hypothetischen, religiösen oder anderweitig nicht-empirischen Charakter vorgenannter Theorien aufzuklären. […]
Art. 12,5: Zu den wissenschaftlich nicht beweisbaren Theorien im Sinne des Artikel 12 Absatz 1 gehören insbesondere religiöse Anschauungen, wie der Glaube an metaphysische Wesenheiten und Phänomene. Gleiches gilt für Theorien über die Abkunft der Menschheit von Planeten, deren Existenz nicht gesichert ist, wie der so genannten Erde.“
Vierte Fassung des Föderationsbildungsgesetzes,
verabschiedet 178 NT, Sonra IV
„Angeklagte, ich lege Ihnen dringend nahe mit uns zu kooperieren!“, sagte der Richter des Tribunals streng: „Also noch einmal: Name, Rang, Dienstnummer?“
Die blauhaarige Argonin seufzte: „Mary-Louise Clayton, Captain, AFAF 560-907-998!“
„Wann und wo geboren?“
„2123 in Ely, Nevada.“
Das Gesicht des Richters – er war General - verfinsterte sich: “2123? Wollen Sie mir erzählen, dass Sie aus der Zukunft kommen?“
„Nein, Sir!“
„Aber Sie wissen schon, dass wir das Jahr 399 schreiben?“, fragte der Richter bissig.
„Ja, nach argonischem Kalender, wäre jetzt das Jahr 399 nach Gründung der Föderation. Ich benutze aber den alten Kalender.“
„Sie meinen den Kalender des Sonranischen Imperiums?“
„Nein, den Kalender der Erde. Das Sonranische Imperium hat niemals existiert!“
„Ich warne Sie zum letzten Mal! Achten Sie darauf, was Sie sagen!“, schrie der Vorsitzende. Gemäßigter fuhr er fort: „Und welches Jahr hätten wir laut Ihrem Kalender?“
Die Angeklagte musste kurz nachdenken: „2575, Sir!“
„Captain Clayton, Sie wollen uns doch wohl nicht erzählen, dass Sie über vierhundert Jahre alt sind? Jeder kann sehen, dass Sie Mitte dreißig sind!“
Mary-Louise schluckte, dieser Teil war ihr selber unangenehm: „Ich bin Ergebnis genetischer Experimente, die das Ziel der Verlängerung der Lebenserwartung hatten.“
„Der modernen Genetik sind keine Techniken bekannt, um Menschen derartiger Lebenserwartung zu erzeugen.“
„Die Erde des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts besaß diese Technik!“, insistierte die Angeklagte. „Sie haben ärztliche Gutachten vorliegen, die Ihnen bestätigen, dass mein Erbgut verändert worden ist.“
Der Richter schlug beiläufig ein Dossier auf und schloss es gleich wieder, ohne wirklich hineinzusehen: „In der Tat. Die Analyse Ihrer DNS hat Hinweise auf erhebliche Eingriffe zutagegefördert, so z.B. dass ihre unnatürliche Haarfarbe in ihrem Genom festgelegt ist.“
„Eine Nebenwirkung des Langlebigkeitsgen.“, erklärte Mary-Louise.
Der Vorsitzende überging es. „Laut meinen Unterlagen sind Ihre genetische Modifikationen vom Gesundheitsministerium der Föderation niemals genehmigt worden. Der Eingriff ist also illegal erfolgt. Eine Klage wegen Erbgutverunreinigung wird gegen Sie eröffnet werden, sobald das Verfahren bezüglich Ihrer Wehrkraftzersetzung abgeschlossen ist.“
„Aber das Gesundheitsministerium der Föderation gab es damals doch noch gar nicht!“, schrie die Argonin aufgebracht.
Der Richter ignorierte auch diesen Einwand: „Und dieses ‚Nevada’, aus dem sie stammen wollen, befindet sich das auf diesem Planeten namens...“ Er beugte sich über seine Notizen und kniff die Augen zusammen, so als wäre ihm dieser sonderbare Name bereits wieder entfallen: „Erde?“
„Ja, Sir!“
„Und in welchem Sektor soll dieser Planet sein?“
„Sol! Das ist ein Nachbarsystem von Alpha Centauri, jenes Sektors den Sie ‚Nathans Verlust’ nennen.“
Der General faltete die Hände: „Und wie würde ich Ihrer Meinung nach diesen Sektor ‚Sol’ nennen?“
„Das System Sol ist auf den Sternenkarten der Föderation nicht eingetragen, weil es über kein Sprungtor verfügt.“
„Ach?“, machte der Richter mit zynischen Tonfall: „Sie behaupten also vermittels eines konventionellen Antriebes zwischen verschiedenen Sternensystemen hin- und hergereist zu sein?“
„Nein, Sir, ich bin über ein Sprungtor hierhergekommen.“
„Sie verstricken sich in Widersprüchen, Angeklagte, soeben behaupteten sie noch, das System Sol verfüge über keine Sprungtore.“
„Aber nein!“ Die Argonin schrie verzweifelt: „Unsere Vorfahren haben die Sprungtorverbindungen zerstört, weil es die einzige Methode war, die Erde vor den Terraformern, die Sie Xenon nennen, zu schützen. Im Sektor ‚Nathans Verlust’ treiben die Reste des zerstörten Erdtores noch immer herum.“
„Es reicht mir langsam mit Ihren Ammenmärchen, Captain! Jedes Kind weiß, dass man ein Sprungtor nicht langfristig beschädigen kann.“
Entwurf Zwei wrote:Die Wälder Fuchongs
Der Boden war hart und trocken. Zu trocken und entsprechend zu kahl. Moose und Flechten, die unverwüstlichen Dauergäste der Evolution, hatten jeden Flecken Erde besiedelt, der trotz der dichten Baumkronen noch Licht bekam. Auch einige tapfere, kleine Blumen hatten sich hervorgekämpft, um dem subpolaren Sommer stolz ihre winzige Blüten zu zeigen. Doch schienen es Zyklos Vantera deutlich weniger zu sein als in den Jahren zuvor. Der dunkelblonde, hochgewachsene Mann spähte umher, um sich zu orientieren. Der Fluss konnte nicht mehr weit sein. Theoretisch hätte er sich von seinem Infoarmband satellitengestützt dorthin leiten lassen können, doch davon hielt er nicht viel. Zudem hatte er das Armband deaktiviert, da es auch Kommunikationsgerät diente und er momentan definitiv nicht erreichbar sein wollte, nicht für Mel oder irgendwem sonst aus der Abteilung und insbesondere nicht für den Admiral. Er griff mit einer Hand in die Trageschlaufe seines Nadelprojektilgewehrs. Er musste nachdenken.
Etwa fünfhundert Meter entfernt, entdeckte er eine Stelle, wo sich der Wald lichtete, es musste die Schneise des Flusses sein. Sein Orientierungssinn hatte ihn nicht getrogen. Schnellen Schrittes, aber ohne mit seinen schlammfarbenen Stiefeln ein Geräusch zu verursachen, ging er weiter. Die moosbewachsenen Seiten der Bäume auf der linken Seite lassend, ging er in exakt östliche Richtung. Gegen den Wind, damit die Tiere ihn nicht wittern konnten. Nach wenigen weiteren Sekunden konnte Zyklos das Flussufer zwischen den Baumreihen erkennen. Überrascht registrierte er das helle Grün eines üppigen Bewuchses. Hunderte von Burnen hatten sich am Ufer festgesetzt und boten mit ihren halb mannshohen Wedeln einen beeindruckenden Anblick. Die immergrünen Sporengewächse sollte es eigentlich nördlich der Akegahara-Ebene nicht geben. Gleiches galt für die Iotameisen, die im dunklen Nadeldach fröhliche Liedchen trällerten. Das Ökosystem von R-Gunne-Prime war in Bewegung geraten, nicht nur auf dem anthropogen überformten Südkontinent Delexien, sondern auch hier im wilden Norden der unbeachteten Provinz Fuchong.
Nahe dem Ufer ging der schwarze Erdboden langsam in ein Bett aus hellgrauen Kies über. Als er beim Gehen das leise Knirschen unter seinen Stiefelsohlen nicht mehr vermeiden konnte, hockte er sich hinter einen der Burne und legte das Gewehr bereit. Wenn es wirklich stimmte, dass die Wildtiere aus den Corvanischen Bergen nach Norden abwanderten, würde er nicht lange warten müssen. Ein Grund mehr für Zyklos, zu hoffen, dass es nicht so sei.
Der Fluss führte erschreckend wenig Wasser. Das Bild hier in Fuchong war dasselbe wie in Tuomi, Velika Selmja oder Ciltranien, in allen Provinzen am Polarkreis war es zu trocken. Eigentlich war es überall zu trocken. Aber für den Rest war er nicht zuständig. Zyklos seufzte. Wahrscheinlich war er es doch. Mit jedem Male, das er über das Missverhältnis der Niederschlagsmenge nachdachte, konnte er sich mehr aufregen. Es war so impertinent. Knapp über eine Milliarde Menschen zwangen allen anderen Lebewesen des Planeten ihre Vorstellung von gutem Wetter auf. Es kürzlich hatte die planetare Tourismusbehörde beim Senat einen neuen Antrag auf ein generelles Regenverbot eingereicht. Taktisch geschickt, mitten im Wahlkampf. Die einzelnen Präsidentschaftskandidaten wurden nicht müde, sich gegenseitig mit immer neuen Kampagnen 'Sonne-für-Delexien' zu überbieten. Offenbar schien es niemanden sonderlich zu interessieren, wie Bunyos, Ordanos und Java auf seinen Frühstückstisch kamen, solange es passierte. Und dass sich ausgerechnet die Terristen für den Regen stark machten, war dessen Popularität auch nicht sonderlich zuträglich. Aber die Sonnenanbeter würden sich schon bald umsehen. Er grinste. Zum ersten Mal konnte er diesem Tag etwas Positives abgewinnen.
Er wartete. Willkürlich wanderten seine Gedanken zu den Terristen zurück, ein ganz sonderbarer Haufen, der sich selber 'die Gunner' nannte. Sie erzählten lauter wirres Zeug über die Menschheit, die Föderation R-Gunnes und dessen Gründers Nathan R. Gunne. Die Menschen hätten die Xenon gebaut, Gunne sei in seiner Jugend ein Raumpirat gewesen, habe später beim Militär angeheuert und gegen die Xenon gekämpft, dabei aber lediglich einen Phyrrhussieg errungen und ein Sprungtor zerstört. Zyklos verstand nicht, wie man an so einen Unsinn glauben konnte. Jedes Kind wusste, dass man Sprungtore, jene mysteriösen Hinterlassenschaften einer unbekannten alten Zivilisation nicht zerstören konnte. Und der Erstkontakt mit den Xenon fand fast zweihundert Jahre nach Gunnes Tod statt. Wie sollte er gegen sie gekämpft haben? Nun gut, dass die Menschen die Xenon gebaut haben, konnte sich Zyklos vorstellen. Die Xenon waren Maschinen; irgendwer muss sie gebaut haben und die Menschen waren dumm genug, so etwas zu tun. So gesehen, dachte er sich, waren die Terristen auch nicht schlimmer als der Rest.
Besonders gerne redeten die Mitglieder der Sekte über den Planeten Erde. Oder auch Terra oder Gaia. Sie schienen tausend Namen für ihn zu kennen. Die Erde diente ihnen als große Zaubertüte, aus der sie nach Belieben jede noch so groteske Geschichte herauszuziehen vermochten. Die Erde sei der Heimatplanet fast aller bekannter Tier- und Pflanzenarten, sowie selbstverständlich auch des Menschen. Schätzungsweise zwölf Milliarden Menschen sollten dort leben. Zwölf Milliarden auf einem einzigen Planeten! Die irrwitzige Zahl überstieg schlichtweg Zyklos Vorstellungskraft. Zwölf Milliarden! Das war fast dreimal soviel Bevölkerung wie in der Föderation und den freien Welten zusammen. Aber damit nicht genug: Das Langlebigkeitsgen, an dessen vollständiger Entschlüsselung argunnische Genetiker seit Generationen erfolglos herumrätselten, sei von Wissenschaftlern der Erde 'entworfen' worden. Zudem hätten diese Erdwissenschaftler eigene Sprungtore gebaut. Interessanterweise gaben die Terristen aber zu, dass alle bekannten Sprungtore nicht irdischen Ursprungs seien. Eigentlich wunderte sich Zyklos meist mehr über ihre fehlende Stringenz in diesem Punkt als über ihre Geschichten. Und natürlich sei auch Nathan R. Gunnes Lebensgeschichte eng mit der Erde verknüpft gewesen. Der Clou der Terristen war jedoch die Behauptung, dass das Sternensystem der Erde über kein Sprungtor verfüge. Man konnte also nicht dorthin fliegen. Dieser simple Trick machte die Lehre der Sekte immun gegen jeden Beweis der Nichtexistenz der Erde.
Nun, Zyklos, hatte zeitlebens versucht, möglichst wenig mit diesen Spinnern zu tun haben zu müssen. Aber eigentlich galt das für alle anderen Menschen in gleichen Maße. Im Prinzip war es Zyklos egal, ob die Menschheit nun von der Erde, R-Gunne-Prime, Taurus oder einem drei Kubikmeter großen Irrläufer namens Itchi-Ditchi-Flitchi AX331 stammte. Im Prinzip. Aber es gab da eine Sache, die er nicht ignorieren konnte, und die in der unbewiesenen Lesart der Terristen zumindest mehr Sinn machte als in der konkurrierenden Realität: Salz.
Inzwischen hatte sich eine Herde Sichtgnus am Fluss eingefunden, um zu saufen. Sichtgnus waren kleine, zottelige Verwandte des domestizierten Argnus.
Entwurf Drei wrote:Wo der Drache schläft
Lunas stand als blasse Sichel am Himmel. Als steter Begleiter seines Planeten schaute der Mond hinab auf das nächtliche Argon Prime. Er hatte schon Vieles und Viele gesehen, doch niemals hatte er jemanden verraten. Wenn er schien, schien er eine Schwäche für die Schwächen der Menschen zu haben.
Samuel schlich geduckt durch das hohe Gras, vorsichtig einen Schritt vor den nächsten setzend. Im sonderbaren Grün des Nachtsichtgeräts folgte er Aki Tom, der sich mit der Eleganz einer Katze bewegte. Er selber war nicht so geschickt wie der ehemalige Kommandosoldat, fand sich für einen Piloten jedoch ganz passabel. Wie um ihn eines Besseren zu belehren, knackte ein Ast unter seinem Schuh. Aki Tom drehte sich sofort um und signalierte ihm, stehen zu bleiben und sich hin zu hocken. Samuel tat es, obwohl er meinte, dass Akis Vorsicht etwas übertrieben war.
Sie verharrten still und lauschten. Die entfernte Geräuschkulisse des Besucherzentrums oben auf der Klippe drang gedämpft an ihre Ohren. Das Mausoleum war auch nachts gut besucht, trotz des dann deutlich eingeschränkten Betriebes der Shuttlegleiter. Die Musik aus den Restaurants und Clubs verschmolz mit den Erläuterungen der Roboguides und dem Stimmen der Menschen auf der Aussichtsplattform zu einem ewig fließendem Rauschen.
Sie lauschten weiter. In der näheren Umgebung waren nur die Geräusche der nächtlichen Natur zu hören. Einige Grillen sangen aus Freude darüber, dass nun endlich auch in Corvanien der Frühling eingezogen war. Auch ein Kauz ließ sich vernehmen. Ansonsten schien alles ruhig zu sein. Keine Wachen, keine Drohnen. Anderseits hatten sie den Waldrand noch nicht erreicht und erst dort fing das eigentliche Gunne-Gelände an. Nichtsdestotrotz gab außerhalb desselben Patrouillen, die nicht unbedingt lange warten würden, auf zwei Gestalten mit Flecktarnanzügen, Nachtsichtgeräten und Projektilgewehren das Feuer zu eröffnen.
Schließlich erhob sich Aki Tom wieder und schlich weiter, er winkte Samuel mit. Dieser wog das klobige Gewehr in seinen Händen. Er hatte niemals zuvor mit einer Projektilwaffe gearbeitet. Tatsächlich war er verwundert gewesen zu erfahren, dass solche Dinger noch im Gebrauch waren. Aki hatte ihm allerdings erklärt, Landungstruppen seien standardmäßig damit ausgestattet. Zwar erreichten Projektilgewehre nicht die Zerstörungskraft gleichgroßer Energiewaffen, doch im Gegensatz zu Letzteren konnte ihr Einsatz von Sensoren kaum registriert werden. Egal ob Laser oder Projektile, an sich hatten Samuels Auftragsgeber ihm die klare Vorgabe gemacht: Waffengebrauch, überhaupt jeglicher Einsatz von Gewalt, war ausdrücklich untersagt worden, niemand durfte zu Schaden kommen. Die Goner schienen offensichtlich recht romantische Vorstellungen vom Eindringen in militärische Sperrgebiete zu hegen. Nun, er musste ihnen hinterher schließlich nicht in jedem Detail erläutern, wie er vorgegangen war. Oder mit wem. Er war sich nicht sicher wie viel von den Gerüchten stimmte. Und er hatte weder den Le Requin, noch ihn selber danach gefragt, doch angeblich war Aki Tom Mazuko ein Auftragsmörder.
Sie erreichten den Waldrand. Aki Tom blieb kurz davor unvermittelt stehen. Samuel duckte sich sofort wieder. Sein Begleiter zog ein kleines, unscheinbares Messgerät aus der Tasche hervor und ließ es vorsichtig kreisen. Eine grüne Welle erschien und wanderte über das schmale Display der Apparatur. Langsam schritt Aki Tom mit dem Gerät zur Seite, kam zurück und ging einige Schritte in die andere Richtung. Er nickte Samuel kurz zu. Sie hatten das Barrierefeld erreicht.
Aki steckte das Messgerät wieder ein und ließ das Morphseil, das er um seine linke Schulter gewickelt hatte, ins Gras gleiten. Ein Tritt auf eines der Enden aktivierte das intelligente Material. Wie von Geisterhand entrollte sich das Seil von selbst, orientierte sich am planetaren Schwerefeld und richtete sich kerzengerade auf. Das untere Ende breitete sich ein wenig aus, bevor es ringförmig erstarrte und wie der aufrecht stehende Teil steinhart wurde. Eine raue Stange mit ringförmigen Fuß ragte nun dem Himmel entgegen. Aki Tom kletterte als erster hinauf. Oben angekommen schwang er sich über der Barriere auf einen größeren Ast. Von dort krabbelte er weiter und ließ sich schließlich auf dem Waldboden fallen. Er landete auf den Füßen. Samuel war von der Lautlosigkeit des Ex-Soldaten beeindruckt.
Nun musste er dessen Kunststück wiederholen. Es gelang ihm ohne große Mühe sich am Morphseil herauf zu hangeln. Doch oben angekommen, zögerte er. Er konnte von hier aus nicht wirklich springen, denn es gab nichts, wovon er sich hätte abstoßen können. Wie hatte Aki Tom das gemacht? Dieser wies ungeduldig in die Richtung des Astes, zu dem Samuel hinüber sollte. Der Pilot war unschlüssig. Der Ast war nicht wirklich weit entfernt, und doch konnte sich Samuel kaum vorstellen ihn zu erreichen.
Er streckte den Arm aus und ertastete einige Blätter. Mit der zweiten Hand sich festhaltend, lehnte er sich nach vorn. Unten signalisierte ihm Aki Tom mit hektischen Bewegungen dies zu lassen, gleichzeitig spürte Samuel wie die Kletterstange des Morphseils sich zu neigen begann. Panisch griff er nach vorne, meinte den Ast zu erwischen, ließ die stürzende Stange los und griff auch mit der zweiten Hand in die Richtung des Baumes. Trotz des Gefühls zu fallen, zog er die Füße an. Auch seine zweite Hand fand Halt. Er registrierte, dass er mit den Fingern beider Hände den Ast umfassen konnte. Dieser war allerdings nicht dick genug, es war nicht der richtige. Hinter Samuel plumpste das Morphseil dumpf ins Gras, wo es sich umgehend wieder aufrollte. Über ihm indes hörte ein heftiges Rascheln in der Baumkrone und schließlich das Knacken, das er schon seit einigen Augenblicken erwartete. Zusammen mit einem Haufen Zweigen und Blättern landete Samuel unsanft auf dem Boden.
Aki Tom half ihm auf und zog ihn hastig weiter in den Wald hinein. Nach etwa zweihundert Metern warf er sich auf dem Boden und zog Samuel mit. „Alles in Ordnung?“, fragte er flüsternd. Es waren die ersten Worte die er seit ihrem Aufbruch gesprochen hatte.
Die Seite seines Körpers, auf der er gelandet war, pulsierte in Schmerz. Aber ihr kurzer Spurt hatte Samuel gezeigt, dass er abgesehen von diversen Prellungen unbeschadet davongekommen sein musste. Er hob den Daumen. Zu seiner Verwunderung klopfte ihm der Söldner daraufhin kurz auf die Schulter.
„Habe ich die Barriere berührt?“, fragte Samuel, ebenfalls flüsternd.
Aki Tom schüttelte den Kopf und zuckte dann mit den Schultern. Er wies in den Wald. Samuel schaute in die gewiesene Richtung. Zunächst fiel ihm nichts ungewöhnliches auf. Er war die Optik von Nachtsichtgeräten nicht gewohnt. Doch dann bemerkte er das leichte Wabern. Da war eine Lichtquelle, allerdings noch in einiger Distanz. Ihr Ziel.
Samuel wollte weitergehen, doch Aki Tom zog ihn auf den Boden zurück. Diesmal zeigte er nach oben. Dort war außer dem Baumkronen, die gemächlich in der nächtlichen Brise schaukelten, nichts zu sehen. Also lauschte Samuel wieder in die Dunkelheit. Der Kauz war verstummt und auch die Grillen waren hier im Wald kaum noch zu hören. Dafür war das leise Summen anderer Insekten zu vernehmen, einige frühe Vögel raschelten bei ihrer Nahrungssuche im Laub herum, irgendein Tier schabte an einer Baumrinde herum. Die Blättern rauschten und aus der Ferne waren weiterhin die Geräusche der Menschen oben an der Klippe zu hören, etwas deutlicher inzwischen. Irgendwo ebenfalls weit entfernt zischten die Landedüsen eines Shuttlegleiters. Es schien alles ruhig. Doch dann bemerkte auch er es, da war noch ein Geräusch. Ein leises, fast unhörbares Surren lag in der Luft. Eine Drohne.
Den Atem anhaltend sah Samuel hinauf und spähte mühsam, konnte jedoch weiterhin nichts erkennen. Aki Tom schien erfolgreicher zu sein, zumindest drehte er sein Gewehr so um sich, als habe er die Drohne im Visier und folge ihrem Flug.
Nichts geschah. Kein Suchstrahl fiel auf sie hinab, keine Sirene erscholl und Aki ließ sich nicht zu einen unüberlegten Schuss hinreißen. Die beiden erhoben sich wieder und schlichen weiter. Aki Tom, der weiterhin vorausging, verharrte abermals und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Ein Lichtkegel stand am Waldesrand. Offenbar hatte die Drohne direkt die Stelle angesteuert, an der Samuel hinabgestürzt war und untersuchte diese nun. Im hohen Gras würde sie das Morphseil auch in niedriger Schwebehöhe nicht entdecken. Den abgebrochenen Ast indes würde sie nicht übersehen können. Wie würde das Computergehirn reagieren? Wie verdächtig oder auffällig würde es den Fund einstufen?
Aki Tom zeigte auf Samuel. Dieser verstand zunächst nicht, erst als der Soldat den Kopf abwechselnd in ihre Marschrichtung und zurück ruckte, erkannte der Pilot, dass er entscheiden sollte, ob sie fortfahren oder abbrechen sollten. Nach kurzem Zögern, hob Samuel wieder den Daumen. Aki Tom sah ihm daraufhin einige Augenblicke regungslos an, dann ging er weiter. Zu gerne hätte Samuel gewusst, was für ein Gesichtsausdruck in diesen Augenblicken verborgen hinter Nachtsichtgerät und Maske auf dem Gesicht seines Begleiters gelegen hatte. Sofern sich ein Auftragsmörder denn überhaupt irgendwann einer deutbaren Mimik bediente. Wahrscheinlich stellte sich Aki Tom Mazuko gerade genau dieselbe Frage, der sich Samuel zunehmend stellen musste: War es das wert? Was sie zu tun beabsichtigten wäre an einem anderen Ort als diesem eine Bagatelle gewesen. Wäre man erwischt worden, wäre man wahrscheinlich in das Büro eines dicklichen Polizeibeamten geführt worden, der einem mit einem Kopfschütteln bedacht und ins Gewissen geredet hätte, um einen dann laufen zu lassen. Hier jedoch grenzte es an Hochverrat. Es war nicht schlau, sich mit der Föderation anzulegen, insbesondere nicht mit dem Autochtonischen Amt Argons. Die Kompetenzen des AAA waren unklar und seine Säuberungsabteilung war offiziell zu Beginn des Krieges aufgelöst worden. Aber jeder wusste doch zumindest, dass die Kompetenzen des Amtes noch stets weit über seine vermeintliche Aufgabe hinausgingen, Lehrmaterialien zusammenzustellen und zu verbreiten. Wer glaubte, glaubte zu wissen. Der Weg von der These zum Dogma war ein kurzer. Wahre und falsche Wahrheiten taten sich darin gleich, ebenso allen Ideologien als weltliche Religionen und alle Religionen als transzendente Ideologien. Wofür also dieses Abenteuer? Samuel hatte sich selber nie für sonderlich gläubig gehalten. Wenn es aber kein Glaube war, folglich auch keine Loyalität zu den Gonern und keine Hoffnung auf das, was sie verhießen, was war es dann, das ihm hierher geführt hatte?
Zwei Millionen Yen waren eine Stange Geld für einen kleinen Salzschmuggler aus den Freien Kolonien. Aber dafür? Samuel hatte das bislang geglaubt. Doch als vor ihnen schließlich der mächtige Leib des Raumschiffes zwischen den Baumstämmen emporzuwachsen begann, im wabernden Licht der matten Bodenscheinwerfer nur mäßig, aber doch kunstvoll illuminiert, da merkte Samuel, dass er ganz andere Gründe hatte hier zu sein. Ein ehrfürchtiges Schaudern durchlief ihm. Er musste sich zwingen, nicht zu weinen. Er wollte hier sein, schon seit seiner Kindheit. Hier, hier unten, nicht oben auf der Aussichtsplattform der fernen Klippe. Er wollte hier sein, denn nicht allein seine Auftraggeber, auch er, er selbst, wollte hier sein. Der Teil von ihm, der immer hatte glauben wollte, doch nie glauben können, wollte sich nicht die Chance entgehen lassen, zu wissen. Er hatte gewusst, was ihr Ziel war, und doch viel es seinem Verstand schwer, es wirklich zu erfassen. Er war hier. Vor ihm das Schiff. Das Schiff! Die USCSS Dragonfyre.
Entwurf Vier wrote:Schleichwege
Ein dissonates Summen legte sich über das ewig gleiche Geräusch der pausenlos arbeiteten Energiekonverter. Das Wecksignal. Samuel öffnete die Augen. Ein Asteroid sauste vorbei. Und noch ein Asteroid und noch einer. Das Bild der Bugkamera, das auf dem Monitor in der Decke seiner Schlafkoje wiedergegeben wurde, war eintönig, fast schon einschläfernd. Er blinzelte den Schirm an, vielleicht sollte er sich wirklich noch ein paar weitere Minuten aufs Ohr hauen. Die Verhandlungen auf Wolkenbasis Zwei hatten lange gedauert. Der Bewahrer der Gunner hatten das Treffen nach Portasal-Zeit angesetzt, dem Standardwert im salterranischen Raum. Für den Bewahrer war später Vormittag gewesen, für Samuel hingegen, der nach enargunnischem Standard lebte, also der Zeit von Argunnia City, lag das Treffen mitten in der Nacht.
Er zwang sich dazu, sich aufzurichten. Es war Zeit aufzustehen, egal wie müde er war. Gähnend streckte er sich. Das würde ein ganz hervorragender Tag werden, wusste er schon jetzt, denn Schlafmangel verursachten bei ihm immer Kopfschmerzen. Gut, es gab Tabletten, aber an die musste man auch erst einmal kommen. Schließlich fielen alle pharmazeutischen Produkte unter das Ausfuhrverbot der Föderation. Er grinste schief. Zum Glück gab es ja Schmuggler.
Auf dem Weg zur Bordküche kam er an der schmalen Nische vorbei, in der ein einsames Trainingsgerät nur deswegen nicht verstaubte, weil es aus staubabweisenden Material gefertigt war. Eigentlich hätte Samuel viel mehr Sport treiben müssen. Bewegungsmangel war großes Problem unter den Frachtschiffpiloten der menschlichen Sektoren. Früher war er den empfohlenen, täglichen Übungen ordentlich nachgekommen. Teils aus Langeweile, in erster Linie aber weil er es vom Militär her so gewohnt gewesen war. Er zuckte mit den Schultern, er erachtete sich hinreichend fit, sein Tagewerk zu erledigen. Ob er noch die Kondition besaß, die er als Leutnant der Reserve haben sollte, war hingegen fraglich. Allerdings hatte er jede Hoffnung auf eine Wiederindienststellung längst begraben. Als die Maschinen vor drei Jahren überraschend neue Vorstöße nach Pitcairn V unternommen hatten, hatte die aufgeschreckte Föderation hektisch Soldat um Soldat zusammengekratzt. Ihn, den Gunner, hatte man dabei auffällig übersehen.
In der Küche erwartete ihn der Duft eines vom Küchenautomaten frisch aufgebrühten Javas und eines käsegefüllten Bunyos. Das erinnerte ihn daran, dass er die Frühstücksautomatik an sich neu programmieren wollte. Denn der Java, den der Automat fabrizierte, schmeckte derart furchtbar, dass Samuel ihn gelegentlich als biologische Waffe bezeichnete. Nichtsdestotrotz nahm Samuel die Tasse mit der dampfenden schwarzen Flüssigkeit gierig an sich, und schlürfte an dem bitteren Gebräu, das ihm immerhin half wach zu werden.
„Hesekiel!“, rief er nach dem Bordcomputer. Samuel hatte das Elektronengehirn der Chuzpe so genannt, weil dessen Hauptfunktion darin zu bestehen schien, unangenehme Dinge anzukündigen. „Wie sieht's aus?“
„Guten Morgen, Greenwald-sama.“, ratterte der Computer betonungslos herunter: „Es ist 6:47 Bordzeit. Systemstatus optimal. Position Sektor Erzgürtel, Ziel Planet Jurate. Noch fünfzehn Minuten dreiundzwanzig bis zur nächsten notwendigen Kurskorrektur. Momentan passieren wir den Kleinplaneten FL 9783833212048. Keine Einheiten enargunnischer Polizei- oder Zollbehörden geortet.“
Samuel zog ein zweites Bunyo aus dem Küchenautomat. „Irgendwelche sonstigen besonderen Vorkommnisse?“
„Positiv! Mineralogische Anomalien in zwei Asteroiden entdeckt, Abweichung von den in offiziellen Datenbänken spezifizierten Werten.“
„Unfassbar.“, murmelte Samuel gelangweilt und gähnte herzhaft. Der Erzgürtel war ein breiter Ring aus Asteroiden, die auf mehr oder weniger festen Umlaufbahnen das Zentralgestirn dieses Raumsektors zwischen dritten und vierten Planeten umkreisten. Man war stets davon ausgegangen, dass sich wirtschaftlich interessante Bodenschätze in den unzähligen Kleinplaneten des Gürtel befinden müssten und hatte ihm daher vor vielen Jahrhunderten den programmatischen Namen Erzgürtel gegeben. Gigantische Bergbaukomplexe wurden geplant, verworfen und vergessen. Das Sternensystem war letztlich zu abgelegen. Es lag zwar auf dem direkten Weg zwischen den Wolkenbasen Zwei und Drei und war während des großen Völkerkriegs eine der Hauptkampfzonen gewesen, doch heute - fast hundert Jahre nach Kriegsende - war diese Verbindung wieder praktisch bedeutungslos. Ordentlich kartographiert war der Erzgürtel daher nie geworden, was sich nicht zuletzt darin äußerte, dass die hiesiegen Asteroiden - wenn überhaupt - nur mit Registernummern versehen waren und nicht mit Namen. Und die wenigen Messdaten über die Himmelskörper stammten auch noch aus der Kriegszeit, als man mit militärischer Paranoia hinter jedem dritten Asteroiden einen paranidischen Außenposten vermutet hatte. Das war früher, nun ignorierte die NR-Gunne-Föderation den Erzgürtel, während die Freien Planeten wie Salterrae oder Aldrin nicht über die notwendigen Mittel verfügten, sich das System zu erschließen. Allerdings führte stattdessen durch den Erzgürtel eine Reihe der wichtigsten Schmugglerpfade, welche den Fusa, die Große Interstellare Blockade, zu durchbrechen versuchten.
Samuel schüttelte sich, nachdem er mit einen langen Zug den nicht mehr ganz so warmen Rest seines Javas hinuntergekippt und damit sein Frühstück beendet hatte. Zum Zeitpunkt der erforderlichen Kurskorrektur wollte er in der Zentrale der Chuzpe sein. Natürlich würde Hesekiel die Korrektur auch ohne ihn vornehmen können, aber Samuel überwachte derartiges lieber selber. Schließlich wusste die Menschheit inzwischen, das es nicht gut war, automatisierte Einheiten zu lange unbeaufsichtigt zu lassen. Der Gedanke, an sich als Scherz gedacht, versetzte ihn sogleich einen Stich. War es Trauer, war es Scham? Mit der Erde macht man keine Witze, hatte seine Mutter immer gesagt. Er sah diese ganze Erdsache nicht so eng, ebenso wie den Glauben seiner Eltern.
Wenn er Gunnern begegnete, ging er ihnen lieber aus dem Weg als mit ihnen gesehen zu werden. Es sei denn natürlich, dass diese einen Auftrag für ihn hatten und auch bereit waren, dafür zu bezahlen, fügte er in Gedanken hinzu. Er erinnerte sich daran, wie heftig er protestiert hatte, als ihn seine Kameraden bei der Truppe einen Gunner genannt hatten. Denn dies war in ihren Augen gleichbedeutend mit einem ungebildeten Dummkopf, einem naiven Irren der an Ammenmärchen glaubte. Damals hatte er nicht absehen können, welche personellen Konsequenzen dies nach sich ziehen würde. Denn offiziell war in der Föderation jede Diskriminierung der Gunner streng verboten. Und daran hatte Samuel geglaubt. Vielleicht war er tatsächlich ein naiver Dummkopf.
War er ein Gunner? Die Frage beschäftigte ihn unter der Dusche, wo er zu wenig geistige Zerstreuung hatte, um sie zu verdrängen. Laut den Hütern der Wahrheit, den führenden Köpfen der Gunner, galt man nur dann als Mitglied, wenn man sich bemühte, andere Menschen von der Existenz der Erde zu überzeugen. Hätte jemand Samuel gefragt, welcher der Heimatplanet der Menschheit sei, hätte er die Erde genannt und nicht NR-Gunne-Prime. Aber das war wohl nicht in dem Sinne ein Bemühen, Menschen zu überzeugen. In den Augen des durchschnittlichen Einwohners der Föderation hingegen war ein Gunner schlicht jemand, der an die Erde glaubte.
Und das tat Samuel. Er glaubte, dass sie existiert, oder mehr noch, er wusste, dass sie existiert. Schließlich waren die Gunner eine Wissensgemeinschaft, wie sie stets betonten, und lehrten nur Fakten. Fakten, die sie nicht beweisen konnten. Konnten sie dann noch Fakten sein? Was wussten die Gunner wirklich, und was glaubten sie nur? Samuels Vater hätte sich auch darauf versteift, nicht allein an die Existenz seines Gottes zu glauben, sondern darum zu wissen. Für ihn wäre es ein Fakt gewesen. Samuel fand das alles sehr verwirrend. Er erinnerte sich an die Gespräche mit seinen Freund Pedro, der einmal meinte, die hundertprozentige Unterscheidung von Glauben und Wissen sei etwas für Leute, für die Philosophie so etwas wäre wie Skier. Gelegentlich hätten sie großen Spaß daran, sie zu benutzen, für gewöhnlich schlössen sie sie aber in irgendeinen Schuppen.
An sich zählte sich Samuel selber auch zu diesen Leuten, weshalb er beschloss, sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Er trocknete sich nur mäßig ab und ging nur mit einem Handtuch bekleidet in die Zentrale des Schiffes hinüber. Hinter ihm surrte er kleiner Reinigungsbot herum, um die feuchte Fußspur aufzuwischen, die der Pilot hinterlassen hatte. Die meisten modernen Raumschiffe waren mit Schallduschen ausgestattet. Das hatte viele Vorteile, angefangen bei dem Raumgewinn durch den Wegfall einiger Wassertanks und Aufbereitungsanlagen. Anderseits war der Einbau phonetischer Duschen kostspielig.
Samuel hatte hingegen aus anderen Gründen eine Wasserdusche. Denn er hatte durchaus Interesse an deren Tanks. Sie waren ein optimales Versteck für gorrumischen Whisky. Schließlich war er ein alter Hase im Geschäft und nicht so dumm, den Whisky in den Treibstofftanks zu transportieren, wie es viele andere taten. 'Raumsprit' war während der letzten Jahrzehnte praktisch ein Synonym für Whisky geworden. Aber natürlich war dieser Name auch der Polizei bekannt.
Draußen vor der großen Cockpitscheibe war weiterhin nicht viel zu sehen. Im Licht der Schiffsscheinwerfer und der lokalen Sonne ließen sich noch stets die schwachen Schemen etlicher naher Gesteinsbrocken erkennen, die rasch vorüberzogen. Es schien als würde ein Meteoritenschauer auf das Schiff zustürzen, tatsächlich aber stürzte das Schiff durch das Feld der Asteroiden. Nachdem sie zeitweise auf sieben Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt hatte, bremste die Chuzpe aktuell wieder stark ab, um ein gefahrloses Wendemanöver am Boomerang Rock durchzuführen und dabei erneut zu beschleunigen.
Das war weder der treibstoffsparendste noch der schnellste Weg in den Orbit von Jurate, wusste Samuel. Effizienter wäre es gewesen, vom Betasprungtor kommend sich zunächst von Jurate zu entfernen und den inneren Teil des Sternensystems zu steuern, ein Swing-by Manöver um den Planeten Sutton durchzuführen und sich von dort wieder ins äußere Sonnensystem zurück und auf den Gasriesen zu schleudern zu lassen. Doch ein solches Manöver wäre den Überwachungssatelliten der Föderation, den berüchtigten Argunns Augen, auf keinen Fall entgangen. Und in Samuels Geschäft wurde man nur ungern gesehen.
Kaum mehr zwei Minuten Flugzeit trennten die Chuzpe von dem Kleinplaneten Boomerang Rock, der wegen seiner Größe und seiner ungewöhnlichen Form einer der wenigen benannten Objekte im Gürtel dargestellte. Angeblich hatte Nathan R. Gunne selbst den Himmelskörper so getauft, allerdings war dies eine der unzähligen Anekdoten um den Helden des Terraformerkriegs, deren Wahrheitsgehalt auch von vielen Gunnern in Zweifel gezogen wurde.
„Strahlungsquellen entdeckt, Analyse in Arbeit.“, meldete Hesekiel plötzlich.
„Bitte was?“, fragte Samuel. Hier draußen sollte es keine Strahlungsquellen geben. „Lokalisieren!“, verlangte der Pilot.
„Lokalisation: zwei separate Strahlungsquellen geortet auf der Oberfläche von Boomerang Rock. Positionen deckungsgleich mit zwei mineralogischen Anomalien. Schließe auf künstliche Strukturen, optische Sensoren bestätigen Raumfahrzeuge unbekannten Typs als Ursache der Anomalie und Strahlungsquelle.“ Zur Untermalung verdunkelte Hesekiel die Frontscheibe und projizierte darauf stattdessen Bilder von der Oberfläche des Planetoiden. Deutlich konnte Samuel die zwei gelandeten Schiffe erkennen, deren Unterseiten im Schein anlaufender Ionentriebwerke zu glühen begannen. Die Raumer sahen aus wie Messer oder wie sehr langgezogene Pfeilspitzen. Samuel wusste, was dies bedeutete.
„Hesekiel, sind das Split?“, fragte er erbleichend, obwohl er die Antwort schon kannte.
Sie überraschte in dennoch. „Gefechtsalarm!“, sagte der Computer emotionslos wie immer. Er bezog sich damit nicht auf Samuels Frage, sondern das Lenkgeschoss, das von einem der beiden Raumer auf dem Bildschirm gelöst hatte.
„Gefechtsalarm, klar.“, brummte Samuel. Die Chuzpe war ein Frachter, sie besaß nur ein einzelnes Lasergeschütz im Heck. Damit konnte man sich vielleicht gegen Möchtegernpiraten verteidigen, nicht aber gegen die Jagdraumschiffe einer kriegerischen Spezies. Samuel schwang sich auf den Platz des Copiloten, von wo aus er das Heckgeschütz steuern konnte. Hesekiel rückte die Bilder der herannahenden Feindschiffe in die rechte untere Ecke der Frontscheibe und projizierte stattdessen das Bild der rückwärtigen Kamera in die Mitte.
„Sofortiger Kurswechsel Richtung Jurate, volle Kraft!“, befahl Samuel.
„Ein sofortiger Kurswechsel würde unseren Treibstoffverbrauch um zwanzig Proz...“, begann der Computer einzuwerfen.
„Hesekiel!“, schrie der Pilot. Auf den Schirm wirbelten die Lichtpunkte der Sterne und Asteroiden herum, woran Samuel sehen konnte, dass der Computer der Richtungsänderung endlich nachkam. Das taktische Unverständnis seines billigen, kommerziellen Computers, hatten ihn nun schon zwei Sekunden gekostet. Dies allein mochte schon sein Schicksal besiegelt haben. Samuel spürte wie er in den Sicht gepresst wurde. Die plötzliche Beschleunigung überforderte die Inertiakompensatoren für einen winzigen Augenblick um wenige Prozent, so dass die Trägheit nicht vollständig ausgeglichen werden konnte. Zwei der Lichtpunkte auf dem Schirm bewegten sich anders als die Anderen, die feindlichen Schiffe. Hesekiel markierte sie mit roten Kreisen. Auf dem Gravitationsradar blinkten drei rote Punkte, die sich dem Koordinatenursprung der dreidimensionalen Anzeige näherten. Zwei langsam, und einer sehr schnell.
Die Rakete! Samuel ließ Hesekiel ihre Flugbahn einblenden und feuerte dorthin. Der sechste Schuss traf, das Geschoss explodierte einige tausend Meter entfernt ohne Schaden anzurichten. Als Antwort deckten die Angreifer die Chuzpe mit einem roten Strahlengewitter aus ihren Partikelkanonen ein. Samuel sah die blitzenden Entladungen, welche die Einschläge in den Schilden seines Schiffes verursachten. Das schützende Energiefeld gab bereits nach, obwohl die Verfolger noch entfernt waren und nur wenige Treffer erzielten.
Samuels Gedanken rasten. Was machten die Split im Erzgürtel? Er hatte schon davon gehört, dass im Raum der gefürchteten Kriegerspezies einmal mehr ein Bürgerkrieg herrschte und so manche ihrer Kriegsfürsten, die sich Patriarchen nannten, zur Finanzierung ihrer Unternehmungen Raubzüge in die Sektoren der Gründergilde aufgenommen hatten. Allerdings hatte er gedacht, das Problem beschränke sich auf die nach wie vor nur spärlich gesicherten Sternensysteme der Boronen, vielleicht noch auf grenznahe Sektoren wie Wolkenbasis Vier oder Antigone Memorial. Alle anderen menschlich besiedelten Raumregionen hätten von der Föderationsarmee hinreichend geschützt sein müssen.
Ein Volltreffer erschütterte den Frachter und warf Samuel beinahe vom Sitz. Vielleicht sollte er die Frage, warum die Split hier waren auf später verschieben und sich zunächst mit ihrer Anwesenheit selbst beschäftigen. Er begann das Laserfeuer zu erwidern. Seine militärische Ausbildung kam ihm zu Pass. Er traf gut, richtete allerdings keinen merklichen Schaden an.
Die beiden Feindschiffe trennten sich. Eines begann seine Fahrt stark zu drosseln, das andere beschleunigte weiter auf die Chuzpe zu, als wolle es den Frachter rammen. Samuel fand nicht, dass dies viel Sinn machte. Schließlich war den Fremden der Sieg sicher. Erhöhtes Risiko war nicht erforderlich, anderseits waren die Split nicht gerade für ihr rationales Verhalten berühmt. Auf dem Bild der Heckkamera saß Samuel den Jäger heranstürmen. Es wurde größer und größer. Aus unklarer Motivation hatte es den Beschuss eingestellt, was den menschlichen Piloten nicht davon abhielt das Schiff konstant weiter zu beschießen. Diesmal hatte es zumindest minimale Auswirkungen. Noch immer näherte sich der Angreifer mit unglaublicher Geschwindigkeit. Schon konnte Samuel die verdunkelte Cockpitscheibe erkennen, bald darauf fremdartige Schriftzeichen auf der Hülle. Der Angreifer war nun so nah, dass sich Samuel in Erwartung der Kollision reflexartig verkrampfte und die Augen verschloss.
Doch nichts geschah. Der Pilot zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Das Schiff war nicht mehr zu sehen. Schnell überprüfte er das Gravitationsradar. Der Jäger hatte ihn nicht gerammt, sondern war knapp unter der Chuzpe hindurch getaucht und raste nun vor ihr her. Der zweite Split erhöhte sein Tempo wieder und schloss auf. Samuel begriff die Absicht der Angreifer augenblicklich. Sie hatten erkannt, dass er nur in eine Richtung feuern konnte, und hatten sich daher aufgeteilt, damit einer von ihnen ihm stets von einer ungedeckte Seite attackieren konnte. Das verschaffte ihm eine Gnadenfrist von etwa zwei Minuten, die der vorausjagende Angreifer für sein Wendemanöver benötigen würde. Aber danach würde es endgültig kein Entrinnen mehr geben.
Da kam ihm ein Gedanke. Was wollten die Split? Wenn sie hier waren als Piraten und Plünderer, konnte es kaum ihre Absicht sein, sein Schiff zu pulverisieren. Möglicherweise ließen sie mit sich reden. Zumindest müssten sie eine Kapitulation akzeptieren. Samuel befahl Hesekiel eine Sprechverbindung mit dem Splitraumer hinter ihnen aufzubauen. Er musste sich ergeben, auch wenn ihm klar war, dass die Split keinen Grund haben würden, ihn am Leben zu lassen, sobald sie Schiff und Ladung erst einmal in ihren Besitz gebracht hatten.
Der Ruf wurde angenommen. Links unten auf der Frontscheibe erschien das Gesicht des fremden Piloten. Hätte Samuel es nicht besser gewusst, er hätte es vielleicht für jenes eines sehr kranken Menschen gehalten. Die Haut des Split war nikotingelb und fleckig. Sie wirkte rau, fast schon spröde und brüchig. Vereinzelte Büschel weißen Haares wuchsen dem Fremden vom Kopf, Kinn und Backen zierte ein gleichsam weißer Bart. Eine platte Nase, die unterhalb der Löcher nicht endete wie bei Menschen, sondern sich wieder gekrümmt zurückbog, um in der Oberlippe auszulaufen, vollendete das Bild.
Samuel verlor keine Zeit: „Ich ergebe mich Euch, Split!“
„Ghiv t'thalgh-mo! Ghiv t'thalgh-mo!“, schrie dieser.
„Was will der?“, murmelte Samuel.
Hesekiel interpretierte die Frage korrekt als an ihn gerichtet: „Unklar. Ihr Gesprächspartner bedient sich einer Splitsprache oder einem Dialekt, deren Vokabular nicht Bestandteil meiner linguistischen Datenbanken ist. Allerdings lassen sich Ähnlichkeiten mit dem mir bekannten Craku darauf schließen, dass man Sie auffordert, in einer Ihrem Gegenüber geläufigen Sprache zu kommunizieren.“
Trotz der ernsten Lage entlockte die Absurdität dieser Situation Samuel ein kurzes Lachen. Doch ein erneuter schwerer Treffer erstickte es schnell. Der Jäger, der die Chuzpe überholt hatte, hatte sein Wendemanöver beendet und kam noch zurück. Von vorn und hinten hämmerten jetzt die Energieblitze auf den Frachter nieder. Die Schilde hatten bereits ein Drittel ihrer Stärke verloren. „Hesekiel, schnell: Was heißt 'Ich ergebe mich!' in diesem Craku?“
Der Computer sprach den Satz leise vor und Samuel versuchte ihn möglichst exakt nachzusprechen. Der Effekt war indes nicht der Gewünschte. Der Split auf im Kommunikationsfenster stieß brüllend einen Stoß Silben aus, von denen sich Samuel nicht vorstellen konnte, dass sie zu irgendeiner Form von Sprache gehörten. Dann hob er Split seine linke Hand ins Bild und formte mit seinen sechs Fingern eine Geste, deren Sinn sich dem Menschen ebenso entzog wie jener der Laute. Dann unterbrach der Fremde die Sprechverbindung.
Soviel zur Diplomatie. Beide Angreifer rasten wieder auf die Chuzpe zu und nahmen sie in die Mangel. Samuel musste sich etwas einfallen lassen, insbesondere da die Sensoren zwei weitere sich nähernde Schiffe aufgespürt hatten, die in wenigen Minuten eintreffen würden. Sie kamen von irgendwoher aus dem äußeren Sonnensystem, womit praktisch auszuschließen war, dass es um Militär- oder Polizeieinheiten handelte.
Da hatte Samuel eine Idee. Die Chuzpe war wendiger als andere Frachter dieser Größe, wenngleich bei weiten nicht so beweglich wie die agilen Kampfschiffe der Verfolger. Er wies Hesekiel an, unmittelbar bevor die beiden Splitjäger sie erreichten, direkt vom vollen Vorwärtsschub auf maximalen Bremsschub umzuschalten und die Chuzpe nach oben ausbrechen zu lassen. Samuel überging den Einwand des Computers, ein solches Vorgehen sei angesichts der Leistung der Inertiakompensatoren unzulässig, und wiederholte seinen Befehl. Dann legte er den Sicherheitsgurt des Copilotensitzes an und nahm den Beschuss des Schiffes hinter der Chuzpe wieder auf.
Schließlich war der Moment gekommen. Erwartungsgemäß konnten die Kompensatoren die Trägheitskräfte des radikalen Tempo- und Kurswechsel nicht vollständig abfangen. Samuel wurde nach vorne in die Gurte geschleudert, welche ihm die Luft abpressten, so dass er für einige Augenblicke das Bewusstsein verlor.
Die furchtbaren Schmerzen halfen ihm, sich - nachdem er wieder erwacht war – umgehend zu orientieren. Er fühlte sich elend. Kräfte von weit über fünf G hatten auf seinen Körper gewirkt und seine inneren Organe kurzfristige zusammen gedrückt. Die Gurte hatten tiefe Schnittwunden in seine ungeschützte Haut gezogen und ihm mindestens eine Rippe gebrochen. In seinem Mund schmeckte er Blut, das er reflexartig ausspuckte. Sein Mageninhalt folgte dem Blut auf der Stelle. Das Schlimmste aber war das Gravitationsradar. Das riskantes Manöver war ohne jeden Erfolg geblieben. Die Verfolger waren nicht, durch das plötzlich zwischen ihnen verschwindende Ziel irritiert, ineinander gerast, sondern waren einander problemlos ausgewichen und steuerten die Chuzpe nun wieder ein weiten Parabelbahnen an. Benommen und müde verfluchte Samuel sich selbst. Hatte er wirklich geglaubt, dass es funktionieren würde? Wahrscheinlich sah er zu viele schlechte Holovids.
Während seiner Bewusstlosigkeit hatte Hesekiel auch die Kontrolle des Heckgeschützes übernommen. Samuel machte keine Anstalten, sie wieder in eigene Hand zu nehmen. Erschöpft und resigniert stierte er auf den Bildschirm und verfolgte, wie seine Bordkanone wie von Geisterhand geführt die Split mit Schüssen eindeckte, die weiterhin kaum Wirkung zeigten. Indes war die Schildstärke der Chuzpe unter zwanzig Prozent gefallen. Backbord stürzte ein weiterer Asteroid am Schiff vorbei. Seine schrumpelige grauweiße Oberfläche wuchs am rechten Bildschirmrand in die Höhe. Hesekiel hatte die Chuzpe nur in wenigen Metern Abstand an dem Himmelskörper vorbei gesteuert, um durch ihn eine wenig Schutz zu gewinnen.
Ein plötzlicher Einfall ließ Samuel aus seiner Lethargie erwachen. Er riss die Waffenkontrolle an sich und wartete bis die Verfolger über dem Horizont des allmählich entschwindenden Asteroiden auftauchten, dann feuerte er eine Salve auf dessen vereiste Oberfläche ab. Gefrorenes Wasser und Stickstoff verdampften in der Hitze des Lasers in wenigen Picosekunden und breiteten sich explosionsartig aus. Die Gaswelle schob sie von ihren Kurs ab. Nur minimalst, doch durch die sich gleichzeitig um die Schiffe herumlegende Materiewolken wurden deren Gravitationssensoren für einen winzigen Moment gestört, was eine weitere Kursabweichung zur Folge hatte. Einer der beiden Jäger schrammte daher nun seitlich über den Asteroiden. Eines seiner Triebwerke wurde dabei abgerissen und der Pilot verlor die Kontrolle über sein Schiff. Das verbliebene Triebwerk schleuderte den Jäger noch einmal kurz von dem Gesteinsbrocken fort, bis er, wild um mehrere Achsen wirbelnd, endgültig eben dort aufschlug und in einem Feuerball verging.
„Yatta!“, jubelte Samuel begeistert. Doch seine Freude wehrte nur kurz. Der zweite Split hatte ihn eingeholt und feuerte aus allen Rohren. Seine Treffsicherheit hatte sich schlagartig deutlich gesteigert. Bislang hatten der fremde Krieger nur mit seiner Beute gespielt, jetzt war er wütend. Zwei weitere Lenkgeschosse lösten sich von seinem Schiff und rasten auf die Chuzpe zu. In weniger als einer Minute würden sie in den malträtierten Schutzschilden einschlagen und diese endgültig kollabieren lassen. Unwesentlich früher würden die beiden anderen Schiffe die Chuzpe erreichen, die ihr aus Richtung des äußeren Systems entgegen kamen und in diesem Augenblick ihre Waffen aktivierten. Hesekiel konnte sie inzwischen als nicht registrierte Raumfahrzeuge menschlicher Bauart identifizieren, wahrscheinlich Piraten.
Samuel ließ die Hände von den Kontrollen gleiten. Er konnte nichts mehr. In 42 Sekunden würde sein Leben sinnlos enden. Seltsamerweise empfand er keine Panik, zu absurd wirkte auf ihm der Gedanke nur mit einem Handtuch bekleidet zu sterben.
Entwurf Fünf wrote:Fusa
„Was? Wie?“ Schlagartig war Samuel wach und sah sich verwundert um. Er saß auf dem Boden des Cockpits, direkt vor dem Pilotensessel. Er musste eingenickt und hinab gerutscht sein. Er rappelte sich wieder auf und gratulierte sich im Stillen zu seinen Nerven. Während einer Verfolgung einzuschlummern war auch ihm bislang noch nicht gelungen.
„Wie lange war ich weg, Hesekiel?“
„Meinen Daten zufolge haben Sie das Schiff nicht verlassen, Greenwald-sama.“, entgegnete der Bordcomputer.
Samuel verdrehte die Augen. Warum waren die kommerziellen Computermodelle nur immer so schwer von Begriff. Wehmütig dachte er an die leistungsstarken KIs zurück, mit denen er beim Militär gearbeitet hatte. Eigentlich erinnerte sich Samuel an alles aus seiner Militärzeit mit Wehmut. Seitdem der Krieg vorbei, war es mit ihm im Groben und Ganzen nur noch abwärts gegangen. Naja, dachte er sich, dem Rest des Universums ging es auch nicht besser. Nicht einmal Jorge. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Den Anzeigen zufolge konnte er nicht lange geschlafen haben. Dafür sprach auch seine weiterhin merklich große Müdigkeit. „Nee, ich brauch nen Java.“, murmelte er sich den Kopf reibend. Wie lange war er jetzt unterwegs gewesen? Zwei Tage? Davon mehr als die Hälfte der Zeit auf der Flucht. Die Grenzen der Föderation schienen Woche für Woche besser bewacht zu sein. Argon machte ernst mit der Fusa. Die Blockade war immer schwerer zu umgehen, bald würde er seine Fahrten einstellen müssen. Ansonsten würde er sich früher oder später auf Artur wiederfinden und im eisigen Klima der Strafkolonie nach Titanium graben. Die Zeit der Schmuggler neigte sich ihrem Ende zu. Wer es heute noch zu etwas bringen wollte in den Freien Sektoren musste auf Piraterie umsteigen. Dafür aber brauchte man ein Kampfschiff und nicht einen alten Frachter wie Samuels AP Chuzpe.
Er schlurfte zum Getränkeautomaten hinüber, zog seine Tasse heran, in deren Ablagerungen man wahrscheinlich inzwischen auch schon nach Titanium schürfen konnte, und hieß dem Apparat, die schwarze Brühe zuzubereiten. „Hesekiel, was machen unsere Verfolger?“
„Darüber liegen mir keine Daten vor.“
Samuel grunzte. Es wurde wirklich Zeit für den Java, die Begriffsstutzigkeit seines Computers erforderte seine volle Konzentration. Ein kurzen „Pling“ signalisierte, dass das Getränk fertig und eingegossen war. Zunächst nippte Samuel nur vorsichtig ein paar Male von der noch heißen, bitteren Flüssigkeit, dann erlaubte er sich einen kräftigeren Schluck. Sofort fühlte er sich reger und Hesekiel gewappnet: „Haben unsere Verfolger wieder aufgeholt? Sind sie wieder in unserer Ortung?“
„Negativ, Greenwald-sama. Der letzte Ortungskontakt liegt fünf Stunden 43 Minuten zurück.“
„Gut, informiere mich, sobald es wieder einen Kontakt gibt.“
Fast sechs Stunden, dachte Samuel. Die Tasse in der Hand kehrte er zu seinen Kontrollen zurück und setzte sich wieder in den Pilotensessel. Die Patrouillen verfügten über die neueste militärische Ausrüstung, die Reichweite ihrer Sensoren würde jener der Chuzpe weit überlegen sein. Zudem konnten sie auf die berüchtigten 'Argons Augen' zurückgreifen und niemand konnte mit Gewissheit sagen, welchen Raum genau dieses Netz von Überwachungssatelliten abdeckte. Trotzdem: fast sechs Stunden. Samuel hielt es nicht für wahrscheinlich, dass die Patrouille seinen Kurs so lange verfolgt und ihm dennoch nicht gestellt hatte. Folglich mussten sie seine Spur verloren haben oder hatten die Verfolgung eingestellt. Denn auch für die Einheiten der Fusa lohnte es sich nicht, einen einzelnen Mercator-Frachter tagelang durch die Leere des Alls zu scheuchen, selbst wenn dieser vollständig aus Salz gewesen wäre.
Samuel rief die Karte des Sternensystems auf seinem Bildschirm auf. Ein einsamer grüner Punkt markierte die Chuzpe, die sich mitten im Irgendwo befand. Jenseits der Umlaufbahn Rasnars, des fünften Planeten, den das Sprungtor nach Argon Prime umkreiste, war Heimat des Lichts ein wilder, unbewohnter Sektor. Aufgrund der unklaren politischen Lage sandten nicht einmal die großen Bergbaukonsortien ihre Erkundungssonden dorthin. Samuel schloss nicht aus, dass er der erste Mensch wäre, der in den Raum zwischen den Bahnen von Sobek und Jurate, des siebten und achten Planeten, vorstieß. Das war ein erhebendes Gefühl.